Sondersitzung des Ausschusses - Polizeichef bestreitet Vorzugsbehandlung von Redmann nach Trunkenheitsfahrt

Mi 24.07.24 | 19:03 Uhr
  60
ARCHIV - 19.04.2024, Brandenburg, Potsdam: Brandenburgs Polizeipräsident Oliver Stepien.(Quelle: dpa/Soeren Stache)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 24.07.2024 | Ismahan Alboga | Bild: dpa/Soeren Stache

Hat CDU-Spitzenkandidat Redmann nach seiner Alkoholfahrt einen Vorteil erhalten, weil interne Polizeinachrichten erst spät an die Öffentlichkeit gegangen sind? Der brandenburgische Polizeipräsident hat dies am Dienstag bestritten.

Der Brandenburger Polizeipräsident Oliver Stepien hat bestritten, im Zusammenhang mit der Alkoholfahrt des CDU-Landeschefs Jan Redmann die Informationsabläufe zur Polizeikontrolle verzögert zu haben. Dies sei ein "unhaltbarer Vorwurf", sagte Stepien in der Sondersitzung des Innen- und Rechtsausschusses im Landtag am Mittwoch.

Es ging um den Umgang mit sogenannten vertraulichen WE-Meldungen der Polizei - das bedeutet Meldungen über wichtige Ereignisse - über die das Innenministerium vertraulich unterrichtet wird. Die Linksfraktion hegte den Verdacht, dass es für Redmann eine Vorzugsbehandlung gab und ihm über einen veränderten Informationsablauf innerhalb der Behörde ein Zeitfenster verschafft wurde, um sich öffentlich erklären zu können.

Keine WE-Meldung aus Angst vor Leaks

Polizeipräsident Stepien sagte in dem Sonderausschuss, er weise ein Verzögern oder Verschleppen zurück. Das Innenministerium sei in dem Fall am Morgen nach der Kontrolle telefonisch wegen Eilbedürftigkeit informiert worden. Eine sogenannte "WE-Meldung" wurde allerdings nicht gemacht. Man habe befürchtet, dass sie an die Öffentlichkeit gelangen könnte und Redmanns Persönlichkeitsrechte verletzt würden. Am folgenden Tag wurde eine entsprechende Nachricht doch noch angefertigt und elektronisch verschickt.

Innenminister Michael Stübgen (CDU) sagte: "WE-Meldungen sind Antipode zu Pressemitteilungen." Sie seien Verschlusssache und dürften nicht an die Öffentlichkeit gelangen, wegen ihrer Vertraulichkeit und schützenswerter Informationen. Die Betroffenen selbst werden nicht benachrichtigt.

Péter Vida, Fraktionsvorsitzender von BVB/Freie Wähler, stellte infrage, ob Redmann überhaupt einen Vorteil gehabt habe. Schließlich handele es sich um interne Nachrichten, die nicht zur Veröffentlichung oder zur Weitergabe an die Presse vorgesehen sind. "Dieser Vorwurf ist nur legitim, wenn man davon ausgeht, dass die WE-Meldungen immer durchgestochen werden", sagte er.

Laut Polizei seien in jüngster Zeit mehrere WE-Meldungen unrechtmäßig an die Öffentlichkeit gelangt, sodass derzeit wegen des Verdachts der Verletzung von Dienstgeheimnissen ermittelt würde. Dazu liegen zwei Strafanzeigen gegen unbekannt vor, denen die Ermittlungsbehörden nun nachgingen.

Redmann ging in die Offensive

Redmann, der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in zwei Monaten ist, war in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli von der Polizei kontrolliert worden. Bei einer Fahrt mit einem E-Scooter zu seiner Wohnung in Potsdam hatte er 1,3 Promille Atemalkohol. Der CDU-Landes- und Fraktionschef hatte die Öffentlichkeit zwölf Stunden später selbst informiert und den Fehler eingeräumt.

Die Linksfraktion verweist bei ihrer Kritik etwa auf den schweren Verkehrsunfall der Linke-Landtagsabgeordneten Bettina Fortunato. In diesem Fall sei auch die Staatskanzlei innerhalb einer Stunde informiert gewesen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.7.2024, 19:30 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 25.07.2024 um 20:00 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

60 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 60.

    Es fällt mir schwer, bei Ihrem Kommentar unvoreingenommen zu bleiben, denn ich weiß ja, was Sie sonst so schreiben und deswegen frage ich mich, ob Sie Ihren Kommentar auch so verständnisvoll verfasst hätten, wenn das einem Politiker einer Partei passiert wäre, die Sie nicht mögen. Ich kann jedenfalls für mich sagen, dass ich 1,3 Promille bei keinem Politiker verstanden und auch nicht einfach nur als "Fehler" bezeichnet hätte, egal welcher Partei er angehört hätte. Sie können mich beim Wort nehmen, falls etwas ähnliches jemand anderen in Zukunft passieren wird, werde ich mich genauso verhalten, wie jetzt auch. Wie Sie sich dann verhalten, werde ich ja dann sehen.

  2. 59.

    Das Fehlverhalten von Redmann ist hier für viele willkommener Anlass sich "wichtig" zu machen. Hätte sich Redmann korrekt gesetzestreu verhalten <> würde vielen Kommentator:innen echt was fehlen.

  3. 58.

    Tipp: Wenn Sie das nächste Mal andere Menschen imitieren wollen, sollte Sie sich mal mit deren Duktus auseinandersetzen.

    Das ist mit ein Grund warum ich hier nie kommentieren werde.

  4. 57.

    Richtig und so lange diese Widersprüche nicht aufgearbeitet werden, wird es auch weiterhin eine Debatte geben. Ein schaler Beigeschmack bei der Sache bleibt bei mir auf jeden Fall, egal wie Jan Redmann sich jetzt verhält. Alleine schon deswegen, weil ich mir nicht sicher sein kann, ob er dieses Verhalten wirklich nur ein einziges Mal gezeigt hat. Ich wünsche mir, dass es so war, aber wie wahrscheinlich ist es denn, dass er bei seiner ersten Fahrt auch gleich erwischt wird? Das kann sein, aber es kann eben auch nicht sein. Ich bin skeptisch, auch wenn ich weiß, dass das nicht besonders fair ist. Ich fasse allerdings nur das in Worte, was mir dazu durch den Kopf geht. Für einige hier scheint ja ein solches Verhalten kein großartiges Problem darzustellen. Ich bewerte das allerdings etwas anders.

  5. 56.

    Wenn Sie meine Sätze mal vollständig und vor allem unvoreingenommen lesen würden, hätten Sie sich Ihren Kommentar sparen können. Das hat nichts mit Relativieren zu tun, sondern es ist eine Tatsache, dass Menschen Fehler machen. Wenn man da jedes Mal so ein Geschrei drum machen würde, wäre die Welt extrem laut. Redmann wird für sein Tun gerade stehen müssen. Ob er zurück treten sollte, entscheiden seine Wähler und seine Partei, nicht die, die ihn ohnehin nie wählen würden.

  6. 55.

    "Er wurde erwischt, er gab es zu, nun funktioniert die Justiz und er bekommt die Strafe/das Bußgeld, die jeder andere Bürger in vergleichbarer Situation ebenfalls zu akzeptieren hat, da vor dem Gesetz alle gleich sind."

    Er hat seine Trunkenfahrt nur scheibchenweise zugegeben. Redmann hatte behauptet er wäre in eine Routinekontrolle geraten. Das stimmt eben nicht, er ist wegen Schlangenlinien fahren aufgefallen.

    Außerdem ist m.E. der Vorwurf man hätte Redmann Zeit gelassen immer noch nicht ausgeräumt. Manche sind vor dem Gesetz eben ein wenig gleicher.

  7. 54.

    Der Mann hat wirklich eine Dummheit gemacht.
    Warum hat es sich denn nicht von den netten Kollegen der Polizei nach Hause fahren lassen und sich selbst als Steuer gesetzt? Das wäre doch als gutes Beispiel für eine Wiederwahl durch die Presse gegangen.
    Andere Politikermarionetten sind da findiger und lassen sich sogar das Auto nach Hause bringen.
    Alles machbar in der Politik Herr Nachbar.

  8. 53.

    Sommerloch-Story statt echte Themen

  9. 52.

    Auch ich verstehe das hier sich breitmachende Ausmären wegen Redmann nicht. Er wurde erwischt, er gab es zu, nun funktioniert die Justiz und er bekommt die Strafe/das Bußgeld, die jeder andere Bürger in vergleichbarer Situation ebenfalls zu akzeptieren hat, da vor dem Gesetz alle gleich sind.

  10. 51.

    "habt Ihr keine wirklichen Probleme, anstatt Euch wegen diesem Kinderkram künstlich aufzuregen?"

    Interessant, 1,3 Promille und damit eine Straftat sind für sie Kinderkram, anscheinend dann aber doch wichtig genug, um einen solchen Kommentar zu hinterlassen.

  11. 50.

    Bestrafen wie jeden Anderen und dann ist das Ding durch

  12. 49.

    habt Ihr keine wirklichen Probleme, anstatt Euch wegen diesem Kinderkram künstlich aufzuregen?

  13. 48.

    Mich bewegt das als wahlberechtigte Brandenburgerin - es ist von öffentlichem Interesse. Und wenn ich in den Kommentaren lese, dass so ganz nebenbei leitende Beamte im Innenministerium und Justizministerium von Brandenburg nicht auf strikte Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit achten, dann stimmt mich das mehr als nur nachdenklich.

  14. 47.

    Aus Angst um ihre Pfründe und dem Machterhalt geschuldet, wird hier die sprichwörtliche Sau täglich durchs Dorf getrieben.
    Begleitet von Chor der Empörten: „Sehr her!“, „Sehr her, der Law & Order Redmann!“ Schimpf und Schande!
    Wem aber wird das mediale Standgericht nützen? Der in der Wählergunst gefallenen sPD, der Ein-Thema-Gruppierung die Grünen?
    Es ist aber auch beschämend, wieviele Moralisten hier die Stimme erheben „wer ohne Schuld ist, werde den ersten Stein“ einige bekommen vom Werfen schon einen Tennisarm.
    Die Welt wäre so gut, wenn Alle so wären.

  15. 46.

    Echt jetzt, das ist das was Wähler gerade bewegt?

  16. 45.

    Wieviele von den alkoholisierten Verkehrsteilnehmern streben eine gut dotierten Posten an der eine gewisse Vertrauenswürdigkeit voraussetzt?

    Redmann ist in der Vergangenheit oft genug als Law & Order Politiker aufgefallen, an sich selbst stellt er aber andere Maßstäbe. Zudem hat er nachweislich nach einer Straftat gelogen.

    Nach Alkoholfahrten sind schon ganz andere Politiker aus der dritten Reihe zurückgetreten aber Redmann will MP werden!

  17. 44.

    Und wenn der Innenminister Stübgen (CDU) und der Polizeipräsident Stepien mindestens Mitverantwortung tragen bei weiteren aktuellen Vorkommnissen, bei denen zwei Minister und mehrere Staatsanwälte geschützt werden? Weshalb berichten die Medien nicht darüber bzw. weisen Hinweise darauf ab?! Und einige Landtagsabgeordnete aus Brandenburg, insbesondere aus der SPD und den Grünen, wissen ebenso davon. Das Grinsen des Polizeipräsidenten Stepien hat dann wohl seine Gründe.

  18. 43.

    Je Jahr gibt es in Deutschland rund 40.000 Unfälle mit alkoholisierten Verkehrsteilnehmern. Von wie vielen wird berichtet? Der Herr hat keinen Unfall gebaut und ist einer von wie vielen die durchschnittlich jeden Tag in Berlin "erwischt" werden? Von denen wird auch nicht berichtet. Nein ich toleriere es nicht aber man sollte die Kirche auch mal im Dorf lassen.

  19. 42.

    Redmann hat sich selbst und der cDU geschadet. Niemand anderes. Ihr Versuch davon abzulenken ist typisch.

Nächster Artikel