Kuratoriumssitzung - Offener Koalitionsstreit über Einflussnahme auf Landeszentrale für politische Bildung

Fr 20.09.24 | 15:38 Uhr | Von Sabine Müller
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Archivbild:Katharina Günther-Wünsch am 22.12.2023.(Quelle:imago images/Funke Foto Services)
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Audio: rbb24 Inforadio | 20.09.2024 | Sabine Müller | Bild: imago images/Funke Foto Services

Es geht um politische Einflussnahme auf die Berliner Landeszentrale für politische Bildung: Die Berliner SPD hat den Koalitionspartner CDU düpiert und in einem Antrag gemeinsam mit Grünen und Linken die Unabhängigkeit der Institution gefordert. Von Sabine Müller

Die kontroverse Debatte über mögliche Einflussnahme auf die Berliner Landeszentrale für politische Bildung weitet sich zum offenen schwarz-roten Koalitionsstreit aus.

Bei der Sitzung des Kuratoriums der Landeszentrale am Freitag brachte die SPD einen Antrag ein, der sich gegen "einseitige parteipolitische Einflussnahme" verwahrt. Darin wird von der CDU-geführten Bildungsverwaltung eine "differenzierte Betrachtung des Gesamtwirkens der Landeszentrale" eingefordert und die "öffentliche Infragestellung" der Institution kritisiert.

"Das macht man nicht"

Der Antrag wurde im Kuratorium, das mit neun Abgeordneten besetzt ist, mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken verabschiedet. Die CDU stimmte dagegen.

Der CDU-Abgeordnete Danny Freymark zeigt sich nach der Sitzung "irritiert" über das Verhalten des sozialdemokratischen Koalitionspartners, weil es keine Vorabstimmung gegeben habe. "Das macht man nicht. Ich bedauere, dass es bei der SPD unterschiedliche Ansprüche gibt, wie man zusammenarbeitet."

Der Streit entzündet sich an einer neuen Stabsstelle in der Bildungsverwaltung, die laut Bildungssenatorin Günther-Wünsch (CDU) den "Wildwuchs" in der politischen Bildungslandschaft bekämpfen soll und dabei auch die Arbeit der Landeszentrale in den Blick nimmt.

Angespannte Stimmung und persönliche Anwürfe

Die SPD-Abgeordnete Maja Lasic sieht dadurch die Überparteilichkeit der Landeszentrale gefährdet. Dem rbb sagte sie nach der Sitzung, deshalb habe sie es als "notwendig erachtet, dass sich das Kuratorium positioniert".

Nach Angaben der Grünen hat Senatorin Günther-Wünsch auf der Sitzung eingefordert, die Landeszentrale müsse detaillierte Informationen zu jedem einzelnen geplanten Projekt mit der Verwaltung absprechen. Der CDU-Abgeordnete Freymark widersprach dem. "80 bis 90 Prozent der Kritik sind unberechtigt und blanker Unsinn."

Teilnehmer beschrieben die Stimmung auf der Sitzung als sehr angespannt, es habe auch persönliche Anwürfe gegeben.

Günther-Wünsch bestreitet politische Einflussnahme

Günther-Wünsch gab sich beim Verlassen der Sitzung kurz angebunden. "Ich denke, die Diskussionen müssen noch weitergeführt werden, da sind wir noch nicht am Ende", sagte sie dem rbb. Erneut betonte sie, über die neue Stabsstelle werde es keine politische Einflussnahme geben, es gehe lediglich um mehr Effizienz und Nachhaltigkeit.

Die SPD-Abgeordnete Lasic kündigte an, die schwarz-rote Koalition müsse jetzt intern über die Situation sprechen. Die Grünen wollen das Thema am kommenden Donnerstag auf die Tagesordnung des Abgeordnetenhauses setzen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.09.2024, 07:20 Uhr

Beitrag von Sabine Müller

Kommentar

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18 Kommentare

  1. 17.

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

  2. 16.

    Die LbP handelt meines Wissens nach überparteilich aber nicht gänzlich unabhängig, da sie als eine Art nachgordente Behörde der zuständigen Senatsverwaltung agiert und unterliegt da sicher auch einer gewissen Fachaufsicht, welche die zuständige Senatorin sicher auch mit einer gewissen Schwerpunktsetzung ausüben kann und diesem Falle wohl auch so beabsichtigt. Eine einseitig abzulehnde Einflussnahme wäre z.B. eine Forderung nach parteilicher Veröffentlichung von CDU nahen Schriften etc., aber davon scheint ja hier nicht die Rede zu sein. Also viel Lärm um wenig bis nichts...

  3. 15.

    Also mehr auch mehr als die Hälfte der Berliner Bevölkerung, welche diese drei Parteien ja gewählt haben?

  4. 14.

    Antwort auf [Flora] vom 20.09.2024 um 16:42
    "Wer will schon politische Einflussnahme durch SPD, Grüne und Linke?"

    Das ist nur gar nicht die Frage. Es war auch nicht SPD, GRÜNE, DIE LINKE,
    die mit Geschäftsordnungstricks, falschen wie denunzierenden Anwürfen das "Oyoun" geschlossen haben. Es war der CDU-Kultursenator im Kulturkampf seiner Partei gegen das was diese rechten Kulturkämpfer "Wildwuchs" nennen.
    In auffälliger Übereinstimmung mit dem, was sich die AfD vornimmt gegen unabhängige Kultureinrichtungen.

    Aber Sie können natürlich weiter das Märchen vom allseits dominierenden "Linken Mainstream" erzählen. Von dem man angeblich umstellt, gehänselt und gegretelt ist.
    Obwohl in den letzten Jahrzehnten in den entscheidenden Themen nicht eine einzige "linke Agenda" durchgesetzt wurde.
    Kein Wunder.Link ist ja seit Jahrzehnten weder Bundesregierung, noch Mainstream in der EU, noch das es irgendwo irgendeine weltbedeutende "Linke" Regierung gäbe.

  5. 13.

    Die Landeszentrale für politische Bildung hat bisher parteiunabhängig gearbeitet. Und das soll und muss sie auch bitteschön weiter so tun.
    Das ist ihr Job und ein hohes Gut.
    Danke LPB!
    Hauptsache die Budgetierung ist auch für die kommenden Jahre gesichert.
    Insofern ist die Diskussion richtig und wichtig.

  6. 11.

    Die pauschale und unbegründete Abwertung der Äußerungen anderer ist übrigens auch ziemlich undemokratisch im öffentlichen Diskurs. Genau das ist ein großes Übel heute.
    Und ein bisschen Humor hat noch keinem geschadet. Ach, heute heißt das ja Humor"kompetenz". ;-)

  7. 8.

    „Wer will schon politische Einflussnahme durch SPD, Grüne und Linke?“

    SPD, Grüne und Linke

    Is doch voll klar

  8. 7.

    Wer will schon Einflußnahme durch Chrupalla, Weidel und Bachmann-Höcke?

  9. 6.

    Aus den Kommentaren bisher ist erkenntlich, wie wichtig politische Bildung ist.

  10. 3.

    Wer will schon politische Einflußnahme durch die CDU?

  11. 2.

    "Das macht man nicht" - einfach CDU beim Abbau des demokratischen Rechtsstaats im Stich lassen. Also wirklich, SPD, das macht man nicht!

  12. 1.

    Das zeigt erneut, dass die SPD kein verlässlicher Partner ist!

    Wenn die Genossen von der SPD immer wieder links abbiegen, wird eine vertrauensvolle Zusammenarbeit unmöglich gemacht.

    Aber die nächsten Wahlen stehen ja an und dann wird das große Wehklagen in der SPD aufkommen!

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