Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg - Grünen-Abgeordnete Bayram kandidiert nicht mehr für den Bundestag

Di 08.10.24 | 15:22 Uhr
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Archivbild: Canan Bayram im Deutschen Bundestag am 13.09.2024.(Quelle:picture alliance/dts Nachrichtenagentur)
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Audio: radioeins vom rbb | 08.10.2024 | Alexandra Nestmann | Bild: picture alliance/dts Nachrichtenagentur

Die Berliner Grünen-Bundestagsabgeordnete Canan Bayram verzichtet aus Unzufriedenheit über den Kurs ihrer Partei auf eine Kandidatur bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr. Sie habe sich gegen eine Kandidatur entschieden, "unter anderem weil mir immer weniger klar ist, wofür die Partei Bündnis 90/Die Grünen eigentlich steht", schrieb Bayram am Dienstag in einer persönlichen Erklärung [bayram-gruene.de]. "Insoweit kann ich den Menschen nicht mehr erklären, wofür wir stehen beziehungsweise ob sie uns vertrauen können."

Seit 2017 im Bundestag

Bayram gilt als Vertreterin eines dezidiert linken Kurses bei den Grünen. Sie vertritt seit 2017 als direkt gewählte Abgeordnete den Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost im Bundestag. Bayram folgte dort direkt auf Hans-Christian Ströbele, dem 2002 als erstem Grünen-Politiker die Direktwahl in den Bundestag gelungen war. Seitdem haben die Grünen in dem Wahlkreis stets das Direktmandat gewonnen.

"Werde den Kreisverband nicht unterstützen"

Als ihre politischen Schwerpunkte gibt die Politikerin die Menschenrechte, Friedenspolitik, Antidiskriminierung und Mieterschutz an. In der Grünen-Bundestagsfraktion habe sie zuletzt aber "immer weniger Zustimmung zu meiner Argumentation beziehungsweise Perspektive" erhalten, schrieb Bayram nun. Sie laufe "immer mehr Gefahr, lediglich ein Feigenblatt für meine Fraktion zu werden, die weniger Menschenrechte als populistische Diskurse in den Fokus ihrer Arbeit nimmt".

Dies könne und wolle sie nicht mittragen, schrieb die Grünen-Politikerin. "Daher habe ich mich entschieden, meine politische Arbeit außerhalb des Parlaments zu verlagern." Ihr Mandat werde sie aber noch bis zur nächsten Wahl ausüben.

Wer anstelle Bayrams für den Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost bei der Bundestagswahl 2025 antritt, entscheidet sich bereits am Dienstag. Als Kandidaten treten Katrin Schmidberger und Andreas Otto an. Bayram schrieb in einem Brief an die Bewohner:innen im Wahlkreis [bayram-gruene.de], sie "unterstütze keine der Kandidaten bzw. Kandidatinnen und werde den Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg nicht im Wahlkampf unterstützen".

Sendung: radioeins vom rbb, 08.10.2024, 16:30 Uhr

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18 Kommentare

  1. 18.

    "Als ihre politischen Schwerpunkte gibt die Politikerin die Menschenrechte, Friedenspolitik, Antidiskriminierung und Mieterschutz an."
    Ich lese da nichts, was die grüne Politik eigentlich ausmachen sollte. Wie z.B. Naturschutz und Umweltschutz. Ich denke, bei den Linken wäre sie besser aufgehoben.

  2. 16.

    Mehr, als dass eine Person in Friedrichshain-Kreuzberg auf dem Ticket der Grünen fährt, ist es umgekehrt: Die Bündnisgrünen nutzen des Ticket des und der Kandidierenden. Das war in erster Linie bei Christian Ströbele so und das ist auch bei Canan Bayram so. Insofern spricht bei ihr überhaupt nichts gegen die Weiterführung des Mandats bis zum Ende der Legislaturperiode. Wann immer das ist - ob im September 2025 oder ggf. vorher.

  3. 15.

    Ich kann die Motivation 100 %ig nachvollziehen. Wo schon die Bündnisgrünen während der Regierung Schröder - Fischer sich ggü. Hartz IV das Rückgrat haben brechen lassen, wiederholt sich dies nun in vergleichbarer Weise bei der auf unabsehbare Zeit hinweg getätigten Verriegelung und Verrammelung der Grenzen.

    Bevor ein Mensch zur schlechten Kopie eines erschreckenden Originals wird, ist es besser, zu gehen, um die eigene Würde zu behalten.

    Ich ziehe meinen Hut.

  4. 13.

    Ein ganz normales politisches Ereignis. Die Grünen Kandidatin hat sich in der Partei zunehmend mit ihrer Meinung isoliert und kandidiert nicht mehr. "Ihr Mandat werde sie aber noch bis zur nächsten Wahl ausüben". Klar, die 10000 € monatlich plus etliche Vergünstigungen sind ja auch nicht schlecht. Entspricht bis zum echten Ausstieg einem Geldwert von etlichen Tausendern.

  5. 12.

    Sehr schade, damit geht meine Erststimme in Zukunft nicht mehr an die Grünen.

  6. 11.

    Kein Verlust für Berlin!

    Frau Bayram hat wohl die Ergebnisse aller letzten Wahlen nicht verfolgt, sonst hätte sie mitbekommen, dass überholte linke Positionen von den Wählern/Bürgern nicht mehr gewünscht sind - deshalb ist die "Linke" auch aus dem Brandenburger Parlament geflogen und wird sich demnächst komplett auflösen.

    Nun können die "Grünen" mit ihren woken, geschlechterneutralen Stuhlkreisen ohne sie weitermachen.

  7. 10.

    Ich stimme Ihnen zu: Fast jede/r Abgeordnete ist ersetzbar. Es gibt viele andere Parteimitglieder, die Realpolitik machen können. Seit es in Deutschland demokratische Strukturen gibt, gibt es in jeder Generation fähige Menschen in der Politik.

  8. 9.

    Tja liebe Grün*innen, aus der Opposition heraus lassen sich viele Forderungen an die Regierung stellen. Ist man selbst am Ruder holt einem die Realität ein.

  9. 8.

    Sie war in der falschen Partei. Radikal links.
    Für vernünftige grüne Realo-Politik ist es gut, dass vermehrt Personen wie sie die Partei verlassen.

  10. 7.

    Ein schwerer Verlust. Im nordoreanischen Staatsfernsehen würden jetzt massenhafte Weinkrämpfe der Bevölkerung übertragen werden.

  11. 6.

    Schade, ein Verlust für die Grüne Politik.

  12. 4.

    Schade. Eine der wenigen Grünen die ich noch wählen würde.

  13. 3.

    Frau Bayram wirkte innerhalb der Grünen immer wie ein linkerer Fremdkörper.

    Sie passt besser zur Linken.

  14. 2.

    Endlich wurde Zeit

  15. 1.

    Kein Verlust jeder ist ersetztbar freut sich der nächste auf den Posten.

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