Zum 7. Oktober - Pro-israelische und pro-palästinensische Demos in Berlin beendet

Sa 05.10.24 | 21:06 Uhr
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Palästina-Demo am 05.10.24 in Tempelhof
rbb
Video: rbb24 Abendschau | 05.10.2024 | V. Marquardt / A. Tiemeyer / S. Kleine | Bild: rbb

Der Terrorangriff auf Israel jährt sich zum ersten Mal, es wird an den israelischen Einmarsch in Gaza erinnert und der Angriff auf den Libanon kritisiert. In Berlin demonstrierten daher am Samstag Tausende Menschen - weitere Demos werden erwartet.

  • Am Samstag gab es eine pro-israelische Demonstration in Mitte und eine pro-palästinensische Demo in Kreuzberg
  • beide Demos verliefen weitgehend friedlich
  • Sonntag und Montag sind weitere Veranstaltungen geplant
  • Die Polizei stellt sich auf einen Großeinsatz ein

Tausende Menschen protestierten laut Polizei am Samstagnachmittag und -abend in Berlin-Mitte und Kreuzberg. Anlass ist der nahende Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober und der Nahost-Konflikt.

Kurz vor 17 Uhr startete eine pro-palästinensische Demo mit mehreren Hunderten Demonstranten vom Platz der Luftbrücke und zog durch Kreuzberg. Geplant war, die Demo am Brandenburger Tor enden zu lassen. Der Versammlungsleiter beendete die Demo jedoch früher in der Friedrichstraße/ Ecke Zimmerstraße, wie die Polizei dem rbb bestätigte.

Nachdem der Protestzug am Nachmittag losgelaufen war, sprach die Polizei bereits von mehr als 1.000 Teilnehmern. In der Spitze waren es weit mehr, aber unter 2.000, wie ein Polizeisprecher am Abend sagte. Am Potsdamer Platz wurden Texte palästinensischer Schriftsteller verlesen werden. "Ein Jahr Genozid - und die Welt schaut zu. Gegen Polizeigewalt", lautet der Titel der Veranstaltung. Die Demonstration war ursprünglich bis 22 Uhr geplant, endete aber gegen 20.30 Uhr.

Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schwenkten Palästina-Flaggen, auf Schildern war zu lesen "Free Palestine". Auf einem großen, mit roter Farbe überzogenem Transparent stand "Stop Israels Blood Genoicide" (Stoppt Israels Blut-Völkermord). In Reden wurden deutsche Waffenlieferungen nach Israel kritisiert. Der Tonfall war dabei teils aggressiv. Mehrere Demonstranten hielten Fotos hoch, die Polizisten bei Einsätzen zeigten, und prangerten Polizeigewalt an.

Vereinzelt wurden am Samstagabend verbotene Parolen gerufen, bestätigte eine Polizei-Pressesprecherin dem rbb. Ob es zu Festnahmen oder Personalienaufnahme kam, war am Samstagabend nicht noch nicht geklärt.

Antifa-Gruppierung beteiligt sich an pro-israelischer Demo

Der Zug einer pro-israelischen Demonstration mit dem Titel "Gegen die antisemitische Internationale" durch Mitte endete bereits am späten Nachmittag. Laut Polizei nahmen rund 650 Menschen teil. Der Umzug sei laut der Polizei weitgehend friedlich verlaufen.

Einige Demonstrierende schwenkten Fahnen Israels. Auch Teile der linksradikalen Szene beteiligten sich. Auf einem Plakat war etwa zu lesen "Reclaim Antifa. Emanzipation statt Antisemitismus".

Am Rande des Demonstrationszuges kam es laut einer rbb-Reporterin zu einer aufgeheizten Auseinandersetzung zwischen pro-israelischen Teilnehmern sowie rund 20 pro-palästinensischen Gegendemonstranten. Ihre Personalien wurden festgestellt; ob es zu Straftaten kam, ist noch unklar.

Weitere Nahost-Demos am Sonntag und Montag in Berlin geplant

Am Sonntag demonstrieren erneut pro-palästinensische Gruppen gegen die Angriffe Israels, diesmal wollen sie von Kreuzberg bis zur Sonnenallee in Neukölln laufen.

Parallel versammeln sich Unterstützer Israels am Brandenburger Tor und am Bebelplatz unter dem Titel: "Gemeinsam gegen das Verbrechen der Hamas an Israelis und Palästinensern. Für die Freilassung der Geiseln und das Ende der Hamas-Herrschaft in Gaza." Geplant ist auch eine Trauer-Mahnwache für die vielen Todesopfer des Kriegs.

Friedensdemonstration am Montag am Potsdamer Platz

Zum eigentlichen Jahrestag am Montag, den 7. Oktober, soll eine Friedensdemonstration am Potsdamer Platz beginnen. Der Titel lautet: "Nie wieder ist Jetzt für Alle, Frieden in Nahost". Am Abend erinnern Demonstranten an den Überfall und ziehen von der Gedächtniskirche zur Jüdischen Gemeinde in der Fasanenstraße.

Auch am Mariannenplatz und an der Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg sowie am Bebelplatz in Mitte sind am Montag Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen für "die Opfer des antisemitischen Massakers vom 7. Oktober" geplant.

Berliner Polizei stellt sich auf Großeinsatz ein

Die Berliner Polizei wird laut Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hart gegen antisemitische Straftaten im Zusammenhang mit dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel vorgehen.

Hass, Hetze und Antisemitismus gehörte nicht auf die Straßen Berlins, sagte Spranger am Samstag. Man werde "alles dafür tun, dass Demonstrationen rund um den 7. Oktober friedlich und sicher durchgeführt werden können".

Die Berliner Polizei stellt sich nach eigenen Angaben auf einen Großeinsatz ein. Knapp 500
Polizistinnen und Polizisten sind im Einsatz, wie die Polizei am Samstagnachmittag auf der Onlineplattform X mitteilte. Am Montag sollen rund 2.000 Beamte die Demonstrationen absichern.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.10.2024, 19:35 Uhr

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44 Kommentare

  1. 44.

    Weil uns gegenüber Israel geschichtsbedingt eine besondere Verantwortung trifft und wir daher unverbrüchlich an der Seite dieses tapferen Staates zu stehen haben.

  2. 43.

    Erklärung könnte sein, die Verursacher da zu treffen, wo sie sind. Solche Gruppen machen ja nirgends halt, auch nicht an Grenzen. Schon gar nicht an Grenzen von Ländern, um deren Existenz gestritten wird.

    Schaut man in die Geschichte, war wohl geschichtsschreiberisch zuerst das Volk Judäas dort (wie gemischt auch immer), dann ein Hin und Her mit Vertreibungen und Verstreuung über die ganze Welt, nur ein kleiner Teil blieb. Andere wanderten ein und sagten, das sei nun ihr Land. So in etwa habe ich die Arte-Doku verstanden (4 Teile). Zwischen WK 1 und 2 kamen relativ viele Nachfahren der Verstreuten zurück und bauten sich ihrs auf.

    Frage nun, wem was "gehören" solle. Und warum. Letztlich müssen alle irgendwo leben und brauchen ihren Ort, ihre Lebensweise. Sie müssen sich selbst miteinander einigen, finde ich. Alles andere wird nur wieder als Einmischung und Kolonialismus gesehen. Schwierig und verfilzt, all das.

  3. 42.

    Wenn das so ist, wie Sie schreiben, dann spielen die Israelis ja sehr gewagt mit dem Feuer. Das die Aktionen international nicht gerade gebilligt und stark kritisiert werden scheint wohl egal zu sein ? Wo soll denn die Reise letztendlich hingehen ?

  4. 41.

    Es ist der Versuch das Israel in seinem Grundfesten bedrohende terroristische Krebsgeschwür ein für allemal auszuräumen. Wer die Geschichte Israels kennt, wusste das dieser an Brutalität nicht zu überbietende Massenmord an unschuldigen Israelis nur eine Antwort kennt.
    Allerdings wird Israel in dieser Logik verfangen auch die Frage des Irans in geeigneter Form lösen müssen.
    Und genau das beunruhigt mich doch sehr, weil sich geopolitisch im Iran indirekt die nuklearen Großmächte und muslimischen Strömungen des Orients gegenüber stehen.
    Ich möchte jetzt nicht in der Haut des amerikanischen Präsidenten stecken, aber bin heil froh, dass er Joe Biden und nicht Donald Trump heißt.

  5. 40.

    Warum werden wir hier eigentlich mit hineingezogen in diese unendliche Spirale.
    Davon abgesehen - kann man den Terrorismus und die Terroristen bekämpfen, indem man die Zivilbevölkerung opfert?
    Selbst in Israel gibt es Demonstrationen gegen die Politik von Netanjahu.

  6. 39.

    Liegt nur daran, dass viele israelkritisch Leute auch antisemitisch sind. Sind nicht alle, würde aber sagen ein Großteil.

  7. 38.

    Wenn Sie schon wissen, dass das Problem nicht militärisch gelöst werden kann, müsste das Israel eigentlich doch auch wissen, oder ?

  8. 37.

    Ich unterschreibe das nicht. Israel stand schon immer allein da. Es kann sich nur auf die USA verlassen, auch nicht zu 100%. Der Antisemitismus ist allgegenwärtig und überall sowie uralt.

  9. 36.

    Wie viele Opfer gab es im letzten Jahr im Gaza-Streifen, in Israel, in Libanon, im Jemen, im Iran undundund...
    Zählt jemand mit...?

  10. 35.

    Dafür wird u.a. an der Infra-Struktur oder Schulen eingespart, um so etwas zu finanzieren. Irgendwo muss es ja herkommen. Man muss aber auch feststellen, dass eine sehr, sehr große Mehrheit von diesen Zustände, im Gegensatz zu Ihnen, begeistert ist. Die Wahlergebnisse sprechen da eine deutliche Sprache.

  11. 34.

    Die Strategie Israels ist nachvollziehbar, wenngleich ich persönlich sie auch für zu kurz gegriffen halte: Es geht um die definitive Ausschaltung der Hamas durch Auslöschung ihrer Führungsebene. Ich denke, dass das auf einem langjährigen Prozess beruht, die Hamas einschlägig zu beobachten und auszuspionieren, was sich die Sicherheitsorgane in Israel als Erfolg anrechnen.

    Deshalb blieb die tatsächliche Gefahr am 7. Oktober unbeobachtet. Das Psychtrans-Festival nahe der Grenze stand offenbar nicht im Fokus, auch weil es diese "halbnackten Trommler" waren, mit der die Mehrheitsgesellschaft in Israel und besonders LIKUD keine Sympathien heg(t)en.

    Für zu kurz gegriffen halte ich persönlich die Strategie Israels deswegen, weil die Hamas ja nicht aus einem Nichts entstanden ist, sondern zugleich auch soziale Funktionen erfüllt. Das verweist auf eine Lücke. Es kann nicht militärisch gelöst werden, was eine Mischung von Militärischem und Sozialen ist.

    Bei allem Füchterlichen.

  12. 33.

    Bekämpfung des Terrorismus. Durchsetzung des UN Beschlusses. Abwehr des Beschusses durch Raketen. Schutz der Vertriebenen. Israel reagiert auf den Terror.

  13. 32.

    Der französische Präsident Macron fordert Stopp von Waffenlieferungen für Gaza-Kämpfe an Israel.
    Kann man nur unterschreiben.

  14. 30.

    Mit welchem Recht marschiert Israel jetzt im Libanon ein? Haben sie dafür auch eine israelfreundliche Erklärung. Im nahen Osten regiert nur die Vergeltung und nicht die Vernunft.

  15. 29.

    Genau meine Meinung. Da sind Leute dabei, die schon zig mal Straftaten begangen haben. Ab in den Flieger, raus aus Deutschland. Haben letztens doch ein Polizeiauto angezündet. Was lassen wir uns alles bieten.

  16. 28.

    Zum Verständnis hilft das hier https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/antisemitismus/unsere-plakate-kurz-erklaert/

  17. 27.

    „ Der aber links und israelkritisch einzusortieren ist. Somit in allen Konflikten nicht objektiv,“

    Also objektiv ist man, wenn man nicht links und nicht israelkritisch ist?
    Oder habe ich die Ironie übersehen?

    Ich würde es jedenfalls schon für einen Fortschritt in der Debatte halten, wenn man israelkritisch nicht mit antisemitisch gleichsetzt. Was noch viel zu oft geschieht.

  18. 26.

    Ich frage mich wielange unser Staat diese Demos noch genehmigen wollen und was dieses an Steuergelder kostet.

  19. 25.

    Sehr guter Kommentar habe die Nase auch voll davon.
    Ab zum Gazastreifen und sich da Luft machen.
    Immer sind es die Deutschen da wundert man sich über so manche Wahlergebnisse.
    Da hat man doch schon gar keine Lust mehr in die Innenstadt zu fahren und sich das Festival Off Live anzusehen.

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