Berlin - Kevin Kühnert tritt als SPD-Generalsekretär zurück

Mo 07.10.24 | 14:47 Uhr
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Archivbild: Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär, äußert sich bei einem Fernsehinterview in der SPD-Zentrale. (Quelle: dpa/Jutrczenka)
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Audio: rbb24 Inforadio | 07.10.2024 | Miriam Berger | Bild: dpa/Jutrczenka

Kevin Kühnert räumt den Posten des Generalsekretärs der SPD. Der 35-Jährige begründet diesen Schritt mit gesundheitlichen Problemen. Die Berliner SPD zeigt sich überrascht und betroffen.

  • Kevin Kühnert tritt mit sofortiger Wirkung als SPD-Generalsekretär zurück
  • Er verweist auf gesundheitliche Probleme
  • Die Berliner SPD reagiert überrascht und würdigt seine Verdienste

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert tritt zurück. In einer Mail an Partei-Mitglieder führte er zur Begründung seine Gesundheit an. "Ich selbst kann im Moment nicht über mich hinauswachsen, weil ich leider nicht gesund bin", schrieb Kühnert am Montag. "Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden. Deshalb ziehe ich die Konsequenzen."

Der Generalsekretär schrieb weiter, dass er die beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil "vor wenigen Tagen informiert" habe, dass er vom Amt des SPD-Generalsekretärs am Montag zurücktrete. Außerdem habe er die Vorsitzenden der SPD im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg darüber informiert, dass er nicht mehr erneut bei der kommenden Bundestagswahl antreten werde.

Umfeld: Gesundheitliche Gründe sind nicht vorgeschoben

Kühnert stand seit Wochen auch politisch unter Druck, weil die SPD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen schlecht abschnitt. Nachdem die beiden Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour nach der Landtagswahl in Brandenburg zurücktraten, wurde Kühnert mehrfach mit der Frage konfrontiert, ob er nicht auch Verantwortung für die Wahlergebnisse übernehmen wolle - obwohl die SPD in Brandenburg dann sogar stärkste Kraft wurde. Kühnert antwortete mehrfach, dass er sich die Frage auch stelle und zu einem Rückzug bereit sei, wenn er nur meinen würde, dass dies der SPD helfen werde.

In seinem Umfeld wurde aber am Montag betont, dass die angeführten gesundheitlichen Gründe nicht vorgeschoben seien. Die Entscheidung habe Überwindung gekostet und schmerze ihn, weil er politische Arbeit "mit Herzblut" betreibe, schrieb Kühnert. Er trage aber eine doppelte Verantwortung - für sich selbst und die SPD.

Berliner SPD: "Rücktritt hat uns überrascht"

Der Rücktritt von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert ist in seiner Partei mit Betroffenheit aufgenommen worden. Die beiden Berliner SPD-Landesvorsitzenden Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel zeigten sich überrascht von dem Schritt. Gleichzeitig äußerten sie Respekt und Verständnis für Kühnert. "Wir danken ihm aus vollem Herzen für seine Verdienste für die deutsche Sozialdemokratie und für die SPD Berlin", erklärten sie. Böcker-Giannini und Martin Hikel würdigten Kühnert als Sozialdemokraten und Herzblutpolitiker, dessen Rücktritt Respekt verdiene. Zugleich wünschten sie ihm gesundheitlich alles Gute.

Der gebürtige Berliner Kühnert war seit 2021 Generalsekretär der Sozialdemokraten und zog im selben Jahr in den Bundestag ein. Zuvor wurde er als Vorsitzender der Jusos bundesweit bekannt - unter anderem, weil er eine Kampagne gegen eine GroKo aus Union und SPD organisierte. 2019 spielte er eine entscheidende Rolle, als die Parteilinken Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans in der Stichwahl gegen den heutigen Kanzler Olaf Scholz und Klara Geywitz an die SPD-Spitze kamen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.10.2024, 14.00 Uhr

Kommentar

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48 Kommentare

  1. 48.

    Mit dem Wünschen ist das so eine Sache. Es wird wohl eine Utopie bleiben, solange mit zweierlei Maß gemessen wird. Solange Schul- oder Studienabbrecher besser angesehen werden, als z.B. ein gestandener Handwerksmeister, wird sich daran nichts ändern. Selbst akademische Abschlüsse werden heute verächtlich gemacht.

  2. 47.

    Traurig, sehr sad! Vor ein paar Tagen wurde er noch von Lanz+helfern in die Mangel genommen.Hoffe keine schlimme Krankheit. Und Ihr Idioten hier, die sich darüber lustig machen, was ist in Eurem Leben schief gelaufen?

  3. 46.

    In jeder Hinsicht gute Besserung

  4. 45.

    Stimme dem Inhalt voll zu. Es reicht auch nicht, ständig in einer Talk Show präsent zu sein. Alles dort nur Geschwafel. Viel bewegt hat er nicht. Eine schöpferische Pause wird ihm gut tun. Trotzdem wünsche ich ihm baldige Genesung, viel Kraft und später einen Neuanfang, wo auch immer.

  5. 44.

    Ob die SPD sich nun um die Arbeitenden kümmern wird? Mehr Netto vom Brutto reicht jetzt nun nicht mehr... aus.

  6. 43.

    Warum sollte jemand mit guten Wirtschaftskenntnissen und Erfahrungen für wenig Geld in die Politik gehen. Denke hier kommt es auch auf andere Kompetenzen an.

  7. 42.

    Sehr bedauerlich! Kevin Kühnert, Sie sind ganz sicher nicht schuld am SPD-Abstiegskurs. Wie oft habe ich gedacht: wäre er nur mal Kanzlerkandidat, dann könnte ich nach über 30 Jahren mal wieder die SPD wählen.
    Alles erdenklich Gute und beste Erholung und Genesung! Auf dass Sie hoffentlich irgendwann wieder gestärkt und mit neuem Herzblut in die Politik zurückkehren! Es braucht aufrechte Genossen, wie Sie einer sind.

  8. 41.

    .....zeigt er doch das üble Weltbild des Posters.
    Wer eine solche Nachricht nutzt um einen Kübel Häme auszuschütten, der hat wohl wirklich die Kontrolle über sein Leben verloren.

  9. 40.

    Ganz ohne Häme kann festgestellt werden, dass Jemand eine sehr dicke "Haut" braucht, um das alles durchzustehen und es MIT ein Kennzeichen jeder Partei ist, dass nicht nur fair und mit offenem Visier gestritten wird, sondern in Teilen auch hinterrücks. Das alles müssen Menschen in solchen Positionen AUCH aushalten.

    Matthias Platzeck als seinerzeit im Rücktritt befindlicher brandenburgischer Ministerpräsident hat die Zeitbeanspruchung seinerzeit so formuliert: Der Arzt hätte ihm das Nachfolgende gesagt: ´40 Stunden kannste arbeiten, 80 Stunden nicht.´Zweitgenanntes ist das Arbeitspensum von Ministerpräsidenten, von Partei- und Fraktionsvorsitzenden und von Generalsekretären.

  10. 39.

    Das ist schlimm für Ihn wie für uns! Gute Besserung! Hoffe, nichts schlimmes! Die Ergebnisse sind tröstlich bis traurig. Der SPD wünschen wir einen neuen Linksruck und für Kevin gute Besserung! Er war ein kluger und ehrlicher Kämpfer für das Soziale in Deutschland! Schade. Und die Grünen werden jetzt gebraucht!
    Man sieht nochmal, daß knapp eine neue NS-Herrschaft verhindert wurde.

  11. 38.

    Gute Besserung Herr Kühnert und Respekt für diesen Schritt der sicher nicht leicht fällt.

    aber Herr Kühnert ist ja jetzt selber durch Fremdenhass und Migrationsfeindlichen Äußerungen aufgefallen, von daher brauchen Sie keine Angst haben, dass der Fremdenhass größer wird.

  12. 37.

    Ja sehr schade. Zu ehrlich und zu sensibel für diese Zeit. Ich kann es ihm nicht verdenken.

  13. 36.

    Dieser aufrichtige Herr hat kein kritisches Wort zu Cum-Ex-Geschäften und den Gedächnisverlusten des Bundeskanzlers gemacht. Nach Frau Ricarda Lang die zweite Person aus der Ampelkoalition, die keine Berufsausbildung hat. Es ist zu wünschen, dass nun endlich Personen mit wirtschaftlicher Ausbildung und wirtschaftlicher Berufserfahrung in die Führungsriegen der Parteien kommen. Deutschland braucht mehr sozialversicherungspflichtige, steuerpflichtige Arbeitsplätze. Arbeitnehmer in diesem Land brauchen mehr Netto vom Brutto.

  14. 35.

    Nun wovon? Ich denke ersten ist sein Wunsch aufzuhören zu respektieren. Egal aus welchen Gründen. Und verdient haben wird er nicht zu knapp. Das Arbeitsamt schickt ihm dann Stellenangebote von der AFD ... . Da er jeden Zumutbaren Job annehmen muß wird sich schon was finden. Einen Plan B wird er hoffentlich haben.

  15. 33.

    Wenn hier jemand schreibt „Die SPD verliert einer der Wenigen Guten“, frage ich mich, was das über den Zustand der SPD aussagt.
    Nichts gelernt, kein Studium abgeschlossen, nie gearbeitet - wovon soll er jetzt leben?

  16. 31.

    Gute Besserung! Sehr schade, ich fand ihn sehr fähig!

  17. 29.
    Antwort auf [Roadrunner ] vom 07.10.2024 um 14:03

    Warum?

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