Berlin - Kevin Kühnert tritt als SPD-Generalsekretär zurück

Mo 07.10.24 | 19:03 Uhr
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Archivbild: Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär, äußert sich bei einem Fernsehinterview in der SPD-Zentrale. (Quelle: dpa/Jutrczenka)
Audio: rbb24 Inforadio | 07.10.2024 | Miriam Berger | Bild: dpa/Jutrczenka

Kevin Kühnert räumt den Posten des SPD-Generalsekretärs. Er begründet diesen Schritt mit gesundheitlichen Problemen. SPD-Mitglieder in Berlin zeigen sich betroffen. Unterdessen wurde bekannt, wer Kühnerts Nachfolger werden soll.

  • Kevin Kühnert tritt mit sofortiger Wirkung als SPD-Generalsekretär zurück
  • Er verweist auf gesundheitliche Probleme
  • Die Berliner SPD reagiert überrascht und würdigt seine Verdienste
  • Fraktionsvize Mathias Miersch soll Kühnert-Nachfolger werden

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert tritt zurück. In einer Mail an Partei-Mitglieder führte er zur Begründung seine Gesundheit an. "Ich selbst kann im Moment nicht über mich hinauswachsen, weil ich leider nicht gesund bin", schrieb Kühnert am Montag. "Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden. Deshalb ziehe ich die Konsequenzen."

Der Generalsekretär schrieb weiter, dass er die beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil "vor wenigen Tagen informiert" habe, dass er vom Amt des SPD-Generalsekretärs am Montag zurücktrete. Außerdem habe er die Vorsitzenden der SPD im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg darüber informiert, dass er nicht mehr erneut bei der kommenden Bundestagswahl antreten werde.

Umfeld: Gesundheitliche Gründe sind nicht vorgeschoben

Kühnert stand seit Wochen auch politisch unter Druck, weil die SPD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen schlecht abschnitt. Nachdem die beiden Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour nach der Landtagswahl in Brandenburg zurücktraten, wurde Kühnert mehrfach mit der Frage konfrontiert, ob er nicht auch Verantwortung für die Wahlergebnisse übernehmen wolle - obwohl die SPD in Brandenburg dann sogar stärkste Kraft wurde. Kühnert antwortete mehrfach, dass er sich die Frage auch stelle und zu einem Rückzug bereit sei, wenn er nur meinen würde, dass dies der SPD helfen werde.

In seinem Umfeld wurde aber am Montag betont, dass die angeführten gesundheitlichen Gründe nicht vorgeschoben seien. Die Entscheidung habe Überwindung gekostet und schmerze ihn, weil er politische Arbeit "mit Herzblut" betreibe, schrieb Kühnert. Er trage aber eine doppelte Verantwortung - für sich selbst und die SPD.

Berliner SPD: "Rücktritt hat uns überrascht"

Der Rücktritt von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert ist in seiner Partei mit Betroffenheit aufgenommen worden. Die beiden Berliner SPD-Landesvorsitzenden Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel zeigten sich überrascht von dem Schritt. Gleichzeitig äußerten sie Respekt und Verständnis für Kühnert. "Wir danken ihm aus vollem Herzen für seine Verdienste für die deutsche Sozialdemokratie und für die SPD Berlin", erklärten sie. Böcker-Giannini und Martin Hikel würdigten Kühnert als Sozialdemokraten und Herzblutpolitiker, dessen Rücktritt Respekt verdiene. Zugleich wünschten sie ihm gesundheitlich alles Gute.

Der gebürtige Berliner Kühnert war seit 2021 Generalsekretär der Sozialdemokraten und zog im selben Jahr in den Bundestag ein. Zuvor wurde er als Vorsitzender der Jusos bundesweit bekannt - unter anderem, weil er eine Kampagne gegen eine GroKo aus Union und SPD organisierte. 2019 spielte er eine entscheidende Rolle, als die Parteilinken Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans in der Stichwahl gegen den heutigen Kanzler Olaf Scholz und Klara Geywitz an die SPD-Spitze kamen.

Miersch soll Nachfolger werden

Nach ARD-Informationen soll der derzeitige Vize der SPD-Bundestagsfraktion, Mathias Miersch, neuer SPD-Generalsekretär werden. Die beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil schlugen den 55-jährigen Politiker aus Hannover demnach am Montagabend im SPD-Präsidium als Kandidaten vor. Dies sei auf einstimmige Zustimmung im SPD-Präsidium gestoßen.

Formal muss Miersch auf einem SPD-Parteitag gewählt werden. Bisher gibt es Planungen für einen außerordentlichen Parteitag im Sommer 2025. Miersch gilt als sehr gut vernetzt in der Partei und als Experte auf dem Gebiet der Energie-, Industrie-, Klima- und Wirtschaftspolitik.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.10.2024, 14.00 Uhr

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147 Kommentare

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  1. 145.

    Die SPD muss sich von Grund auf neu Aufstellen.
    Man darf nicht immer den Namen Willi Brand in den Mund nehmen, der würde sich im Grab umdrehen.
    Scholz, Esken und Konsorten müssen weg !
    Sollte die SPD wieder einmal anfangen Sozialpolitik zu machen, werden sie auch wieder gewählt.

  2. 144.

    In diesen seit Jahren immer größer werdenden "Spannungsfeld" zwischen Regierungsloyalität und Parteiprogrammatik hätte ich auch meine Schwierigkeiten gehabt und würde natürlich auch die eigene Gesundheit über den Job stellen.

  3. 143.

    GUTE BESSERUNG, Kevin, allein zuhause!!

  4. 142.

    Der Niedergang der SPD ist nicht mehr aufzuhalten, wenn Antifa-Esken das alleinige Sagen hat, die Person, die mir den Austritt leichter machte.

  5. 141.

    Wünsche Herrn Kühnert, das er sich wieder aufrappelt und gesundheitlich alles gut wird.

  6. 140.

    Gut so, übernimmt endlich Verantwortung für die schlechte SPD-Arbeit, die der Wähler ja bereits an der Wahlurne "belohnt" hat. Hat er eigentlich eine Ausbildung oder einen richtigen Beruf? Falls nicht, sollte er dieses jetzt nachholen, Auszubildende werden ja allerorts gesucht.

  7. 139.

    Endlich mal gute Nachrichten bei den Sozen.

  8. 138.

    Wer Kühnert's souveräne fundierte Gesprächsbeteiligungen im TV erlebte konnte sein großes Wissen spüren und daß er Herr seiner Sinne ist. Von seiner Krankheit erfuhren wir heute zum ersten Mal.

  9. 137.

    Es gibt Gründe warum man diesen Schritt geht.
    Den Grund braucht man nicht öffentlich breittreten.
    Man muss es akzeptieren. Punkt.

    Wenn die SPD nicht wäre, würde die AFD Fahne schon stärker wehen.

    Gute Besserung und gute Ärzte.

  10. 136.

    Warum? Die Liberalen polarisieren nicht und sind alle gesund. Sogar im Kopf... und bewahren uns in der Ampel vor dem Schlimmsten.

  11. 135.

    Gustav Noske, auch bekannt als ,,Bluthund'' hat bei den Berliner Aufständen 1919 über 1200 Menschen erschießen lassen. Darf ich fragen, warum Sie ihn mit Ihrem namen verehren!?

  12. 134.

    Warum sollte man mit 18 keinen Beruf erlernt haben ? Das haben viele andere auch. Na vielleicht macht er jetz noch eine Ausbildung, nun hat er ja die Zeit..

  13. 133.

    Zitat: "Hoffe dass gutes Personal nachkommt "

    Ganz bestimmt. In der SPD ballt sich ja Intelligenz und Kompetenz.

  14. 132.

    Mischt denn der Generalsekretär im Spiel der Großen nicht mit ? Hat er keinen Einfluss auf wichtige Entscheidungen, obwohl er kein Regierungsmitglied, sondern nur " Parlamentarier" ? Mich stört auch nicht das System, sondern wie einige Dinge falsch gehandhabt werden. Da ist noch Luft nach oben, würde Kühnert sagen.

  15. 131.

    Schnupfen vom Gegenwind? Sorry, war gemein. Gute Besserung.

  16. 130.

    Ich mag ihn. „Viel Glück und Gesundheit für die Zukunft, unser Land braucht Demokraten mit Rückgrat.“

    Und an alle, die hässliche Kommentare schreiben müssen, von Kühnert könnt ihr noch eine ganze Menge lernen.

  17. 129.

    Man, wollen Sie es nicht lapiereb? Das was Sie nachplappern ist ein alter Hut und kommt aus der Argumentationsecke der,,afd''!

  18. 128.

    Zumal man mit 18 keine 30 jährige Berufserfahrung haben kann. Ich fürchte, hier sind wieder AfD Leute unterwegs, die das ganze System ablehnen.

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