Rückzug der Bundesparteispitze - Berliner und Brandenburger Grüne fordern Neuausrichtung

Mi 25.09.24 | 13:43 Uhr
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Grünen-Parteivorsitzenden Ricarda Lang (r) und Omid Nouripour verlassen eine Pressekonferenz in der Bundesgeschäftsstelle Bündnis 90/Die Grünen. (Quelle: dpa/Sommer)
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Video: rbb24 | 25.09.2024 | Cathrin Bonhoff | Bild: dpa/Sommer

Die Grünen erlitten zuletzt deutliche Wahlniederlagen, in Brandenburg flogen sie aus dem Landtag. Der Bundesvorstand um Omid Nouripour und Ricarda Lang zog nun Konsequenzen. Die Landesverbände Berlin und Brandenburg fordern ein Umdenken.

Die Grünen-Landesverbände in Berlin und Brandenburg haben der Bundesspitze der Partei gegenüber Respekt für ihren angekündigten Rücktritt ausgedrückt. Die Berliner Landesvorsitzenden der Grünen, Nina Stahr und Philmon Ghirmai, dankten dem Bundesvorstand am Mittwoch für die "intensive Arbeit in dieser schwierigen Zeit" und gleichzeitig auch dafür, dass er den Weg für einen Neustart frei macht.

Der Vorstand mit den beiden Bundesvorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang hatte am Mittwoch in Berlin seinen Rücktritt angekündigt, mit der Begründung, die Partei befinde sich in der "tiefsten Krise seit einer Dekade" [tagesschau.de].

Rückbesinnung auf Themen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gefordert

Für die neue Parteiführung formulieren die Berliner Grünen als Schwerpunkte den Klimaschutz, die soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte. Diese Themen müssten "nun in der Bundesregierung auch wieder stärker" durchgesetzt werden. Die Grünen müssten sich außerdem um die "lebensnahen" Sorgen der Menschen, wie hohe Mieten und Lebenshaltungskosten kümmern. Stahr und Ghirmai zeigten sich am Mittwoch überzeugt, dass nur so verlorengegangenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewonnen werden könne, vor allem bei Jüngeren.

Ähnlich äußerten sich die Grünen in Brandenburg, die bei der Wahl am Sonntag den Wiedereinzug in den Landtag verpasst hatten. Die scheidende Fraktionsvorsitzende Petra Budke sagte, die Grünen benötigten mit Blick auf die Bundestagswahl in einem Jahr eine Rückbesinnung auf Werte wie den Klimaschutz und eine humanitäre Flüchtlingspolitik.

Zugleich betonte Budke, die bisherigen Bundesparteichefs Ricarda Lang und Omid Nouripour hätten den Brandenburger Landesverband im zurückliegenden Wahlkampf "sehr, sehr unterstützt". Das rechne sie den beiden hoch an, so Budke.

Vorstand noch bis zu Parteitag im November im Amt

Zuletzt hatten die Grünen mehrere schwere Wahlniederlagen erlitten. Bei den Wahlen am vergangenen Sonntag in Brandenburg hatten es die Grünen nicht über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Weil sie auch keine Direktmandate erzielten, die ihnen trotz Unterschreiten der Hürde den Wiedereinzug gesichert hätten, sind sie nun nicht mehr im Brandenburger Landtag vertreten.

Auch bei der Europawahl und den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hatten die Grünen drastische Verluste erlitten. In Thüringen scheiterten sie ebenfalls an der Fünf-Prozent-Hürde, in in Sachsen gelang ihnen knapp der Wiedereinzug ins Landesparlament.

Der aktuelle Bundesvorstand war im November 2023 eigentlich für zwei Jahre gewählt worden. Ihm gehören neben Lang und Nouripour noch die stellvertretenden Parteivorsitzenden Pegah Edalatian und Heiko Knopf, Geschäftsführerin Emily Büning und Bundesschatzmeister Frederic Carpenter an. Nach Langs Angaben soll der Vorstand noch bis zur Neuwahl auf dem Parteitag im November im Amt bleiben.

Sendung: rbb24, 25.09.2024, 13:00 Uhr

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15 Kommentare

  1. 15.

    Entgegen dem Versagen einer andereren Regierungspartei nehmen Omnipour u. Lang den Hut. Da wir in dem schönen Fürstenberg an der Oder wiedermal um die Altstadt bangen müssen, weil vor14 Tagen im Mittelgebirge zw. 200/220 bis 500mm Wasseräule auf 1m²Quadratmeter Boden niedergingen, sind doch die Weltzusammenhänge klar. Nur muss man das nicht mit dem unfasbaren Gendern/Gesehen werden wollen verbinden, was monatelang das(!)Thema war. Da hätte man schon sensibel registrioeren müssen, dass das v.a. in der ostdeutschen Gesellschaft kaum akzeptiert werden konnte. So wurde dem Anbwahlmosaik ein unbedeutendendes Steinchen nach dem anderen hinzugefügt. Aber die großen Themen in der Welt bleiben, soziale Gerechtigkeit, Schutz der Frauen/Männer/Kinder und solidarische (!) Hilfe dem Schwächeren gegenüber. Das Verpflanzen in eine neue Welt ist es eben nicht. Und mit Geld bewerfen, löst man kein Problem. Konzentriert euch erst mal auf den glimpfl. Ausgagng des derzeitig. Oder-Hochwassers

  2. 14.

    Warum kommt Frau Budke bei diesem desaströsen Wahlergebnis nicht auf die Idee, ihre eigene Position und Rolle zu hinterfragen? Sind an diesem Wahlergebnis etwa nur Herr Woidke und der Bundesvorstand der Grünen schuld?

  3. 13.

    Ihr post ist genauso nichtssagend wie das Wahlprogramm der AfD. Können sie verdeutlichen, welche Fehler die Grünen zu verantworten haben?

  4. 12.

    Nach drei Jahren in der Regierung will man sich um die "lebensnahen Probleme der Menschen kümmern". Na, Glückwunsch. Bleibt die Frage, warum erst jetzt?

  5. 11.

    Ich habe den Wahlkampf nicht verfolgt, aber soweit sind mir die beiden nicht negativ aufgefallen aber sie hatten es auch schwer die Erwartungen des erfolgreichen Vorgänger Duo's zu erreichen.

  6. 10.

    Alles Gute für die Zukunft, Sie werden eine große Lücke hinterlassen...

  7. 9.

    Der zweite Aspekt, der mit dem erstgenannten der Ökologie nur bedingt zusammenhängt:
    Kaum eine Partei (außer ggf. abgeschwächt bei der SPD) ist so sehr zerrissen, was die Verengung einschlägiger Konflikte allein auf das Militärische angeht. Nach meiner Empfindung sind auch ausgesprochene Pazifisten in bedingter Weise bereit, das Militärische ALS TEIL einer Bewältigung zu verstehen, ohne dabei Anderes und Weitergehenderes aus dem Auge zu verlieren - sprich: die Deeskalation auf beiden Seiten zweier Konfliktbeteiligter.

    Ein Teil ihres pazifistischen Flügels ist den Bündnisgrünen weggebrochen, während der andere Teil der Bündnisgrünen Jene, die George W. Bush mit seiner Parole der "Achse des Bösen" seinerzeit zu Recht kritisierten und auch verlachten, ihn heutzutage sogar noch übertrumpft. Ich hätte nie gedacht, das derartige voraufklärerische Weltbilder noch einmal Einzug halten.

  8. 8.

    Es gibt noch gute Nachrichten!
    Hoffentlich kommen jetzt gelernte Fachkräfte aus der Umwelttechnik mit Berufserfahrung in den Vorstand.
    Bevor Deutschland zum erheblichen Teil auf regenerative Energien umgestellt wird, müssen die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Elektroautos machen nur Sinn, wenn man sie nahezu genauso schnell wie Verbrennermobile aufladen kann. Man muss damit zügig von Berlin bis Sylt oder Baden-Baden durchfahren können.

  9. 7.

    Was für ein wunderbarer Tag!

  10. 6.

    Bauernopfer!
    Schade, dass die Falschen zurück treten.

  11. 5.

    Mit dem Auszug der Bündnisgrünen aus den einschlägigen Parlamenten ist ja mitnichten das ökologische Denken abgeschwächt oder gar verschwunden. Es ist unwiderruflich in der Gesellschaft "eingetragen", auch wenn Etliche mit den Folgen, was das denn nun heißt, konkret hadern. Die Leugnenden der Klimakatastrophe sitzen allein in der AfD; in allen anderen Parteien geht es um die Gewichtung, um die Koordination und das Ausmaß der erforderlichen und sinnvollen Maßnahmen.

    Zu viel wird immer noch billigend in Kauf genommen, als dass die Katastrophe voller Absicht und mit vollem Bewusstsein herbeigeführt würde.

    Die Ökologie ist das "Bett", die Einbettung der menschlichen Aktivitäten, die Ökologie nimmt in diesem "Bett" lediglich Platz. Anders herum wäre es absurd.

  12. 4.

    Von Lindner verlangen SPD und Grüne "Verantwortung übernehmen" anstatt jetzt die Ampel zu verlassen und dann sowas unter ebendiesem dem Deckmantel. Der Personalwechsel wird die Partei hoffentlich auch nicht mehr retten bis zur BTW nächstes Jahr. Dass man sich endlich mal den dringlichsten Problemen stellt, ist eher unwahrscheinlich.

  13. 3.

    Es wäre jetzt folgerichtig und dringend notwenig, wenn Herr Habeck und Frau Baerbock diesem Beispiel folgen würden und ebenfalls ihr Scheitern eingestehen und mit sofortiger Wirkung zurücktreten würden.

  14. 2.

    Das Problem der Grünen sind nicht Nouripour und Lang, sondern das Programm und die Ideologie dieser Partei.

    Die Wähler haben mit überwältigender Mehrheit ein vernichtendes Urteil über die Grünen gefällt und das wird sich, mit bisherigem oder neuem Vorstand, auch bei der kommenden Bundestagswahl nicht ändern.

    Unsere massiven aktuellen Probleme lassen sich mit der Ampel-Regierung und insbesondere mit den Grünen nicht lösen.

  15. 1.

    Die einzig richtige Entscheidung ... danke.

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