Verkehrsunfallbilanz 2024 - Unfälle unter Cannabis-Einfluss in Brandenburg stark angestiegen

Do 20.02.25 | 13:52 Uhr
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Ein Joint wird am Lenkrad gehalten (Bild: dpa / Panama Pictures / Christoph Hardt)
Audio: rbb24 Inforadio | 20.02.2025 | Amelie Ernst | Bild: dpa / Panama Pictures / Christoph Hardt

Im Zuge der Cannabis-Legalisierung gab es im letzten Jahr in Brandenburg auch deutlich mehr Unfälle unter dem Einfluss des Rauschmittels. Keine andere Unfallursache sei so stark angestiegen, sagte Innenministerin Lange.

Auf Brandenburgs Straßen ist es 2024 zu mehr Unfällen unter Cannabis-Einfluss gekommen. Die Zahl stieg um 25 Prozent von 96 Unfällen im Jahr 2023 auf 120, wie aus der Verkehrsunfallbilanz des Landes Brandenburg hervorgeht.

Innenminister Katrin Lange (SPD) sieht eine Verbindung zur Teil-Legalisierung von Cannabis, die seit April 2024 in Kraft ist. Laut Lange habe keine andere Unfallursache habe einen solchen Anstieg verzeichnet.

Die Zahl der Verletzten bei Unfällen unter Cannabis-Einfluss stieg von 52 auf 61. Verkehrstote gab es dabei 2024 nicht - 2023 waren es noch zwei.

Die Polizei habe vor der Legalisierung durch die Ampelregierung gewarnt, und auch sie selbst habe davon nichts gehalten, sagte die Innenministerin. "Die Ampel hätte weit besser daran getan, sich um ganz andere Probleme in diesem Land zu kümmern. Die Entwicklung hat Kritiker und Skeptiker dieser Freigabe eher bestätigt."

Wer zu viel konsumiert, riskiert Strafen

Das Rauchen von Marihuana oder Haschisch ist seit dem 1. April erlaubt, allerdings müssen in der Öffentlichkeit Abstände zu Kindern, Jugendlichen, Kitas, Schulen und Spielplätzen eingehalten werden.

Nach der begrenzten Cannabis-Freigabe wurden im Sommer auch die Bestimmungen für Autofahrer angepasst. Für den berauschenden Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) gibt es einen gesetzlichen Grenzwert ähnlich wie die 0,5-Promille-Grenze für Alkohol.

Es gilt: Wer mit 3,5 Nanogramm THC oder mehr je Milliliter Blut unterwegs ist, riskiert in der Regel 500 Euro Bußgeld und einen Monat Fahrverbot. Wer zusätzlich Alkohol getrunken hat, muss mit einer höheren Geldstrafe rechnen. Für Fahranfängerinnen und Fahranfänger gilt wie beim Alkohol eine Null-Toleranz-Regelung.

Insgesamt weniger Verkehrsunfälle aber mehr Verletzte und Tote

Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Brandenburg im vergangenen Jahr gesunken. 73.543 Unfälle wurden registriert - etwa 700 weniger als 2023, so Innenministerin Lange bei der Vorstellung der vorläufigen Unfallbilanz. Die Zahl der Verletzten und Toten ist dagegen 2024 leicht gestiegen. 114 Menschen starben im vergangenen Jahr im Brandenburger Straßenverkehr - sechs mehr als 2023. Die Zahl der Verletzten ist von 10.948 auf 10.965 gesunken.

Damit bewegt sich die Unfallbilanz in etwa auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Anfang der 90er Jahre lag die Zahl der Unfalltoten in Brandenburg noch bei um die 900. Danach ist sie stetig gesunken. Dennoch sei jeder Unfalltote und jeder Verletzte einer zu viel, so Brandenburgs Verkehrsminister Detlef Tabbert (BSW).

Hauptursache überhöhte Geschwindigkeit

Etwa 65 Prozent der Unfälle ereignen sich innerhalb geschlossener Ortschaften. Hauptunfallursache bleibt überhöhte Geschwindigkeit (6.142 Fälle). Die Zahl der Unfälle durch zu geringen Abstand ist gesunken. Während 2023 durch diese Ursache noch 6.681 Unfälle verursacht wurden, waren es im folgenden Jahr 5.824. Auch die Unfälle durch Missachtung der Vorfahrt sind von 4.483 im Jahr 2023 auf 4.312 im Jahr 2024 gesunken.

Anstieg bei Unfällen mit Senioren

Häufiger als im Jahr zuvor waren Senioren an Unfällen beteiligt. In diesen Fällen waren sie meist auch die Unfallverursacher. 50 ältere Menschen wurden im Straßenverkehr getötet - neun mehr als 2023. Dabei handelt es sich überwiegend um Autounfälle.

Polizeivizepräsident Jan Müller sagte bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz in Potsdam, der Anteil der Unfälle, an denen Senioren beteiligten seien, nehme kontinuierlich zu. "Hier beobachten wir eine Entwicklung, die uns auch Sorgen bereitet." Die physische Widerstandskraft lasse mit dem Alter auch nach, und Verletzungen seien für Senioren in der Regel meist deutlich schwerer als bei jüngeren Verkehrsteilnehmern. Dennoch plane man keine verpflichtenden Fahrsicherheitstrainings oder Medizin-Checks für Senioren, so die Innenministerin. Man setze auf Freiwilligkeit und eine realistische Selbsteinschätzung der älteren Verkehrsteilnehmer.

Polizei startet Whatsapp-Kanal zur Prävention

Zur Prävention setzt die Polizei jetzt vermehrt auf digitale Kanäle. Die Behörde startete ihren Kanal "Prävention Polizei BB" auf Whatsapp. Darüber soll es Hinweise zum sicheren Verhalten im Straßenverkehr aber auch aktuelle Warnmeldungen zu Betrugsmaschen geben. Vor allem die Älteren in der Gesellschaft sollten auch über Messenger-Dienste erreicht werden, sagte Polizeivizepräsident Müller.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.02.2025, 13:30 Uhr

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45 Kommentare

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  1. 45.

    1.: Hoffe ich doch. Möchte meine Altersversorgung noch möglichst genießen können.
    2.: Nochmal lesen, bitte. Die Altersvorstellungen sind nicht "mein Duktus" (So manch' jüngerer ist scheintoter).
    3.: Ja. Ok.
    Einen habe ich aber noch, Drogen (auch legale) und Medikamente die lt. "Roter Liste" zu einer Einschränkung beim Bedienen, Führen von Maschinen und der Teilnahme am Straßenverkehr führen können. Flapsig geschrieben, "Rückstandsfrei und Spaß dabei.".

  2. 44.

    Analysiert man die vom Polizei angegebenen Ursachen der sogenannte Unfälle, sind fast alle eigentlich durch überhöhte Geschwindigkeit verursacht, dazu gehören "zu wenig Folgeabstand" , "Abbiegen", "Vorfahrtsverletzung".

    Etwa bei Vorfahrtsverletzung kriechen viele Autos mit etwa 5 kmh anstatt anzuhalten.

    Auch bei "zu wenig Abstand" liest man immer wieder von sogenannte Unfälle mit mehrere Fahrzeug, dicht im Kolonne fahrend, alle mit zu wenig Abstand.

  3. 43.

    Nicht nur die Verharmlosung von Drogen ist bei Linken ein Problem. Aktuell geben die sich ja an allen Fronten Mühe.

  4. 42.

    1.: Sie werden auch mal älter
    2.: wir sollen bis 67+ arbeiten und gelten im Straßenverkehr ab 60 I'hrem Duktus folgend als fast Scheintot? Schwachsinn.....
    3.: Wenn ärztliche Tauglichkeit, dann gerne für ALLE KfZ-Nutzenden ab 30 Jahren alle 5 Jahre, ab 50 Jahren alle 2 Jahre und ab 70 Jahren jährlich - aber nur mit klarer Regelung der Gebühren.

  5. 41.

    Es wird jetzt ja auch viel mehr auf THC kontrolliert und getestet. Dazu kommt Cannabis wirkt nur ein paar Stunden ist aber bis zu drei Tage im Blut nachweisbar (Abbauprodukte mehrere Wochen) Wenn ein Cannabis Konsument völlig nüchtern in einen Unfall verwickelt wird (er muss nicht mal schuld sein) taucht er in der Statistik auf. So fair und objektiv sollte man schon sein.

  6. 40.

    "physische Widerstandskraft lasse mit dem Alter auch nach, und Verletzungen seien für Senioren in der Regel meist deutlich schwerer"
    Das ist nicht nur im Straßenverkehr so und angesichts der Alterspyramide werden noch mehr Senioren motorisiert unterwegs sein. Als Senior zählt man lt. Europarat mit 65, lt. UNO schon ab 60. Seis drum, als Senior würde ich ein verpflichtendes Fahrsicherheitstraining durchaus befürworten, auch Reaktions- und Sehtests und die Prüfung der allg. Fahrkünste, insbesondere denen, die die Abmessungen des eigenen fahrbahren Untersatzes betreffen. Es ist aber nicht zuviel verlangt im Gegenzug einen Stufenführerschein nach Leistungsgewicht und Vmax für Fahranfänger zu fordern. Gleichwohl dieses Modell bei "durchgefallenen" Senioren anzuwenden.
    "Selbsteinschätzung" ist bei beiden Altersgruppen manchmal nicht zu finden. Die Einen meinen, sie können es schon , die Anderen, sie können es noch. Die Ergebnisse dieser Selbsteinschätzung sieht man oft an Allebäumen u.ä.

  7. 39.

    Es geht um die Unfallzahlen in Brandenburg. Viel interessanter wäre also, ob alle Unfälle tatsächlich von im Lande gemeldeten Fahrzeugführern verursacht wurden. Brandenburg ist ein Transitland, alles was von Osteuropa nach Westeuropa will, muss da durch, auch der Flixbus und der LKW-Verkehr.

  8. 38.

    Komisch, in anderen Ländern funktioniert das. Kommen sie doch Mal aus ihrer Blase. Es ist längst nicht so dramatisch wie Leute wie sie das darstellen.

  9. 37.

    Sie verkennen, dass es eine deutliche Steigerung der verkehrsrechtlichen Verstöße gibt. Hatten wir ja schon immer, greift hier wohl nicht.

  10. 36.

    Unfälle unter Alkoholeinfluß 20x mehr, die Droge Nr. 1 muß aber scheinbar nicht erwähnt werden.

  11. 35.

    Was wurde erwartet? Vernunft im Umgang mit Cannabis? Bitte Blase verlassen, genau das hat Normaldenker erwartet.

  12. 34.

    Es ist doch egal was die Ursachen sind. Die Polizei könnten leicht dafür sorgen dass viel weniger sogenannte Unfälle passieren.

    Einfach am Straßenrand stehen und beobachten wie viel am Handy sind, Strafzettel anfertigen, Führerscheine einziehen, Basta!

  13. 33.

    Als ob der Cannabis Konsum nicht schon vorher gang und gebe war und für jeden zugänglich. Meckern, meckern, meckern

  14. 32.

    "Etwa 65 Prozent der Unfälle ereignen sich innerhalb geschlossener Ortschaften. Hauptunfallursache bleibt überhöhte Geschwindigkeit (6.142 Fälle)." Unfälle unter Canabis betragen hingegen "nur" 120 und Frau Lange sieht mal wieder die Ampel als die Schuldige für alles Negative. Apropos "Schuld" der Haushalt in Brandenburg, mit ehrheblichen Mindereinnahmen, da hat Frau Lange natürlich auch nichts mit zu tun, war ja auch die Ampel!
    Leider wird nicht deutlich was Frau Lange denn gegen die vielen Unfälle durch zu schnelles Fahren machen will! Vielleicht verkündet sie ja demnächst, dass auch die Ampel daran Schuld hat.

  15. 31.

    ... und Nüchternheit auch. Wenn man mal bedenkt wie viele nüchtern einen Unfall bauen, komplett unverantwortlich sowas :)

  16. 30.

    Eine Frage. Wie hat sich die Testrate verändert? Wie in der U - Bahn. Kontroliert man nicht = Statistisch keine Schwarzfahrer... .

  17. 29.

    Der Vergleich zum Alkohol wird herangezogen, um die Unverhältnismäßigkeit eines Cannabis-Verbots zu verdeutlichen. Sie wissen, dass Alkohol eine harte Droge ist, Cannabis eine weiche? Und den Link zu Ihrer Online-Petition für ein generelles Alkoholverbot hätten Sie hier ruhig veröffentlichen können.

  18. 28.

    "Aber die Menschen wachen erst auf, wenn sie wirklich persönlich davon betroffen sind,
    wenn ein Berauschter sie selbst oder ihre Angehörigen über den Haufen karrt."

    Ist schon tausend Mal passiert, aber Alkohol ist trotzdem noch legal.

  19. 27.

    Ob nun aggressier oder defensiver..
    Alles was die Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt...Ob nun von Droge jeglicher Art- Medikamente, Cannabis, Alkohol, Zigaretten, Telefon, legal oder illegal oder Müdigkeit/ Stress etc.

    Sollte man sich öfter durch den Kopf gehen lassen, sich selbst ehrlich überprüfen..Hat man erstmal nen Unfall gebaut, zerstört, verletzt, oder es ist jemand dabei gestorben- das Erwachen ist dann grausam für alle Beteiligten/ Betroffenen. Nichts ist dann rückgängig zu machen.

  20. 26.

    Das Zeugs gehört unter harter Strafe verboten, Punkt. Fährt einer unter Drogen jemanden tot, heißt es am Ende noch na der kann ja nichts dafür, waren ja die Drogen, da super Sache!