Hör-beeinträchigter Speerwerfer aus der Ukraine - Wie Oleksandr Bochkov beim Hellersdorfer Athletik Club eine neue Heimat gefunden hat
Im vergangenen Sommer floh der ukrainische Speerwerfer Oleksandr Bochkov aus seiner Heimat. Inzwischen ist der gehörlose Sportler beim Hellersdorfer Athletik Club angekommen und kann wieder trainieren.
Nachmittägliches Training im Sportforum Berlin. Hier hat der ukrainische Speerwerfer Oleksandr Bochkov im vergangenen Oktober eine sportliche Heimat gefunden. "Durch den Krieg ist es in der Ukraine kaum möglich zu trainieren. Deutschland hat mir die Möglichkeit gegeben meinen Sport wieder in Frieden zu machen", so der 26-Jährige.
Vier Mal pro Woche kommt er mit Leichtathletiktrainer Gunter Bollinger vom Hellersdorfer Athletik Club ins Sportforum. Ihre Gespräche führen sie auf Russisch. "Viele Sachen machen wir auch über Bilder, wenn wir etwas erklären müssen, weil es einfacher für mich ist", sagt Bollinger. Dazu kommt noch eine weitere Herausforderung in der Kommunikation: "Ein Ohr ist bei ihm total taub, also null Prozent Hörfähigkeit. Beim anderen weiß ich nicht, wie viel Prozent Hörfähigkeit das hat. Und ich muss immer darauf achten, dass ich in diese Richtung spreche." Im Gespräch mit rbb|24 übersetzt Bollinger für seinen Schützling.
Prominente Trainingsgruppe
Bochkov ist weit von Weltklasseleistungen entfernt und doch trainiert er in prominenter Gesellschaft. Einige von Deutschlands Besten bereiten sich hier am Bundesstützpunkt vor. So wie Diskus-Olympiasieger Christoph Harting. "Es ist eine Freude und ein Ansporn mit solchen Athleten zu trainieren", so Oleksandr Bochkov. Sie seien Vorbilder, die er sich als Ziel nehmen könne.
Der 26-Jährige darf die Trainingsmöglichkeiten nutzen und wohnt vorübergehend sogar im Haus der Athleten auf dem Gelände. Das geht nur, weil sich der Hellersdorfer Athletik Club ganz besonders für Geflüchtete einsetzt. Der Verein erfuhr von dem jungen, gehörlosen Ukrainer. Der junge Ingenieur kam zuerst in Schleswig-Hollstein an.
"Er musste sich dann acht Wochen irgendwo durchschlagen, hat auf der Straße geschlafen, bei Freunden, unter ziemlich schwierigen Verhältnissen, bis er in Panketal angekommen ist", sagt Doris Nabrowsky vom Hellersdorfer Athletik Club. Dort habe man ihm geholfen uns an den Verein weitervermittelt: "Wir haben seit vielen Jahre Erfahrungen mit Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchthintergrund."
Europameisterschaft als Ziel
So oft es geht, schreibt Bochkov mit seinen Eltern in der Heimat. Dazu benutzen sie den Messengerdienst Telegram. "Ein Problem ist, dass es nicht immer Internet gibt. Aber sie melden sich oft, um zu sagen, dass es ihnen gut geht", so der gehörlose Speerwerfer. Dadurch wissen die Eltern auch, dass ihr Sohn für die Berliner schon eine erste Medaille gewonnen hat. Bei den Berlin-Brandenburgischen Winterwurfmeisterschaften holte er mit einer Weite von 47,54 Metern Gold.
Bei der einen Medaille soll es aber nicht bleiben. Und dafür muss er eine bestimmte Weite knacken: "Im August finden die Gehörlosen-Europameisterschaften in Polen statt. Ich muss 50 Meter werfen, um dabei zu sein. Und dann will ich diese Meisterschaften auch gewinnen." Auf die Unterstützung seines Berliner Vereins kann er dabei zählen.
Sendung: rbb24, 15.02.2023, 21:45 Uhr