Vertrag unterzeichnet - Hertha BSC übernimmt Frauenfußball-Abteilung von Hertha 03 Zehlendorf
Als letzter Bundesligist wird künftig auch Hertha BSC eine eigene Frauenfußball-Abteilung haben. Dabei fangen sie allerdings nicht bei null an, sondern einigten sich mit der "kleinen" Hertha 03 Zehlendorf auf eine Übernahme des gesamten Bereichs.
Wie der rbb bereits berichtet hatte, wird Hertha BSC im Sommer die komplette Frauenfußball-Abteilung von Hertha 03 Zehlendorf übernehmen. Dies gaben beide Klubs am Donnerstagmittag bekannt. Damit kommt der Bundesligist dem Beschluss der Mitgliederversammlung vom November vergangenen Jahres nach, eine Abteilung für Mädchen- und Frauenfußball zu gründen.
"Wir freuen uns sehr darauf, die Mädchen- und Frauen-Teams ab Sommer auf unserem Weg mitzunehmen und in unseren blau-weißen Trikots mit der Hertha-Fahne um Punkte kämpfen zu sehen. Die Kooperation zwischen der großen und der kleinen Hertha ist ein sehr aufregender, aber auch sehr ernst gemeinter Prozess", erklärte Präsident Kay Bernstein.
Spielbetrieb unter neuer Flagge bereits kommende Saison
Leiter des Projekts wird demnach Ex-Turbine-Potsdam-Trainer Sofian Chahed, der zuletzt bereits als Nachwuchs-Coach bei den Hertha BSC tätig war und nun große Ziele für die neugegründete Frauenfußball-Abteilung hat: "Mit diesen Mannschaften wollen wir langfristig erfolgreich arbeiten und den Breiten- und Leistungsfußball von Mädchen und Frauen in Berlin fördern und weiterentwickeln. Unsere nachhaltige Leistungskultur wird den Spielerinnen aufzeigen, wie man Schule, Studium, Ausbildung oder Karriere mit leistungsorientiertem Fußball in Einklang bringen kann."
Bereits zur kommenden Saison sollen die insgesamt neun Mannschaften ihren Spielbetrieb in den blau-weißen Trikots aufnehmen. Ein Umzug aufs Olympiagelände findet aber vorerst nicht statt. Zwar können einzelne Spiele und Trainingseinheiten in der nächsten Spielzeit bereits dort ausgetragen werden, der wesentliche reguläre Trainings- und Spielbetrieb soll aber vorerst weiter auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld in Zehlendorf stattfinden, heißt es in der Vereinsmitteilung. Gemeinsam mit dem Senat von Berlin würde aber bereits an einer konstruktiven und ganzheitlichen Lösung für Trainings- und Spielmöglichkeiten auf dem Olympiagelände gearbeitet.
Sportliche und finanzielle Unterstützung für Zehlendorf
Für die Abgabe ihrer Mädchen- und Frauenfußballabteilung wird Hertha BSC die Zehlendorfer nach rbb-Informationen im Gegenzug mit sportlichem Know-How und finanziellen Zuwendungen unterstützen. So sollen Trainer des Bundesligisten künftig Hertha 03 bei der Arbeit unterstützen. Außerdem soll ein Budget für Infrastruktur verabredet worden sein.
Zu den geplanten Maßnahmen zählen unter anderem neue Umkleidekabinen für Mädchen- und Frauenteams auf dem Vereinsgelände sowie Investitionen in die Trainingsplätze. Über die Höhe der jährlichen Zuwendungen ist Stillschweigen vereinbart worden. Angeblich liegen sie ungefähr bei der Summe, mit der Hertha BSC in den vergangenen Jahre Turbine Potsdam unterstützt hat. Das wären geschätzte 200.000 bis 250.000 Euro. Die Kooperation mit den Potsdamerinnen läuft zum Ende der Saison aus.
Hertha-03-Zehlendorf-Präsident Kamyar Niroumand zeigt sich mit der Kooperation zufrieden. "Wir stoßen bei der Weiterentwicklung und Professionalisierung der Leistungsteams leider an Grenzen und sehen bei Hertha BSC die idealen Bedingungen dafür. Dieser Schritt ist ein großer Gewinn für die Mädchen und Frauen von Hertha 03 und ich habe sehr großes Vertrauen in Hertha BSC, dass unsere Kultur und unsere Philosophie auch dort wertgeschätzt und weiter gelebt werden", wird er in der Mitteilung beider Klubs zitiert.
Übernahme läuft anders als geplant
Eigentlich wollte die "große" Hertha nur die drei Leistungsteams von den Zehlendorfern übernehmen: Das Regionalliga-Team der Frauen, die U17-Bundesliga-Juniorinnen und die U15. Alle anderen jüngeren Jahrgänge und die Breitensport-Mannschaften sollten bei Hertha 03 verbleiben, Ausbildung und Nachwuchsförderung von Hertha BSC unterstützt werden. Wie der rbb zuvor berichtete, wurde dieses Konzept aber vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht zugelassen, weshalb nun die gesamte Abteilung zum Bundesligisten wechseln wird.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.04.2023, 13:15 Uhr