Ex-Kanute Ronny Rauhe baut ein Kajak - Vom Olympiasieger zum Bootsbauer
Trotz Karriereende möchte Ex-Profi-Kanute Ronny Rauhe bei den Olympischen Spielen 2024 erneut Geschichte schreiben. Ein Jahr tüftelte er an einem Kajak-Einer für die Spiele in Paris. Doch wird das Boot auch das Schnellste sein? Von Celina Gaedecke
26 Medaillen bei Weltmeisterschaften, 29 Medaillen bei Europameisterschaften und fünf Medaillen bei Olympischen Spielen: Ronny Rauhe zählt zu den erfolgreichsten deutschen Kanuten aller Zeiten. Bereits im Alter von sechs Jahren begann der Berliner mit dem Kanusport. Er konnte sowohl im Einer-, Zweier- als auch Vierer-Kajak Erfolge feiern.
Nach der gewonnenen Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio beendete Rauhe seine Karriere als aktiver Kanute. "Es ist einfach der Traum, den ich geträumt habe, meine Karriere so zu beenden und der Plan ist aufgegangen," sagte Rauhe überaus glücklich und stolz mit der Goldmedaille um den Hals nach seinem letzten Rennen.
Rauhe verewigt sich in einem Boot
Doch dem Kanusport komplett den Rücken zukehren, kann der 41-Jährige bislang nicht. Gemeinsam mit dem Entwicklungsingenieur Dirk Böhme und dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) hat Rauhe in Berlin-Schöneweide einen eigenen Kajak-Einer gefertigt. Dieser trägt nun die Initialen "RR".
Die Idee, den ehemaligen Profisportler an einem Bootsbau zu beteiligen, kam Dirk Böhme in einem Trainingslager. "Er wollte mir die Möglichkeit geben, mich in einem Projekt zu verewigen. Für mich war es eine schöne Gelegenheit, mein Wissen und meine Erfahrungen einfließen zu lassen und mal auf der anderen Seite mitzuarbeiten", erklärt der ehemalige Leistungssportler. Technisch interessiert am Bootsbau war er schon immer.
Trainingslager als erster Test
Das FES Institut entwickelt seit Jahrzehnten "technisch einwandfreie gute Boote" für die deutschen Kanuten, so Rauhe. Verbesserungsfähig ist allerdings das Wohlfühlgefühl des Sportlers im Kajak. Dieses soll Ronny Rauhe durch seine jahrelange Erfahrung, Bauchgefühl und gutes Bootsgespür hinzufügen. "Das Wichtigste ist, dass es ein Boot ist, indem der Sportler sich wohlfühlt."
Im Trainingslager in Portugal wird der Kajak-Einer auf die Probe gestellt. Erstmals wird das deutsche Kanu-Team dort Rauhes Boot testen. Probefahrten und Rückmeldungen sind wichtig, um zu schauen, welche Änderungen am Sportgerät bestimmte Resultate hervorrufen.
"Ich bin schon ein bisschen verliebt"
Aus Sportlerperspektive weiß Rauhe, dass jeder Kanute individuelle Bedürfnisse hat und nicht alle technischen Kleinigkeiten für jeden Athleten gleichermaßen passen. Dennoch ist der ehemalige Profi von seinem Kajak-Einer überzeugt und stolz auf das Endergebnis. "Für mich ist es ein toller Moment, das Boot hier liegen zu sehen, welches ich selbst mitgestaltet habe." Am liebsten würde er mit dem Boot selbst nochmal einen Wettkampf bestreiten. "Ich bin schon ein bisschen verliebt und ärgere mich, dass ich selbst keine Wettkämpfe mehr fahren kann." Der Olympiasieger wird es sich dennoch nicht nehmen lassen, mehrere Runden mit dem Kajak-Einer zu drehen.
Ob und wie zufrieden die Athleten mit dem Hightechprodukt sind, wird sich zeigen. Für Rauhe wäre bereits eine Teilnahme des Bootes bei den Olympischen Spielen 2024 ein voller Erfolg. "Wenn das Boot in Paris an den Start geht, ist das für mich wie eine weitere Goldmedaille." Und die Olympiageschichte von Ronny Rauhe wäre doch nicht zu Ende.
Sendung: rbb24, 10.03.2023, 18 Uhr