Abstieg aus der Bundesliga kaum noch zu verhindern - "Pure Enttäuschung" bei Turbine Potsdam
Nach der Niederlage gegen Hoffenheim kann Turbine Potsdam den Abstieg aus der Bundesliga kaum noch verhindern. Die Brandenburgerinnen müssen ein schwieriges Restprogramm bewältigen - und auch der Blick in die Zukunft offenbart Herausforderungen.
Der strömende Dauerregen in Sinsheim stand am Sonntag sinnbildlich für die Gefühlslage bei Turbine Potsdam. Mit 1:6 hatten die Brandenburgerinnen klar gegen Hoffenheim verloren - und sind dem Abstieg in die 2. Liga nun bedrohlich nah. "Es ist natürlich pure Enttäuschung", sagt Co-Trainer Dirk Heinrichs am Tag nach der bitteren Pleite gegenüber rbb|24.
Sieben Punkte Rückstand hat der einstige Champions-League-Sieger und aktuelle Tabellenletzte nun auf den zehnten Rang, der den Klassenerhalt bedeuten würde. Doch es sind nur noch drei Spiele zu spielen und das ausgerechnet gegen ein Spitzen-Trio: Leverkusen (5. Platz), Frankfurt (3. Platz) und München (1. Platz).
"Gerade mental ist es natürlich unheimlich schwer für die Mädels"
Ein Restprogramm, das die Mission Klassenerhalt nahezu unmöglich macht. Und den Trainer vor die Herausforderung stellt, seine Mannschaft auf den Schlussspurt vorzubereiten. "Gerade mental ist es natürlich unheimlich schwer für die Mädels, sich immer wieder aufzumachen, um am Wochenende ein Spiel zu gewinnen", berichtet der 54-Jährige, der weiter positiv denken will, die Lage aber auch realistisch einordnet.
Das Essen-Spiel als Knackpunkt
Dabei kam bei Turbine im März nochmal ein Hoffnungsschimmer auf. Kurz nach der Verpflichtung von Trainer Marco Gebhardt, der die Mannschaft gemeinsam mit dem langjährigen Co-Trainer Heinrichs leitet. Gebhardt habe eine klare, fußballerische Linie, lobt der 54-Jährige. "Ich denke, da ist nochmal ein guter Qualitätssprung dazugekommen."
Der machte sich auch in der Leistung bemerkbar. Potsdam holte sieben Punkte aus drei Spielen. "Wir waren sehr euphorisiert nach dieser Serie und hatten uns viel vorgenommen", erinnert sich Heinrichs. "Das war natürlich dann der Knackpunkt. Wir waren vom Kopf her schon weiter, mit der Serie im Kopf. Nochmal ein Dreier gegen Essen, dann wären wir gut dabei gewesen. Und genau in so einer Phase werden die Füße vielleicht schwer, die Gedanken langsam und dann hat es nicht funktioniert."
Zweigleisige Planungen laufen schon lange
Auch Heinrichs musste erst einmal tief durchatmen, bevor er über seine Sicht auf den bevorstehenden Abstieg sprechen kann. Seit 20 Jahren ist er als Co-Trainer im Verein, hat zwei Champions-League-Siege (vorher UEFA-Women's-Cup), sechs Meisterschaften und drei Pokalsiege miterlebt. Erfolgreiche Zeiten - die inzwischen längst vergangen sind. "Es ist traurig", sagt er und klingt betroffen. "Aber ich muss auch klar sagen, dass es eben im Fußball so ist. Wir hatten immer große Umbrüche und haben es immer geschafft, eine gute Mannschaft zusammenzustellen."
Weil sich schon früh abzeichnete, dass es diesmal nicht reichen könnte, laufen die Planungen bereits seit längerer Zeit zweigleisig, auch Gespräche mit den Spielerinnen werden geführt. "Viele Spielerinnen haben noch einen Vertrag - für die erste und zweite Liga", betont Heinrichs.
Wirtschaftlich werden die Zeiten für Turbine in der zweiten Liga nicht leichter. Einnahmen zum Beispiel aus Fernsehgelder und auch Zuschüsse fallen dann weg. "Man sollte die zweite Liga nicht unterschätzen", warnt Heinrichs auch vor einer sportlichen Herausforderung. Ob Turbine in der kommenden Saison also direkt den Wiederaufstieg anstrebt oder sich erstmal in der zweiten Liga konsolidiert, wird laut Heinrichs erst nach eingehender Prüfung aller Rahmenbedingungen festgelegt. "Wenn die Struktur und die Rahmenbedingungen gegeben sind, ist man auch als reiner Frauenfußballklub in der Lage, in der ersten Liga mitzuspielen. Ich hoffe, dass wir wieder dahin kommen, dass wir trotzdem ein ordentliches Wort mitreden können."
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.05.2023, 19:30 Uhr