Gastgeberstadt Brandenburg an der Havel - Malaysisches Team stimmt sich in Brandenburg auf Special Olympics ein
Brandenburg an der Havel ist eine von 16 Gastgeberstädten der Special Olympics World Games. Die malaysischen Sportler wurden in der Havelstadt herzlich aufgenommen - und haben schon vor dem Wettkampfstart in Berlin erste Medaillen gesammelt.
Ein Daumen hoch, ein Kuss auf die Medaille, ein Lächeln in die Kamera - und zwei Wörter. "Thank you!", sagt ein Mitglied der malaysischen Delegation für die Special Olympics World Games. Schließlich gab es für die südostasiatischen Athletinnen und Athleten am Mittwoch in Brandenburg an der Havel schon vor dem offiziellen Auftakt der Wettkämpfe am Wochenende eine erste, symbolische Medaille. Als Ausdruck von (Gast-)Freundschaft und Verbundenheit.
Vom Samstag, 17. bis Sonntag, 25. Juni werden die Malaysier in Berlin beim weltweit größten inklusiven Sportereignis für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung an den Start gehen - empfangen wurden sie in Brandenburg. Die Havelstadt ist eine von insgesamt 16 Gastgeberstädten – sogenannte Hosttowns – die zu den Special Olympics World Games internationale Athleten bei sich aufnehmen. In den Gastgeberstädten sollen die Delegationen Zeit bekommen, sich in Deutschland zu akklimatisieren. Außerdem unterstützen die Helferinnen und Helfer in den jeweiligen Städten zum Beispiel bei der Organisation von Unterkünften, Transport- und Trainingsmöglichkeiten.
Malaysische Delegation legt deutsches Sportabzeichen ab
"Für unsere Havelstadt ist das ganz toll – wir sind schon immer eine Sportstadt", sagt Matthias Pietschmann, Präsident der Special Olympics im Land Brandenburg und Kooperationspartner des Hosttown-Projekts der Havelstadt. "Wir wollen die Kraft des Sports als Motor nutzen, um Türen aufzumachen und weitere Barrieren abzubauen – das sind ja nicht nur bauliche, sondern auch Barrieren im Kopf. Es ist so einfach, mit Menschen mit Beeinträchtigung Sport zu machen und darüber dann auch Leistung zu erreichen."
Dass Sport verbindet, zeigt sich dieser Tage in Brandenburg einmal mehr. So wurde die 41-köpfige, malaysische Delegation zum Sportfest für das deutsche Sportabzeichen eingeladen, an dem rund 600 Brandenburger Schülerinnen und Schüler teilnahmen. "Wir haben gesagt: Lasst uns das in diesem Jahr nicht im September machen, sondern in die Hosttown-Woche schieben. Lasst doch malaysische Sportler, die Lust haben, hier heute ein Sportabzeichen erwerben", sagt Pietschmann.
Ein Plan, der offensichtlich aufgegangen ist. "Ich find's cool, dass die hier sind. Wir haben viel getanzt und ein bisschen gelacht und haben 'die Welle' zusammen gemacht", sagt einer der Schüler. Und Chef-Gastgeber Pietschmann stellt fest: "Da sieht man wieder: Kinder sehen das alles viel einfacher als Erwachsene. Da gibt es auch keine Berührungsängste. Die sind mittendrin, machen mit, dann werden Bilder gemacht – und dann werden auch schon Adressen und Telefonnummern ausgetauscht."
Neben dem gemeinsamen Sportfest stand für die malaysischen Gäste in Brandenburg unter anderem auch noch ein Besuch der Havelschule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sowie eine Dampferfahrt auf dem Programm – und ansonsten natürlich: Training. Ravenkumar Selvakumaran aus der malaysischen Delegation sagt: "Wir sind sehr glücklich, die besonderen Kinder hier zu sehen und müssen darüber nachdenken, auch in unserem Land noch mehr inklusive Schulen zu errichten." Und Elvin, der den malaysischen Reise- und Sporttross als Schwimmtrainer begleitet, ergänzt: "Die Menschen in Brandenburg sind so freundlich. Sie haben uns mit einem Lächeln empfangen, die Gastfreundschaft ist großartig."
"Lasst die Flamme nach diesen Spielen weiter brennen"
Am Donnerstag wurde dann auch die Fackel der Spiele – die "Flame of Hope" – durch die Havelstadt getragen. Aktuell 'reist' die Fackel durch die Gastgeberstädte in der Region, ehe sie dann am Samstag im Zuge der Eröffnungsfeier der Special Olympics im Olympiastadion ein neues Zuhause findet - zumindest für die Dauer der Spiele.
Apropos Fackel – Pietschmann hätte da einen Wunsch: "Lasst die Flamme nach diesen Spielen weiter brennen, in Deutschland und allen anderen Staaten! Dann kommen wir ein Stück voran, sodass Menschen mit Behinderung nicht mehr durch Barrieren beeinträchtigt werden."
Der Mann weiß, wovon er spricht: Eine seiner Töchter lebt mit geistiger Behinderung. Durch sie sei er einst auch zu der weltweiten Sportbewegung, die die Special Olympics längst sind, gekommen. "Die Welt-Spiele sollen nicht verpuffen. Auch danach brauchen wir weiterhin Freundschaften und Netzwerke rund um die Welt."
Doch zunächst wird Pietschmann ab Samstag erstmal kräftig Daumen drücken. Den malaysischen Sportlern, klar, aber auch seiner Tochter, die als Schwimmerin für die Special Olympics World Games nachnominiert wurde. "Als Papa bin ich stolz. Und für die anderen bin ich genauso stolz."
Sendung: ARD Mittagsmagazin, 15.06.2023, 13 Uhr