Weniger Wettkampf - Bildungssenatorin kritisiert Reform der Bundesjugendspiele
Bei den Bundesjugendspielen soll künftig die Freude an der Bewegung im Fokus stehen - nicht die Jagd auf Auszeichnungen. In Berlin stoßen die Pläne auf ein geteiltes Echo.
- Bundesjugendspiele reduzieren Wettkämpfe bei Grundschülern
- kein genaues Messen mit Maßband oder Stoppuhr mehr
- Spiel und Spaß an Bewegung soll im Vordergrund stehen
- Kritik der Bildungssenatorin: Kinder wollen sich untereinander messen
Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat sich kritisch zur Reform der Bundesjugendspiele geäußert, die auf weniger Wettkampf und mehr Bewegungsförderung abzielt. "Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir so tun, als ob sich messen und Leistung nichts mit dem Leben zu tun hätten", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Der Berliner Leichtathletikverband begrüßt das neue Konzept. "Es ist ein guter Entschluss", sagte Vizepräsident Thomas Poller. Er hoffe, dass dadurch deutlich mehr Kinder Freude an der Bewegung finden. "Wie kommt man zum Sport? Sport soll ja Spaß machen", sagte Poller. "In der Vergangenheit war ja ein Kritikpunkt an den Bundesjugendspielen, dass nicht so talentierte Kinder diese eher als Last empfanden", so Poller.
Günther-Wünsch: "Fördern heisst auch fordern"
"Bei der Debatte rund um die Reform der Bundesjugendspiele stehen meist die vermeintlichen Schwächen einzelner Kinder im Vordergrund. Das missfällt mir sehr. Jedes Kind ist einzigartig, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen", sagte Günther-Wünsch. Beides müsse erkannt werden, um Kinder ideal zu fördern. "Und fördern heißt auch fordern - so auch beim Sport: Kinder brauchen Bewegung und sie möchten sich messen - beides macht die Bundesjugendspiele seit Jahrzehnten aus", sagte sie.
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hält den Wettkampfcharakter weiter für wichtig. Es sei entscheidend, den Kindern den Spaß an der Bewegung zu vermitteln, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand laut Mitteilung. Gerade im Grundschulalter könne ein alternativer Modus hilfreich sein. "Dies darf aber nicht dazu führen, dass der Wettkampfcharakter pauschal und für alle Kinder abgeschafft wird", sagte Brand.
"Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, entsprechend ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten zu entscheiden, ob sie eher Spiel und Spaß oder den Kampf um den ersten Platz suchen." Das Miteinandermessen sei ein starker Leistungsanreiz.
Änderung soll ab nächstem Schuljahr gelten
Die bundesweite Ausschreibung der Sportveranstaltung sieht erstmals für das Schuljahr 2023/24 vor, dass die Disziplinen Leichtathletik und Schwimmen bis zur Klassenstufe 4 nur noch als bewegungsorientierter Wettbewerb ausgetragen werden, nicht mehr als leistungsorientierter Wettkampf. Bis zur sechsten Klasse empfehlen die Verantwortlichen den Wettbewerb.
Die Bundesjugendspiele 2023/24 sollen nach Angaben des Bundesfamilienministeriums im August ausgeschrieben werden.
Unter anderem sollen die Leistungen der Schüler nicht mehr zentimetergenau mit dem Maßband oder der Stoppuhr erfasst werden. Stattdessen gibt es künftig zum Beispiel beim Weitsprung oder Werfen bestimmte Zonen, in denen bestimmte Punkte vergeben werden, erläuterte ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums.
Der Wettbewerb schließe Bewegung ja nicht aus. Und aus der Breite heraus könnte man einzelne Kinder auch an Leistung heranführen und möglicherweise auch für den Sport in Vereinen begeistern, so Poller. In Berlin bieten demnach etwa 45 Berliner Vereine Kinder-Leichtathletik für die Altersklassen 7-14 an. Etwa 4.100 Kinder sind in dem Bereich aktiv.
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