Eishockey - "Die Wand" im Tor der Eisbären
Der neue Goalie Jake Hildebrand ist einer der Gründe, warum es bei den Eisbären derzeit so gut läuft. Mit seiner Ruhe und Konstanz im Tor hat er das Berliner Publikum schnell von sich überzeugt - und sich auch schon einen Spitznamen verdient.
Für die Stürmer der Eisbären Berlin gibt es beim Training derzeit nicht viel zu lachen. Einer nach dem anderen rasen sie im Wellblechpalast in Eins-gegen-eins-Situationen auf ihren neuen Goalie Jake Hildebrand zu, doch überwinden können sie ihn fast nie. Der Neuzugang steht felsenfest im Tor. "Selbst im Training will er jede Scheibe halten, das zeichnet ihn aus. Für uns ist das natürlich auch eine tolle Herausforderung, wenn ein Torwart im Training alles gibt. Das macht es für einen Stürmer viel einfacher, spielnah zu trainieren", erklärt Angreifer Tobias Eder.
Hildebrand schließt Lücke im Kader
Natürlich beißen sich in dieser Saison nicht nur die eigenen Mitspieler die Zähne an dem Torhüter aus, auch in den Spielen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bringt Hildebrand die Gegner regelmäßig zur Verzweiflung. Der Neuzugang aus Frankfurt hat eine Fangquote von fast 94 Prozent und somit großen Anteil am derzeitigen Erfolg der Berliner. Die Eisbären sind mit nur drei Niederlagen nach zehn Spielen Tabellenführer.
Nach der enttäuschenden letzten Saison, in welcher der Rekordmeister die Playoffs verpasste, scheint es nun direkt wieder zurück nach oben zu gehen. Und das auch, weil mit dem neuen Goalie ein entscheidendes Defizit im Kader ausgeglichen wurde. Denn in der vergangenen Spielzeit mussten mit Tobias Ancicka und Juho Markkanen zwei sehr junge und unerfahrene Spieler das Tor der Eisbären hüten, die nicht konstant gute Leistungen abrufen konnten.
Mit dem 30 Jahre alten Hildebrand sieht es bislang ganz anders aus. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und mit vielen seiner alten Trainer gesprochen. Und die haben alle vorher bestätigt, was wir jetzt sehen. Er ist ein ruhiger und fokussierter Typ und hat eine super Arbeitsmoral. Wir sind sehr froh, ihn zu haben", erklärt Trainer Serge Aubin.
Mit Ruhe zum Erfolg
Nach sechs Spielzeiten in der mittelklassigen amerikanischen East Coast Hockey League (ECHL) spielt Hildebrand seit 2021 in Deutschland. Schon bei den Löwen in Frankfurt konnte er zuletzt überzeugen, doch in Berlin scheint er nun noch einmal einen weiteren Schritt gemacht zu haben. Dabei hilft ihm seine lange Eishockey-Erfahrung. "Ich versuche immer ruhig zu bleiben. Ich bin 30 Jahre alt und spiele schon seit einer Weile. Dabei habe ich gelernt, was Torhüter erfolgreich macht – und das ist meistens Ruhe. Wenn der Goalie nervös oder unruhig ist, merken die Gegner das. Also versuche ich ruhig zu wirken, damit jeder weiß, dass ich felsenfest im Tor stehe", erklärt er.
Erst einen einzigen wirklichen Fehler hat sich der Routinier im neuen Trikot bisher geleistet. Bei der 2:4-Niederlage am vergangenen Sonntag gegen Bremerhaven patzte er bei einer Parade und legte dem gegnerischen Stürmer den Puck perfekt auf. Aber auch diesen kleinen Rückschlag nimmt der US-Amerikaner gelassen. "Als Torwart musst du ein kurzes Gedächtnis haben. Du wirst Fehler machen, die bei einem Goalie aber sofort jeder sieht. Aber das nächste Spiel steht schnell vor der Tür und da kann man das Ganze schnell vergessen machen."
"Die Wand" vor dem Tor
Durch seine beständige Leistung im Tor hat er sich in seiner neuen Heimat bereits nach kurzer Zeit einen Spitznamen verdient. Jake "Die Wand" Hildebrand ist beim Berliner Publikum sehr beliebt. "Das ist ein richtiger Glücksgriff gewesen, dass wir ihn dazu bekommen haben. Ich hoffe, dass er länger bleibt als nur diese Saison", erklärt Eisbären-Fan Robin, der beim Training zuschaut. "Wir sind stolz auf ihn, weil er mitgeholfen hat, uns auf den ersten Platz zu bringen – gerade nach der letzten Saison", ergänzt Lea.
Hildebrand hat bei den Eisbären einen Ein-Jahres-Vertrag unterschrieben und scheint sich in der Hauptstadt pudelwohl zu fühlen. "Es ist großartig. Berlin hat ein Gewinner-Team und der Verein ist klasse. Das habe ich gespürt, seit ich hier bin. Ich liebe es bisher. Auch die Stadt ist großartig. Du kannst hier fünf Jahre leben und jeden Tag woanders essen gehen", sagt er. Vor allem die vielen verschiedenen Pizzerien hätten es ihm angetan.
Damit er sich noch durch viele weitere Pizza-Restaurants der Stadt testen kann, muss er nur so weiter machen, wie bisher. Noch ist die Saison lang, doch bei den Verantwortlichen könnte es ein großes Interesse geben, ihn auch über die Saison hinaus zu halten. Hildebrands Ziele für seine Zeit in der Hauptstadt sind jedenfalls schon mal klar: "Man kommt nach Berlin, um zu gewinnen. Und genau das tun wir gerade. Wenn wir so weiter machen, werden wir am Ende sehr glücklich mit der Saison sein." Dafür will er weiter "Die Wand" vor dem Berliner Tor sein.
Sendung: rbb24, 27.10.2023, 16 Uhr
Mit Material von Philipp Höppner.