Ausstellungen, Chor-Aktionen und Pussy Riot - So feiert Berlin den 35. Jahrestag des Mauerfalls

Sa 09.11.24 | 11:06 Uhr
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09.11.2024, Berlin: Eine Ausstellung zeichnet vor dem Reichstagsgebäude den Weg der Berliner Mauer nach (Quelle: dpa/Christoph Soeder).
Video: rbb24 Abendschau | 05.11.2024 | Julia Kubowicz | Bild: dpa

Der 9. November 1989 war für Berlin wohl einer der glücklichsten Tage überhaupt. Die Stadt erinnert an den Mauerfall vor 35 Jahren mit viel Programm. Ausstellungen, Lesungen, einer Art Karaoke-Boulevard und Punkmusik in der früheren Stasizentrale.

  • In Berlin wird mit mehreren Kunstaktionen und Konzerten an den Mauerfall vor 35 Jahren erinnert
  • Es gibt Lesungen, Gesprächsrunden, eine Ausstellung und viel Musik
  • rbb|24 und das rbb Fernsehen übertragen eine Party am Brandenburger Tor ab 20:15 Uhr live
Entlang der Spree in Berlin Mitte beginnen die Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag des Mauerfalls. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Mit einem umfangreichen Programm wird in Berlin an diesem Wochenende der 35. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert. Einer der Hauptschauplätze ist die vier Kilometer lange Strecke entlang des ehemaligen Mauerverlaufs, die von der Invalidenstraße über den Reichstag, das Brandenburger Tor und den Potsdamer Platz bis zur Axel-Springer-Straße reicht.

Auf der Strecke werden historische Demo-Schilder sowie 5.000 neu gestaltete Plakate ausgestellt. Unter dem Motto "Haltet die Freiheit hoch!" haben Menschen darauf kreativ zum Ausdruck gebracht, was Demokratie und Freiheit heute für sie bedeuten und welche Werte ihnen wichtig sind, erklärte Simone Leimbach von Kulturprojekte Berlin. Sie verbinden Forderungen der Demonstranten im Herbst 1989 mit heutigen Wünschen und wurden im Rahmen von Workshops in Schulen, Kirchengemeinden, Vereinen oder Kulturprojekten geschaffen. Der Aufbau der "Schildermauer" aus Plakaten dauerte mehrere Tage.

Am Sonntag wird die Installation wieder abgebaut. Einige der Plakate werden dann aber im Campus der Demokratie in der früheren Stasizentrale in der Normannenstraße gezeigt.

Lesungen, Konzerte und eine Ausstellung

Freiheit sei ein kostbares Gut, das immer wieder erkämpft werden müsse, sagte Kultursenator Joe Chialo. "In Zeiten wie diesen, in denen wir mit zunehmendem Populismus, Desinformation und gesellschaftlicher Spaltung konfrontiert sind, ist es unerlässlich, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken", sagte der CDU-Politiker.

Entlang der Strecke erwarten Besucherinnen und Besucher am Samstag und Sonntag Lesungen, Konzerte, Diskussionsrunden mit Zeitzeugen und eine Ausstellung mit sieben Stationen. Mehrmals stündlich gibt es kostenlose Führungen an ehemaligen Mauerstücken.

Die betroffenen Straßen werden für den Autoverkehr gesperrt und es muss mit weitreichenden Einschränkungen gerechnet werden. Bereits am Dienstag gab es deswegen rund um den Checkpoint Charlie Stau.

Am Brandenburger Tor beginnen die Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag des Mauerfalls. (Quelle: rbb)

Ehemalige Grenze wird zur Mitmach-Bühne

Highlight soll das "Fest der Freiheit" am Samstagabend werden, bei dem sich die ehemalige Grenze in eine vier Kilometer lange Mitmach-Bühne verwandelt. "Wir wollen eine große Party veranstalten", sagte Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin. Dafür werden 700 Musikerinnen und Musiker aus Berlin, Deutschland und der Welt an fünf verschiedenen Orten synchron mehrere Rockklassiker spielen.

"Es ist uns wichtig, dass die Menschen, die da kommen, mitsingen", sagte Sören Beyer, einer der Organisatoren. Der Standort sei dafür egal. An zahlreichen Orten entlang der Strecke würden Bildschirme aufgebaut, auf denen der Liedtext zu sehen sei - "wie beim Karaoke". "Wir erwarten 100.000 Menschen, die sich entlang der Strecke versammeln werden", sagte van Dülmen. Es solle quasi die "längste Rockband ever" werden.

Von Ranken umwuchert oder mit Flutlicht angestrahlt

rbb Fernsehen und rbb24.de übertragen live

Auf dem Programm stehen Songs wie "S.O.S." von der Rockband Silly, eine der bekanntesten Bands der DDR, "Heroes" von David Bowie und "Freiheit" von Marius Müller-Westernhagen. Im Anschluss gibt es ein Feuerwerk. Das rbb-Fernsehen überträgt von 20.15 bis 21.15 Uhr live die Festveranstaltung am Brandenburger Tor, es moderiert Volker Wieprecht. Die Sendung wird auch bei rbb24.de im Livestream übertragen.

Zahlreiche Programmpunkte bietet auch die Stiftung Berliner Mauer an der Bernauer Straße an. Auf den "Campus für Demokratie" auf dem Gelände der ehemaligen Stasi- Zentrale in der Normannenstraße in Berlin-Lichtenberg finden am Sonntag zahlreiche Veranstaltungen statt. Das Motto lautet "Revolution! - und dann?". Außerdem wird dezentral an zahlreichen Orten an den Mauerfall vom 9. November 1989 und an die Judenpogrome im Nationalsozialismus vom 9. November 1938 erinnert.

Alle Besucher sollen zudem kostenlos ein Buch zum Jubiläum erhalten. Neben den Plakaten sind darin zahlreiche Hintergrundbeiträge zur friedlichen Revolution enthalten. Zum Abschluss der Festtage gibt es am Sonntagabend an der ehemaligen Stasizentrale ein "Demokratiefest", unter anderem wird die russische Punkrock-Band Pussy Riot auftreten.

Am Brandenburger Tor beginnen die Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag des Mauerfalls. (Quelle: rbb)

Sendung: rbb24 Abendschau, 09.11.2024, 19:30 Uhr

76 Kommentare

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  1. 76.

    Zum Teil erschreckend was geschrieben wird. Hier wird über sogenannte Verluste von Bauwerken und Nischen diskutiert. Kein Kommentar über versagte Lebensentwürfe junger Menschen in der DDR, weil sie z.B. einer religiösen Gemeinschaft angehört, weder Abitur noch ein Studium machen durften. Aber scheinbar sehen diese die Nischenkultur in der ex-DDR als Optimum an. SCHANDE!

  2. 75.

    Das offen gewordene Tor zu verstellen und damit faktisch zu verschließen, ist desöfteren eine Unart der Veranstaltungsmacher, die die Symbolik des offenen Tores scheinbar überhaupt nicht begriffen haben. Auch beim Ökumenischen Kirchentag 2003 wurde das Tor schon verrammelt, später von anderen bei anderen Gelegenheiten auch und jetzt schon wieder.

    Das Brandenburger Tor ist zu kostbar, um nur zum bloßen Hintergrund zu mutieren.

  3. 74.

    Warum war das Brandenburger Tor ausgerechnet an so einem historischen Tag geschlossen? Die starke Symbolik dieser Tatsache hat die Feierlichkeiten völlig zunichte gemacht. Das ist eine außerordentlich schlechte Planung und sehr enttäuschend.

  4. 72.

    Im anderen Teil Berlins ist auch noch alles erhalten, oder was wollen Sie mit Ihrem Unfug andeuten? Was meinen Sie, was dort alles abgerissen oder geschlossen wurde. Nächstes Mal etwas länger nachdenken.

  5. 71.

    Lasst uns miteinander feiern, wir haben allen Grund dazu. Und ich mag die Demokratie und unsere Freiheit und die Einheit mag ich auch.

  6. 70.

    Stimmt - Kino Cosmos/Sojus. Was hat Kultur und Freude mit Rot/SED zu tun? Heute gibt nichts derartiges mehr für alle Berliner. Tristesse ist wohl West? Auch W-Berlin hatte solche Einrichtungen - alles weg. Man wird nur noch verwaltet.

  7. 69.

    Wir können uns keinen Friedensvertrag erlauben, denn dann
    Kämen auf uns Reparationskosten zu an denen wir kaputt gehen würden.
    Deswegen nimmt bei uns seid Adenauer das Wort nicht in den Mund .

  8. 68.

    "und er hatte einfach rcht mit seinen Aussagen zum Imperialismus und Kapilaistmus... "

    Mußte seine Frau deshalb zwei Packungen Damenstrümpfe im Wert von 16,40 D-Mark klauen?

    " Die West-Berliner Medien nahmen Rafaels Tat zum Anlass, ausführlich über das Ausreiseprivileg des Paares und die dadurch ermöglichten Alkoholexzesse Schnitzlers in West-Berliner Bars und seine Einkaufstouren im Konsumtempel KaDeWe zu berichten."

    "Sudelede" war mit Abstabd sue Scheinheiligkeit in Person.

  9. 67.

    Mir fehlt der Kulturpark Ost (Spreepark), SEZ, FEZ, Palast der Republik. Sojus. Wird alles abgerissen. Fehlen bloß noch Fernsehturm und das Kosmos. Schön brav alle Erinnerungen vernichten. Danach heißt es von Rot-Dunkelrot-Grün wahrscheinlich wieder "Aufbau, Aufbau, Aufbau Ost. Freie Deutsche Jugend bau auf."

  10. 66.

    Ich denke heute abetr mehr an die Progromnacht……!

  11. 65.

    Schon ganz schön keck Deine Anmerkungen.
    Aber es ist doch Feiern verordnet!
    Alle haben sich zu freuen das Alles so ist wie es jetzt ist!
    Willst Du der Einzige in ganz Deutschland sein, der das nicht kann bzw. will ? ;-)

  12. 63.

    Ehem. Ost-Berlin war damals „Stadt des Friedens“. Kann man heute nicht mehr behaupten. Viele authentische Kultureinrichtungen wurden nach 1989 abgerissen oder geschlossen (Palast, SEZ, Kulturpark, FEZ verkleinert mit angeboten, Mecklenburger Dort, Discos, Jugendklubs usw). Der RBB zeigt es gerade „an der Spree lang“. Berlin hat viele Federn gelassen an Attraktivität und Freizeit. Auch in ehem. W-Berlin ist das so. Es war nicht alles schlecht damals, vieles auch wesentlich besser, sicherer,sauber

  13. 62.

    Wichtig ist ja, das die (Ost-) Mauerreste erhalten werden und weiter "wiederentdeckt", aber natürlich müssen alle anderen Ostbauten abgetragen werden.
    Jahn-Sportpark, der Palast, Stadion der Weltjugend, SEZ sind ja schon (so gut wie) Geschichte.
    Natürlich müssen Kino International und Kosmos, und schließlich der Fernsehturm folgen.
    Erst dann habe ich das echte Gefühl von Freiheit inkl. den Songs von Hasselhof, Westernhagen und den Scorpions.

  14. 61.

    Was hat feiern mit Gehen auf der Straße zu tun? Im GG steht: Keiner darf benachteiligt werden: Also Fußgnger auf den Gehweg. Sperrungen sind überflüssig.

  15. 60.

    ja sind im Netz zu finden, und er hatte einfach rcht mit seinen Aussagen zum Imperialismus und Kapilaistmus...
    ja er hatte recht

  16. 58.

    Von was wurde die Stadt befreit ? Wollten die Deutschen denn befreit werden ?

  17. 57.

    Was soll ich denn besser wissen, ich bekomme ja keine Antwort. Ziemlich unlogisch ihr Beitrag.

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