Ehemalige DDR-Grenzanlage - Was von der Mauer in Berlin noch übrig ist

Fr 08.11.24 | 07:51 Uhr | Von Anna Bordel
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Mauerreste in der Liesenstraße
Bild: dpa

Ob Pfosten, Gemäuer oder Tunnel - in Berlin werden immer mal wieder Funde von Überresten der ehemaligen DDR-Grenzanlagen gemacht. Experten vermuten, dass auch in den nächsten Jahren noch weitere Reste auftauchen werden. Von Anna Bordel

Viel ist es nicht, was von der Mauer heute in Berlin noch übrig ist. Von den ursprünglich 43,1 Kilometern Mauer sind gerade mal 2,5 noch erhalten. Da, wo im Stadtbild noch Reste der Mauer zu sehen sind, könnten die Orte nicht unterschiedlicher sein.

Am Potsdamer Platz stehen Teile fernab ihres Originalstandortes akkurat aufgereiht für das perfekte Selfie. An der "East Side Gallery" geht es mehr um die Kunstwerke als die Dimensionen der Grenzanlagen, die wiederum an der Gedenkstätte in der Bernauer Straße eindrucksvoll ausgestellt sind. Aber auch fernab gibt es noch kleinere Überbleibsel der Mauer, die überwuchert und vergessen teils erst in den letzten Jahren wiederentdeckt worden sind.

Wachtürme, Pfosten, Tunnel

Dass nicht viel übrig ist von der Mauer, ist leicht erklärt: Direkt nach der Wiedervereinigung sollte sie weg. "Man war froh 1990, die Mauer, die Berlin ja gewaltsam trennte, zu beseitigen", erklärt Sebastian Heber vom Landesdenkmalamt Berlin. "Erst schrittweise erkannte man, welche große Bedeutung diese auch als Erinnerungsort in der Stadt hat." Heutzutage ist die Freude groß, wenn bei Bauarbeiten oder Spaziergängen noch ein Stückchen entdeckt wird. Das Landesdenkmalamt prüft stets akribisch, ob ein Fundstück unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Ein Stück Urmauer wurde zuletzt 2020 für schützenswert erklärt, gefunden im Wald von Berlin-Schönholz.

Gefunden werden aber nicht nur Gemäuer. Auch andere Teile der Grenzanlagen, Wachtürme, Lichtposten oder eben Fluchttunnel gehören dazu. Zuletzt wurde 2023 ein solcher unter Denkmalschutz gestellt. Auch momentan läuft laut Heber eine Prüfung, ob ein erst kürzlich von den Berliner Unterwelten für Besucher erschlossener Tunnel in der Brunnenstraße unter Schutz gestellt werden soll.

Von Ranken umwuchert oder mit Flutlicht angestrahlt

Zur Info

Mauerstück gefunden?

Wer denkt, er hat ein Stück Mauer oder ein weiteres Relikt der früheren Grenzanlagen entdeckt, kann den Fund entweder beim Landesdenkmalamt oder in der App "Mauerspuren" der Stiftung Berliner Mauer melden.

Auch künftig Funde erwartet

Nicht immer werden Funde bei Bauarbeiten entdeckt, teilweise werden sie auch vom Boden selbst nach oben geschwemmt. So unlängst geschehen in einem Naturschutzgebiet in Heiligensee an der Grenze Hennigsdorf, wie Cornelia Thiele von der Stiftung Berliner Mauer sagt. Vor zwei Monaten wurde dort eine "Dornenmatte", die im Grenzgebiet ausgelegt wurden, in einem Sumpfgebiet nach oben gespült, in dem kurz nach der Wende Mauerreste zusammengeschoben wurden.

Auch zukünftig erwarten Thiele und Heber vom Landesdenkmalamt, dass noch weitere Funde der Mauer oder Grenzanlagen entdeckt werden. Nicht immer können Funde an ihrem Originalstandort bleiben, aber wünschenswert sei dies doch, betont Heber vom Landesdenkmalamt. Es sei wichtig, die Mauerreste an ihrem Originalstandort zu besuchen. "Nur so kann man die Umstände wirklich verstehen".

Beitrag von Anna Bordel

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3 Kommentare

  1. 3.

    Nach meinem Dafürhalten drehen Sie es um: Es war ja weit mehr die Politik, die dafür sorgte, dass wenigstens Reste der Mauer stehenblieb, während die nach ihrer Auffassung ach so sensiblen Bürger sie am Liebsten hundertprozentig abgerissen hätten. So hätten es auch die Wirtschaftskapitäne und Grundstücksspekulanten gemacht, wenn sie das alleinige Sagen gehabt hätten.

    Aber gewiss: Der Stellenwert für gerade eben noch präsente Geschichte ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Auch bei Menschen "in der Politik". Die Besinnlicheren sind die Mutigeren, die anderen sind im Überschwang.

  2. 2.

    Viele Chancen wurden vertan, das ist richtig. Die Stasis schnell mit besonderer Rente aufs Altenteil zu schieben, war so ein Ding. Ebenfalls hätte man die durch Ungerechtigkeit falsch verteilten Gelder entweder real 1:22 ummünzen müssen oder besser: Gesamtsumme durch Anzahl der Erwachsenen dividiert, jeder/jedem zum Kurs 1:4 gegeben. So hatten leider die SED/PDS/Linken-Kader bessere Startbedingungen. Die Parteimilliarden sind ja nie aufgetaucht und wurden anderweitig verteilt. 35 Jahre? Wow!

  3. 1.

    Schade, dass der Ort, an dem die Mauer zuerst fiel und der die eigentliche Bedeutung dafür hätte, verraten und verkauft wurde. Die paar Bildstelen und die Hinterlandmauer, die das Grenzkontrollgebiet sicherte, sind lächerlich. Aber so war und ist Berlin: Gedenken, nur da wo es Politikern passt. Die Bevölkerung, die das erreichte, wurde zum Zaungast degradiert und unsere damaligen Westpolitiker haben das Ganze gekapert. Es blieben leider zu viele Chancen auf der Strecke. Die Nacht vom 9. auf den 10. November werde ich nie vergessen. Ich habe da glatt noch Fluchthilfe (meine mittlerweile Ex) betrieben, aber es war eine tolle, spannende und ereignisreiche Nacht für alle Beteiligten.

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