US-Wahlen - Trump oder Harris – wer wäre besser für die Wirtschaft in Berlin und Brandenburg?

Sa 02.11.24 | 19:06 Uhr | Von Efthymis Angeloudis
  66
Symbolbild: Kamala Harris und Donald Trump beim TV-Duell werden in einer Bar in den USA live übertragen. (Quelle: imago images/Hogan)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 02.11.2024 | Friedrich Herkt | Bild: imago images/Hogan

Kamala Harris oder Donald Trump? Nicht nur für US-Amerikaner eine wichtige Frage – auch viele Unternehmen in Berlin und Brandenburg zittern mit. Denn der Ausgang der Wahl könnte höhere Zölle für Exporte in die Staaten bedeuten. Von Efthymis Angeloudis

Am 5. November wird in den USA ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gewählt, und das Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris dürfte zu einer Zitterpartie werden. Doch nicht nur US-Amerikaner fiebern mit. Auch viele Berliner und Brandenburger Unternehmen verfolgen die Wahl mit angehaltenem Atem. Denn der Ausgang könnte enorme Folgen für die heimische, exportorientierte Wirtschaft haben.

Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Exportmarkt für Unternehmen in Deutschland und in Berlin – und zwar mit großem Abstand und seit vielen Jahren mit steigender Tendenz. Für die Brandenburger Wirtschaft sind die USA nach den Niederlanden und Polen der drittwichtigste Exportmarkt.

Zölle auf Berliner und Brandenburger Exporte

Eines der betroffenen Unternehmen wäre die Firma Menzel in Hennigsdorf (Oberhavel). Zwei Drittel der Elektromotoren der Firma gehen ins Ausland, zum Teil in die USA. Das macht den Wahlausgang in den Vereinigten Staaten für die Hennigsdorfer besonders spannend: Sollte Trump für eine zweite Amtszeit zurück ins Weiße Haus gewählt werden, hat er bereits angedroht, die Zölle für US-Einfuhren auf zehn oder sogar 20 Prozent zu erhöhen. Deutsche Unternehmen, insbesondere die exportstarken Auto- und Maschinenbauer, würde das schwer treffen.

"Konkret sind das in den USA 2,8 Prozent auf unseren Motorenpreis, und wenn dieser Satz künftig noch weiter steigt, überlegt der ein oder andere vielleicht, ob er den Motor wirklich bei uns bestellen möchte", sagt Geschäftsführer Mathis Menzel dem rbb.

Deutsche Wirtschaft mit Trump "empfindlich"

Die möglichen Auswirkungen des Wahlausgangs für die deutsche aber auch die US-Wirtschaft hat die Hans-Böckler-Stiftung (HBS) in einer Simulation berechnet. Unter einer Trump-Präsidentschaft würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) – bei einem "milden" Szenario von Zehn-Prozent-Zöllen – in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle gut ein Prozent niedriger ausfallen als ohne eine solche Zoll-Eskalation, so die Berechnungen der Stiftung.

"Deutschland ist nach wie vor ein sehr exportorientiertes Land, und der Export lahmt. Nicht nur jetzt im letzten Jahr, sondern wir sehen eigentlich auch ein strukturelles Problem beim Export", sagt die Leiterin des Instituts für Makroökonomie der Hans-Böckler-Stiftung, Sabine Stephan, dem rbb. In so einer Situation würde ein Wahlsieg Trumps den Handel zusätzlich erschweren.

"Die deutsche Wirtschaft ist im Umbruch, und wenn wir in so einer Situation jetzt noch einen zusätzlichen außenwirtschaftlichen Schock wie eine Zoll-Eskalation haben, dann sind wir dafür natürlich empfindlich", so Stephan.

Auch das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) berechnet, dass Deutschland über eine weitere vierjährige Amtszeit Trumps ein BIP-Verlust von mehr als 127 Milliarden drohen würde. Sollten beide Seiten den Importzoll aufgrund eines Handelskrieges gar auf 20 Prozent erhöhen, könnte das die deutsche Wirtschaft 180 Milliarden Euro kosten. Somit würde das deutsche BIP am Ende der Amtszeit des Republikaners 1,5 Prozent niedriger ausfallen.

"America first" auch unter Harris

Im Gegensatz zu Trumps isolationistischen und protektionistischen Kurs gibt sich Harris liberaler. "Kamala Harris wird voraussichtlich keine offensive Zollpolitik gegenüber Europa machen", sagt Stephan von der Hans-Böckler-Stiftung. "Sie wird die Position von Biden fortführen, und da hat man ja gesehen, dass man sehr viel kooperativer miteinander umgeht." So hat beispielsweise Joe Biden die Zölle auf Stahl und Aluminium, die aus Trumps letzter Amtsperiode stammen, ausgesetzt [tagesschau.de].

Doch diese Erwartung teilen nicht alle. Aus Sicht der Industrie- und Handelskammern würde auch eine mögliche Präsidentin Harris keine goldenen Zeiten für das US-Geschäft bedeuten. "Es ist insgesamt weder mit Harris noch mit Trump abzusehen, dass es dort für die Brandenburger Außenwirtschaft einen exorbitanten Aufschwung geben wird, was die Exportumsätze betrifft, weil beide Kandidaten einen relativ nationalen Fokus haben und ihre entsprechende 'America First'-Strategie fahren", sagt Silke Schwabe, Leiterin des Geschäftsbereichs Außenwirtschaft der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus.

"Zunächst einmal darf man sich nicht täuschen. Die Amerikaner betreiben die Politik, die Trump in seiner ersten Amtszeit gemacht hat, auch unter Präsident Biden weiter. Es wird nur in einem etwas moderateren Ton verkauft", sagt Frank Geilfuß, Investmentstratege der Privatbank M. M. Warburg & CO dem rbb. "Das wird sicher auch unter Kamala Harris passieren. 'America First' gilt auch für sie."

Investitionen zu Lasten Europas

"America First" heißt, dass Amerika lieber selbst mehr produzieren und weniger importieren möchte – und das geht zu Lasten des freien Handels. Biden erreichte das, indem er während seiner Amtsperiode mit dem Inflation Reduction Act (IRA) [tagesschau.de] in die USA als Industriestandort investierte und mit Fördergeldern Unternehmen aus Europa in die Staaten lockte.

"Das Anliegen von Joe Biden mit dem Inflation Reduction Act ist eigentlich eine Reindustrialisierung der USA, also, dass man praktisch Zukunftsindustrien vor Ort fördert, um unabhängig zu sein und sich von China in wichtigen Technologien zu entkoppeln", sagt Sabine Stephan von der HBS. "Dafür haben die USA unglaublich viel Geld in die Hand genommen und haben Bedingungen geschaffen, um im Land zu investieren – und das hat in bestimmten Bereichen super funktioniert, beispielsweise im Bereich der Batterien."

"Europäer müssen Hausaufgaben machen"

Das funktioniert jedoch vor allem auf Kosten Europas, so die Befürchtung vieler EU-Mitgliedsstaaten [deutschlandfunk.de]. Angesichts höherer Energiepreise in Europa und attraktiver US-Subventionen könnten viele europäische Unternehmen in die USA abwandern. Und das wird sich laut Frank Geilfuß auch unter Kamala Harris nicht ändern. "Es wird also nicht leichter, und wir Europäer müssen endlich unsere Hausaufgaben machen."

Wie diese Hausaufgaben aussehen könnten, beschreibt Sabine Stephan in der Studie der HBS. Nur mit eigenen, kurzfristig umgesetzten Investitionsprogrammen könnten die Bundesrepublik und die EU den negativen Effekt dämpfen. "Um auf Augenhöhe eine Industriepolitik mit den USA und China zu machen, braucht es eine europäische Finanzierung", sagt sie dem rbb. Egal, wer Präsident oder Präsidentin wird.

Mit Material aus rbb24 Abendschau und rbb24 Brandenburg Aktuell.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 02.11.2024, 19:30 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 03.11.2024 um 18:11 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Beitrag von Efthymis Angeloudis

66 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 66.

    Das ist ein Nickdiebstahl (#61) um die Diskussion zu manipulieren! Vorbei an den Netiquetten. Wohl bei D. Trump in die „Schule der Demokratie“ gegangen? Da kann man sehen was passiert, wenn man nicht der gleichen Meinung ist...

  2. 65.

    Wollen Sie den Rechtsextremismus von Trump etwa leugnen? Ich bitte Sie, als nächstes leugnen Sie dann vermutlich sogar, dass Höcke rechtsextrem ist. Ich bezeichne übrigens nur Menschen, die rechtsextreme Ansichten vertreten, als rechtsextrem. Es gibt für Rechtsextremismus auch eine Definition, die Sie sich vielleicht einmal zu Gemüte führen sollten. Und wenn Ihrer Meinung nach nur Menschen, die das dritte Reich erleben mussten, Rechtsextremismus benennen dürfen, dann haben Sie - mit Verlaub - leider eine sehr beschränkte Sichtweise. Und sprechen diversen demokratischen Institutionen die Daseinsberechtigung ab...

  3. 64.

    Also Sie kommentieren einen Artikel zur US-Wahl und tun dann Kommentare gehen Rechtsextremismus damit ab, dass Sie sich mehr für die Ampel interessieren? Merken Sie was?

  4. 63.

    Die Welt des Tobias, ach gottchen. Alles ist Rechts aus Deiner Sicht. Selbst wenn ich Familie als „Vater-Mutter-Kind“ verstehe bin ich schon Rechts. Wir setzen sogar Evolution außer Kraft um ein „gutes Gefühl“ zu verkaufen. Du hast nicht im 3. Reich gelebt um zu verstehen was „Rechts“ wirklich bedeutet. Du verharmlost es indem Du jeden damit betitelst als Totschlagargument. Geist steckt nicht dahinter, nur dummes Gerede.

  5. 62.

    das Medien Polarisieren zum Guten und Bösen muss ich wohl keinen erzählen. Die Frage ob Trump oder Harris ist wie die Wahl Gott gegen Satan beide sind Opportunisten und wie nach jeder Wahl ist das selbe vor der Wahl. Verarschung Macht, Geld, Einfluss

  6. 61.

    Den vielen ,,einfachen Bürgern'', die sich gegen die Grünen, aber für die Blauen entschieden haben, sei es gedankt, daß die deutsche Nation untergeht.

  7. 60.

    Schon wegen der Panik in den Medien hoffe ich auf einen Wahlsieg von Trump.

  8. 59.

    Sie schreiben 60 Millionen €/a Einnahmen? Da haben Sie aber eine Null zuviel rangehangen? Ich nehme an ausversehen.
    Sei es drum, Sie werden mir nach Prüfung der harten Kennzahlen sicher recht geben müssen: Die Expertenwarnungen sind eingetreten und eine Entwicklung ist dadurch behindert worden. Es gibt keine harte Kennzahl, die einen Teslaeffekt nachweisen könnte. Keine Einzige. Anders wäre es, wenn man auf die Experten gehört hätte. Nun wird es sogar sehr teuer für die Steuerzahler und für die sanktionierten und reglementierten Anwohner sowieso.

  9. 58.

    In Amerika ist alles Show - auch Wahlgerede. Man will polarisieren. Das sind keine deutschem Maßstäbe. Man darf sogar Nationalstolz ausleben und Flagge schwenken ohne als Rechts abgestempelt zu werden. Nein - die NY-Show sah ich nicht. Mich interessiert eher wann die Ampel hier vorzeitig abdankt zum Wohle Deutschlands, seiner Bürger und Wirtschaft - und die Wehrpflicht wird eh kommen für unsere Woken Kids

  10. 57.

    Wenn Menschen wie Sie in einer Demokratie Toleranz für Rechtsextremismus einfordern, macht mich das einfach nur fassungslos. Wer sich klar gegen Rechtsextremismus positioniert, betreibt aus Ihrer Perspektive Hetze. Und der seit jeher gültigen Definitionen von Rechtsextremismus sprechen Sie einfach die Gültigkeit ab. Verfassungsschutz und Verfassungsgerichte haben so ganz offensichtlich für Sie keine Berechtigung. Sie sollten dringend Ihr Demokratieverständnis überprüfen.

  11. 56.

    Interessante These. Wenn das stimmt, wäre das aber ein Riesenskandal!

  12. 55.

    Wenn Sie jetzt Bidens Ausrutscher tatsächlich mit der Rhetorik Trumps und seiner Anhänger:innen auf eine Stufe stellen wollen, machen Sie sich lächerlich. Und Trump ist nun mal ein Rechtsextremist wie aus dem Lehrbuch. Wenn es für Sie schon Hetze ist, wenn Rechtsextremismus auch als solcher benannt wird, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Haben Sie sich die widerlichen Redebeiträge aus dem Madison Square Garden einmal angesehen?

  13. 54.

    Dieser Typ gehört zum vernetzten ,,Club der Milliardäre'', zu denen noch andere Diktatoren gehören, Putin, Tchinpin, Kim, Orban, Musk usw.. Diese Typen wollen nur dieWeltherrschaft. Übrigens die deutschen Blauen machen da kräftig mit.

  14. 53.

    Die Sprengung von NS2 wäre eigentlich eine Kriegserklärung an Deutschland gewesen. Milliarden Steuergelder und Energiesicherheit pulverisiert. Was macht die Ampel - verschleiert alles - gibt weitere Milliarden unserer Steuergelder an die Ukraine. Da hofft man auf Trump das dies ein Ende hat.

  15. 52.

    "Alles Gute für Hr. Trump, er setzt sich für sein Volk ein. So ein Mann, fehlt in Deutschland!"

    Trump setzt sich nicht für "sein Volk" ein. Er setzt sich ausschließlich für sich selber ein und vielleicht noch für Menschen, die ihm dienlich sein können. Im Klartext: er ist ein Egoist oder noch treffender, ein Narzisst durch und durch. Er denkt und handelt ausschließlich für seine eigenen Interessen. Jedenfalls setzt er sich nie und nimmer für "sein ganzes Volk" ein.

  16. 51.

    Und was tragen Sie jetzt konkret zur Sache bei? Nix, Nada, Niente! Soviel zum Denkvermögen!

  17. 49.

    Also erstens floss durch Nordstream kein Erdöl sondern Erdgas und zweitens hatte Putin aufgrund von sich „selbst vermehrenden“ Leckagen in den Turbinenstationen den Gasexport durch NS1 selbst schon gestoppt.

    Und schließlich wissen wir inzwischen, dass die Amerikaner (CIA) auf Selenski einwirkten, aber zu spät, denn die Dinge nahmen bereits ihren Lauf, von einer Sprengung der Pipelines abzusehen.

  18. 48.

    Trump ist ein Faschist oder Geisteskrank. Je nach Interpretation.

    Wer die heutige Bundesregierung mit Hass verfolgt hat die Parallelen zur Weimarer Republik bicht wahrgenommen.

    Damals Hassobjekt : Juden , Homosexuelle und Kommunisten

    Heute : Migranten, Homosexuelle und Grüne.

  19. 47.

    Es ist wirklich widerlich wie mit der Geschichte umgegangen wird, solche Äusserungen zeigen keinerlei Respekt vor den Opfern der schrecklichen Verbrechen der echten Nationalsozialisten!

Nächster Artikel