Nach Elfmeterschießen - Hertha besiegt HSV in Pokal-Krimi und steht im Viertelfinale
Reich an Highlights war das Pokal-Achtelfinale im Olympiastadion, mit dem glücklichen Ende für Hertha. Mit zwei Last-Minute-Treffern retteten sich die Berliner gegen den HSV bis ins Elfmeterschießen. Dort war Hertha dann abgezockter.
Hertha BSC ist ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Der Fußball-Zweitligist gewann am Mittwochabend sein Heimspiel gegen den Hamburger SV mit 8:6 nach Elfmeterschießen.
Die Tore für die Berliner vor fast 60.000 Zuschauern im Olympiastadion schossen Fabian Reese (21., 90. Minute) und Jonjoe Kenny (120.), für die Gäste trafen Immanuel Pherai (31.), Laszlo Benes (43.) und Ransford-Yeboah Königsdörffer (113.); 3:3 stand es nach 120 Minuten.
Nachdem Herthas Schützen im darauffolgenden Elfmeterschießen ihre ersten vier Schüsse versenkten, vergab auf Seiten der Hamburger Königsdörffer den vierten HSV-Versuch. Den fünften und entscheidenden Elfmeter versenkte Reese.
Reese trifft zur Führung
Trainer Pal Dardai, der im Vorfeld von einem zu erwartenden "Pokal-Fight" sprach, sah von Beginn an eine Partie, die diesem Slogan gerecht wurde. Hertha war zunächst am Drücker, immer wieder drang das Heimteam auf der linken Seite über Außenangreifer Fabian Reese tief in die Hamburger Hälfte vor. Doch abgesehen von einem Schuss von Jonjoe Kenny, der nur knapp am gegnerischen Gehäuse vorbeistreifte, blieben Torchancen in der ersten Viertelstunde Mangelware.
Nach einer kurzen Pressing-Phase der Hamburger war es der bis dahin auffälligste Akteur Fabian Reese, der für den ersten großen Jubel im Olympiastadion sorgte. Der 26-Jährige leitete den Angriff mit einem Pass auf Florian Niederlechner auf der linken Seite selbst ein. Dieser leitete den Ball weiter in den Strafraum zu Haris Tabakovic, der allerdings mit dem Hamburger Keeper Mattheo Raab zusammenstieß – der Schiedsrichter sah keine Regelwidrigkeit. Das Spielgerät sprang zu Reese, der zunächst an den Innenpfosten schoss – woraufhin der Ball gleich noch mal zum Offensivmann prallte. Nun versenkte er den Ball im Tor zur 1:0-Führung (21.).
HSV dreht Partie vor Pausenpfiff
Die nächsten Minuten sollten geprägt sein vom Hamburger Kreativspieler Immanuel Pherai. Zunächst prüfte der offensive Mittelfeldspieler Tjark Ernst aus zehn Metern, der Keeper parierte sicher. Wenig später empfing Pherai einen scharfen Pass seines Mitspielers Laszlo Benes an der Strafraumkante, diesmal ließ er Herthas Schlussmann keine Chance: Der Hamburger setzte einen wuchtigen Schuss ab, der kurz vor dem Tor noch einmal auf dem nassen Rasen aufsprang und im linken Toreck einschlug (31.). Für den HSV-Neuzugang war es der dritte Treffer im dritten Spiel.
In den Folgeminuten waren nun die Gäste spielbestimmend, erarbeiteten sich mehrere Abschlüsse. Kurz vor dem Pausenpfiff chippte Levin Öztunali den Ball dann von der linken Strafraumseite in den Fünfer, wo Tjark Ernst diesen zu spät sah und dass sich senkende Spielgerät nur noch mit Hand zum Hamburger Benes lenkte. Dieser brauchte nur noch zum 2:1 einzuschieben (43.).
Zur Pause reagierte Pal Dardai, brachte für den weitgehend unauffälligen Flügelstürmer Derry Sherhant positionsgetreu den 19-jährigen Offensivmann Gustav Christensen. Es war bereits der zweite Wechsel, nachdem im ersten Durchgang der angeschlagene Innenverteidiger Linus Gechter für Toni Leistner weichen musste.
Hertha immer agiler und entschlossener
Den zweiten Durchgang eröffneten die Gäste mit einem Pfostenschuss. Bei einem Eckstoß hatte der ausführende Benes gesehen, dass Keeper Tjark Ernst einige Meter aus seinem Kasten gelaufen war. Der Slowake fasste sich ein Herz und schickte die Kugel direkt von der Eckfahne auf Reise in Richtung Tor, und Hertha hatte Glück, dass das Aluminium noch rettete.
Hin und her ging es nun. Auf der einen Seite setzte Tabakovic aus sieben Metern einen Kopfball aufs Tor, was Keeper Raab eine spektakuläre Parade abnötigte. Auf der anderen Seite hielt Herthas Ernst stark nach einem Abschluss des Hamburgers Benes.
Nach einer Stunde wechselte Dardai zwei weitere Male und brachte Stürmer Smail Prevljak für Tabakovic, außerdem den Mittelfeldspieler Bilal Hussein für Zeefuik. In der anbrechenden Schlussphase wirkten die Hausherren nun tatsächlich agiler, entschlossener. Weiterhin angetrieben von Fabian Reese verzeichneten die Berliner mehrere Abschlüsse, die Hamburger verschanzten sich zunehmend.
Einwechslung von El-Jindaoui und Last-Minute-Ausgleich
Mit der Einwechslung des Offensivspielers Nader El-Jindaoui erhoffte sich Dardai noch den rettenden Geistesblitz seiner Mannschaft. Für den Influencer und Instagram-Star El-Jindaoui war es gleichzeitig die Premiere in der 1. Mannschaft. Für den Geistesblitz sollte aber ein anderer sorgen.
Als bereits vieles darauf hindeutete, dass die Gästemannschaft die Führung durch clevere Verteidigung ins Ziel bringen würde, zündete Fabian Reese an der linken Seitenlinie den Turbo, kam mit drei, vier Ballberührungen an den Sechzehner, zog ab - und das Olympiastadion explodierte (90.). Der 2:2-Ausgleich war gleichbedeutend mit der Verlängerung dieses Pokalabends.
Gebürtiger Berliner Königsdörffer trifft
In der Verlängerung belauerten sich beide Teams zunächst, tonangebend war in der Phase nur die Pfeife von Schiedsrichter Sascha Stegemann, der in einer zunehmend ruppigen Partie mehrfach unterbrechen musste.
Dann brachte Rechtsverteidiger Nicoals Oliveira plötzlich einen langen Ball in den Strafraum, wo Robert Glatzel direkt ablegte auf Ransford-Yeboah Königsdörffer - der in Berlin geborene und zweitweise bei Hertha ausgebildete 22-Jährige staubte ab zur 3:2-Führung. Alle drei an der Co-Produktion beteiligten Spieler waren im Verlauf der Partie von Hamburgs Trainer Tim Walter eingewechselt worden.
Bis zum Schluss ackerten die Hausherren, versuchten den Gleichstand irgendwie noch zu erzwingen - wieder mit Erfolg. In der 120. Minute brachte Reese einen scharfen Pass vors Tor zu Kenny, der seinen Fuß hinhielt und mit seinem Treffer tatsächlich das Elfmeterschießen ermöglichte. Dort behielten die Herthaner die Oberhand, nach einem Fehlversuch von Königsdörffer versenkte Reese den entscheidenden Elfmeter zum Sieg für Berlin.
Das Spiel im Liveticker
Sendung: rbb24, 06.12.2023, 22 Uhr