Spielanalyse - Altbekannte Probleme stoppen Union in Stuttgart

Sa 09.03.24 | 09:13 Uhr | Von Till Oppermann
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Andras Schäfer kann seine rote Karte nicht fassen (IMAGO / Jan Huebner)
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Audio: rbb24 Inforadio | 08.03.2024 | Jakob Rüger | Bild: IMAGO / Jan Huebner Download (mp3, 3 MB)

In Stuttgart zeigte der 1. FC Union ein gutes Auswärtsspiel. Fehler, die sich durch die gesamte Saison ziehen, verhinderten eine bessere Ausbeute als das 0:2. Trainer Nenad Bjelica lässt sich nicht beirren. Von Till Oppermann

Die berühmten betenden Hände von Albrecht Dürer zierten vor Unions Gastspiel in Stuttgart den Gästeblock. "Meine Religion – Eisern Union" gaben die Fans der Eisernen ihrer Mannschaft auf einem Banner mit ins Spiel – auch um unmissverständlich klarzumachen, dass sie an den zweiten Auswärtssieg in Serie glaubten. Dieser Glaube wurde in Stuttgart enttäuscht. Zwar zeigte Union über weite Strecken eine gute Partie, aber das Endergebnis lautete 2:0 für den VfB. Zwei Probleme, die sich durch die gesamte Union-Saison ziehen, nahmen Nenad Bjelicas Mannschaft die Chance, einen weiteren Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen. Vor dem Tor war Union nicht effizient genug und Andras Schäfer sah die rote Karte. Es war bereit der sechste Platzverweis in dieser Saison.

Union hadert mit roter Karte

Vielleicht fiel die Reaktion des Sündigers auch deshalb besonders ungläubig aus. "Was, schon wieder?", könnte Schäfer gedacht haben, als er mit weit aufgerissenen Augen die Karte in Schiedsrichter Robert Schröders Hand betrachtete. Vielleicht dachte er aber auch: "Hä, das war niemals rot?" In einem Zweikampf mit Stuttgarts Josha Vagnoman war Schäfer eine halbe Sekunde zu spät gekommen und hatte seinen Gegenspieler mit offener Sohle am Knie gestreift.

Mit etwas mehr Wohlwollen hätte es der Schiedsrichter bei Gelb belassen können. Das hätte sich auch Trainer Nenad Bjelica gewünscht. Als er die Szene nach dem Spiel am DAZN-Monitor zum ersten Mal aus der Nähe gesehen hatte, reagierte er wütend. "Kein Kommentar", sagte er erst, bevor er doch zur Kritik ausholte. Wäre das eine rote Karte, würde es jedem Spiel mehrere geben, sagte er und fügte sarkastisch hinzu: "Aber wir akzeptieren diese Entscheidung natürlich – wie immer." Viel anderes bleibt Bjelica auch nicht übrig.

Der Trainer muss schon wieder umstellen

Selbst wenn die Entscheidung diskutabel war, nahm sie seine Mannschaft in der 69. Minute aus dem Spiel. Egal wie, Bjelica muss seinen Spielern beibringen, disziplinierter in Zweikämpfe zu gehen. Die bislang sechs Platzverweise der Unioner sind Negativrekord in der Liga. Das kostet Punkte und verhindert es, endlich eine konstante Startelf zu finden.

Andras Schäfer hatte sich gerade im Mittelfeld festgespielt und immer besser mit seinem Nebenmann Lucas Tousart harmoniert. Für das Heimspiel gegen Bremen muss sich Bjelica etwas Neues einfallen lassen. Die erzwungene Rotation durch Verletzungen und Sperren verhindert seit Saisonbeginn, dass sich die Eisernen auf dem Platz endlich richtig zusammenfinden.

Effektivität fehlt weiter

Zumal Schäfer der Mannschaft mit seinem Vorwärtsdrang bei ihrem zweiten Problem hilft. "Wir schießen schon die ganze Saison zu wenige Tore", analysierte Robin Gosens. Die erste große Gelegenheit ergab sich in der zweiten Minute und wurde von Yorbe Vertessen vergeben. In der 16. Minute tauchte dann Schäfer im Strafraum auf und scheiterte an einer tollen Parade des Stuttgarter Torwarts Alexander Nübel. Nur 7,1 Prozent der Union-Abschlüsse landen in dieser Saison im Tor. Das ist der fünftschlechteste Wert der Liga.

Vor dem Spiel hatte Bjelica seine Mannschaft dazu aufgefordert effektiver zu werden, weil es sonst schwer sei, gegen eine Spitzenmannschaft wie Stuttgart zu bestehen. Er sollte Recht behalten. Nur drei Minuten nach Unions zweiter Gelegenheit schlug Stuttgart zu.

Im Mittelfeld verlor Khedira seinen Gegenspieler Atatakan Karazor aus den Augen, der mit seinem Pass Torjäger Serhou Guirassy einsetzte. Weil Union-Innenverteidiger Kevin Vogt frontal mit beiden Schultern in Richtung des Passgebers stand, brauchte er zu lange, um sich einzudrehen und das Tempo von Guirassy aufzunehmen. Dessen Schuss landete unhaltbar für Frederik Rönnow im Tor. Das 1:0 gab den Stuttgartern noch mehr Selbstvertrauen in ihrem Kombinationsspiel. Für Union wurde das Spiel ab diesem Moment schwerer.

Bjelica will an Schwächen arbeiten

Dabei war das Spiel nach dem Rückstand alles andere als entschieden. Nachdem Union zu Beginn gegen den Ball mit einer Viererkette verteidigt hatte, indem der Robin Gosens ins linke Mittelfeld rückte und Innenverteidiger Diogo Leite ihn als Linksverteidiger vertrat, spielte die Mannschaft jetzt wieder im 5-3-2-System. Über die außen sollte sich vors Tor kombiniert werden, die Mittelfeldspieler Schäfer und Tousart dabei helfen, den Strafraum zu besetzen.

Insbesondere Tousart kam mehrmals in gute Abschlusspositionen. Warum es trotzdem nicht für ein Tor reichte, konnte Trainer Bjelica nach dem Spiel nicht erklären. "Vielleicht müssen wir weniger Abschlüsse trainieren, damit die Jungs im Spiel hungriger sind", so der Trainer. Eine Statistik macht Bjelica Mut: "Nach den expectedGoals war es ausgeglichen." Jetzt muss Union daran arbeiten, dass aus Glauben und Erwartung wieder Gewissheit wird.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.03.2024, 22:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

25 Kommentare

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  1. 25.

    Pinguine haben offenbar eine verqueere Weltsicht.
    Wo und wann fließen in der Wuhlheide Tränen?

    Ich empfehle Dir mal einen Stadionbesuch. Um die Realität kennenzulernen. Und uu erleben, dass diecMannschaft IMMER gefeiert wird.

    Gut, dann bist Du offenbar kein Herthaner. Was dann?

    Auf jeden Fall hast Du die Unionslogik nicht ansatzweise verstanden. Das kann ich nicht ändern.

    Und wir warten immer noch auf wenigstens ein Beispiel für die Behauptung, Union würde wehklagen.
    Nun, du wirst weiter rumschwadronieren, weil Du dieses Beispiel nicht bringen kannst.

  2. 24.

    Von "Wehklagen" habe ich bei Bjelica im Gegensatz zu Ihnen nichts vernommen. Der Trainer wurde zu seiner Meinung zum Platzverweis befragt und meinte, dass es solche oder sehr ähnliche Situationen an jedem Spieltag gibt und man diese nicht unbedingt mit einer "glatt Roten" bestrafen müsse. Und das wars auch schon, Pinguin.

  3. 23.

    Ach Sigurd...
    1. Es scheint in Köpenick tatsächlich die Sicht auf die Welt sehr klein zu sein. Stell Dir vor - es gibt mehr als 2 Vereine auf der Welt.
    2. Das mit dem fortwährenden Mimimi in Köpenick scheint nach Deiner Reaktion nach zu stimmen und Tempos brauchste wohl auch für Dich.
    3. Die Wuhlheide auszuverkaufen ist bei der Kapazität nicht so schwer. Bei der Championsleague nen volles Oly gehabt zu haben ist doch schön. Behalte es in Erinnerung - passiert sobald nicht wieder.
    ...und nun langweile uns bitte nicht mit weiteren Tränen aus dem Wald und erspare uns weitere infantile Vergleich, um die es überhaupt nicht geht - es geht nur darum, dass seit Jahren so viele Unioner immer und ständig die armen Hasen mimen und sich mies behandelt fühlen und der Trainer dieses Wehklagrn mittlerweile auch beherrscht.

  4. 22.

    Eher lernen Pinguine fliegen, als dass Bjelica "flennt". Sie dürfen aber gerne ein paar Beispiele oder auch nur eines nennen, bei dem die Köpenicker irgendjemanden ausserhalb des Vereins für eine Niederlage verantwortlich gemacht haben.

  5. 21.

    Ups, da hat wohl jemand mangelhafte Geographiekenntnisse?
    Das Olympiastadion liegt in Charlottenburg , nicht in der Wulheide,

    Wann war das zum letzten mal bis auf den letzten Platz ausverkauft?
    Ja klar, zur CL mit den Unionern.

    Ich hörte aber davon, dass es zu denZweitligaspielen im weiten Umfeld keine Tempos mehr gibt. Auch heute flossen wieder Tränen. Wiederaufstieg endgültig passe. Schade, wieder keine Berlinderby nächste Saison…

  6. 20.

    Mit Fakten haben Sie es nicht so und setzten lieber auf Ihr (un-) gesundes Bauchgefühl, ne "Regina".

    Weder Trainer, Spieler, Fans oder sonst jemand aus dem FCU Umfeld hat behauptet, dass Schiries oder Gegner für unsere Spielniederlagen, Karten oder Platzverweise verantwortlich sind. Und wenn Sie mal die facts facen wollen: Der FCU steht in der Gelbe-Karten-Tabelle auf Platz 10 und nicht von Ihnen wie offenbar vermutet, ganz weit vorne.

    https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/statistiken/clubs/gelbe-karten

  7. 19.

    Es wurde nun schon mehrfach erwähnt, hier und in den Medien, dass Union eben nicht den Schiri für die Niederlage verantwortlich macht. Nicht die rote Karte hat Unioner Tore verhindert, sondern die Abschlussschwäche. Aber, Regina, das scheinen sie zu ignorieren. Manche Menschen können eben mit Fakten wenig anfangen…

    Und destruktiver Fußball?
    Dann haben Sie beide Spiele (Dortmund und Stuttgart) nicht gesehen. Umgang mit Fakten - siehe oben!

  8. 18.

    In Dachen Mimimi und Schuld haben eh alle anderen ist der Trainer mittlerweile echter Köpenicker!
    Diese Wuhlheider Dauergeflenne nervt ungemein...

  9. 17.

    Ach Ole, Fanatismus macht selten objektiv. Natürlich steigt Hertha nicht auf, aber Derby gibt es trotzdem, da hilft auch nicht Frauenmeinugen abzuwerten;-)

  10. 16.

    Jaja, die armen immer benachteiligten Unioner, immer sind die Schiedsrichter gemein, und die bösen Gegner provozieren die armen Spieler und den Trainer. Die Mannschaft spielt zwar einen destruktiven Fußball und sammelt gelbe Karten wie wild, aber es liegt natürlich nur an den Anderen.

  11. 15.

    Ach ,,Regina", Ahnung wie ' ne Kuh von Stabhochsprung.:-) Nein, Union wird nächste Saison nicht ins Oly zum Derby fahren, weil Charlottenburg ja nicht aufsteigen wird.

  12. 14.

    Genau, weil dieser Sane der Inbegriff von Respekt, Fairness und Bodenständigkeit ist.Zuerst kommt der Instagram Auftritt, dann TikTok....provozierte Rote Karte.Natürlich hat sich der Trainer provozieren lassen, wie bei der roten Karte von Volland.Der Gegenspieler zwinkerte sogar noch füe seine Provokation.

  13. 13.

    Sie werden nicht allen Ernstes behaupten, dass dies ein Foul war, dass eine rote Karte rechtfertigt?
    Das würde zeigen, dass Sie nicht unvoreingenommen sind…

    Und der Trainer hat mit nicht einem Wort behauptet, dass der Schiri an der Niederlage schuld war
    Wo haben Sie das her? Vermutlich Wunschdenken, um Stimmung zu machen…

  14. 12.

    Da spricht wohl der Experte?

    Seltsam, dass alle wirklichen Experten und Profis genau das Gegenteil beschreiben.
    Da ist von der Rückkehr alter Tugenden die Rede, von Stabilisierung, spürbar mehr Pressing und Offensivdrang.
    Und jeder ist sich sicher, dass der Klassenerhalt gelingt.

    Aber offensichtlich sind diese Experten in Ihren Augen nur inkompetent?
    Wie lächerlich ist diese Neiddebatte!

  15. 11.

    Amelie, Regina, Franzi oder wer auch immer, natürlich ist der FCU noch in Gefahr, am Ende auf den Reliplatz zu rutschen und diese Spiele nicht zu bestehen. Aber Ihr Wunsch wird sich wohl nicht erfüllen. :(

  16. 10.

    Zitat: "So wird das nichts mit dem Klassenerhalt. Die Mannschaft ist eben zu schwach, da nützt auch ein Trainerwechsel nichts."

    Wat?! Der FCU hat unter Bjelica, bis auf den Ausrutscher gegen Bochum, nur gegen Mannschaften verloren, welche die Meisterschaft und CL- Plätze unter sich ausmachen werden und dabei 18 seiner 25 Punkte geholt. Der Trainer hat die Mannschaft stabilisiert und auch mehr spielerische Ansätze entwickelt. Die letzten beiden Spiele gegen BVB und VfB hätten mit etwas mehr Effektivität und Fortune, die beim Gegner lagen, nicht unbedingt verloren gehen müssen. Wir waren gegen diese Top Mannschaften jedenfalls nicht chancenlos, wie Sie und "Regina" unken.

  17. 9.

    Sieben Punkte, kein Problem, da kann man noch gut Absteigen!

  18. 8.

    Verehrter Brademann, hier liegt vermutlich eine Verwechslung vor. Ich hatte keine "Trainerentlassungsphantasien", weil ich mit dem Trainer meines Teams, Pal Dardai, durchaus zufrieden bin. Darüber, ob in Köpenick der richtige Trainer am Start ist, dürfen sich andere streiten. Ich hatte lediglich festgestellt, dass Unions Ligaspitzenplatz bei den roten Karten nicht zuletzt auch einem Ausraster des Trainers geschuldet ist.

  19. 7.

    Schon mal einen Blick auf die Tabelle geworfen? Es steigen höchstens 3 Mannschaften ab. Mir fehlt da die Phantasie, wie Köln den Rückstand noch aufholen soll. Union wird die notwendigen Punkte noch locker holen.

  20. 6.

    So wird das nichts mit dem Klassenerhalt. Die Mannschaft ist eben zu schwach, da nützt auch ein Trainerwechsel nichts.

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