Interview | Ex-Hertha-Kapitän Dick van Burik - "Ich habe drei Tage vor seinem Tod mit Kay Bernstein gesprochen"

Do 06.06.24 | 14:04 Uhr
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Der ehemalige Hertha-Kapitän Dick van Burik (imago images/Contrast)
Bild: imago images/Contrast

Von 1997 bis 2007 war der Niederländer Dick van Burik der Fels in der Verteidigung von Hertha BSC. Im Interview spricht der ehemalige Berliner Kapitän, warum er trotzdem keine Bindung zum Verein mehr hat und von diesem enttäuscht ist.

rbb: Dick van Burik, vor 17 Jahren beendeten sie bei Hertha BSC Ihre Karriere. Wie ist es Ihnen seitdem ergangen?

Dick van Burik: Ich bin danach Spielerberater geworden und habe die Firma meines Vaters übernommen.

Die Trennung vom Verein lief damals unschön ab. Sie haben zehn Jahre für Hertha gespielt, waren lange Kapitän. Dann warf man Ihnen vor, als verlängerter Arm Ihres Vaters - der damals Spielerberater war - Kevin-Prince Boateng zum Wechsel bewegt zu haben. Wie haben Sie die Situation erlebt?

Das war sehr traurig. Wenn man zehn Jahre für einen Verein gespielt hat und dann durch die Hintertür gehen muss, ist das nicht schön. Normalerweise bekommt man ein Abschiedsspiel. Mein Vater war damals Berater und Dieter Hoeneß hat das meiner Meinung nach ausgenutzt, um mich loszuwerden. Hoeneß wollte Kevin unbedingt verkaufen und hat es dann umgedreht. Aber das ist halt leider passiert und ist jetzt so, wie es ist.

Haben Sie trotzdem noch eine Bindung zu Hertha BSC?

Natürlich kenne ich noch Leute, aber die Bindung ist nicht wirklich da. Ich glaube, dass viele ehemalige Hertha-Spieler das gleiche Gefühl haben. Man wird bei dem Verein als ehemaliger nicht wirklich einbezogen. Es waren viele gute Spieler mit viel Fußballverstand da, aber das wird eigentlich gar nicht genutzt. Arne Friedrich ist weg, ein Kjetil Rekdal geht nicht mehr zu Hertha, genauso wie Marco Pantelic. Das ist sehr schade und tut auch weh.

Woran liegt das?

Wenn man sich nicht willkommen fühlt, geht man auch nicht hin. Leider ist der Präsident verstorben. Ich habe drei Tage vor seinem Tod mit Kay Bernstein gesprochen. Das war in Alicante beim Trainingslager. Da hat er mich gefragt, warum ich nie mehr ins Stadion komme. Ich habe ihm erzählt, dass Hertha mich noch nie eingeladen hat und ich nicht das Gefühl habe, noch dazuzugehören. Er hat mir dann gesagt, dass er das ändern und die Bindung zu alten Spielern wieder herstellen möchte. Dann ist er gestorben und seitdem ist von diesen Plänen noch nichts zu merken.

Wie bewerten Sie die Entwicklung des Klubs?

Ich habe vor 17 Jahren aufgehört und in dieser Zeit sind sie einige Male aufgestiegen und wieder abgestiegen. Man kann keine klare Linie erkennen oder spüren. Man weiß nicht, was sie vorhaben. Auch mit den Jugendspielern. Sie haben zwar eine der besten Ausbildungen, aber die Top-Talente tauchen dann bei Gladbach oder anderen Mannschaften auf. Das ist schade.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: DER TAG, 6.6.2024, 19:15 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Ein Unioner, der ständig seinen Senf zu Hertha Themen abgibt, will Herthanern vorschreiben, dass sie sich doch gefälligst um ihren eigenen Verein kümmern. Witzig....

  2. 2.

    Sehe ich such so.
    Hertha hat mit weltfremder und arroganter „Strategie“ sein inneren Kern verloren.
    Ich denke, den wiederzufinden, war Bernsteins Ziel. Es wird interessant zu beobachten, ob seiben Erben dies gelingt. Ob sie das verstanden haben.
    Van Burik bringt das aus seiner Perspektive auf den Punkt.

    Was wird hier in den Kommentaren geschehen?
    Es wird nicht lange dauern, da wird Union wieder im Fokus stehen. Einfach um abzulenken…

  3. 1.

    Ein Ex-Kapitän, der sich 10 Jahre den Hintern für dieses Unternehmen aufgerissen hat...
    An anderer Stelle wäre er "Fußballgott" auf Lebenszeit.

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