Fünf Jahre hat Energie Cottbus auf diesen Tag gewartet - am Sonntag gegen Arminia Bielefeld ist es nun so weit: Die Lausitzer spielen wieder im Profi-Fußball. Von Andreas Friebel
Es kribbelt und die Vorfreude ist auch Stürmer Timmy Thiele anzumerken. Knapp 200 Spiele hat er schon in der dritten Liga bestritten, jetzt könnte er ein erstes mit Energie Cottbus absolvieren. "Ich kenne die Liga. Ich habe da schon ein paar Spiele gemacht", sagt Thiele. "Dementsprechend weiß ich, was auf uns zu kommt und freue ich mich auf den Start.“
Der einstige Bundesligist Energie Cottbus kehrt nach fünf Jahren in der Viertklassigkeit in den Profi-Fußball zurück. Am Sonntag (Anpfiff 16.30 Uhr) tritt der Aufsteiger gegen Arminia Bielefeld an.
Mehr als fünf Jahre nach dem bitteren Abstieg aus der dritten Liga ist die Vorfreude auch bei den Cottbuser Fans groß. Mit etwa 13.000 Besuchern rechnen die Lausitzer am Sonntag. Und auch Trainer Claus-Dieter Wollitz ist froh, dass es für Energie nun wieder Spiele im Profi-Fußball gibt. Doch vergessen ist der Abstieg von 2019 nicht, wie am Freitag auf der Pressekonferenz mit dem 59-Jährigen deutlich wurde. "Uns hat damals nur ein Tor gefehlt. Vor uns und nach uns ist kein Team mit 45 Punkten aus der dritten Liga abgestiegen. Unglücklicher hätte es nicht laufen können."
Energie Cottbus erlebt am kommenden Sonntag mit dem Auftakt gegen Arminia Bielefeld die Rückkehr in die dritte Liga. Die Lausitzer haben zwar keine titelreiche, aber sehr bewegte Geschichte im Profi-Fußball. Ein Rückblick in Bildern.
Der bittere Abstieg ist noch nicht vergessen
Dieses Mal will Cottbus nicht gleich wieder runter in die Regionalliga. Auch wenn die Experten die Lausitzer zum engeren Kreis der Abstiegskandidaten zählen. "Es gibt in dieser Liga viele Mannschaften mit großen Ambitionen, wie Dresden, Rostock, Sandhause oder Mannheim. Aber es gibt auch Teams, mit denen wir uns auf Augenhöhe befinden", so Wollitz.
Der erste Gegner in Liga drei, Bielefeld, dürfte nicht unbedingt dazu zählen. Die Ost-Westfalen werden von Wollitz ebenfalls zu den Aufstiegskandidaten gezählt. Was sicher auch daran liegt, dass die Arminia einen großen Absturz hinter sich hat.
"Vor zwei, drei Jahren habe ich Bielefeld noch im Fernsehen in der Bundesliga-Konferenz gesehen. Und jetzt sind sie bei uns im Stadion. Trotzdem müssen wir nicht in Ehrfurcht versinken", meint Torwart Elias Bethke, der als Nummer eins in die neue Saison geht und in dieser Woche einen langfristigen Vertrag in der Lausitz unterschrieb. Und auch die Nummer zwei, Alexander Sebald, will länger in Cottbus bleiben. "Wir setzen uns nächste Woche mit ihm zusammen. Er möchte unbedingt weiter für uns spielen", so Wollitz, der auch klar macht, dass "der Zweikampf um die Nummer eins weitergeht."
Der Aufstieg von Energie Cottbus in die 3. Fußball-Liga war ein großer Moment für Verein wie Stadt. Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) spricht im Interview über die Bedeutung des Klubs für die Region.
Cigerci will abliefern
Und Wollitz hat auch klar gemacht, was er am Sonntag von seiner Mannschaft erwartet: "Wir sollten mutig sein. Egal ob der ein oder andere Gegenspieler mehr Qualität hat. Wenn wir alles auf die Platte bekommen, was wir können, hat es jeder Gegner gegen uns schwer."
Das letzte Mal standen sich Cottbus und Bielefeld vor mehr als zehn Jahren gegenüber. Damals ebenfalls in der dritten Liga. Und während sich im September 2014 beide Mannschaften 1:1 trennten, feierte Tolcay Cigerci mit dem HSV sein Debüt in der Fußball-Bundesliga.
Im Sommer wechselte der Spielmacher in die Lausitz und dürfte wegen seiner Erfahrung auch in der zweiten und dritten Liga als Königstransfer gelten. "Ich mache mir deshalb keinen Druck. Ich will auf dem Platz 100 Prozent geben und versuche immer abzuliefern."
Abliefern wollen auch seine Teamkollegen. Fünf Jahre nach dem Abstieg soll alles unternommen werden, um nach dem langen Kampf zurück nicht gleich wieder runter in die Regionalliga zu müssen.
An Thieles Einsatz am Sonntag steht allerdings noch ein kleines Fragezeichen: Der 33-Jährige hatte am Donnerstag einen Trainingsunfall, bei dem er sich am Kopf verletzte. Eine Untersuchung im Krankenhaus ergab aber bisher keine ernsthaften Probleme.
Die emotionalsten Momente von Energie Cottbus im Profi-Fußball
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Als Eduard "Ede" Geyer zum 1. Juli 1994 den Trainerposten beim FC Energie Cottbus übernimmt, sind die Lausitzer noch in der damals drittklassigen Regionalliga unterwegs. Es folgt: eine Erfolgsgeschichte. In der Saison 1996/97 gelingt der Sprung in die 2. Bundesliga. Und wiederum drei Jahre später schreiben die Cottbuser Geschichte: Am 26. Mai 2000 wird am letzten Spieltag durch einen 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Köln der erste Bundesliga-Aufstieg des Vereins perfekt gemacht.
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Nachdem Energie Cottbus im Jahr zuvor bei seiner DFB-Pokal-Premiere in der ersten Runde gegen Meppen ausgeschieden ist, läuft es in der Pokalsaison 1996/97 besser. Viel besser. Durch Erfolge gegen die Stuttgarter Kickers und den VfL Wolfsburg stößt der Regionalligist ins Achtelfinale vor. Gegner dort: Bundesligist MSV Duisburg, den man im Elfmeterschießen schlägt. Durch Siege im Viertelfinale gegen St. Pauli und Halbfinale gegen den Karlsruher SC stehen die Lausitzer tatsächlich im Pokalfinale - gegen den von Jogi Löw trainierten VfB Stuttgart. Dieser bringt die Erfolgswelle der Cottbuser zum Erliegen, gewinnt mit 2:0. Beide Treffer erzielt Giovane Elber.
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In der Premieren-Saison 2000/01 im Oberhaus schaffen die Brandenburger direkt eine Sensation. Am 8. Spieltag empfangen die Cottbuser den - damals amtierenden - Deutschen Meister FC Bayern München – und gehen mit 1:0 als Sieger vom Platz. Vilmos Sebok erzielt in der 14. Minute nach Vorarbeit von Bruno Akrapovic den entscheidenden Treffer gegen das Münchner Star-Ensemble um Oliver Kahn, Giovane Elber und Carsten Jancker.
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Schock, Wut, Mitleid, Häme: Energie-Torhüter Tomislav löst am 6. April 2002 viele Emotionen aus. Beim 3:3 gegen Borussia Mönchengladbach wird er in der 85. Minute zur tragischen Figur - und zur unfreiwilligen Bundesliga-Legende. "Es ist meine Schuld. Ich habe gedacht, der Ball fällt auf die Latte", sagt er damals nach Abpfiff. Tat der Ball nicht. Stattdessen landet die Kugel per Bogenlampe direkt auf Piplicas Kopf und tropft von dort ins Tor. Ein Eigentor für die Ewigkeit.
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2000 steigt der FC Energie erstmals in die Bundesliga auf - drei Jahre hält sich der Klub im Oberhaus. Es folgen drei Jahre der Zweitklassigkeit, bis 2006 die Bundesliga-Rückkehr gelingt. Ein Wiederaufstieg in die Bundesliga war offiziell nicht als Saisonziel ausgegeben worden - im Gegenteil, der Klassenerhalt stand im Fokus. Doch am letzten Spieltag sichert sich die Mannschaft mit einem 3:1 gegen den TSV 1860 München den dritten Tabellenplatz und damit überraschenden Aufstieg.
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Auch in der Saison 2007/08 mischt der FC Energie Cottbus in der höchsten deutschen Spielklasse mit - und der Hamburger Sport-Verein zu jener Zeit regelmäßig im internationalen Wettbewerb. Am 33. Spieltag kommt es zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs. Die Lausitzer - damals von Bojan Prasnikar trainiert - setzen sich durch Tore von Stiven Rivic und Dennis Sörensen mit 2:0 im Stadion der Freundschaft durch. Und Energie hält die Klasse. Bitter, aber in der darauffolgenden Saison kommt es anders: Als Tabellen-16ter muss Cottbus in die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg - und letztlich wieder den Gang in die 2. Bundesliga antreten.
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In derselben Spielzeit sorgte Energie auch im DFB-Pokal für mächtig Furore: Zum Auftakt tun sich die Lausitzer gegen den niedersächsischen Oberligisten TuS Heeslingen noch vergleichsweise schwer, ziehen letztlich aber durch einen 2:1-Auswärtssieg in die zweite Runde ein. Um in der Folge gleich drei Erstligisten nacheinander zu eliminieren: den SC Freiburg (2:1), VfL Wolfsburg (3:1) und die TSG Hoffenheim (1:0). Ausgerechnet gegen einen anderen Zweitligisten ist schließlich im Halbfinale für "Pele" Wollitz und seine Mannschaft Endstation: Der MSV Duisburg bezwingt die Cottbuser mit 2:1 und löst das Ticket fürs Pokal-Finale im Berliner Olympiastadion.
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Besonders treffsicher präsentiert sich der FC Energie in der Saison 2010/11 in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. In jener Spielzeit – in der ersten Amtszeit des Cheftrainers Claus-Dieter Wollitz – stellen die Lausitzer mit 65 Toren die zweitbeste Offensive. Auf dem Weg zu dieser respektablen Bilanz feiert der FCE am 28. November 2010 einen ganz besonderen (weil geschichtsträchtigen) Dreier: Der 6:0-Erfolg gegen den FC Erzgebirge Aue ist bis heute der höchste Sieg, den Energie jemals im Profi-Fußball bejubeln durfte.
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Am 14. Mai 2016 verabschiedet sich Energie Cottbus nach 19 Jahren vorerst aus dem Profi-Fußball. Claus-Dieter Wollitz übernimmt nach dem Absturz auf einen Abstiegsplatz die schwierige Aufgabe für die letzten fünf Saisonspiele 2015/16. Nach zwei Siegen in vier Spielen kommt es am letzten Spieltag der Saison 2015/16 zu Fernduellen mit Werder Bremen II, dem SV Wehen Wiesbaden und den Stuttgarter Kickers, bei denen Cottbus ein Sieg gegen die zweite Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 zum Klassenerhalt genügen würde. Die Lausitzer geben das Spiel jedoch dramatisch durch Gegentore in der 88. und 90. Minute mit 2:3 aus der Hand. Da die Konkurrenten gewinnen, rutscht Cottbus auf Rang 19 und steigt somit ab. mehr zum Thema | Sendung: rbb24 inforadio, 31.07.2024, 22 Uhr
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5.
Auf einen gelungenen Saisonauftakt vor großer Kulisse! Die Wahrheit liegt auf dem Platz und am Ende wird abgerechnet. Und Pessimisten mögen ihren Frust bitte im stillen Kämmerlein anbinden...
4.
Es wird gut werden die Stimmung und wenn auch hart wird wir sollen Stotz sein endlich 3 Liga
3.
Es wird wie immer und am Ende gibt es wieder tausend Gründe, weshalb es nicht gereicht hat. Den immer betrogenen Ostverein als Hauptgrund vorne weg.
2.
Jungs macht es möglich in der 3 Liga zu bleiben.
Ich drücke euch die Daumen.