Fußball - Timmy Thieles besonderer Weg an die Spitze der Drittliga-Torjägerliste

Fr 18.10.24 | 17:49 Uhr
Timmy Thiele von Energie Cottbus (imago images/Weiland)
Bild: imago images/Weiland

Aufsteiger Energie Cottbus mischt die dritte Liga auf. Einer der Erfolgsgaranten ist Toptorjäger Timmy Thiele. Sein Weg ist ein besonderer - im wahrsten Sinne des Wortes und tagtäglich. Von Ilja Behnisch

Das mit dem ankommen ist so eine Sache bei Timmy Thiele (33), dem Stürmer von Energie Cottbus, der derzeit mit sechs Treffern aus neun Spielen die Torjägerliste der dritten Liga anführt.

Elf Vereine hat der gebürtige Berliner, der mit vollständigem Namen Timmy Dennis Mario Thiele heißt, in seiner Profi-Vita stehen. Darunter so illustre Namen wie Werder Bremen, Schalke 04 und Borussia Dortmund. Doch für die ganz große Bühne, für die diese Klubs normalerweise bestimmt sind, hat es bei Thiele nie gereicht. Er hat für die zweiten Mannschaften gespielt, zumeist in der dritten Liga. Auch ein Abstecher in den englischen Fußball war dabei. 2015/16 absolvierte er für Burton Albion und Oldham Athletic insgesamt 26 Spiele in der dortigen dritten Liga.

Nicht jedes Training - jeder versteht es

Dabei traf Thiele eigentlich immer regelmäßig, sofern er fit war, doch genau das war er eben nicht immer. Seit dem Januar 2023 nun steht er bei Energie Cottbus unter Vertrag. Aus der Vereinslosigkeit geholt vom damaligen Regionalligisten, nachdem Thiele bei seinem letzten Verein Viktoria Köln lange Zeit verletzungsbedingt ausgefallen war.

Anders hätte Energie einen Spieler seines Formats vielleicht auch schwerlich bekommen können. Man muss eben eigene Wege gehen in der Lausitz. Dort, wo das Geld nicht gerade locker sitzt.

Einen anderen Weg gehen Thiele und Energie Cottbus auch, seit in einem Kita-Gespräch über Thieles Sohn herauskam, dass dieser sehr unter der häufigen, räumlichen Trennung von seinem Vater leide. Für Thiele, den "brutalen Familienmenschen", war sofort klar, etwas ändern zu müssen. Er sucht das Gespräch mit Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz. Nach Rücksprache mit der Mannschaft vereinbaren sie, dass Thiele nicht mehr für jede, leichtere Trainingseinheit anreisen muss. "Jeder versteht es", sagt er. Auch, weil jeder in der Mannschaft und darüber hinaus wisse, "dass ich dann nicht zu Hause sitze und nichts mache."

An den anderen Tagen pendelt er. Vom Wohnsitz seiner Familie im Berliner Umland zur Trainingsstätte von Energie und zurück sind es dann insgesamt fünf Stunden Fahrt. Kein Problem für Thiele, der bewusst auf den Zug setzt, weil er "Unproduktivität hasst" und neben seiner Fußballer-Karriere sein eigenes Modelabel aufbaut.

Das mit der Abneigung gegen jede Form der Unproduktivität nimmt man ihm auch auf dem Rasen sofort ab. Thiele ist ein Ackergaul im besten Sinn. Einer, der nicht nur auf Zuspiele wartet. "Was er an Spielern bindet und Räume schafft", setzt Trainer Wollitz schwärmend an, um dann zu vollenden: "Ich traue ihm zu, Torschützenkönig zu werden, wenn wir so weiter spielen. Das kostet aber unglaublich viel Kraft." Und weiter: "Schaffen wir es, unsere Prinzipien auf den Platz zu bringen, haben wir alle Chancen." Es klingt wie der Wunsch nach noch viel mehr Spielern vom Schlage Timmy Thieles.

Entspannt und angekommen

Der wiederum ist vom aktuellen Leistungsvermögen seiner Mannschaft nicht wirklich überrascht. "Für mich war das nur eine Frage der Zeit", sagt Thiele angesichts der jüngsten Auftritte, die Aufsteiger Cottbus bis auf Platz vier geführt haben. Er sei überzeugt gewesen von der Qualität seiner Mitspieler, dennoch bleibe es "ein Prozess, auch wenn es gerade gut aussieht".

Dass aber nicht alles immer in der eigenen Hand liegt, auch das weiß Thiele. "Als Stürmer bist Du mal der Held, mal der Depp. Mein Gott, das gehört dazu", sagt er. Und dass Stürmer "schon auch die Spitze des Eisbergs" seien.

"Ich bin auf meine Mitspieler angewiesen." Sagt es und wirkt dabei entspannt wie jemand, der nur noch genießt.

Mit Sandhausen (Samstag, 18. Oktober, 14 Uhr), Erzgebirge Aue (Dienstag, 21. Oktober, 19 Uhr) und dem TSV 1860 München (Sonntag, 27. Oktober, 13:30 Uhr) warten nun drei Gegner in acht Tagen auf Cottbus. Oder um es mit Timmy Thiele zu sagen: "Das wir Spiel auf Spiel haben, ist auch was Geiles." Er ist eben angekommen bei Energie - so wie Cottbus auch dank ihm in der dritten Liga.

Sendung: rbb24, 18.10.2024, 22 Uhr

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