Podiums-Gespräche in Altranft - Märkisch-Oderland diskutiert über Verträglichkeit von erneuerbarer Energie und Landschaft

Mi 01.03.23 | 16:40 Uhr
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Solarpark im bereits bestehenden Windpark auf der Hochkippe Klettwitz, früheres Tagebaugelände
Audio: Antenne Brandenburg | 01.03.2023 | Philipp Gerstner | Bild: rbb

In Brandenburg sollen mehr Flächen für erneuerbare Energien bereitgestellt werden. Damit wachsen auch die Sorgen in Märkisch-Oderland um ihre Landschaft. Die wurde erst zum Kulturerbe ernannt. Einen Austausch dazu gab es jetzt im Oderbruchmuseum.

Brandenburg will bis 2045 seine Energie nur noch aus erneuerbaren Quellen beziehen. Dafür hat der Landtag in der vergangenen Woche das sogenannte "Brandenburgisches Flächenzielgesetz" verabschiedet. Dieses fordert alle Planungsgemeinschaften auf, Flächen zu finden, die unter anderem für die Windkraft genutzt werden können. Im Oderbruchmuseum in Altranft haben am Dienstag die Planungsgemeinschaft Oderland-Spree, ein Investor und Vertreter des Kreises darüber diskutiert, welche Flächen das sein könnten und wie die Wind- und Solarenergie landschaftsverträglich ausgebaut werden kann.

Brach- und bestehenden Flächen könnten genutzt werden

Unter den rund 50 Zuschauern waren Beobachtern des rbb zufolge vor allem Gemeindevertreter und Bürgermeister des Oderbruchs. Sie schätzen ihr Landschaftsbild, doch jetzt sollen 1,8 Prozent der Fläche innerhalb ihrer Planungsgemeinschaft für Windkraftanlagen bereitgestellt werden. Welche das sein könnten, erklärt der Leiter der Planungsstelle, Wolfgang Rump. "Das werden vermutlich Flächen sein, die bereits durch Windparks bestanden sind, die eine gewisse landschaftsräumliche Vorprägung haben", so Rump. "Das können auch benachbarte Gebiete zu großflächigen Solaranlagen oder Konversionsflächen sein."

Auch Investor Jörg Übel ist Teil des Podiums. Er war an der Planung des Solarparks in Gottestgabe beteiligt und betont, dass die Gemeinden durchaus vom Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren, zum Beispiel durch Gewerbeeinnahmen oder durch die Beteiligung am verkauften Strom.

Kritiker fürchten um das Landschafts-Bild

Karsten Birkholz, der Amtsleiter der Gemeinde Barnim-Oderbruch, hält dagegen. Er berät die Gemeindevertreter bei ihrer Entscheidung für oder gegen den Bau von Energieparks und weist auf landschaftliche Veränderungen hin. "Wenn Sie früher eine Sichtbeziehung von einem Ortsteil zum anderen hatte, kann es durchaus sein, dass das dann verstellt wird", so Birkholz. "Bei einer Photovoltaik-Anlage wird die sinnvollerweise dann noch so eingerahmt, dass man eine Hecke davorstellt, dass man nicht auf die blanken Module schaut. Aber man verliert unter Umständen Sichtbeziehungen." Der Amtsleiter empfiehlt den Beteiligten deshalb, vor dem Bau Fotos mit und ohne Anlagen zu erstellen, um den Gemeindevertretern eine Entscheidungsgrundlage zu ermöglichen.

Warnung vor Schnellschüssen bei der Planung

Einig waren sich am Dienstag nahezu alle Teilnehmer, dass ein für die Landschaft verträglicher Ausbau nur gelingen könne, wenn der Druck aus der Planung genommen werde. Ansonsten bestehe für Gemeinden und Investoren das Risiko von überstürzten Entscheidungen, die für Jahrzehnte bestand haben.

Für Landrat Gernot Schmidt (SPD) sei es außerdem wichtig, immer wieder mit den Anwohnern zu diskutieren und sie zu überzeugen. "Wir greifen in die Lebensqualität der Menschen ein und bauen ländliche Räume um", sagt Schmidt. "Da leben auch Menschen, die Ihre Landschaft und deren die Ästhetik lieben. Der Prozentsatz derer, die Windräder ästhetisch schön finden, ist in Brandenburg relativ niedrig."

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.03.2023, 15:40 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

1 Kommentar

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  1. 1.

    Der Oderbruch wird schon bei einem Meeresspiegel-Anstieg von 5m zu einem Meeresarm. Dazu reicht ein Teilabschmelzen von Grönland und West-Antarktis, mit dem bei 2° Temperaturzunahme zu rechnen ist. Ich nehme an, die Oderbruchler, die sich gegen die "Landschaftsverschandelung" durch Windkraft wehren, setzen auf die touristischen Möglichkeiten, die sich in den nächsten 100-200 Jahren daraus ergeben. Langfristiges Denken halt!

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