Zukunft der PCK-Raffinerie Schwedt - "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Raffinerie am 1. Januar betreiben"
Wegen des Angriffs auf die Ukraine soll ab Januar 2023 kein Erdöl mehr von Russland nach Deutschland fließen. Seit dem Beschluss für das Embargo wird an Alternativen für die PCK-Raffinerie gearbeitet. Am Montagabend zeigten sich Verantwortliche vorsichtig optimistisch.
In der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) wird davon ausgegangen, dass auch nach Inkrafttreten des Öl-Embargos gegen Russland zum Jahresbeginn dort weiter Öl verarbeitet wird. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Raffinerie am 1. Januar betreiben und die Region mit Mobilität und Wärme versorgen", sagte der Geschäftsführer der PCK, Ralf Schairer, bei einer Gesprächsrunde am Montagabend in Schwedt/Oder.
Vor rund 120 Einwohnern und Gästen aus der Politik betonte Schairer, über eine Pipeline aus dem Hafen Rostock sei Öl geordert worden. Außerdem seien die eigenen Lager voll. Das Öl werde aber nicht ausreichen, dieselbe Menge Benzin, Diesel und Kerosin herzustellen, räumte Schairer ein. "Es ist so, dass die Menschen hier eine Stabilität gewohnt waren, und diese Stabilität wird mit Sicherheit nicht mehr da sein", so der PCK-Geschäftsführer.
Mehr Öl aus weiteren Quellen?
Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) erläuterte bei der Diskussionsveranstaltung, dass derzeit an zwei weiteren Lieferwegen gearbeitet werde. Nach den Worten von Michael Kellner (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, laufen Gespräche mit Stellen in Kasachstan, in die auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) involviert sei. Das Wirtschaftsministerium erwarte demnächst eine Delegation aus Kasachstan, so Kellner. Das Frage sei, ob Russland kasachisches Rohöl in der Druschba-Pipeline über eigenes Staatsgebiet leiten werde. Deshalb gibt es auch Gespräche mit Polen über eine alternative Lösung. Eine von beiden Lösungen werde spätestens in sechs Monaten zusätzliche Sicherheit für PCK bringen, zeigte sich Steinbach überzeugt.
Mehr Betriebssicherheit nach Treuhand-Übernahme
PCK-Geschäftsführer Schairer sagte dem rbb, bereits die Treuhandschaft der Bundesnetzagentur über die Rosneft Deutschland habe zu mehr Sicherheit für PCK geführt.
Im September hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verkündet, dass die deutsche Tochter des russischen Staatskonzern unter Treuhandschaft gestellt werde. Rosneft Deutschland ist der Mehrheitseigner der PCK. In den vergangenen Wochen wurde entschieden, dass PCK mit Unterstützung des Bundes in Höhe von 400 Millionen Euro die Pipeline von Rostock nach Schwedt erweitere. In dieser Woche sollen die Gesellschafter darüber entscheiden, ob PCK in die Produktion von grünem Wasserstoff einsteigen kann. Bis 2025 will PCK eine erste Anlage dafür bauen.
Grundsätzlich sieht Wirtschaftsminister Steinbach die Lage der Raffinerie - nach Verunsicherungen in den vergangenen Monaten - derzeitig als positiv an. Ihm zufolge konnten Geschäftskunden der PCK gesichert werden. "Das Risiko war sehr hoch, dass weitere Kunden abspringen würden, weil sie selber Sorgen hatten, Sanktionswirkungen zu erleiden, weil sie sozusagen mit einem russischen Unternehmen Geschäfte machen würden", sagte Steinbach. "Das gleiche galt für den Bankverkehr. Und nach meinem Kenntnisstand befinden sich viele Dinge heute in einem einigermaßen ruhigen Fahrwasser."
Stimmung in Schwedt verhalten optimistisch
Auch Konstanze Fischer vom Bündnis "Zukunft Schwedt" zeigt sich nach der Veranstaltung zuversichtlich. Zwar habe sie weiterhin Fragen, wie genau es ab Januar weitergehe. "Ich habe aber aufgenommen, dass es positive Grundschwingungen gibt und es relativ gut weiterlaufen kann."
Ähnlich äußerte sich Schwedts Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe (SPD). Allerdings müsse auch weiterhin an der Zukunft gearbeitet werden, forderte sie. "Es gab für mich eine Aussicht, dass wir ab Januar mit mehr als 50 Prozent Öl am Standort weiterlaufen können." Den Bürger:innen müsse aber in Aussicht gestellt werden, dass ihre bisherigen Arbeitsplätze erhalten bleiben, statt diese im Zuge von Fördermaßnahmen anderweitig abzufangen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.11.2022, 06:30 Uhr
Mit Material von Andreas Oppermann