Sieben statt 19 Prozent - Restaurant-Mitarbeiter fordern Beibehaltung der reduzierten Mehrwertsteuer
Zum Ende des Jahres läuft der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Speisen aus. "Das gefleckte Schwein" befürchtet, dass dadurch die Kunden wegbleiben werden. Sie sammeln Unterschriften und wollen mit T-Shirts auf das Problem aufmerksam machen.
In einigen Restaurants und Gaststätten in Ostbrandenburg herrscht Angst. Der Grund: Zum 31. Dezember läuft der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Speisen aus. Dieser wurde während der Corona-Pandemie eingeführt. Noch wird auf Bundesebene darüber beraten, ob eine Verlängerung erfolgen soll. Restaurant-Betreiber befürchten, dass wegen der bereits gestiegenen Kosten, Kunden eine weitere Kostensteigerung nicht mehr mittragen würden. So zum Beispiel im "Das gefleckte Schwein" in Petershagen/Eggersdorf (Märkisch-Oderland).
Bundesweite Petition
Dort haben am Dienstag die Mitarbeiter mit einer Aktion auf die Situation aufmerksam machen wollen und ihre Gäste über eine bundesweite Unterschriften-Aktion des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) informiert. Statt der üblichen Dienstkleidung trugen die Kellner weiße und grüne T-Shirts mit der Aufschrift "7 Prozent auf Speisen müssen bleiben".
Auch Eigentümerin Ute Homann trägt an diesem Tag so ein T-Shirt. Sie spricht sich gegen eine erneute Mehrwertsteuer für 19 Prozent aus, weil die Belastungsgrenze der Gäste erreicht sei. Die Gäste würden einen solchen Schritt nicht mehr mitgehen, glaubt sie. Und ihr Restaurant käme dadurch in finanzielle Nöte: "Wir können die Löhne nicht mehr bezahlen, wir müssen Kredite zurückzahlen von der Corona-Krise – das müssen wir alles mit einberechnen", so Homann.
Kosten um 20 Prozent gestiegen
Die Preise in ihrem Restaurant seien seit Corona um 20 Prozent gestiegen, sagt Homann, die auch Kreisvorsitzende der Dehoga ist. Eine Portion Nudeln mit Lachs koste so bereits 26 Euro, früher 18 Euro. Grund dafür seien Inflation und höhere Kosten. Dass das auch ihre Kunden spüren, zeige sich bereits an den Gästezahlen: "Im Sommer sind wir eigentlich so bei Vor-Corona-Niveau, aber von Januar bis April und von Oktober bis November ist es schon deutlich weniger geworden", sagt sie.
Auf der Terrasse des Restaurants hat Ute Homann einen Tisch mit Informationen für die Gäste aufgebaut. Dort liegt auch die Unterschriften-Liste des Dehoga-Bundesverbands aus. "Nur mit den sieben Prozent Mehrwertsteuer ist es bisher gelungen, die enormen Kostensteigerungen nicht ein zu eins an die Gäste weiterzugeben. Es wäre widersprüchlich und wettbewerbsverzerrend, frisch zubereitetes Essen in den Restaurants ab 1. Januar 2024 wieder mit 19 Prozent zu besteuern, während auf Essen zum Mitnehmen, im Supermarkt oder bei der Essenslieferungen weiterhin nur sieben Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden", heißt es auf der zugehörigen Internetseite [www.openpetition.de].
Gäste zeigen Verständnis
Verständnis für ihre Befürchtungen erhält Ute Homann auch von einigen ihrer Gäste: "Die wollen ja leben", sagt zum Beispiel Reinhard Igel aus Eggersdorf, der an diesem Tag im "Gefleckten Schwein" Essen ist. Er sieht die Politik in der Verantwortung, auch kleinere Unternehmen wie die Restaurants zu unterstützen.
Auch Ingrid aus Hennickendorf, die ihren Nachnamen nicht veröffentlicht sehen will, fände es schade, wenn der Mehrwertsteuersatz wieder auf 19 Prozent erhöht werde, sagt sie. Sie glaubt aber auch, dass die Restaurantbesucher weiterhin Essen gehen würden: "Ich denk aber, dass wer gerne essen geht und das nicht jede Woche macht, der bezahlt auch die Erhöhung."
Dennoch bleibt die Sorge, dass sich dies dann für das Gaststättengewerbe kaum noch rentiere. Der Dehoga-Verband geht davon aus, dass rund 12.000 Restaurants schließen müssten, sollte die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent zurückgeführt werden, wie das Handelsblatt berichtet [www.handelsblatt.com]. Aus diesem Grund will auch Eigentümerin Ute Homann vom "Das gefleckten Schwein" mit ihren Mitarbeitern nun einmal pro Woche ihre Aktions-T-Shirts tragen und Unterschriften für die Petition sammeln.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.08.2023, 15:40 Uhr
Mit Material von Marie Stumpf