Zahlen für 2022 - Flughafen BER erwirtschaftet erstmals Plus
Von der Corona-Pandemie hat sich der hoch verschuldete Flughafen in Schönefeld noch lange nicht erholt, aber es gibt erste Hoffnungsschimmer: Erstmals seit seiner Eröffnung schreibt der Airport schwarze Zahlen.
Erstmals seit der Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) ist dort im vergangenen Jahr ein Gewinn eingeflogen worden. Das Geschäftsergebnis des Vorjahres war nach hohen Verlusten in den Jahren 2020 und 2021 mit 57 Millionen Euro positiv, teilte die Flughafengesellschaft am Dienstag mit.
Wegen der finanziellen Belastungen beim Bau des BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) bleibt die Betreibergesellschaft aber unterm Strich bei einem "Konzernjahresfehlbetrag" von 90 Mio. Euro, der in etwa auf dem Vorkrisenniveau von 2019 liegt.
Erlös-Erwartungen noch nicht eingetroffen
Im Vergleich zu 2021 hat sich am BER das Passagier-Aufkommen der aktuellen Bilanz zufolge verdoppelt: Es lag bei fast 20 Millionen Fluggästen. September und Oktober waren dabei die verkehrsreichsten Monate. Die angegebenen Passagierzahlen liegen gleichwohl deutlich (44 Prozent) unter den Zeiten vor Corona. Im Jahr 2019 waren die beiden Flughäfen in Tegel und Schönefeld zusammen auf knapp 36 Millionen Passagiere gekommen - Zahlen, mit denen die Flughafengesellschaft erst wieder 2029 rechnet.
Die Erlöse allerdings lagen 2022 bereits höher als 2019, doch sind diese nicht so hoch, wie ursprünglich erwartet. Vor der Eröffnung des BER im Oktober 2020 war die damalige Geschäftsführung noch davon ausgegangen, dass sowohl die neue Gebührenordnung als auch die Einkaufmöglichkeiten dem Unternehmen ein deutliches Plus im Vergleich zu den Altflughäfen Tegel und Schönefeld bescheren würden. In einer Aufsichtsratsvorlage aus dem Mai 2020, die dem rbb vorliegt, heißt es dazu, dass die Erlöse pro Passagier "von ca. 11,5 EUR in 2019 auf 18,8 EUR in 2021" steigen könnten. Nach den aktuell vorliegenden Zahlen kommt das Unternehmen auf 17,10 Euro pro Passagier.
Staatliche Hilfe ermöglichte wirtschaftliches Überleben
BER-Geschäftsführerin Aletta von Massenbach kündigte an, dass ihr Unternehmen bis zum Jahr 2026 finanziell selbständig sein wolle. Die hohe Verschuldung wurde ihren Angaben zufolge um 700 Millionen Euro reduziert. Eine Sondertilgung von 600 Millionen Euro sei unter anderem durch den Verkauf von zwei nicht benötigten Grundstücken möglich gewesen.
Passagierzahlen noch weit unter Vor-Corona-Niveau
Die Geschäftsentwicklung der Inlandsflüge allerdings hilft hier kaum. Zwar stieg deren Zahl im vergangenen Jahr wieder deutlich an, liegt aber mit 2,5 Millionen Passagieren deutlich unter den einst 8,5 Millionen Fluggästen vor Corona. Der innerdeutsche Flugverkehr spielt für den BER also auch wegen der Konkurrenz durch die Bahn eine immer geringere Rolle.
Die meisten BER-Passagiere fliegen ins europäische Ausland. Der interkontinentale Reiseverkehr lag im vergangenen Jahr 30 Prozent unter dem Aufkommen vor Corona. Für das Jahr 2023 rechnet die Flughafengesellschaft mit 23 Millionen Passagieren. Von Januar bis einschließlich April zählte der BER rund ein Drittel mehr Passagiere als noch im gleichen Zeitraum 2022.
Neue Investitionen im Flughafengebäude stehen an
Nun allerdings stehen umfangreiche Investitionen an, so die die Flughafengesellschaft. Das Flughafengebäude selbst muss energetisch umgestellt werden. Die gesamte Beheizung und Energieversorgung sei bislang auf Erdgas eingestellt. Das müsse geändert werden.
Investieren will der Flughafen zudem in die Abfertigung. Die soll weiter automatisiert werden, der smarte Check-In solle weiter ausgebaut werden, so die Pläne.
Die Sicherheitskontrollen sollen zudem beschleunigt werden. Nach dem Willen des Flughafens sollen sie von der Bundespolizei übernommen werden. Dafür liefen bereits Pilotverfahren am Flughafen Frankfurt.
Der Flughafen, so die Hoffnung, könne diese Kontrollen besser koordinieren und so beschleunigen. Auch sollen neue Geräte zur Überprüfung des Handgepäcks eine deutlich höhere Bildqualität liefern und so die Abfertigung beschleunigen. Diese Geräte könne der Flughafen dann selbst bestellen. Bislang ist dafür das Bundesbeschaffungsamt zuständig, was offenbar als zu schwerfällig bei solchen Investitionen gilt. Die Bundespolizei wird allerdings nach wie vor auf dem Flughafen präsent sein.
Lange Wartezeiten bei Gepäckausgabe
Bleibt noch ein Problem, das viele Fluggäste ärgert. Die Gepäckausgabe beginnt nicht selten erst über eine Stunde, nachdem die Maschine gelandet ist. Die Flughafenchefin verweist dabei auf die Krankenstände beim Servicepersonal, gesteht aber ein, dass die Personaldecke generell "nicht üppig" sei. Die Serviceunternehmen aber hätten "stark rekrutiert", um das Problem in den Griff zu bekommen. Oft aber liefen noch Zuverlässigkeitsprüfungen der neu eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das dauere noch. Allzulange aber sollte sich der Flughafen damit nicht mehr Zeit lassen, denn die Hauptreisezeit steht vor der Tür.
Seit rund zweieinhalb Jahren ist der Flughafen in Betrieb. Wirtschaftlich überlebte er bislang nur durch die finanzielle Unterstützung der Eigentümer, also des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenburg. Zum einen belasten das Unternehmen nach wie vor die finanziellen Folgen der jahrelangen Verschiebungen der Eröffnung. Zum anderen kämpft der BER wie andere Flughäfen auch nach wie vor mit den Folgen der Corona-Pandemie sowie des Kriegs in der Ukraine.
Sendung: rbb24 Abendschau, 23.05.23, 19:30 Uhr