Schuldneratlas 2023 -
Die Verschuldung der deutschen Verbraucher hat sich in diesem Jahr leicht abgeschwächt. Nach Einschätzung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform setzte sich der "Trend zu einer immer stärkeren Überschuldung" 2023 bislang nicht fort. Prognosen hätten zuvor einen deutlichen Anstieg vorhergesagt. Das teilte Pressesprecher Patrik-Ludwig Hantzsch bei der Vorstellung der Zahlen am Mittwoch mit.
Überschuldung in Berlin und Brandenburg
Berlin belegt in diesem Jahr mit gut zehn Prozent überschuldeter Menschen den dritten Platz der Bundesländer mit der höchsten Schuldnerquote.
Brandenburg steht deutlich besser da, das Land landet mit einer Schuldnerquote von 7,7 Prozent auf Platz 13. In ganz Deutschland sind knapp 8,2 Prozent der Menschen überschuldet. Als überschuldet gilt, wer regelmäßigen finanziellen Forderungen dauerhaft nicht nachkommen kann.
Einen Ausreißer innerhalb Brandenburgs bildet die Stadt Brandenburg an der Havel, wo trotz deutlichem Rückgang der Schuldnerquote von rund 14 auf knapp über 13 Prozent die meisten überschuldeten Menschen in Brandenburg leben.
Auch die Kreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin sowie die Städte Cottbus und Frankfurt (Oder) zeigen höhere Werte als der Brandenburger Durchschnitt.
Verdeckte Trendumkehr
In Berlin und Brandenburg ist der Anteil der überschuldeten Verbraucher, so wie in allen anderen Bundesländern auch, laut der Daten rückläufig. In der Hauptstadt lässt sich ein Rückgang von 0,4 Prozent verzeichnen, in Brandenburg sind es 0,5 Prozent weniger.
Die Creditreform sieht dennoch einen verdeckten Trend hin zu einer stärkeren Überschuldung. Auch, wenn die sogenannte "harte Überschuldung", also Fälle, in denen auch juristisch eingegriffen wurde, laut der Zahlen zurückging.
Zum einen sind die Fälle der "weichen Überschuldung", also Menschen, die mit nachhaltigen Zahlungsproblemen zu kämpfen haben, ohne aber mit der Justiz in Berührung zu kommen, erstmals seit 2020 wieder angestiegen.
Zum anderen hat sich die Datengrundlage der Creditreform in diesem Jahr geändert. Sie greifen nur noch auf die Privatinsolvenzen der vergangenen sechs Monate zurück. Ohne diese Veränderung läge die Quote für Gesamtdeutschland in diesem Jahr mit rund 8,5 Prozent leicht über der im Vorjahr.
Finanzielle Vernunft der Verbraucher
In Anbetracht der aktuellen Krisen zeigen diese Zahlen laut Creditreform-Sprecher Hantzsch dennoch eine relativ milde Entwicklung. Vor allem staatliche Maßnahmen, zum Beispiel die Erhöhung des Mindestlohns, hätten das bewirkt.
Aber auch die Verbraucher selbst hätten mit einem zaghafterem Konsum dazu beigetragen. Hantzsch sprach hier von einer "finanziellen Vernunft der Verbraucher". Die Creditreform habe in ihrer letzten Prognose mit einer deutlich schlechteren Entwicklung gerechnet.
Mit Blick auf die Altersstruktur sind 2023 bundesweit die 30- bis 39-Jährigen von der höchsten Schuldnerquote betroffen. Die Gruppe der unter 30-Jährigen weist seit 2013 erstmals einen Anstieg an Überschuldungsfällen auf.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 15.11.2023, 19:30 Uhr