Insolvenz - Berliner Senat legt Signa-Pläne auf Eis

Do 30.11.23 | 10:23 Uhr
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Symbolbild: Baustopp Signa Projekte Berlin. (Quelle: imago images/Eckel)
Video: rbb24 Abendschau | 01.12.2023 | Fanny Michaelis | Bild: imago images/Eckel

Die Signa-Insolvenz betrifft in Berlin auch die Galeria-Kaufhäuser am Hermannplatz und Ku'damm. Grüne und Linke fordern deshalb einen Stopp der Zusammenarbeit mit Signa, Verdi spricht von "Unruhe" unter den Warenhaus-Beschäftigten.

  • Senat will Planungen für zwei Galeria-Kaufhäuser vorerst nicht weiter vorantreiben - aber: kein Planungsstopp
  • Grüne und Linke fordern, dass der Senat seine Zusammenarbeit mit Signa abbricht
  • Verdi wünscht sich kompetenten Investor für die Warenhäuser

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wird die Planungen für die Galeria-Kaufhäuser am Hermannplatz und am Kurfürstendamm vorerst nicht weiter vorantreiben. Das sagte ein Sprecher der Verwaltung auf Nachfrage des rbb. "Wir werden in der jetzigen Situation in den beiden Verfahren keine weiteren formalen Schritte mehr vornehmen, bis klar ist, welcher leistungsfähige Partner bereitsteht, um die Planungsziele des Landes Berlin umzusetzen."

Damit reagiert der Senat auf die Insolvenz der Signa Holding, der neben der Immobiliensparte auch die Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof unterstehen. Der Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung betonte, es handele sich nicht um einen Planungsstopp. Denn die Pläne von Signa am Hermannplatz und am Kurfürstendamm würden über die Interessen des Unternehmens hinausgehen, ganze Kieze seien von der eigentlich beabsichtigten Weiterentwicklung der Standorte betroffen. "Planungsstopp hieße: Alles auf Null zu stellen. Das kann nicht im Interesse der Standorte und Arbeitsplätze sein", so der Sprecher.

Grüne und Linke fordern Abbruch der Zusammenarbeit mit Signa

Grüne und Linke forderten dagegen erneut, dass der Senat seine Zusammenarbeit mit Signa abbricht. Signa habe die zugesagten Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe nicht eingehalten, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken, Katalin Gennburg, "Stattdessen sind Steuergelder, Lohn- und Pensionsansprüche der Beschäftigten in Milliardenhöhe im Unternehmenssumpf der Signa versunken." Den Angestellten der Warenhäuser und vielen Innenstädten drohe nun erneut eine "Katastrophe". "Ich fordere den Senat erneut auf, die Bebauungspläne der Signa jetzt sofort einzustellen und nach dem Vorbild zahlreicher Kommunen die Grundstücke und Warenhäuser in öffentliches Eigentum zu überführen."

"Alle Warnungen und Alarmsignale ignoriert"

Julian Schwarze, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, warf dem schwarz-roten Senat vor "alle Warnungen und Alarmsignale ignoriert" zu haben. "Die Signa-Insolvenz droht jetzt auch die zum Konzern gehörenden Warenhäuser und ihre Beschäftigten mitzureißen." Auch Schwarze forderte, die Bebauungsplanverfahren von Signa-Projekten in Berlin zu stoppen, so wie zuletzt die Stadt München es getan habe. Betroffen wären neben den Warenhäusern auch mehrere Immobilienprojekte, die zum Teil schon im Bau sind.

Für das Areal am Kurfürstendamm wird aktuell ein Rahmenplan erarbeitet, der für den gesamten Abschnitt zwischen Rankestraße und Kurfürstendamm gelten soll und über das Warenhaus hinausgeht. Am Hermannplatz ist der Bebauungsplan für den Umbau des Karstadt-Kaufhauses ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Aktuell soll die Bürgerbeteiligung, die bereits stattgefunden hat, ausgewertet werden.

Verdi spricht von "Unruhe" unter den Beschäftigten der betroffenen Warenhäuser

"Für die deutschen Kaufhausstandorte ist das keine gute Nachricht, auch für Berlin nicht", sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Man sei allerdings vom Sanierungsverfahren des Konzerns in Österreich abhängig. "Was aber klar ist, dass wir an unserem Ziel festhalten wollen: dem Erhalt und der dringend notwendigen Weiterentwicklung der Warenhausstandorte in Berlin und damit auch der Sicherung von Arbeitsplätzen und Versorgungsstruktur für die Berlinerinnen und Berliner."

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sprach von "Unruhe" unter den Beschäftigten der Warenhäuser. Zwar habe es zuletzt eine Vereinbarung über eine Sonderzahlung für die 12.500 Beschäftigten gegeben, und auch das Weihnachtsgeschäft sei gut angelaufen. Das Management der Filialen müsse nun aber bereit sein, flexibel zu reagieren. Man wünsche sich einen Investor für die Warenhäuser, "der Kompetenz in der Handelsbranche mitbringt", sagte Verdi-Sprecher Jörg Meyer.

KaDeWe sieht sich "sicher aufgestellt"

Anders sei es im Berliner KaDeWe aus. Dessen Chef Michael Peterseim sieht die Insolvenz der Signa Holding für das eigene Geschäft gelassen. "Wir sind sehr sicher aufgestellt", sagte er dem "Tagesspiegel". Die Schwierigkeiten der Signa Holding hätten keine Folgen für das Luxuskaufhaus in der Tauentzienstraße. "Die werden keine Auswirkungen auf uns haben. Das können wir klar ausschließen". Signa sei lediglich ein Minderheitsgesellschafter und bei strategischen und operativen Fragestellungen nicht gefragt.

"Häufig wird übersehen, dass wir einen klaren Hauptgesellschafter haben. Der heißt Central Group und steht hinter uns", betonte Peterseim. Der thailändische Handelskonzern habe kürzlich versichert, dass es in Europa im Luxuswarensegment alles tun werde, um das KaDeWe und die anderen Häuser zu stützen. Neben dem Berliner Standort gehören auch zwei Kaufhäuser in Hamburg und München zur KaDeWe-Gruppe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.11.2023, 17:26 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Die Zukunft von Warenhäusern und somit unseren Innenstädten muß grundlegend überdacht werden.

    Weg von den Malls wo ich quasi mit dem Auto bis zur Kasse vorfahren kann, hin zum Gesamtkonzept. Die Leute wollen ein Happening, wollen bespaßt werden. Bummeln, flanieren, im Cafe sitzen usw.

  2. 17.

    Nun ja, eher wo es am billigsten ist. Online werden nur spezielle Waren gekauft, welche z.b. der örtliche Baumarkt eben nicht führt weil eben zu speziell. Und auch für die sehr speziellen Waren wird versucht, einen Händler zu finden, welcher jetzt nicht unbedingt ne Tagesreise entfernt ist. Was nützt es, wenn man 14 Tage, 3 Wochen immer wieder an Hotline‘s etc.“vorbeiredet“und dann trotzdem das falsche geliefert wird. Dafür habe ich eigentlich keine Zeit.

  3. 16.

    Ist das so? Wenn ja wo? Können Sie einschätzen, ob der Preis der angebotenen Ware angemessen ist? Hauen Sie doch mal ein paar Beispiele raus. Nur zum Verständnis. Und nebenbei bemerkt, kostet z.b. ne Wellensteyn-Jacke überall Kohle, wenn man ne Richtige haben möchte.

  4. 15.

    Das sind durchschaubare Lügen, wer hat denn unter RRG mit Hinweis auf Arbeitsplätze alle Warnungen ignoriert und ist weiter in Verantwortung? Die sPD von Giffeys Gnaden!

  5. 14.

    "Den Linken und Grünen ging es aber bekanntlich nur um Benko persönlich."

    Das ist nachweislich Quatsch, siehe link. "Signa sei kein zuverlässiger Partner. Damit zielte er vor allem auf die Kaufhaus-Entwicklungsprojekte am Hermannplatz und am Ku'damm ab."

    "Das Projekt von Signa soll auch bitte weiterhin verfolgt werden, denn es ist toll."

    Man merkt schon auf welchen kindlichen Niveau sie hier zu "diskutieren" versuchen. Ganz "toll".

    Das sind durchschaubare Lügen, wer hat denn unter RRG mit Hinweis auf Arbeitsplätze alle Warnungen ignoriert und ist weiter in Verantwortung? Die sPD von Giffeys Gnaden!

  6. 13.

    Meine Güte, nun hat die Unternehmensgruppe Insolvenz angemeldet und die Politik tut so, als ob davon die Welt untergeht

    Die Gläubiger und Mitarbeiter haben Pech gehabt. Herr B. haftet ja nicht.

    Und Konzepte wie Warenhäuser sind schon seit Jahren nicht mehr aktuell und rentabel.

  7. 12.

    Das System Warenhaus ist schon seit vielen Jahren nicht mehr zeitgemäß. Die Kunden kaufen dort, wo es am günstigsten ist. Das ist nunmal der Onlineshop

    Leider werden die ewig gestrigen das nie erkennen.

    Die einzige Chance für Kaufhäuser ist, wenn sie günstiger als der onlinehandel sind und Service anbieten, die der onlinehandel nicht anbietet.

    Aber beide Bedingungen müssen erfüllt sein

  8. 11.

    Was passiert denn eigentlich mit dem Roh-Anbau am Kaufhof am Alexanderplatz? Davon ist irgendwie nie die Rede ...

  9. 10.

    Das gehört sich doch wohl so, frühere Warnungen Anderer, nun selber in der Opposition, als „eigene“ in den Raum zu schmeißen.
    Der Anlass zu „Warnungen“ trat sicher punktgenau mit dem Regierungsbeginn von Schwarz/Rot ein und ist somit wie alt – neun Monate?

  10. 9.

    Die Frage kann auch lauten: Ist das System Innenstadt - Einkaufzentren - Bürogebäude - Großhotel überhaupt noch zeitgemäß ? Home-Ofiice, Online-Shopping, digitale Verwaltung (sofern realisiert), autofreie Innenstadt. Eigentlich findet hier nur noch Tourismus statt. Ein paar alte Gemäuer besichtigen, hier und da ein überteuertes Restaurant. Ein paar Fake-Plätzchen für Selfies. Industrie soll fernbleiben, "durchgrünen" ganzer Wohnviertel. Man kann sich die Frage generell stellen , wozu brauch ich eine Stadt? Der ürsprüngliche Grund, Industrie, Handelszentrum soll doch abgeschafft werden.
    Also was solls ....

  11. 8.

    >"Hier und da ein bisschen Farbe, aktuelle Ware und ein Lächeln und dann wird das was!"
    Mit ein bissl neuer Farbe und mehr Motivation ist bei klassischen Warenhäusern allgemein der Untergang nicht zu verhindern. Es kriselt in dieser Branche schon lange. Da müssten schon paar andere Konzepte her.

  12. 7.

    Nicht nur Grüne und Linke fordern den Abbruch der Zusammenarbeit mit Signa, auch der Kreisvorstand der SPD Friedrichshain-Kreuzberg hat am 20. November einen Beschluss gefasst, der in dieselbe Richtung geht:
    https://spd-friedrichshain-kreuzberg.de/2023/kein-baurecht-fuer-signa/

  13. 6.

    Es geht hier aber eben nicht um Signa, es geht nur um das Projekt.

    Den Linken und Grünen ging es aber bekanntlich nur um Benko persönlich.

    Das Projekt von Signa soll auch bitte weiterhin verfolgt werden, denn es ist toll.

    Der jetzige Schandfleck am Hermannplatz muss weg.

  14. 5.

    Karstadt ist schon seit langem keine gute Adresse zum shoppen. Allein die Verkäufer, unmöglich in 90 Prozent der Fälle. Es war einmal... Lange her. Völlig überteuert außerdem. Und wenn man doch mal dorthin geht, gibt's die meisten Dinge nicht, also wieder ab ins Netz und online bestellen. Schuld eigene

  15. 4.

    Ich bin mal gespannt was diejenigen sagen die letzte Woche hier noch gegen Grüne und Linke gehetzt haben.

    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/11/signa-berlin-reaktionen-politik-gruene-linke-giffey.html

  16. 3.

    Nun in der Opposition wollen grüne und linke stoppen was sie einst in der Regierung müller pop lederer 2020 unterschrieben und als Arbeitsplatzerhalt verkauft haben obwohl schon damal viele warnten das es Signa nur um die Grundstücke für seine Kartenhäuser ging.

  17. 2.

    Verzockt und verzettelt. Alles auf Kredit und eng auf Kante. Das System funktionierte nur mit den ehemals niedrigen Zinsen und den damaligen Baupreisen. Ein wackeliges Kartenhaus. Das musste ja irgendwann zusammenbrechen. Die weiteren Tochterfirmen werden wohl folgen.

  18. 1.

    Jetzt würde ich’s nicht gleich alles schwarz malen, zumindest was die Warenhaus Sparte angeht! Die Mädels und Jungs da drin, geben ihr bestes! Hier und da ein bisschen Farbe, aktuelle Ware und ein Lächeln und dann wird das was!

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