Betriebspanel 2022 - Mehrheit der Kündigungen in Berlin kommt vom Arbeitnehmer
Beim Betriebspanel werden jährlich Berliner Betriebe und Beschäftigte nach ihrer Lage befragt. Das aktuelle zeigt, dass Arbeitnehmer mutiger werden, zu kündigen. Mit stark wachsender Tendenz.
Berliner Beschäftigte fühlen sich offensichtlich zunehmend ermutigt, ihre Stelle zu kündigen und sich etwas Neues zu suchen. Mehr als jeder zweite Personalabgang (54 Prozent) in der Berliner Wirtschaft geht auf die Kündigung des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin zurück, wie aus dem aktuellen Berliner Betriebspanel hervorgeht, das die Senatsverwaltung für Arbeit am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. Das waren zehn Prozentpunkte mehr als noch im Jahr zuvor. Die repräsentative jährliche Arbeitgeberbefragung wurde zwischen Juli und November 2022 durchgeführt.
Hauptgrund für die Tendenz, dass zunehmend Beschäftigte kündigen, ist nach Expertenmeinung der Fach- und Arbeitskräftemangel. Vom Arbeitgeber wurde lediglich jedes vierte Beschäftigungsverhältnis beendet. Der Rest sind beispielsweise Abgänge in die Rente. Seit 2010 hat sich der Anteil der Arbeitnehmerkündigungen an allen Personalabgängen damit mehr als verdoppelt.
Nur 17 Prozent der Betriebe bilden aus
"Wir haben aufgrund der hohen Nachfrage nach Fachkräften einen klaren Arbeitnehmer:innenmarkt", sagte Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) bei der Vorstellung des Panels. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssten sich an diese Situation anpassen, um als Betriebe für Beschäftigte attraktiv zu bleiben, bestehende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu halten und neue zu gewinnen.
Insbesondere bei der Ausbildung ist aus Senatssicht für Berliner Unternehmen noch viel zu tun. Lediglich 17 Prozent der Hauptstadtbetriebe bilden der Umfrage zufolge aus. Bundesweit sind es hingegen fast 30 Prozent. Anderen Untersuchungen der Senatsverwaltung zufolge liegt der Anteil der ausbildenden Unternehmen in der Hauptstadt sogar noch niedriger. Demnach bildet nicht einmal jeder zweite Betrieb mit Ausbildungsberechtigung aus.
Hälfte der Betriebe vom Ukraine-Krieg betroffen
Zudem wurde in dem Betriebspanel ermittelt, dass knapp die Hälfte der Berliner Betriebe im vergangenen Jahr von den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine betroffen war. Insgesamt waren demnach 47 Prozent der Berliner Betriebe wirtschaftlich vom Krieg in der Ukraine betroffen - vor allem durch die gestiegenen Kosten für Energie und Treibstoffe sowie für Rohstoffe.
Dagegen wirkten sich die Job-Anfragen von Geflüchteten aus der Ukraine positiv auf die Situation der Betriebe aus. Sie gingen laut der Befragung in rund jedem zehnten Berliner Betrieb ein; in etwa einem Drittel davon führten sie auch zu einer Beschäftigung.
Die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt sei angesichts des Fachkräftemangels wünschenswert, sagte Arbeitssenatorin Kiziltepe. Das Land Berlin unterstütze deshalb Geflüchtete mit gezielten Angeboten dabei, ihre Qualifikationen und Kenntnisse auf dem Berliner Arbeitsmarkt einzubringen und sich bei Bedarf weiter zu qualifizieren.
Sendung: rbb24, 13.12.2023, 16 Uhr