Transformation in Eisenhüttenstadt und Bremen - Wirtschaftsminister Habeck gibt Förderzusage für "grünen Stahl"

Mo 05.02.24 | 17:22 Uhr
  23
Stahlwerk von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt
rbb
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.02.2024 | Robert Schwaß | Bild: rbb

Noch fehlt die letzte Genehmigung aus Brüssel, doch die Zusage des Bundes steht: Der Umbau zu einer CO2-armen Stahlproduktion in Eisenhüttenstadt und Bremen soll gesichert sein.

  • ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt will Produktion auf klimaneutral produzierten Stahl umstellen
  • Bundeswirtschaftsminister Habeck hat nun Förderzusage gegeben
  • Fördergelder von 1,3 Milliarden Euro sollen fließen; Gesamtkosten liegen laut Unternehmen bei rund 2,5 Milliarden Euro
  • Bestätigung aus Brüssel fehlt noch

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Montag die lang erhoffte Förderzusage für den klimafreundlichen Umbau des Stahlkonzerns ArcelorMittal verkündet. Der Bund unterstütze die Umstellung auf klimaneutral produzierten Stahl an den Standorten in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) und in Bremen.

Habeck: "Das Projekt wird genehmigt werden"

"Es ist alles geklärt", sagte der Grünen-Politiker bei einer Betriebsversammlung des Konzerns in Bremen. "Alle Fragen sind beantwortet. Alles Einvernehmen ist hergestellt. […] Ihr, wir sind durch. Das Projekt wird genehmigt werden, der in vollem Umfang für Eisenhüttenstadt und Bremen erforderlich ist."

Noch fehle mit der Notifizierung der letzte Schritt aus Brüssel, doch die Belegschaft könne sich auf die Förderung verlassen.

Stahlherstellung mit Wasserstoff geplant

Bremen wartete mehr als zwei Jahre lang auf den Bescheid. Zuvor hatte die EU-Kommission schon eine Genehmigung für die Stahlhersteller Salzgitter AG, Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg und Stahl-Holding-Saar im Saarland erteilt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sich Bund und Land an den Umrüstungskosten beteiligen können.

Auch ArcelorMittal will seine Produktion auf klimaneutral produzierten Stahl umstellen. Dafür sollen die beiden Hochöfen stillgelegt und durch eine sogenannte Direktreduktions-Anlage (DRI) ersetzt werden. Diese Anlage arbeitet mit umweltfreundlichem Wasserstoff. Außerdem sollen elektrisch betriebene Schmelzöfen die herkömmlichen Stahlkonverter ablösen. Der Konzern will in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre mit der Herstellung von klimaneutralem Stahl beginnen.

Erleichterung bei Stahlarbeitern

Fördergelder in Höhe von 1,3 Milliarden Euro sollen fließen. Vorab bezifferte ArcelorMittal die Gesamtkosten für die umweltfreundliche Modernisierung mit rund 2,5 Milliarden Euro. Dennoch schien die Erleichterung für die Stahlarbeiter am Montag groß. Denn die Transformation zum grünen Werk sei eine enorme Herausforderung, sagt der Deutschlandchef des Unternehms Rainer Blaschek. "Es freut uns natürlich erstmal, dass wir das erstmal geschafft haben. Da fällt eine große Last von allen ab, die dafür gearbeitet und gekämpft haben. Wir sprechen hier in einem Ausmaß von etwas, was wir in der Art und Weise seit Gründung der Unternehmen noch nicht gemacht haben. Dafür bedarf es auch einer gewissen Sicherheit der Ausarbeitung der Anlagen und des Einbaus in die bestehende Produktion."

Betriebsrat: Problem hoher Strompreise

"Nach der Genehmigung durch die EU ist natürlich auch wichtig, dass die Bundesregierung und auch die Landesregierung zu den gemachten Förderzusagen stehen", sagte Dirk Vogeler vom Betriebsrat aus dem Eisenhüttenstädter Werk dem rbb vor der Versammlung. Denn ohne finanzielle Hilfen durch den Bund wird der Dekarbonisierungs-Prozess kaum zu stemmen sein. "Wir brauchen ja keine dauerhafte Subventionierung, sondern wir brauchen in der Anfangsphase für den Prozess der Dekarbonisierung planbare Zustände. Denn wenn man investieren will, muss man wissen, wie viel wir für Strom, Wasserstoff ausgeben müssen", so Vogeler.

Ein Problem blieben jedoch weiterhin die Strompreise, so Vogeler. Diese seien im Vergleich zu anderen Ländern in Europa teurer. Auch dort müsse die Regierung handeln, so der Betriebsrat. Vogeler wolle den Wirtschaftsminister außerdem zu einem Standortbesuch in Eisenhüttenstadt einladen. "Es geziemt sich auch, dass auch die Beschäftigten hier an der Oder im Osten ein klares Signal für die politische Entwicklung und die Weiterentwicklung des Standortes Eisenhüttenstadt erhalten."

ArcelorMittal gehört zu den größten Stahlkonzernen in Deutschland. Neben Bremen hat das Unternehmen Werke in Duisburg, Eisenhüttenstadt und Hamburg. Das Unternehmen beschäftigt bundesweit rund 9.000 Mitarbeiter.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 05.02.2024, 19:30 Uhr

23 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 23.

    "haben wir gerade extrem viel Strom aus Windenergieanlagen im deutschen Netz" Nur wenn der Wind weht. Deswegen brauchen wir die 50 neuen Backup-Gaskraftwerke. Auf die "Speicher im Netz" der Völkerrechtlerin müssen wir noch warten.

  2. 22.

    "Wir brauchen ja keine dauerhafte Subventionierung" sagt der ECO Betriebsrat. Die wird er aber brauchen müssen, um den "Grünen Stahl" am Weltmarkt zu verkaufen. Denn "Grüner Stahl" ist aus Kundensicht und auch physikalisch identisch mit konventionellem Stahl aus Indien. Indien ist nach Japan der zweitgrößte Stahlproduzent.
    Um bei der Stahlerzeugung wettbewerbsfähig zu sein, dürfe eine Tonne des Wasserstoffs maximal 2000 Euro kosten, schrieben jüngst Fachleute von der Unternehmensberatung Roland Berger. Grüner, per Elektrolyse gewonnener, Wasserstoff kostet derzeit 7000 bis 10.000 Euro pro Tonne.

  3. 21.

    Satire bitte Kennzeichnen, Danke.
    Es wird viel Strom aus dem Ausland eingekauft.

  4. 20.

    Passend zum Thema haben wir gerade extrem viel Strom
    aus Windenergieanlagen im deutschen Netzt. Da könnten die elektrisch betriebenen Hochöfen buchstäblich kochen. Die Transformation ist richtig und danke an Robert Habeck, dass er das eingeleitet hat.

  5. 19.

    ein Knall ,ohne aufleuchten der Glühbirne! im Weötraum gibt es schließlich genug Wasserstoff

  6. 18.

    Wenn man nun wirklich Energie im Überfluss hat oder die von der Natur reichlich geschenkt bekommt ( Norwegen-Wasserkraft ) kann man natürlich eine solche Hobbyproduktion aufbauen. Deutschlands gesamter CO2-Eintrag in die Atmosphäre ist ungleich geringer als der der USA. Hätten wir reichlich eigene Erdgasvorkommen würde die Stahlproduktion garantiert nach alter Technologie unkritisiert weiter laufen.

  7. 17.

    Müsste es statt "grünen" nicht "goldenen" Stahl heißen?
    Denn der Stahl wird so teuer werden, dass ihn und die aus ihm hergestellten Produkte niemand kaufen will.
    Zumindest nicht im Vergleich zu den Preisen am Weltmarkt...

  8. 16.

    Ihr Beitrag offenbart dass Sie meinen Kommentar weder richtig gelesen noch verstanden haben.

  9. 15.

    Das waren auch meine ersten Gedanken. Übrigens ist es in der Glasindustrie ähnlich. Aufgrund der hohen Energiepreise kommt das meiste Rohglas inzwischen aus dem Ausland. Diese Rohstoffe unterliegen einem extremen Preisdruck, da austauschbar. Ohne Subventionen wird die Herstellung in D nicht funktionieren. Das zuzugeben wäre ehrlich. Ehrlichkeit ist in der Politik aber leider kein Kriterium mehr.

  10. 14.

    Gute und noch nicht zu späte Entscheidung aus Brüssel. Wäre auch schwer erklärbar, wenn die anderen 3 großen deutschen Stahlhersteller bei der notwendigen Transformation gefördert und Arcelor-Mittal allein gelassen würde.
    Nun bleibt zu hoffen, dass die brandenburgischen Genehmigungsbehörden sich mit der Technologie vertraut gemacht haben und keine weiteren Verzögerungen verursachen.
    Könnte der rbb mal recherchieren welche Bedeutung dies für die ostbrandenburgischen Stromnetze und die zukünftige Wärmeversorgung und nicht zuletzt auch den Arbeitsmarkt der Stadt Eisenhüttenstadt haben könnte?
    Beim Strom sind solche Verbraucher insbesondere im Nordosten eigentlich gesucht, um z.B. die Netzkosten auf breitere Schultern zu verteilen und weniger Strom in den Süden leiten zu müssen oder abzuregeln.

  11. 13.

    So richtig Neues war hat er ja nicht gesagt.
    Übrigens betrieb ArcelorMittal bis vor kurzem in Hamburg eine Direktreduktionsamlage mit Erdgas. die wegen Unwirtschaftlichkeit aufgrund hoher Gaspreise stillgelegt wurde. Wasserstoff ist aktuell überhaupt nicht in erforderlicher Menge verfügbar. Fürchte, daß das wieder ein hochsubventioniertes Projekt wird, an dessen Ende die deutsche Stahlindustrie Geschichte ist.

  12. 12.

    Es gibt schon kein Aluminium aus Norf/NRW mehr. Produktion letztes Jahr eingestellt, da wegen der Strompreise nicht mehr wirtschaftlich. Die anderen Aluminiumhütten in der EU sind auch in Bedrängnis.

    Der hier zitierte Betriebsratsvorsitzende widerspricht sich selbst. Man wolle "keine dauerhafte Subventionierung", aber müsse "wissen, wie viel wir für Strom, Wasserstoff ausgeben müssen". Also doch Subventionierung der Energieträger?

    Es reicht nicht, als Bundesregierung zu erzählen, bis 2030 wolle man 10 GW Kapazität für Wasserstoff-Elektrolyse aufbauen. Dazu gehört eine erhebliche Reduzierung der Strompreise. Oder eine Abschottung vom Weltmarkt, auf dem Metallurgie usw. sonst nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Dann aber auch sagen, wie man sich das bei hartem Protektionismus mit dem Bezug von Rohstoffen denkt (oder glauben die, es gäbe schon keine Gegenmaßnahmen?).

    Mit Verlaub: Das ist nicht Bullerbü, sondern die wirkliche Welt.

  13. 11.

    Ach ja, wie blöd von mir ..
    Wir produzieren ja jetzt alles selbst bzw. zusammen mit unseren Freunden.
    Koste es, was es wolle!

  14. 10.
    Antwort auf [Mik.G] vom 05.02.2024 um 18:27

    "Herr Habeck weiß doch überhaupt nicht, wie Stahl hergestellt wird" >haben Sie sich ausgedacht und können Sie überhaupt nicht beweisen.

  15. 9.

    Macht ja nichts dann legt er eben die Trecker der Bauern still und führt die Bauern mit 'nem grünen Nasenring durchs Spargelfeld.

  16. 7.

    Vollkommen uninteressant wenn man verstanden hat ob grüner Stahl in Zukunft bei uns oder in China produziert wird.

  17. 6.

    Es wäre gut, wenn Sie auch berichten, wie teuer der Wasserstoffstahl auf dem Weltmarkt im Vergleich zum traditionell hergestellten Stahl ist. Da muß Herr Habeck Subventionen ohne Ende Zahlen, damit sein "Klimastahl" verkauft werden kann.

  18. 5.

    Klar, sprudelt aus der Erde, hab mir gerade einen Korb voll Strom geholt, leider ist er auf dem Nachhauseweg abgebrannt.

  19. 4.

    "aus Kohlekraftwerken und ausländischen Atom-Meilern kommen muss"

    Wieso muss es das denn? Kann doch auch aus anderen Quellen kommen.

Nächster Artikel