Größte Anlage der Welt - 300-Meter-Windrad soll noch in diesem Jahr in Schipkau aufgestellt werden

Di 09.04.24 | 18:06 Uhr
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Blick auf den Windmessturm Schipkau aus der Vogelperspektive (Foto: rbb/Screenshot)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 09.04.2024 | Sebastian Schiller | Bild: rbb/Screenshot

Die Windanlagen-Zukunft soll in 300 Metern Höhe liegen. So groß soll ein Windrad in der Lausitz werden. Rund ein Jahr lang hat an der Stelle ein Messmast Daten gesammelt. Mit positivem Ergebnis. Von Sebastian Schiller

Mitten im Wald von Schipkau (Oberspreewald-Lausitz) wird die größte Windkraftanlage der Welt entstehen. Sie wird bis zum Mittelpunkt des Rotors (Nabe) 300 Meter hoch sein, bis zur Rotorblattspitze 365 Meter - und noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, sagte die künftige Betreiberfirma Gicon am Dienstag dem rbb.

Das Unternehmen hat rund ein Jahr lang mit einem gleichhohen Windmessmast in der Nähe des geplanten Standorts Daten gesammelt. Dabei ging es um die Frage, ob so eine Anlage in so einer Höhe sinnvoll sein kann. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

Energie aus drei Etagen

Normale Windräder haben ihre Nabenhöhe bei 140 Metern. Schon vor Beginn der Messungen in Schipkau war angenommen worden, dass in 300 Metern Höhe mehr Wind weht. Die gesammelten Daten haben gezeigt, dass er konstanter weht. "Im Vergleich zu normalen Anlagen bei gleichem Rotordurchmesser haben wir mehr als den doppelten Ertrag", sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Gicon-Gruppe, Jochen Großmann, am Dienstag. Das bedeutet, dass ein Windrad dieser Höhe rund 8.000 Haushalte mit Strom versorgen könnte.

Hinzu kommt, dass die neuen Anlagen keine zusätzliche Fläche benötigen, sondern zwischen bestehende Windräder gebaut werden. "Die Türme sind so hoch, dass sich die Rotoren nicht überschneiden und gegenseitig den Wind wegnehmen", so Großmann. Gicon will so erneuerbare Energien gewissermaßen auf drei Etagen gleichzeitig produzieren können, hieß es bereits zu Beginn des Projekts. Unten könnten sich Photovoltaik-Anlagen befinden, darüber konventionelle Windräder, darüber wiederum die 300-Meter-Anlagen.

Blick auf den Windmessturm Schipkau aus der Vogelperspektive (Foto: rbb/Screenshot)
Der Windmessturm | Bild: rbb/Screenshot

Geplant ist nun, dass bis zum Ende 2024 das erste Windrad dieser Art steht. Gebaut wird es nicht in der bisher typischen Spargelform, sondern als Gitterkonstrukt. Der Betrieb ist auf 20 Jahre angelegt.

Der Riese soll nur der Anfang sein. Bis zum Jahr 2030 plant das Unternehmen, deutschlandweit bis zu 1.000 solcher Windräder aufzustellen. Dabei schaut Gicon besonders auf Bayern.

Die Grafik zeigt das Windrad in Schipkau im Größenvergleich mit anderen Bauwerken wie dem Berliner Fernsehturm (Grafik: rbb)
Größenvergeich des geplanten Windrades mit weiteren Gebäuden | Bild: rbb

Nur wenig Widerstand

Gegen die Baupläne gibt es, anders als bei manchen anderen Windkraftprojekten, keinen großen Widerstand aus der Bevölkerung in Schipkau und Umgebung. Die Gicon-Gruppe ist schon seit Jahren vor Ort, hat in Schipkau den damals größten Windpark Europas eingeweiht und bei dem neuen Projekt von Anfang an die Bewohner informiert und mit einbezogen.

Das Unternehmen beteiligt die Bevölkerung auch an den finanziellen Einnahmen des Projekts. 2015 hat es mit dem "Bürgerstrom-Modell" angefangen, bei dem jeder ein Stück vom Kuchen abbekommt. Dabei sind in den vergangenen Jahren rund drei Millionen Euro ausgezahlt worden. Mit dem Geld wurden zudem ein neues Feuerwehrfahrzeug kofinanziert sowie Schulen und Straßen saniert.

Der Windmessturm wird im Mai in Schipkau abgebaut und dann ins Ruhrgebiet transportiert, um dort wieder aufgebaut zu werden.

Hinweis der Redaktion: "In einer früheren Version des Beitrags hieß es, dass es keinen Widerstand gegen das Projekt gegeben habe. Es gab allerdings einzelne Proteste gegen das Projekt. Wir haben den Beitrag nach entsprechenden Hinweisen korrigiert."

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.04.2024, 16:10 Uhr

69 Kommentare

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  1. 69.

    Ein einziges solches Megawindrad kann eine Attraktion sein, bei mehreren in einem Gebiet wird es schnell zum optischen Alptraum und weitreichende Landschaftsverunstaltung.

  2. 68.

    Der Wossi ist doch gegen alle Standorte, die auch nur in Geringsten mit einer Energiewende zu tun haben. Selbst bei der Zeit fragt man sich, wessen Vaterlands Interessen Menschen wie Sie vertreten.

  3. 67.

    Die Lage spielt DIE entscheidende Rolle. Immer.
    Wenn man hoch genug baut, dann ist die Frage nach dem Mindestabstand anders interpretierbar.


    Das hier verhindert:
    Wischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwischwisch
    Also Abstand!

  4. 66.

    Aus regelungstechnischer Sicht sind Gaskraftwerke die bessere Ergänzung zu EE, weil sie einerseits perfekt regelbar und einfach abschaltbar sind, andererseits mit synthetischen, also mit überschüssigem EE-Strom produzierten, Gasen befeuert werden können. BioCH4 oder BioLNG als zusätzliche Option.
    Also nur mit minimalen Betriebsstunden/Jahr benötigt werden oder nebenbei auch noch sehr einfach und sicher Wärme bereitstellen können.
    Ein AKW kann man nur begrenzt regeln und Null auf 100 und umgekehrt dauert unter wirtschaftlichen Betriebsbedingungen länger als der Wetterbericht hinreichend genau Prognosen für Wind und PV vorausschauen kann und somit für den Day Ahead Markt ziemlich untauglich.
    Somit ist die deutsche Strategie recht eindeutig die bessere. Da wir zunehmend Zeiten mit Residuallast < 0 haben, benötigen wir keine Kraftwerke mehr die möglichst 7/24 über mehrere Wochen am Stück durchlaufen müssen.

  5. 65.

    Die Frage kann man mit mathematischer Präzision beantworten.
    Es geht bei der Kernkraft im wesentlichen jetzt nur noch um eine Brückentechnologie, auf die im wesentlichen Länder setzten, die schon immer einen hohen Kernkraftanteil in ihrem Energiemix hatten, weil man damit jetzt schon und für die Übergangszeit eine gute Klimabilanz erhält.
    Das ist aber nur eine Seite der Medaille, da jedes Land bei dem Spiel mit den Atomkernen unweigerlich ins Risiko geht.
    Kernphysiker die Unfälle, Gaus selbst erlebt oder die Bombe gebaut haben, wissen, dass sie bei der Umwandlung chemischer Elemente den Pakt mit dem Teufel eingegangen sind.

  6. 64.

    Es geht nicht darum die Erneuerbaren zu verteufeln, es geht darum das noch niemand zu 100 Prozent weiß ob es wirklich gelingt ein ganzes Land ausreichend damit zu versorgen.
    Später sind wir alle schlauer und deshalb lassen sich einige Länder eine Hintertür offen und setzen auf Atomkraft oder Gaskraftwerke und das sollte man in Betracht ziehen, als nur auf die eine Form der Energiegewinnung zu setzen.

  7. 63.

    Seit 2007 wurde an Hanhikivi-1 geplant, 2010 gab es grünes Licht vom Parlament. Passiert ist danach nichts außer dass rund eine Milliarde an Kosten angefallen sind und dass Olkiluoto 3 mit vierzehn Jahren Verspätung und erheblichen Kostensteigerungen 2023 in den Regelbetrieb gegangen ist. Zwischenzeitlich ist der Reaktor dann sogar wieder herunter gefahren worden, weil sich keine Abnehmer für den Atomstrom fanden. Auch jetzt steht er seit Wochen wg. aufwendigerer Wartungsarbeiten als ursprünglich geplant still.

  8. 61.

    Warum nicht im Regierungsviertel, Standfuß im Reichstag? Genug heiße Luft wäre da

  9. 59.

    In Deutschland kriegen sie keinen einzigen qm Wald in andere Nutzung umgewandelt ohne mind. 1:1 Kompensation.
    Ohne die entsprechende Bestätigung der jeweiligen Forstverwaltung gibt es auch keine Genehmigung.
    Natürlich werden Windräder im Bereich existierender Forstweg aufgebaut. Die Forst freut sich über die danach mit RC "befestigten" Wege die auch mit Forst- und Feuerwehrfahrzeugen sehr gut zu befahren sind. Muss sie es nicht selbst machen.
    Ganz nebenbei lässt man sich vom Windradbauer noch ein paar Löchteiche oder -brunnen bauen, die natürlich auch beim Waldbrand genutzt werden dürfen.

  10. 58.

    Stimmt nicht ganz, es war noch der nächste Reaktor in Zusammenarbeit mit Russland geplant und sollte auch gebaut werden, aber auf Grund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde das Vorhaben gestoppt( Süddeutsche Zeitung ).
    Von 2021 bis 2023 hat sich der Anteil des Stroms aus Atomkraftwerken in Finnland erhöht, wenn zwar nur um ca 3% aber er hat sich erhöht und liegt jetzt bei knapp 40%.

  11. 57.

    Finnland hat aus den schlechten Erfahrung schon in der Frühphase von Olkiluoto 3 den Bau von Olkiluoto 4 abgesagt.

  12. 56.

    Als Idee ist es schon interessant. Ein Megawindrad und dann noch aus heimischer Produktion. Die Energieversorgungaus erneuerbarer Energie kann durch diese neuen Windräder gesichert werden. Man muß nur mal die Wirksamkeit eines Windrades vervielfachen, z.B. mal 100. Dann, kommen achtungswerte Daten raus, damit könnte man eine komplette Großstadt mit Energie versorgen. Und die Mutter von Selber sollte ihn mal so richtig den Hintern versohlen. Es ist der richtige Schritt in eine unabhängige und mit erneuerbarer Energie-Zukunft!

  13. 54.

    Der mix machts: die erneuerbaren Energieträger müssen weiter ausgebaut werden. Parallel dazu an besseren Möglichkeiten Energie zu speichern. Auch fossile Energieerzeugung wird weiterhin Teil des Energiemixes bleiben. Ganz richtig: Es geht hier nicht um das eine oder das andere…

  14. 53.

    Fossile Brennstoffe werden knapper, teurer und geopolitisch schwieriger zu beschaffen sein. Wenn Deutschland seinen Wohlstand beibehalten soll, brauchen wir die erneuerbaren Energien in großem Stil. Das wird eine der wichtigsten Branchen für die Zukunft sein. Eine Volkswirtschaft die da nicht mithält wird bedeutungslos…

  15. 52.

    Von wieviel Tagen Dunkelflaute im Jahr genau reden Sie?
    150, 200 oder kann es sein das es nur 15 sind ?
    Und die wären mit Wasserstoff nicht überbrückbar?

  16. 51.

    Erst Litigation-PR, die einen Herrn Vosgerau neidisch aufblicken lässt und jetzt das nächste Märchen. Fragen Sie mal die EDF, was ein moderne Kernkraftwerk wie Flamanville oder Hinkley Point kostet.

  17. 50.

    Das sind ja schon Sektenähnliche Zustände hier, wer bedenken hat, das die Erneuerbaren ausreichen um den Energiebedarf des ganzen Landes zu decken wird niedergemacht als AfDler ,Klimaleugnern uzw betitelt.
    Wie groß muss denn zB ein Speicher sein um eine Stadt wie Berlin bei Tagen ohne Wind und Sonne, und auch in der Nacht liefern PV Anlagen eher kein Strom, also wie groß muss so ein Speicher sein, welche Menge an Resourcen ist für solch einen Speicher notwendig?
    Desweiteren werden für die Herstellung von PV Anlagen und WKA zum Teil seltene Rohstoffe verwendet die meist in Drittstaaten unter sehr umweltschädlichen Verfahren abgebaut werden und dabei die Landschaft in Mitleidenschaft gezogen wird und auch der Abbau dieser Rohstoffe ist nicht immer ganz so Klimafreundlich. Letztens ein Beitrag im ZDF das zB Finnland an der Endlagerung von Atommüll forscht, selbst die haben erkannt das eine Energieversorgung nur mit Erneuerbaren nicht ausreichen wird. Theorie und Praxis halt.

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