Unseriöse Dienstleister - Waschmaschinen-Reparaturdienste zocken oftmals systematisch ab

Di 21.05.24 | 17:15 Uhr
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Symbolbild:Eine kaputte Wasserpumpe einer Waschmaschine wird von einer Person in den Händen gehalten.(Quelle:imago images/YAY Images)
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Bild: imago images/YAY Images

Waschmaschinen-Reparaturdienste nehmen in Berlin und Brandenburg systematisch Kunden aus. Etwa, indem sie Ersatzteile abrechnen, die gar nicht eingebaut wurden. Oder die Maschine mitnehmen und dann als nicht reparierbar deklarieren. Von Jonas Pospesch

  • Reparaturbetrieb sollte vor Auftragserteilung online geprüft werden
  • Probelauf vor Ort durchführen lassen, um Fehler zu reproduzieren
  • Vorab nur Anzahlung leisten, nie die komplette Summe
  • Hinweispflicht, wenn Reparatur unwirtschaftlich wäre

Bei den Verbraucherzentralen in Berlin und Brandenburg häufen sich Beschwerden über Reparaturdienste. Sie seien mittlerweile Tagesgeschäft, so Simon Götze, Jurist bei der Verbraucherzentrale Berlin, gegenüber dem rbb-Verbrauchermagazin SUPER.MARKT. "Es ist dann meistens immer dieselbe Masche. Es kommt jemand ins Haus, und das Gerät muss dann unter fadenscheinigen Argumenten mitgenommen werden. Und dann später kriegt man eine sehr teure Rechnung, die dann stellenweise erheblich teurer ist als ein neues Gerät", fasst Götze die Masche zusammen.

Gerät bleibt Eigentum des Auftraggebers

Ähnliches ist Erika Dornberg aus Berlin-Zehlendorf passiert: Nach einer kurzen Begutachtung ihrer Waschmaschine nimmt der Reparaturdienst diese mit - gleichzeitig leistet Dornberg eine Anzahlung von 100 Euro. Eine Woche später habe die Firma ihr mitgeteilt, dass sich ihre Maschine nicht mehr reparieren lasse und sie eine neue kaufen solle, so die Berlinerin. Auf Nachfrage des rbb heißt es seitens des Reparaturdienstes, die Kundin habe einer Entsorgung telefonisch zugestimmt. "Es wurde der Betrag gegen die Entsorgungskosten mit ihrer Einwilligung gegengerechnet." Erika Dornberg bestreitet jedoch, diese Zustimmung erteilt zu haben. Sie fühlt sich abgezockt.

Juristisch ist die Sache klar: "Das Gerät bleibt im Eigentum des Auftraggebers", sagt Verbraucherschützer Götze. Behalte das Unternehmen das Gerät, sei das eine Unterschlagung. "Das ist dann relativ eindeutig ein Fall für die Polizei."

Rechte vor Gericht durchsetzen

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die manche Reparaturdienste an Kunden herausgeben, strotzen teilweise vor Fehlern. Oft werde über das Widerrufsrecht "komplett falsch belehrt", erläutert der Jurist. In solchen Fällen gilt dann allerdings, dass das Widerrufsrecht sich automatisch verlängert - von 14 Tagen auf 14 Tage plus ein Jahr.

Reparaturbetriebe haben laut Simon Götze aber noch weitere Pflichten:

  • Sie müssen über die Gewährleistung nachbessern, falls die Reparatur erfolglos ist.
  • Sie müssen Verbrauchern einen Hinweis geben, falls die Reparatur unwirtschaftlich wäre.
  • Und sie müssen auch einen Hinweis geben, falls die Reparatur deutlich teurer wird als vereinbart.

Das Problem: Die Verbraucher müssen ihre Rechte erstmal selbst durchsetzen. Götze erläutert, dass dies auch heißt, vor Gericht zu gehen und dort zu klagen. Zum Beispiel auf Herausgabe des Geräts oder auf Rückzahlung der zu viel gezahlten Werkleistung. "Das ist natürlich mit sehr viel Aufwand verbunden. Und klar, 600 Euro sind natürlich viel Geld. Aber wenn wir jetzt mal im Rahmen von Gerichtsverhandlungen reden, sind das trotzdem noch überschaubare Summen, sodass da meistens so ein rationales Interesse fehlt, da dann dagegen vorzugehen", so seine Beobachtungen.

Woran erkennt man einen seriösen Betrieb?

Woran erkennt man nun aber einen seriösen Betrieb? Zum einen sollte man darauf verzichten, Betriebe anzufragen, deren Name mit AA oder AAA oder einer Nummer anfangen, der Trick soll dazu führen, möglichst viele Kunden zu gewinnen. Bei Unternehmen, die bei der Onlinesuche ganz oben angezeigt werden oder etwa in den gelben Seiten als erstes gelistet werden, sollte zum anderen klar sein, dass diese in der Regel für die guten Plätze bezahlt haben.

Handwerkskammern, Innungen und Verbände listen auf ihren Webseiten Unternehmen, die bei ihnen Mitglied sind. Pluspunkt: Ist der Handwerker Mitglied einer Innung, kann man sich bei Problemen an die zuständige Schlichtungsstelle wenden.

Am sichersten ist es in der Regel, wenn Freunde oder Bekannte eine Empfehlung haben. So kann man sicher gehen, dass diese Firma schon einmal gute Arbeit geleistet hat. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, die passenden Handwerksbetriebe in Ihrem Umfeld persönlich aufzusuchen. Das ist oft verbindlicher, als eine Mail oder ein Anruf - und beide Seiten bekommen gleich einen ersten Eindruck, ob es passen könnte.

Hintergrundcheck des Vertragspartners unerlässlich

Besonders wichtig sei es, den künftigen Vertragspartner im Vorfeld zu prüfen, rät die Verbraucherzentrale Brandenburg. Deswegen solle man das Impressum der Firma auf Vollständigkeit überprüfen und auch nachsehen, ob der Betrieb im Handelsregister auf www.handelsregister.de eingetragen ist. "Auch eine allgemeine Internetrecherche entlarvt unseriöse Anbieter häufig. Empfehlenswert ist, dass Verbraucher:innen sich die Mühe eines Hintergrundchecks vor Vertragsschluss machen", so die Verbraucherzentrale.

Auch ein Blick auf die Qualifikationen sei unerlässlich: Handelt es sich um einen Innungsbetrieb? Einen Meisterbetrieb? Erfüllt das Unternehmen weitere Anforderungen seines Fachs, die zum Beispiel die Innungen beschreiben? Hat er aussagekräftige Referenzen?

Ist der Fachbetrieb vor Ort, sollte der Mitarbeiter sich ausreichend Zeit nehmen für die richtige Diagnose. Für Max Spiegler, Elektromeister aus Kleinmachnow, ist klar: "Wenigstens ein Probelauf mit dem Gerät, um mal den Fehler wirklich zu reproduzieren, den der Kunde beschrieben hat - das ist eigentlich das A und O bei so einem ersten Besuch", so der Kleinmachnower gegenüber dem rbb. Erst dann könne man auch eine richtige Diagnose stellen.

Elektromeister: Jede Reparatur lässt sich direkt vor Ort verrichten

Und wenn die Waschmaschine mitgenommen werden soll, ist das für Elektromeister Spiegler ein eindeutiges Zeichen für einen unseriösen Reparaturdienst. "Also jede Reparatur, ob's jetzt ein Stoßdämpferwechsel ist oder ein Heizungswechsel - das lässt sich alles beim Kunden direkt vor Ort reparieren, oft auch in einer recht zügigen Arbeitszeit", so der Kleinmachnower. Eigentlich müsse man kein Gerät mitnehmen - vor allem, weil dies ja mehr Arbeit mache und manches mal auch mehr kaputtmache, als das es nachher die Sache wert sei.

An der Stelle kann man dann die Reißleine ziehen - und notfalls die geforderte Anzahlung nicht leisten. Das wichtigste Mittel gegenüber dem beauftragten Handwerksunternehmen sei schließlich die Bezahlung, so auch die Verbraucherzentrale: "Zahlen Sie keinesfalls die komplette vereinbarte Summe per Vorkasse, sondern bezahlen Sie erst vollständig, wenn alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigt ist", rät die Expertin. Und eine Anzahlung zu leisten für eine Waschmaschine, von der man nicht weiß, ob man sie jemals wieder sieht, ist ebenfalls keine gute Idee. Sollten die Mitarbeiter mit Drohgebärden kommen, hilft nur der Anruf bei der Polizei.

Im Juli wollen die Berliner Handwerkskammer, eine Stiftung und die Stadtreinigung das Netzwerk Qualitätsreparatur starten - mit einem Verzeichnis seriöser Reparaturbetriebe in Berlin. Verbraucher sollen auch einen finanziellen Bonus bekommen, wenn sie ihre Elektrogeräte reparieren lassen: 75 bis 200 Euro - und das "möglichst bürokratiearm", sagte die damalige Berliner Umweltsenatorin Manja Schreiner im April gegenüber dem rbb.

Sendung: rbb SUPER.MARKT, 13.05.2024, 20:15 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Ich bin Ü70. Da kann man wohl schon von alt sprechen. Und es ist eben nicht so, dass nur alte Menschen auf Betrüger hereinfallen. Nur haben sie mit anderen Formen des Betrugs zu tun. Sie sind im Gegensatz zu jungen Menschen seltener im Internet unterwegs. Deshalb sind sie auch deutlich seltener von Cyberkriminalität betroffen. Aber selbst auf die neue Whatsapp-Masche „Mama, ich hab eine neue Handynummer und komme gerade nicht an mein online-Banking“ fallen jüngere Menschen herein. In meinem Umfeld kürzlich eine knapp 50-jährige, während ich im gleichen Fall den betreffenden Kontakt gesperrt, an Whatsapp gemeldet und Anzeige bei der Polizei erstattet habe. Und wenn jüngere höhere Geldsummen durch Betrug verloren haben, sind sie auch dem Herzinfarkt nahe.

  2. 21.

    "Totschreiben" von Waschmaschinen geht aber auch ohne Abzocke, z.B. wenn über eine Versicherung dann einfach eine neue "ins Haus kommt". Der von der Versicherung bestellte "Fachdienst" machte sich einfach nicht die Mühe einer günstigeren Reparatur, wahrscheinlich wegen des Aufwands. So wurde die Maschine für die Versicherung als Schrott begutachtet. Es gab keinen direkten finanziellen Schaden. Nur für die Nachhaltigkeit und die Umwelt war's halt Mist.

  3. 20.

    dDs sagen Sie? Hahahahha! das schlägt dem Faß den Boden raus - Der Hammer! Seit vorigem Jahr geben Sie doch zu Allen Themen Ihren Senf dazu und belehren die anderen! Sie machen sich lächerlich...hahahah!

  4. 19.

    Ja, gerne. In diesem Fall hieße es "man gibt seinen Senf dazu", verstehn Se?

  5. 18.

    Hauptsache man gibt sein Senf dazu.
    Haben Sie sonst noch was zum Thema zu schreiben ?

  6. 16.

    Ja, sicher habe ich den Text gelesen
    Aber für ältere Menschen bedeutet das unnötige Aufregung und genau das ist der Punkt
    Das geht über die Gesundheit ( Schlaganfall, Herzinfarkt… Gefahr )
    Daran sollte man einfach einmal denken
    Auch sie werden einmal alt!

  7. 15.

    Die Obsoleszenz muss ja gar nicht gewollt und absichtlich sein. Es reicht völlig aus, sie einfach nur in Kauf zu nehmen. Das Ergebnis ist das gleiche, nur der Vorsatz weder vorhanden und damit auch nicht nachweisbar. Man nimmt einfach billigere Bauteile. Zahnräder aus Plastik statt Metall sind ein Beispiel. Schon kann der Hersteller ziemlich sicher sein, dass der Kunde das Bauteil irgendwann versehentlich überlastet oder einfach nur die Zeit für ihn arbeitet. Gesetzlich kann man das nie wirklich verhindern, es gibt immer Wege, ein Gesetz zu umgehen. Solange es sich für den Verbraucher trotzdem lohnt, das billigere Gerät zu kaufen, wird sich nichts ändern.

  8. 14.

    ist nichts Neues . das ist doch schon seit 100 jähren so!!!

  9. 13.

    Solche Hinweise sind gut für Alt und Jung, also ein Dankeschön an den rbb!
    Auch im TV gibt es immer wieder Sdg die auf solche "Geschäftsmethoden" hinweisen.

  10. 12.

    >"Da sollten sich auch jüngere Menschen nicht zu sicher fühlen."
    Gerade jüngere Menschen fallen wohl eher auf Abzocke rein. Weil... da wird schnell das Smarty gezückt, gesucht und gefunden... und zwar gleich die ersten Suchergebnisse. Die sind aber allermeist von eben solchen Firmen gekauft oder mit viel Geld in den Suchergebnissen oben platziert. Dann wird das erst beste Suchergebnis angeklickt und schon ist Falle geöffnet zum Zuschnappen. ;-) Das ist wie mit den berühmt-berüchtigten Schlüsseldiensten.
    Und merke auch: Richtig gute Kleinunternehmen in der Elektro-Servicebranche geben kein Geld aus, um eine proppere Homepage zu haben oder gar in den Suchergebnissen oben mitzuspielen. Brauchen sie auch nicht, weil so schon gut ausgelastet. Das Geld sparen diese Unternehmen sich und bleiben damit auch preiswert.

  11. 11.

    Haben Sie den Artikel nicht gelesen? Diese betrügerischen Handwerksfirmen zocken jeden ab, der sich bei ihnen meldet. Da sollten sich auch jüngere Menschen nicht zu sicher fühlen.

  12. 10.

    >"Wir haben den keinen Reparaturbetrieb vor Ort , klappt schon seit Jahren , eine ehrliche Haut ."
    Genau das ist es! Einfach mal rumfragen im Umfeld. Empfehlungen gibts da immer. Und gerade die kleinen Elektrobetriebe in der Region sind da noch mit Fachkenntnis drauf. Beispiel: Der Motor meiner richtig guten 15 Jahren alten Waschmaschine war kaputt. Ein neuer Motor hätte 350 EUR gekostet. Der Mensch vom Elektrodienst hier hat das Teil ausgebaut, eine neue Wicklung gemacht, neue Kohlen und läuft. Kosten: 95 EUR mit allem. Wer kann heute noch alte Elektromotoren wickeln? Das geht wirklich nur bei kleinen regionalen Familienbetrieben, wo die Söhne das Fachwissen vom Vater mit übernommen haben. Und solche kleinen Familienbetriebe haben oft keine fette Homepage, weil die wegen guter Auslastung auch eigentlich keine brauchen. Diese Betriebe bekommt man nur durch Hörensagen mit.

  13. 9.

    Ich finde es sehr gut , dass der RBB die Kunden auf die Betrüger aufmerksam macht
    Mir tut die älteren Menschen leid , auf die es die Betrüger abgesehen haben

  14. 8.

    Ich finde das eine riesen Sauerei , ich muss es leider so ausdrücken
    Immer wieder hört man, dass die Betrüger sich an ältere Menschen wenden, um sie abzuzocken
    Auch die Anrufer per Telefon
    Ich finde, hier müsste viel stärker gegen diese Betrüger vorgegangen werden

  15. 7.

    "Geiz-ist-Geil-Mentalität"

    Wenn ich einen Vertrag habe, habe ich einen Vertrag und erwarte genau die Leistung, die ich zu dem Preis beauftragt habe. Ist der Preis zu niedrig, so ist es mir auch völlig egal.

  16. 6.

    Anzeigen und Werbung mit viel Lobhudelei sind nicht immer der beste Weg, weil man Preis-Leistung nicht vergleichen kann - so unsere Feststellung. Und die Geiz-ist-Geil-Mentalität hat man bestimmt nach dem ersten Fehlschlag abgelegt. Sinnvoller sind oft Empfehlungen von Freunden, Familie, Kollegen etc.
    Es kommt ja selten bei uns vor, doch wenn mal eine Reparatur von Haushaltsgroßgeräten erforderlich wurde, haben wir schon seit den 1990er-Jahren die Firma "Monsator" beauftragt. Klar gab´s dort auch einen Wandel - wo gibt´s den nicht - doch enttäuscht wurden wir bisher nicht. Gute Beratung/Abfrage vorweg und wenn die Reparatur zu teuer werden würde, hat man uns zu einem neuen Gerät geraten.
    Informationen über seriöse Handwerksbetriebe /Dienstleister in Berlin sind längst überfällig. Jedoch nicht nur online, sondern auch in Bezirkszeitungen, damit auch Menschen ohne Internet davon profitieren können.

  17. 5.

    Wir haben den keinen Reparaturbetrieb vor Ort , klappt schon seit Jahren , eine ehrliche Haut .

  18. 4.

    Das ist nicht nur bei Waschmaschinen so auch bei Schlüsseldienste.
    Beim rbb24 war doch vor kurzen ein Bericht man soll Altgeräte nicht wegwerfen sonder reparieren lassen, das widerspricht sich mir obigen Beitrag.

  19. 3.

    Aus diesem Grund repariere ich unsere weiße Ware, so es geht, immer selbst. Und meistens ist es möglich. Auch eine durchgeschmortes Bauteil auf der Steuerungsplatine kann selbst demontiert und in einen Fachbetrieb gegeben werden, wo es zu günstigen Preisen wieder lauffähig gemacht werden kann und selbst wieder eingebaut wird. Ich bin in der glücklichen Lage, dies selbst erledigen zu können.

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