Marktbericht für 2023 - Preise für Grundstücke und Immobilien sind in Brandenburg deutlich gesunken

Fr 19.07.24 | 15:35 Uhr | Von Oliver Noffke
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Mehrere Einfamilienhaeuser in Borkwalde (Quelle: dpa/Sascha Steinach)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.07.2024 | Nico Hecht | Bild: dpa/Sascha Steinach

Hohe Baukosten, teure Kredite: Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg deutlich weniger Grundstücke, Häuser und Wohnungen verkauft. Teilweise brachen die Preise ein. Doch der Markt scheint sich bereits anzupassen. Von Oliver Noffke

  • Preise für Grundstücke und Häuser sind 2023 in Brandenburg deutlich gesunken
  • Starke Rückgänge bei der Zahl der Kaufverträge und Branchenumsatz
  • Sparkasse sieht Boden erreicht, Markt habe sich an geänderte Rahmenbedingungen angepasst

Im vergangenen Jahr ist der Grundstücksmarkt in Brandenburg zum Teil eingebrochen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Innenministerium am Freitag veröffentlicht hat. Demnach ist insbesondere das Interesse an neuen Grundstücken ausgeblieben. 2023 wurden im Land 24.315 Kaufverträge abgeschlossen, im Jahr davor waren es noch 28.353 – ein Minus von 14 Prozent.

Besonders in den Städten wurde deutlich weniger verkauft. In Cottbus wurden 32 Prozent weniger Kaufverträge abgeschlossen, in Frankfurt/Oder und Potsdam waren es 24 Prozent weniger.

Wohnbauland wurde im vergangenen Jahr ebenfalls günstiger. Im Durchschnitt sank der Preis für baureife Grundstücke, die für Einfamilienhäuser ausgewiesen sind, um 11 Prozent auf 201 Euro pro Quadratmeter. Die enormen regionalen Unterschiede bestehen allerdings weiterhin.

Enormer Umsatzrückgang

Im Berliner Umland wurden durchschnittlich 338 Euro pro Quadratmeter gezahlt, 2022 waren es noch 399 Euro. In den weiter entfernten Regionen lag der Preis bei durchschnittlich 93 Euro pro Quadratmeter, zuvor waren es 112 Euro. Jedoch bewegen sich diese Werte spürbar über denen von 2020.

Das jeweilige Minus bei Verkäufen und Verkaufspreisen schlägt sich deutlich im Umsatz nieder. 2021 wurden in Brandenburg 10,1 Milliarden Euro bei Grundstücksverkäufen umgesetzt, 2022 waren es 8,6 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr nur noch 5,7 Milliarden Euro. Der Rückgang betrug damit in 2023 knapp 34 Prozent. Laut Ministerium liegt dies auf dem Niveau von 2016 [mik.brandenburg.de].

Hauspreise sinken stark, keine Bewegung bei Eigentumswohnungen

Auch der Markt für Häuser hat sich in Brandenburg abgekühlt, allerdings weniger deutlich als es bei den Grundstückspreisen der Fall ist. Ein- oder Zweifamilienhäuser waren 8 Prozent billiger und kosteten im Durchschnitt 364.000 Euro, eine Reihenhaus oder Doppelhaushälfte 281.000 Euro.

Auch hier ist die Nähe zu Berlin ein entscheidender Faktor. In Potsdam-Mittelsmark kostete ein freistehendes Einfamilienhaus im vergangenen Jahr rund 677.000 Euro. In der Nähe der äußeren Landesgrenzen war dies deutlich günstiger zu haben, der Durchschnittspreis lag bei 245.000 Euro.

Zudem wurden deutlich weniger neu gebaute Eigentumswohnungen verkauft. Laut der Zahlen des Ministeriums wurden 30 Prozent weniger Verträge für Erstverkäufe unterschrieben. Der Umsatz der Immobilienverkäufer sank hier sogar um 36 Prozent. Eigentumswohnungen sind jedoch – anders als Häuser – nicht billiger geworden. Mit 405.000 Euro blieb der Durchschnittspreis stabil, hieß es.

Hohe Bau- und Finanzierungskosten

Der Immobilienmarkt hat sich stark geändert, sagt Christian Ebert auf Anfrage von Antenne Brandenburg. Er ist Marktdirektor bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. "Es gibt eben weniger Käufer, mehr Angebot", so Ebert. "Der andere Grund ist, dass sich die Kosten verändert haben." Baukosten lägen heute deutlich höher als vor zehn Jahren. Auch der Preis für die Hausfinanzierung habe sich verändert. "Wir kommen von einer Niedrigzinswelt um ein Prozent und sind jetzt knapp unter vier Prozent." Die zwischenzeitlich deutlich höheren Zinsen für Kredite im vergangenen Jahr hätten Häuslebauer oder Käufer im vergangenen Jahr zugesetzt, sagt er.

Ebert geht davon aus, dass zumindest in Berlinnähe die Grundstücks- und Immobilienpreise den Boden erreicht haben. "Wir sehen eine Normalisierung", so der Sparkassen-Manager über die aktuelle Situation. Heute seien zwar die Zinsen höher als vor zwei, drei Jahren, liegen aber unter den Höchstwerten von 2023. Andererseits seien die Kaufpreise niedriger und viele Menschen konnten von Lohnerhöhungen profitieren. "Der Markt hat sich an die geänderten Rahmenbedingungen gewöhnt. Käufer und Verkäufer haben sich wieder angenähert", sagt Ebert.

Preise für Äcker und Wälder stabil

Wer Geld in land- oder forstwirtschaftliche Flächen investiert, hat im vergangenen Jahr keine Überraschungen erlebt. Die Preise blieben stabil, die Teuerungen der vergangenen Jahr haben sich nicht fortgesetzt. Ackerland kostete in Brandenburg im vergangenen Jahr durchschnittlich 1,11 Euro pro Quadratmeter. Das waren zwei Cent weniger als im Jahr davor, aber zehn Cent weniger als 2021.

Mit etwas mehr als 11.000 Euro pro Hektar bewegt sich der Preis für Ackerflächen allerdings weiterhin auf relativ hohem Niveau für Brandenburg. Seit 2014 war der Preis pro Hektar stets fünfstellig, wie aus Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg hervorgeht. 2005, also vor knapp 20 Jahren, kostete ein Hektar Ackerland noch rund 2.500 Euro.

Wiesen und anderes Grünland war für 81 Cent pro Quadratmeter zu haben und damit ebenfalls zwei Cent günstiger als im Jahr davor. Forstflächen – von denen sich viele Menschen langfristige Renditen erhoffen – sind etwas teurer geworden und kosteten 77 Cent pro Quadratmeter (plus drei Cent).

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.07.2024, 12:00 Uhr

Beitrag von Oliver Noffke

22 Kommentare

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  1. 22.

    Wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung für Ostdeutschland anschaut, sieht es doch sowieso düster aus.
    Fehlende Einwohner, heißt dann auch fehlende potentielle Immobilienkäufer.
    Da bleiben in Berlin und Brandenburg doch nur noch Berlin, Potsdam, BAR, HVL, LDS, TF, PM, OHV, MOL, BRB.
    Selbst in LOS, als Berliner Umland Kreis, stagnieren die Einwohnerzahlen in den letzten Zehn Jahren.
    Der Immobilienmarkt funktioniert doch nur, wenn überhaupt erst ein Käufer da ist - also Zuzug und Nicht Abwanderung bzw. Aussterben.

  2. 21.

    Wann war der Zensus 2022 - im Mai/Juni oder Juli ?
    Da waren die Berlin/Brandenburger wahrscheinlich bei Mutti in NRW, Thüringen, Sachsen oder sonstwo oder im Urlaub in Bayern.
    Deshalb ,, fehlen wahrscheinlich so viele Bürger/innen in Berlin und Brandenburg ?

  3. 20.

    Der Zensus wird vom statistischen Bundesamt durchgeführt - also vom Bund.
    Umso niedriger der Bund die Einwohnerzahlen rechnet, umso weniger Geld, muss der Bund an die Länder und Kommunen überweisen.
    Da, die Zuweisungen vom Bund, auch abhängig von den Einwohnerzahlen sind, spart der Bund bei jedem Zensus.
    Deshalb sind auch Straßen, Plätze, ÖPNV, Wohnungen usw. trotzdem voll - da die Einwohner, nur in der Statistik des Bundes fehlen - aber nunmal trotzdem hier sind.
    Der Zensus ist ja nur, eine Hochrechnung und dazu noch irgendwann in der Jahresmitte.
    Aber der Bund spart auf jeden Fall Geld und Länder und Kommunen haben Einbußen, Viele Grüße.

  4. 19.

    Ja - Handwerk/Gewerbetreibende, Mittelstand, Häuslebauer, Wohnungseigentümer usw. werden in good old Germany, einfach plattgemacht - zurückbleiben, eine immer weiter ausufernde Bürokratie und Bürgergeld für Alle und Jeden.
    Nur ist dann bald Niemand mehr da, der diese Wahlgeschenke und Sozialausgaben bezahlt.

  5. 18.

    Ich verstehe es nicht. Entweder die Einwohner sind da, oder eben nicht.
    Durch den Zensus selber können keine Einwohner verloren gehen.

  6. 16.

    Genauso ist es. Hier ist der Bodenrichtwert teilweise um 40 % gesunken. Es wäre eine echte Frechheit, wenn die bereits erfolgten Bescheide nicht neu berechnet und korrigiert werden. Ich wunder mich, dass das bisher in der Berichterstattung so wenig Beachtung gefunden hat. Schließlich will der Staat doch angeblich, dass Wohnen bezahlbar bleibt.

  7. 15.

    Was erwarten Sie? Dass man Ihnen Ihr gesamtes Leben auf dem Silbertablett serviert, ohne, dass Sie dafür auch nur einen Finger krumm machen müssen?
    Wenn all jene nicht da wären, denen Sie an die Wäsche wollen, dann wäre auch das nicht da, worum Sie die gerne erleichtern wollen. Denn DIE haben etwas gemacht und sind deshalb auch Eigentümer.

  8. 14.

    Hauptsache die Mieten steigen weiter : dann freuen sich wenigstens noch ein paar große Immobilien Konzerne.

  9. 13.

    Müssen Verkäufer und Käufer wieder miteinander reden - damit wieder beide Seiten zufrieden sind.

  10. 12.

    Es ist doch vollkommen in Ordnung, das Immobilienpreise, stagnieren oder auch zurückgehen.
    Jedes Jahr, 5 oder 10 Prozent Wertsteigerung, führt auch nur zu ,, Mondpreisen,, , die sich Niemand mehr leisten kann.
    Was nützen diese überhöhte Immobilienpreise, die dann kaum ein Mensch, bezahlen kann ?

  11. 10.

    Wie, sie wollen kein unsaniertes Haus von 1960 für 5k€/qm kaufen? Zum nächsten Arzt muss man doch nur ne halbe Stunde Autobahn fahren!

  12. 9.

    Cottbus hat durch den Zensus 2022, gleich mehrere Tausend Einwohner verloren - Frankfurt(Oder) genauso.
    Bevölkerungsverluste drücken irgendwann die Immobilienpreise - aber auch die hohen staatlichen Steuern/Angaben sind mitverantwortlich.
    Immer mehr Bürokratie, immer mehr und höhere Steuern.

  13. 8.

    Wo aber Niemand mehr lebt, dort ist auch kein Immobilienkäufer, der später ihre Immobilie überhaupt noch haben will.

  14. 7.

    Nicht nur die Eigenheimbesitzer, auch all Mieter, denn Grundsteuern sind Betriebskosten und werden umgelegt. Auch für Unternehmen führt die Grundsteuer zu mehr Kosten. Die Kommune können durch die Senkung des Hebesatzes, was Berlin bereits getan hat, einer Steigerung der Grundsteuer entgegen wirken

  15. 6.

    Ich würde dort sofort hinziehen, wenn es dort einen Job für mich gäbe. Endlich umgeben von normalen Leuten.

  16. 5.

    Einfach auch mal, die Bevölkerungszahlen und Einwohner-Zuwächse oder Bevölkerungsverluste in den einzelnen Landkreisen/Kreisfreien Städten verfolgen.
    Außer, ein paar Landkreise um Berlin und Potsdam und Brandenburg an der Havel, sind nur noch schrumpfende und überalterte Regionen in Brandenburg vorhanden.
    Wo kaum Menschen leben, oder kaum Menschen hinziehen, sinken auch letztendlich die Immobilienpreise.
    In Ostdeutschland haben fast alle Regionen, einen Einwohnerschwund - Wer, soll denn da noch Immobilien kaufen und besitzen wollen ???

  17. 4.

    Es wurden alle gleich behandelt.
    Bei der nächste Hauptfeststellung (alle 7 Jahre) gelten für alle die Bodenrichtwerte vom 01.01.2029.

  18. 3.

    Ansonsten könnt ihr auch in Berlin ne Bude kaufen. Hier erwarten euch sehr attraktive Preise, versprochen.

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