Gestiegene Sach- und Personalkosten - Havelland-Kliniken fehlen ab 2025 rund zehn Millionen Euro pro Jahr
Wie auch viele andere Krankenhäuser in Brandenburg und ganz Deutschland kämpfen die Havelland-Kliniken mit finanziellen Engpässen. Ab 2025 fehlen rund zehn Millionen Euro pro Jahr. Ob der Landkreis mehr Geld zahlen wird, ist derzeit noch offen.
Die Havelland-Kliniken rechnen ab dem kommenden Jahr mit einem tiefen Finanzloch. Das teilte Geschäftsführer Thilo Spychalski dem rbb am Montag auf Nachfrage mit.
Die Unternehmensgruppe ist demnach zwar insgesamt weiter zahlungsfähig, im Klinikbereich können die Betriebskosten - darunter die deutlich gestiegenen Sach- und Personalkosten - aber nicht mehr gedeckt werden. Es sei eine Liquiditätslücke entstanden, so Spychalski: "Und die summiert sich letztlich auf und ist als solche durch die Kliniken allein nicht tragbar."
Zuerst hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" über die das drohende Millionen-Defizit berichtet.
Unsicherheit durch Krankenhausreform
Als einen Grund für die finanziellen Probleme nennt Spychalski die Unsicherheit hinsichtlich der geplanten Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Sie lasse die Kliniken langsam ausbluten: "Was sollen wir leisten? Wo sollen wir es leisten? Wie soll es bezahlt werden? Die drei Dinge müssen schleunigst geklärt werden, damit wieder Stabilität ins System kommt", so Spychalski weiter. Klarheit zu den Rahmenbedingungen sei nötig.
Die vom Bundeskabinett auf den Weg gebrachten Reformpläne sollen finanziellen Druck für die Kliniken mindern und einheitliche Qualitätsregeln verankern. Dafür soll die Vergütung mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Angebote bekommen. Grundlage der Finanzierung durch die Krankenkassen sollen genauer definierte "Leistungsgruppen" sein, die auch Mindestvoraussetzungen festlegen. Die Reform lässt aber weiter auf sich warten.
Der "Worstcase" wäre nach Angaben von Spychalski, dass der Havelländer Klinikbereich mit den beiden Standorten in Nauen und Rathenow in die Insolvenz gehen müsste. Das würde die Unternehmensgruppe aber verhindern. Die Kliniken profitieren laut Spychalski aktuell bereits von den sechs weiteren Gesellschaften des Unternehmensverbunds - darunter die Wohn- und Pflegezentren: "Sie könnten sich teils gegenseitig stützen."
Spychalski hofft auf Darlehensunterstützung
Zudem hofft der Geschäftsführer auf die Unterstützung des Landkreises. Hilfreich wäre eine Darlehensunterstützung durch den Landkreis in Richtung der Kliniken, so Spychalski: "Mit der Perspektive, dass das Geld irgendwann wieder an den Gesellschafter Landkreis zurückgeführt werden kann."
Die Havelland-Kliniken benötigen nach ersten Schätzungen für den laufenden Betrieb neun bis zehn Millionen Euro pro Jahr. Das sagte Landkreis-Sprecher Martin Kujawa dem rbb auf Nachfrage. "Der Landkreis Havelland prüft als Gesellschafter des Unternehmens derzeit die Möglichkeit, in welcher Form die Kliniken in ihrer Liquidität unterstützt werden können, um damit den laufenden Betrieb zu sichern", hieß es weiter. Zur Debatte stehen die beiden Standorte in Rathenow und Nauen mit mehr als 2.000 Mitarbeitenden aber nicht: "Um eine flächendeckende Versorgung für den gesamten Landkreis anbieten zu können, sind beide Klinikstandorte nötig."
Landrat Roger Lewandowski (CDU) hatte im Rahmen der konstituierenden Sitzung des neuen Havelländer Kreistags in Rathenow schon über das Defizit gesprochen. Der Kreistag entscheidet letztlich auch über die Zuschüsse, die in Richtung Havelland-Kliniken fließen. Die nächste Sitzung ist am 7. Oktober.
Mit Material von Oliver Meurers
Sendung: Antenne Brandenburg, 22.7.2024, 16:30 Uhr