Gestiegene Sach- und Personalkosten - Havelland-Kliniken fehlen ab 2025 rund zehn Millionen Euro pro Jahr

Mo 22.07.24 | 15:26 Uhr
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Die Klinik Nauen der Havelland Kliniken GmbH in der brandenburgischen Stadt Nauen (Havelland), aufgenommen am 11.03.2011. (Quelle: picture alliance /ZB/Robert Schlesinger)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 22.07.2024 | Oliver Meuers | Bild: picture alliance /ZB/Robert Schlesinger

Wie auch viele andere Krankenhäuser in Brandenburg und ganz Deutschland kämpfen die Havelland-Kliniken mit finanziellen Engpässen. Ab 2025 fehlen rund zehn Millionen Euro pro Jahr. Ob der Landkreis mehr Geld zahlen wird, ist derzeit noch offen.

Die Havelland-Kliniken rechnen ab dem kommenden Jahr mit einem tiefen Finanzloch. Das teilte Geschäftsführer Thilo Spychalski dem rbb am Montag auf Nachfrage mit.

Die Unternehmensgruppe ist demnach zwar insgesamt weiter zahlungsfähig, im Klinikbereich können die Betriebskosten - darunter die deutlich gestiegenen Sach- und Personalkosten - aber nicht mehr gedeckt werden. Es sei eine Liquiditätslücke entstanden, so Spychalski: "Und die summiert sich letztlich auf und ist als solche durch die Kliniken allein nicht tragbar."

Zuerst hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" über die das drohende Millionen-Defizit berichtet.

Unsicherheit durch Krankenhausreform

Als einen Grund für die finanziellen Probleme nennt Spychalski die Unsicherheit hinsichtlich der geplanten Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Sie lasse die Kliniken langsam ausbluten: "Was sollen wir leisten? Wo sollen wir es leisten? Wie soll es bezahlt werden? Die drei Dinge müssen schleunigst geklärt werden, damit wieder Stabilität ins System kommt", so Spychalski weiter. Klarheit zu den Rahmenbedingungen sei nötig.

Die vom Bundeskabinett auf den Weg gebrachten Reformpläne sollen finanziellen Druck für die Kliniken mindern und einheitliche Qualitätsregeln verankern. Dafür soll die Vergütung mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Angebote bekommen. Grundlage der Finanzierung durch die Krankenkassen sollen genauer definierte "Leistungsgruppen" sein, die auch Mindestvoraussetzungen festlegen. Die Reform lässt aber weiter auf sich warten.

Der "Worstcase" wäre nach Angaben von Spychalski, dass der Havelländer Klinikbereich mit den beiden Standorten in Nauen und Rathenow in die Insolvenz gehen müsste. Das würde die Unternehmensgruppe aber verhindern. Die Kliniken profitieren laut Spychalski aktuell bereits von den sechs weiteren Gesellschaften des Unternehmensverbunds - darunter die Wohn- und Pflegezentren: "Sie könnten sich teils gegenseitig stützen."

Spychalski hofft auf Darlehensunterstützung

Zudem hofft der Geschäftsführer auf die Unterstützung des Landkreises. Hilfreich wäre eine Darlehensunterstützung durch den Landkreis in Richtung der Kliniken, so Spychalski: "Mit der Perspektive, dass das Geld irgendwann wieder an den Gesellschafter Landkreis zurückgeführt werden kann."

Die Havelland-Kliniken benötigen nach ersten Schätzungen für den laufenden Betrieb neun bis zehn Millionen Euro pro Jahr. Das sagte Landkreis-Sprecher Martin Kujawa dem rbb auf Nachfrage. "Der Landkreis Havelland prüft als Gesellschafter des Unternehmens derzeit die Möglichkeit, in welcher Form die Kliniken in ihrer Liquidität unterstützt werden können, um damit den laufenden Betrieb zu sichern", hieß es weiter. Zur Debatte stehen die beiden Standorte in Rathenow und Nauen mit mehr als 2.000 Mitarbeitenden aber nicht: "Um eine flächendeckende Versorgung für den gesamten Landkreis anbieten zu können, sind beide Klinikstandorte nötig."

Landrat Roger Lewandowski (CDU) hatte im Rahmen der konstituierenden Sitzung des neuen Havelländer Kreistags in Rathenow schon über das Defizit gesprochen. Der Kreistag entscheidet letztlich auch über die Zuschüsse, die in Richtung Havelland-Kliniken fließen. Die nächste Sitzung ist am 7. Oktober.

Mit Material von Oliver Meurers

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.7.2024, 16:30 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Nach Potsdam kann man auch nicht gehen, da steht immer noch der alte Kasten, von 1961 - und das Krankenhaus+Personal, sind für 190 000 Einwohner und Umland, auch vollkommen überlastet.
    Der is unser Brandenburg !!!

  2. 21.

    Havelländer:innen sollen ja auch nach Berlin, ins Krankenhaus in Kliniken zu Fachärzten gehen - ist einfach billiger für Brandenburg.
    Ist aber in vielen anderen Bereichen genauso : Berlin soll für das Brandenburger Umland sorgen und Brandenburg investiert dann, in sinnlose Milliarden/Großprojekte in Jwd oder sonstwo.

  3. 20.

    Zuerst einmal müsste da Land Brandenburg, ein richtig modernes Klinikum, mit allen gebrauchten Fachabteilungen, im Havelland bauen und finanzieren - und nicht diese ,, Dorfkrankenhäuser,,.

  4. 19.

    Maßgeblich ist aber das:
    "Mit dem Kreisneugliederungsgesetz vom 24. Dezember 1992 wurden 38 Kreise und sechs kreisfreie Städte zu 14 Landkreisen und vier kreisfreien Städten zusammengeführt."
    Also ursprünglich 44 Gebietskörperschaften.

  5. 18.

    "Die Aussage ist falsch nicht der Landkreis muss Zahlen, sondern der Steuerzahler ." Wenn der Fiskus sowieso dauernd zuschießen muß, warum wird das dann nicht gleich kommunal betrieben? Die privaten Betreiber haben zwar im KH rote Zahlen aber im Pflegebereich Gewinne, wenn man also kommunal die KHs und (!) den Pflegebereich betreiben würde, wäre doch auch eine ausgeglichene Bilanz zuerwarten + evtl. sogar Überschüsse als Rücklauf für den Fiskus.

  6. 17.

    "Lohn Preisspirale" Daran ist nicht der Kapitalismus Schuld, wenn es nach der reinen Lehre ginge, kann es halt keine Lohnerhöhungen geben, wenn kein Überschuß erwirtschaftet wird - die Lohn-Preisspirale stammt aus dem Sozialstaat in Verbindung mit Gewerkschaften.

  7. 16.

    Das die KHs älter als die Gebietreform mit ihren sehr komischen Zuschnitten sind, müssen Sie bei der Betrachtung die alten Kreise betrachten. Wegen des sehr ungewöhnlichen Zuschnittes der neuen Landkreise haben Sie auch bisweilen sehr lange Wege innerhalb eines solchen Landkreises, brauchen also schon mehrere KHs strategisch verteilt.

  8. 15.

    Vielleicht auch eine Folge der Einwanderungspolitik, denke schon. Die Kassen sind schlichtweg leer, da braucht man nicht herumwundern und staunen.

  9. 14.

    Und jedes Jahr werden es mehr ( 2026 werden es etwa 12 Mill.€) sein. Das Problem ist seit ewigen Zeiten bekannt und bisher haben alle kläglich versagt. Lohn Preisspirale auch bei den Betriebskosten wirken sich die Steigenden Löhne aus. Das ist euer Wirtschaftssystem der Wachsende Kapitalismus.

  10. 13.

    Die Aussage ist falsch nicht der Landkreis muss Zahlen, sondern der Steuerzahler .Der Stöhnt allerdings unter der Steuerlast/Abgaben. Das gesamte System ist fehlerhaft siehe Lohn -Preisspirale übrigens sind im Jahr 2026 wahrscheinlich 12 Millionen aEuro nötig.

  11. 12.

    Wie viele Krankenhaus Standorte gibt es eigentlich in Brandenburg - um die 60, oder so ???
    14 Landkreise und 4 Kreisfreie Städte, macht zusammen 18.
    Dann stimmt innerhalb von Brandenburg, etwas nicht - da haben irgendwelche Landkreise, zu viele Klinik Standorte - und das dadurch falsch verteilte Geld, fehlt wiederum woanders.
    Jeder 15 Brandenburger/inn lebt in HVL - 15×2 Kliniken wäre 30 Klinik Standorte in Brandenburg - irgendwie, liegt das dann auch an einer falschen Verteilung im Land

  12. 10.

    Nicht nur, der nach BAR, am stärksten gewachsene Landkreis in Brandenburg - auch der nach BAR und OHV, am dichtesten besiedelste Landkreis in Brandenburg.
    Aber Brandenburg hat leider andere Prioritäten: die berühmten Brandenburger Großprojekte verschlingen Milliarden über Milliarden, da bleibt kein Geld für,s Havelland und für ärztliche Versorgung.

  13. 9.

    Das haben Sie, sehr schön beschrieben : Nicht nur die Kliniken und Ärzte kommen an ihre Grenzen - auch die Kranken, die weite Wege für ihre Ärztliche Versorgung, auf sich nehmen müssen bzw. gar keine Klinik, Ärztehaus, Fachärzte, in ihrer Umgebung mehr haben, LG.

  14. 8.

    Also in Neuruppin hat der Kreistag glaube ich beschlossen, halt das ganze Geld bei Jugend, Soziales und dergleichen wegzunehmen. Das dürfte Schule machen.

  15. 7.

    ……im Klinikbereich können die Betriebskosten - darunter die deutlich gestiegenen Sach- und Personalkosten - aber nicht mehr gedeckt werden. Zitat Artikel.
    Das ist allgemein in Deutschland ein Problem, wo die Kosten weiter in die Höhe steigen. Im Gesundheitswesen ist es sehr schlimm geworden. Unsicherheit bei der geplanten Krankenhausreform von Lauterbach wirkt sich breit. Klinken bluten aus. Somit auch der kranke Mensch, der rätseln muss welche Klinik, welcher Arzt ist noch vorhanden? Die Politik macht bei der Gesundheitsversorgung eine 360 Grad Wendung. Sie landet mit ihrer Theorie wieder da, wo sie mal über vorhandene Gesundheits-Defizite begonnen hat zu diskutieren. Stabil kann die Gesundheitskette nicht werden, wenn kein passendes Kettenglied eingesetzt wird. Wie hoch soll die Kostenleiter der Versorgung noch steigen, damit septische Wunden schnell versorgt werden können? Wer stopft das tiefe Finanzloch bei Kliniken? Kliniken, Ärzte, Kranke kommen an ihre Grenzen.

  16. 6.

    Wenn in den Kliniken, bestimmte Fachabteilungen nicht existieren bzw. keine dementsprechenden Fachärzte vorhanden sind, gehen die Havelländer/innen nach Berlin, Potsdam, Oberhavel, Neuruppin, oder Brandenburg an der Havel ins Krankenhaus.
    Das gleiche Problem, ist mit Fachärzten und Reha Kliniken, die in HVL, einfach nicht vorhanden sind.
    Da ist aber letztendlich, die Politik und die Landesregierung gefragt - damit endlich, die Versorgung der Menschen im Westen Brandenburgs, gewährleistet wird und Geld für Investitionen, von Politik und Land, bereit gestellt werden.


  17. 5.

    Ist halt nicht die Lausitz.
    Dann würde es vom Land, nicht 10 Millionen, sondern 10 Milliarden geben.
    Das Potsdamer EvB Klinikum ist ja genauso schäbig - das letzte DDR Überbleibsel, mitten in der voll geparkten Innenstadt.
    Das Ding in Brandenburg an der Havel, findet erst gar Keiner auf dem Berg und in Neuruppin kämpft jede Abteilung ums tägliche Überleben.

  18. 4.

    ,,Zur Debatte stehen die beiden Krankenhäuser in Nauen und Rathenow aber nicht,,
    Sind hier Alle plemplem - oder Was ???
    Unser Landkreis hat 170 000 Bürger/innen - jedes Jahr kommen mehr als 1200 dazu - nach BAR, der am stärksten wachsende Landkreis in Brandenburg.
    Und man ist nicht in der Lage, zwei lumpige Kliniken in HVL, vernünftig zu finanzieren ?
    Aber, steigende Steuern und Abgaben bezahlen, das funktioniert gut ?!

  19. 3.

    Es scheint, als ob im Pflege- und Wohnbereich reichlich Überschüsse erwirtschaftet werden, sonst wäre nichts zum Stützen da.

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