Streit um Tarifvertrag - 2.000 Kita-Beschäftigte demonstrieren in Berlin - unbefristeter Streik möglich

Do 19.09.24 | 15:17 Uhr
  58
Menschen nehmen am 19.09.2024 an einer Kundgebung der Gewerkschaften GEW und Verdi zu einem eintägigem Warnstreik in den Kita-Eigenbetrieben des Landes Berlin vor dem Roten Rathaus teil. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Video: rbb24 Abendschau| 19.09.2024 | Axel Walter | Bild: dpa/Fabian Sommer

In Berlin haben am Donnerstag erneut zahlreiche Beschäftigte städtischer Kitas gestreikt. Dazu aufgerufen hatten die Gewerkschaften GEW und Verdi. Zu einer Kundgebung vor dem Roten Rathaus kamen einem Verdi-Sprecher zufolge etwa 2.000 Menschen.

Die Gewerkschaften fordern einen Tarifvertrag über bessere Arbeitsbedingungen für die Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Bisher hat der Senat Verhandlungen dazu verweigert. In dem Konflikt könnte es ab nächster Woche zu unbefristeten Streiks kommen - am heutigen Donnerstag endet eine entsprechende Urabstimmung unter den Gewerkschaftern.

Das Ergebnis soll am Freitagmorgen verkündet werden. Bekommen die Gewerkschaften eine Mehrheit von 75 Prozent und gibt es keine Lösung für den Konflikt, drohen wochenlange erhebliche Beeinträchtigungen bei der Kinderbetreuung.

Wegner hat Tarifvertragsverhandlungen ausgeschlossen

Von einem unbefristeten Streik betroffen wären die knapp 300 Kitas der Berliner Eigenbetriebe, in denen rund 35.000 Kinder betreut werden. Insgesamt gibt es in Berlin laut Bildungsverwaltung rund 2.900 Kitas, die oft von freien Trägern betrieben werden.

Nach der Bekanntgabe des Urabstimmungsergebnisses am Freitag ist ein Treffen zwischen Gewerkschaftsvertretern, Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und Finanzsenator Stefan Evers (beide CDU) geplant.

Der Senat will einen sogenannten Entlastungstarifvertrag nicht aushandeln, weil er davon ausgeht, dass Berlin dann aus der Tarifgemeinschaft der Länder rausgeworfen wird. "Wir werden nicht in Tarifverhandlungen gehen", sagte kürzlich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU).

Gewerkschaften wollen Entlastung bei der Arbeit

Verdi und GEW fordern tarifvertragliche Vereinbarungen, um die Belastung in den Kitas zu verringern. Unter anderem sollen Regelungen zur Gruppengröße, zum Ausgleich von Belastungen und für eine bessere Ausbildung festgehalten werden.

Laut dem Statistikamt Berlin-Brandenburg wurden mit Stichtag 1. März 169.449 Kinder in Berliner Kitas betreut. Die Zahl ist damit zum ersten Mal seit Jahren wieder gesunken. Ein Jahr zuvor waren es noch 171.686 Kinder. 2015 wurden 146.583 Kinder in Berliner Kitas betreut.

Ein Grund für die Entwicklung könnte die Zahl der Geburten in den vergangenen Jahren sein. Wurden 2021 in Berlin noch 39.168 Kinder lebend geboren, waren es 2023 nur noch 34.120.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.09.2024, 19:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 19.09.2024 um 21:50 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

58 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 58.

    Also so mancher Kommentar hier macht sprachlos: ich bin den Erzieherinnen so dankbar, dass sie die Situation in unseren Kitas und auch die meines Kindes nicht achselzuckend hinnehmen oder gehen oder innerlich demotiviert Dienst nach Vorschrift machen... Ganz im Gegenteil viele bemühen sich sehr, betreuen immer wieder allein viel zu große Gruppen (was Stress und Risiken birgt und keine Lösung ist), um weitere Schließungen im Regelbetrieb der Erkältungszeit wg fehlender Personalreserven zu vermeiden. Ich war im letzten Jahr 1 Tag in unserer Gruppe hospitieren. Es ist laut, es ist ein ständiges Zerreißen zwischen dringenden Tätigkeiten und am Ende stehen Eltern, die ihre verständliche Unzufriedenheit auch oft bei den Fachkräften abwerfen, statt die politisch Verantwortlichen unter Druck zu setzen. Bequem ist bei diesem Job nicht nicht mal das schlechte Gewissen Ende eines Tages - wer so etwas schreibt, hat von der Realität schlicht keine Ahnung. #bildungstattaufbewahrung

  2. 57.

    Ahnungslos und ohne eigene Erfahrungen? Die Instabilität in den Kitas ist seit Corona Normalzustand für Eltern. Mal graduell besser, mal schlechter - letztlich und mal ab davon, dass ich mich als vollzeitarbeitende Mama schlichtweg nicht auf die Betreuung verlassen kann (früher ab Erkältungssaison, heute nahezu das ganze Jahr) - von Bildung kann man in den Eigenbetriebskitas nur träumen. Das zeigen diverse Studien zur Situation in den Kitas und letztlich auch die Bildungsreports aus den Grundschulen. Sowas kommt von sowas... Natürlich ist es bei den freien Trägern grundsätzlich eben auch nicht besser. Deshalb ist jede Verbesserung in der Branche, eine Verbesserung für aller Pädagoginnen. Es gibt ja auch etliche Grußbotschaften... die freien sind nur oft nicht organisiert. Ein besserer Betreuungsschlüssel kommt unseren Kindern direkt zu Gute (Stabilitätspuffer und ernsthafte Förderung) und ist jeden Protest wert!

    Kann man lethargisch hinnehmen oder gegen diesen Wahnsinn protestieren!

  3. 56.

    „ Wenn ich mich zu schlecht bezahlt fühle, muss ich mir vielleicht auch irgendwann einen neuen Arbeitgeber suchen anstatt dafür zu streiken, …“
    Ja, früher war das so üblich, heute geht man aus bequemlichkeitsgründen den Weg des geringsten Wiederstandes!

  4. 55.

    Solche Ansammlung von Stereotypen ist einer sachlichen Diskussion nicht zuträglich. Sie zeigen mir zumindest, wie man so leicht auf falsche Schlüsse kommt. Und sich noch tiefer in den Vorurteilen einnistet.

  5. 54.

    Und wieder: Weniger Kinder = weniger Erzieher. Das haben "Quoten" so an sich. Der Wechsel zu einem privaten Träger kann das Problem der Streiks ungehen, das Grundproblem der Vorgaben für die Kitas und damit der Finanzierung ist bei allen gleich. Nur wird es bei privaten Trägern mit Zuschlägen vielleicht noch etwas kaschiert. Ich bin sicher, dass der Senat auf die Träger zugehen wird, in einer Form, von der am Ende alle Träger profitieren. Auch wenn sich die freien Träger gerade viel zu ruhig verhalten.

  6. 53.

    Ein weiterer Beitrag, der sich unter dem Deckmantel der Anonymität keiner menschenfeindlichen Äußerungen scheut. Schade, dass solche Ausfälle jegliche sachliche Diskussion in den Hintergrund treten lassen. Und wieder mal der Hinweis an den rbb: Mit Registrierungspflicht könnte man solche Auswüchse schon eindämmen.

  7. 52.

    Der Bürgermeister Wegner war auf dem vorletzten Sommerfest unseres Kita Trägers. Er hat in seiner Rede viel erzählt dass er weiß was wir alles leisten und Verständnis gezeigt was die vielfältigen Probleme und Herausforderungen angeht. Er wollte sich aktiv für Verbesserungen einsetzen . Es gab erstaunlich wenig Applaus für seine Rede. Jeder wusste wohl dass das nur heiße Luft war, und vielleicht das Manuskript gleich in der Rundablage verschwand. Und heute hört sich das ja auch alles ganz anders an was von seinen Leuten im Senat so gesagt wird. Schade dass diese Rede kaum jemand heute kennt!

  8. 51.

    Aber klar doch, wenn es da welche gibt, die in "städtischen Kitas" eine nahezu 1 zu 1 Betreuung/Erziehung wünschen, sollten die sich eher einer Nanny bzw. Tagesmutter zuwenden.
    Oder eben halt bei den privaten Trägern.
    Wenn ein "Poster" seinen Nachwuchs in den besten Händen zu wissen haben will, muss es halt auch das nötige Geld bereithalten.
    Nur traurig empfinde ich, wie "Poster" der Erziehung des Nachwuchses abzuwimmeln beabsichtigt.
    Schade das Zweijährige gegenwärtig nur bedingt mit nem eigenen IPhone ruhig zu stellen sind, und dann auch noch das mit dem ständigen Füttern. Im Internet sah das alles ganz anders aus mit sowas wie Nachwuchs.

  9. 50.

    Ich habe noch nicht verstanden, womit der Sonderbedarf der Verdi-Kitas in Berlin begründet wird.

  10. 49.

    Die Eigenbetriebe zeigen, was für ein schlechter Arbeitgeber die Berliner Verwaltung ist. Sie lassen ihre Beschäftigten hängen und riskieren Kitaschließungen. Statt Lösungen im Sinne der Kinder, Eltern und engagierten Mitarbeitenden, äußert derCDU geführte Senat "geht nicht" und "die anderen sind Schuld". Die fehlen Einnahmen durch Kitawechsel werden bei anderen sozialen Projekten abgezogen... Schlechter geht es nicht!

  11. 48.

    Die Eigenbetriebe zeigen, was für ein schlechter Arbeitgeber die Berliner Verwaltung ist. Sie lassen ihre Beschäftigten hängen und riskieren Kitaschließungen. Statt Lösungen im Sinne der Kinder, Eltern und engagierten Mitarbeitenden, äußert derCDU geführte Senat "geht nicht" und "die anderen sind Schuld". Die fehlen Einnahmen durch Kitawechsel werden bei anderen sozialen Projekten abgezogen... Schlechter geht es nicht!

  12. 47.

    „Wirtschaftlichkeit völlig ignorieren.“

    Die „Wirtschaftlichkeit“ früh beginnender Bildung ist durch diverse Studien, auch im Bereich der Resilienzforschung, längst bewiesen.
    Um Gehaltserhöhungen geht es gar nicht. Einzig um bessere Arbeitsbedingungen in der pädagogischen Arbeit. Wundern Sie sich jedoch nicht, wenn „schlecht bezahlte Erzieher“ bedingt der Arbeitsbedingungen ihr eigenes Ding entwickeln und unter Umständen Ihre „städtische Kita“ verlassen.
    Ob ebenso ein Kitawechsel den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Eltern möglich wäre, bleibt dahingestellt. Eher sehr unwahrscheinlich.

  13. 46.

    Und da wundert man sich, dass die Eltern ihre Kindern von den Eigenbetrieben abziehen und sie zu den freien Trägern wechseln. Auf die Kitas der Stadt bzw. Ihre Erzieherinnen ist kein Verlass mehr. Man beachte auch den letzten Absatz. Wenn der Trend der Kinderzahlen so weitergeht, ist es egal ob die Erzieherinnen streiken oder nicht. Wenn keine Kinder und Eltern mehr auf sie angewiesen sind. So schießt man sich ins eigene Bein.

  14. 45.

    Antwort auf "Birgit Ludwig " vom Donnerstag, 19.09.2024 | 10:26 Uhr
    "Es geht nicht um mehr Geld sondern um eine bessere Personalausstattung." Der Mehrbedarf an Personal kann aber durch die Streiks auch nicht herbeigezaubert werden. Mögliche Nachwuchserzieher winken dankend ab, wenn sie von ihrem Wunschberuf nur Negatives hören und lesen, woher soll denn da Motivation kommen? Es war vor kurzem schon hier zu lesen, dass viele Eltern sich private Kitas suchen, so löst sich das Problem von selbst: weniger Kinder = besserer Personalschlüssel.

  15. 44.

    Ha, ein Großteil der gegenwärtigen Gesellschaft wäre ohne dem Großteil des gegenwärtigen Nachwuchses (Generation Z) um einiges besser dran.
    Unabhängig von der Lebensmittelverschwendung und dem Methan- und Kohlendioxid-Ausstoß sind viele nur unnütze, überschätzte Biomasse.
    Können nicht mal mehr einen Stift halten oder können beim Einkaufen Kopfrechnen.
    Erbärmlich was da manche Erzeugenen da zulassen.

  16. 43.

    Wieder mal ein Streik bei dem Angestellte ihren Willen durchsetzen möchten und die Wirtschaftlichkeit völlig ignorieren. Wenn ich mich zu schlecht bezahlt fühle, muss ich mir vielleicht auch irgendwann einen neuen Arbeitgeber suchen anstatt dafür zu streiken, dass perspektivisch einfach weniger Kollegen rechts und links da sein werden.
    Mit diesem Verhalten richtet ihr die städtischen Kitas zugrunde.
    In unserer städtischen Kita sind bereits viele Familien gegangen...

  17. 42.

    Wie wäre es, der KI den Bildungs- und Erziehungsauftrag zu überlassen?
    Statt ständig Erzieher mit Kaffeetassen, sich auf Sitzmöbeln sonnend oder anderweitig ausruhend ansehen zu müssen. Im Reparaturfall kommt der Techniker vorbei. Was dann den sehr emphatischen, programmierbaren und selbstfahrenden neuen Kollegen zum Nutzen kommt.
    Hätte was von „Schöne neue Welt“.

  18. 41.

    In der DDR hatten die Kinder nicht bis 5 Jahren eine Windel, verschiedenste Allergien bzw Unverträglichkeiten. Und auch die Eltern hatten nicht 1000 Wünsche. Jeden Tag gibt es unterschiedliche Forderungen der Eltern z.B die Jacke, wenn wir in den Garten gehen und die andere beim Spaziergang, zum Frühstück Cornflakes nur 1cm Höhe einfüllen und dann Milch nur 0.5 cm, zum Mittag bitte nicht den Rotkohl, der färbt schließlich so.
    Und am liebsten sind mir die Kinder, die ihr Essen nur to go kennen und mit IPhone in die Einrichtung gebracht werden etc.

    Also, wer möchte kann meine Stelle gerne übernehmen.

  19. 40.

    Also die Erzieher haben dies in den 70 und 80 Jahren hervorragend gemacht in einer Gruppe mit 25-30 Kindern. Die Erziehung sollte größtenteils von den Eltern kommen und nicht von den pädagogischen Fachkräften. Aber die Leute haben sich heute leider verändert und überlassen es andere.

  20. 39.

    Mag sein. Aber haben Sie nun eine Meinung zum Thema? Wo Sie ja anderen "Bildungsferne" attestieren.

Nächster Artikel