Angaben des Berliner Senats - Landeseigene Wohnungsbaugesellschaften erhöhen teils erheblich die Mieten

Di 08.10.24 | 18:08 Uhr | Von Simon Wenzel
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Symbolbild:Das Hochhaus am Zwickauer Damm der Wohnbaugesellschaft Degewo.(Quelle:imago images/epd)
Video: rbb24 Abendschau | 08.10.2024 | Arndt Breitfeld | Bild: imago images/epd

Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften erhöhen für mehr als 90.000 Wohnungen ihre Mieten. Bereits in der ersten Jahreshälfte hatten einige von ihnen die Mieten angehoben. Von Simon Wenzel

Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge und WBM erhöhen zum Anfang des kommenden Jahres zahlreiche Mieten. Betroffen sind mehr als 90.000 Wohnungen. Im Schnitt steigen die Mieten um 32 bis 45 Euro im Monat. Die Zahlen, die der Staatssekretär für Wohnen, Stephan Machulik (SPD), in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses des Abgeordnetenhauses am Montag vortrug, liegen dem rbb vor. Zuvor hatten der "Tagesspiegel" und die "BZ" berichtet.

Die Schreiben sollen den betroffenen Mieterinnen und Mietern bis Ende Oktober zugestellt werden. Konkret geht es um circa 20.000 Wohnungen bei der Degewo, 12.500 bei der Gesobau, 27.900 bei der Howoge und über 10.000 bei der WBM. Bereits zuvor bekannt geworden waren Mieterhöhungen bei knapp über 20.000 Wohnungen der Gewobag. Auch die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land plant laut Senat Mieterhöhungen zum Jahreswechsel, machte dazu aber noch keine konkreten Angaben.

Kooperationsvereinbarung ermöglicht Erhöhungen

Die Mieten bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften dürfen seit diesem Jahr wieder erhöht werden, 2023 hatten sich der Senat und die Firmen auf eine neue Kooperationsvereinbarung geeinigt. Diese sieht nun vor, dass die Mieten jährlich um 2,9 Prozent erhöht werden dürfen - das gilt allerdings für die Summe des gesamten Bestands, nicht für jede einzelne Wohnung. Deshalb können die Mieten in einzelnen Häusern teilweise deutlich mehr angehoben werden, wenn sie in anderen Häusern gleichbleiben. Mit dieser Vereinbarung wird der Spielraum des bundesweiten Mietrechts nicht voll ausgenutzt. Es sieht auf angespannten Wohnungsmärkten wie Berlin Mieterhöhungen von maximal 15 Prozent in drei Jahren vor. Die nun angekündigten Erhöhungen bei den landeseigenen Unternehmen liegen in einem Bereich von rund acht Prozent.

Die Vereinbarung zwischen Senat und Unternehmen beinhaltet zudem weitere Einschränkungen für die Wohnungsbaugesellschaften: Bei einer Wohnfläche bis zu 65 Quadratmetern darf die Miete beispielsweise höchstens um 50 Euro erhöht werden.

Begründet wurde der Wunsch nach Mieterhöhungen von den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften mit dem hohen finanziellen Bedarf für Sanierungen und Neubauten. Die Kosten sind auch in der Bauwirtschaft enorm gestiegen, infolge des Krieges in der Ukraine und der Inflation.

Mieterhöhungen bereits 2024

Bereits in diesem Jahr, nach Inkrafttreten des neuen Kooperationsvertrags, hatten die landeseigenen Gesellschaften die Mieten in Teilen ihrer Bestände erhöht. Innerhalb der ersten Jahreshälfte 2024 wurden zwischen Januar und Ende Mai insgesamt in über 150.000 Wohnungen die Mieten angehoben. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken im Abgeordnetenhaus vom Juni hervor.

Die meisten Erhöhungen waren in diesem Zeitraum bei der Degewo (über 36.000) und der Stadt und Land (über 33.000) erfolgt. Besonders oft betroffen waren Mieterinnen und Mieter in den Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Pankow und Treptow-Köpenick.

Schon damals hatte der Senat außerdem angekündigt, dass für die Gewobag und die Gesobau im kommenden Jahr weitere Mieterhöhungen geplant seien. Damals ging man sogar noch von rund 2.000 Wohnungen mehr aus als nun betroffen sind. Besonders im Fokus stehen diesmal demnach Wohnungen in Reinickendorf (geplant waren damals rund 3.600 bei der Gewobag und fast 7.000 bei der Gesobau).

Opposition kritisiert Senat

Oppositionsvertreter kritisieren die Mieterhöhungen. Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Julian Schwarze, sagte dem rbb, die landeseigenen Wohnungsbauunternehmen hätten eine Vorbildfunktion. Mieterhöhungen in ihren Wohnungen würden auch in den Mietspiegel einfließen. "Gerade in der aktuellen Situation, wo viele Leute nicht wissen, wie sie den Alltag bestreiten sollen, ist das ein völlig falsches Signal", so Schwarze.

Linken-Fraktionschefin Anne Helm weist auf die "besondere soziale Verantwortung" der landeseigenen Unternehmen hin. Es sei zwar nachvollziehbar, dass die Preise für Neubauten und Sanierungen gestiegen seien, die benötigten Mittel sollten allerdings nicht von den Mietern aufgebracht werden, sondern beispielsweise über zusätzliches Eigenkapital vom Land.

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.10.2024, 19:30 Uhr

 

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Beitrag von Simon Wenzel

112 Kommentare

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  1. 112.

    Am Thema vorbei! Die Schulden gibt es schon sehr lange bei den landeseigenen Gesellschaften im Land Berlin.

  2. 110.

    "Mehr Quantität in der Nachfrage bedeutet nicht automatisch niedrige Mietpreise."
    Mehr Quantität in der Nachfrage bedeutet höhere Mietpreise. Mehr Quantität im Angebot senkt sie. Hier geht es um ein Grundbedürfnis, dass jeder Mensch hat.

    "Mal wieder Vollzeit arbeiten wäre ein Anfang, dann braucht es auch weniger Wohngeld."
    Was sagen sie eigentlich zu Menschen, die Vollzeit arbeiten und Wohngeld in Anspruch nehmen können oder gar müssen? Hab solche Fälle kennen gelernt und das hat mich auch mal dazu bewegt in die Wohngeldtabelle zu gucken. Kann ich allen nur empfehlen, deren Geld knapp ist.

  3. 109.

    Tja die Menschen haben die CDU und die AfD gewählt, zwei Parteien denen die "einfachen Leute" herzlich egal sind. Jetzt merken sie, dass dies wohl nicht so optimal war und beklagen sich.

  4. 108.

    Schon, aber jeder zahlt. Jeder! Auch der, der keine Wohnung besitzt zahlt für den Besitz eines Anderen um einem Dritten ein Dach über den Kopf zu ermöglichen.
    Ihre Argumentation zielt am Problem vorbei, dass ich sehe.
    Naja ... und seitdem man Häuser in Unternehmen auslagert um sie dann rechtlich in Steueroasen zu verschieben ist das mit den Steuereinnahmen auch nicht so dick wie behauptet. Da lassen sich schöne Konstrukte machen und im Steuerrecht gibt es viele Sonderlocken für Vermieter (nicht alle zu unrecht, aber sie sollen die Miete eigentlich niedrig halten und da ist inzwischen massive Diskrepanz).

  5. 107.

    Danke für die Warnung. Oder meinen sie mich? Dan widerlegen sie doch argumentativ ...

    Oder sind sie selbst "Fake/Desinformationsstreuer", da sie einfach nur Unterstellen ohne irgendwelchen Punkte aufzuzeigen?

  6. 106.

    "Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge und WBM erhöhen zum Anfang des kommenden Jahres zahlreiche Mieten."
    Man sollte auch das gierige Land enteignen!

  7. 105.

    In 3 Jahren nur rund 8% Mieterhöhung. Wie hoch ist denn die aktuelle Durchschnittsmiete? Wie hoch waren die letzten Tarifabschlüsse bei den Löhnen doch gleich?

  8. 104.

    Ja, das stimmt. Es wird nur so gern verschwiegen, wie hoch der Schuldenstand ist. Das Geld für Zins und Tilgung fehlt dann, wenn diese Schulden nicht reduziert werden. Es kann aufgrund des Schuldenstandes nur zu Mietsteigerungen bei den landeseigenen Wohnungsgesellschaften kommen! Ganz klar.

  9. 103.

    „Ohne Wohngeld wäre die Nachfrage nach der Wohnung viel geringer, die Miete entsprechend günstiger, damit auch Haus und Grundstück weniger wert, der Mietspiegel niedriger - die ganze Gegend bezahlbarer.1

    Falsch

    Irgendwann ist es egal ob ich 4 Personen mit gutem Einkommen oder 400 Personen habe, die die Wohnung haben wollen.

    Mehr Quantität in der Nachfrage bedeutet nicht automatisch niedrige Mietpreise.

    Gott sei Dank gehen halt noch viele Arbeiten und verdienen wohl,sehr gut.

    Das ist die Messlatte.

    Mal wieder Vollzeit arbeiten wäre ein Anfang, dann braucht es auch weniger Wohngeld.

  10. 102.

    Keine Sorge, auch Ihre Miete wird nicht willkührlich erhöht, sondern nur im Rahmen der mit der Stadt vereinbarten oder gesetzlichen Möglichkeiten.
    im Text oben steht dazu:
    "Die nun angekündigten Erhöhungen bei den landeseigenen Unternehmen liegen in einem Bereich von rund acht Prozent."

  11. 101.

    Es ist wichtig, die Einnahmen auf Vermieterseite hier zu verbessern, weil, wenn man die Bilanzstruktur anschaut, die landeseigenen Wohnungsunternehmen relativ hohe Verschuldungsgrade, gemessen an der Eigenkapitalquote haben. Also ein wichtiger Schritt, um langfristig Wohnraum zu sichern.

  12. 100.

    Die Politik erhöht die Grenzen für das Wohngeld.

    Das Wohngeld bleibt also im deutschen Bestand.

    Gewinne - wenn sie denn gemacht werden - aus Vermietung und Verpachtung werden in BRD versteuert.

  13. 99.

    Ich hatte Sie doch gar nicht gefragt. Bitte achten Sie auf den Bezug meines Kommentars. Danke

  14. 98.

    Ich selber habe ebenfalls eine Mieterhöhung bekommen und muss nun schauen, wie man das alles bewerkstelligen soll. Strompreise, Krankenversicherung und nun die Miete... mit 3 Kindern (das jüngste litt an Leukämie) ist das schon ne Nummer für sich.

  15. 97.

    Haben Sie denn überhaupt eine Mieterhöhung erhalten? Oder phantasieren Sie hier nur theoretisch?

  16. 96.

    Tja, leider liegt unsere Wohnfläche 10% über 65qm. Ist für uns dann bei 55 Euro Schluss? Wohl kaum, unsere Mieterhöhung wird keine solche Obergrenze kennen.

  17. 95.

    Subventioniert wird der Mieter, der sich die Wohnung sonst nicht leisten könnte. Die Miete ist ja nur so hoch, weil es zu viele potenzielle Mieter für diese Wohnung gibt. Ohne Wohngeld wäre die Nachfrage nach der Wohnung viel geringer, die Miete entsprechend günstiger, damit auch Haus und Grundstück weniger wert, der Mietspiegel niedriger - die ganze Gegend bezahlbarer. Aber eine über die Gemeinschaft finanzierte Mietblase funktioniert ja auch, wie man sieht. Aber dann darf man sich nicht wundern, wenn auch städtische Gesellschaften die Mieten immer weiter an den subventionierten Markt anpassen und Gelder in Form von Dividenden abfließen.

  18. 93.

    Die Annehmlichkeit Wohngeld nehmen Vermieter als Subventioon gern in Anspruch. Sie fließt aus der Gesellschaftskasse über das Konto der Menschen mit zu kleinem "Lohn" für eine zu teure Wohnung.
    Unter einem bestimmten Einkommenswert zahlt mensch nämlich 40 bis 70% desselben an den Vermieter. Nun holt er sich das eben teilweise über alle.

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