Die Dramaturgin, Kuratorin und Intendantin Nele Hertling wird in diesem Jahr mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnet. Das teilte am Donnerstag Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner als Vorsitzender der Stiftung Preußische Seehandlung mit.

Hertling, die am Freitag 90 Jahre alt wird, wird für ihre Verdienste für das Theater und für die Gründung mehrerer Förderfonds und Netzwerke, geehrt, hieß es in einer am Donnerstag verbreiteten Mitteilung.

Die Jury begründete diesen Schritt damit, dass Hertling mit ihrer Arbeit radikal zeitgenössische Kunst und Künstler:innen - deren selbstbestimmte und eigensinnige Arbeit sie unterstützt -, ermöglicht, fördert und begleitet. Sie habe für sie Räume und Möglichkeiten, Kontinuitäten und Wirksamkeit geschaffen.

Hertling habe es geschafft, internationale Kunstavantgarde ins Nachkriegsberlin zu bringen. Hierdurch sei es gelungen, dass Berlin und mit der Stadt das ganze Land die künstlerische Moderne vor 1933 wiederentdeckte.

Berufsbilder wie Dramaturgin, Kuratorin und Intendantin habe sie auf neue Weise definiert, so die Jury weiter. Sie setzte "alternative und grenzüberschreitende Produktionsweisen in den Darstellenden Künsten jenseits der Stadt- und Staatstheater und für die Freie Szene durch und etablierte mit dem Hebbel-Theater, aus dem später das HAU hervorging, eines der bedeutendsten internationalen Produktionshäuser in Europa".

Sie sei maßgebend gewesen, "dass sich das Nachwendeberlin seiner neuen Rolle als internationaler Metropole in der Mitte Europas bewusst werden konnte".

Nele Hertling reagierte hocherfreut. Sie sagte, dass die Verleihung des Berliner Theaterpreises seit Jahren einen besonderen Platz im Berliner Theaterleben habe. Hier werde die Vielfalt des zeitgenössischen Theaters auf besondere Weise sichtbar. Das zeige insbesondere die Liste der bisherigen Preisträger. "Theater, immer auch ein Abbild unserer sich verändernden Gesellschaft, braucht Momente der Reflexion, des sich selbst Vergewisserns. Eine Preisverleihung kann auch dafür einen Ort bieten – und zugleich Theater als eine beglückende Kunstform feiern", unterstrich Hertling.

Die Stiftung Preußische Seehandlung [stiftung-seehandlung.de] verleiht den Theaterpreis Berlin [berlinerfestspiele.de] seit 1988. Er ist mit 20.000 Euro dotiert und dient der Auszeichnung von Personen, die sich in besonderer Weise durch ihr Lebenswerk oder herausragende Einzelleistungen um das deutschsprachige Theater verdient gemacht haben.

Der Regierende Bürgermeister Wegner wird den Preis im Rahmen des 61. Theatertreffens der Berliner Festspiele (2. bis 19.Mai) übergeben.

Sendung: rbbKultur, 23.02.2024, 16:10 Uhr