Drehort: Landwehrkanal - Monbijoubrücke - Kardakows Sprung auf den Kohlekahn

| Von Johanna Niedbalski
Standbild aus Babylon Berlin: Blick auf einen historischen Kohlekahn auf dem Berliner Landwehrkanal. (Quelle: X Filme | ARD Degeto | sky | Beta)
Bild: X Filme | ARD Degeto | sky | Beta

Im Film steigt der arg geschundene Kardakow am Bode-Museum aus dem Kupfergraben. Nackt, wie er ist, muss er gleich darauf vor einem Schutzmann fliehen und springt von der Monbijoubrücke auf einen der damals noch zahlreich auf der Spree schippernden Kohlekähne.

Im September 1850 nimmt in Berlin kaum jemand zur Kenntnis, dass nach rund fünf Jahren Bauzeit der Landwehrkanal eröffnet wird. Für die meisten Berlinerinnen und Berliner liegt die neue Wasserstraße damals noch jwd, janz weit draußen. Nur am Halleschen Tor und an der Potsdamer Straße berührt er die Siedlungsgrenze. Aber die Stadt wächst, und der Transport von Getreide, Brennmaterial und Baustoffen ist Aufgabe der Binnenschifffahrt. Deswegen wird eine zusätzliche Verkehrsader benötigt.

Der rund zehn Kilometer lange Kanal folgt in weiten Teilen dem Verlauf eines älteren Grabensystems, dem Landwehr-, Floß- oder Schafsgraben. Die Planungen zum Verlauf des Kanals stammen vom Gartenarchitekten und Stadtplaner Peter Joseph Lenné. Die Wasserstraße zweigt an der heutigen Stadtteilgrenze zwischen Kreuzberg und Treptow von der Spree ab, um in Charlottenburg wieder in die Spree zu münden. Zwei Schleusen am Ein- und Ausgang des Kanals regulieren den Wasserstand und können im Falle einer Spreeflut, Wasser in den Kanal ableiten.

Die neue Wasserstraße soll vor allem die Spree entlasten, auf der es von Kähnen und Flößen nur so wimmelt. Mitunter herrscht hier ein solches Gedränge, dass Schiffe auf der Spree länger als einen Monat brauchen, um das Stadtgebiet zu passieren. Aber auch der Kanal ist bald überlastet. Es gibt nur ein einziges Hafenbecken, den heutigen Mendelssohn-Bartholdy-Park, und nur wenige Uferböschungen sind als Ladestraßen geeignet. Auch auf dem Landwehrkanal herrscht regelmäßig Stau.

Abhilfe soll ein weiterer Ausbau der Wasserstraße in den 1880er Jahren bringen. Die Uferwände, die zuvor wie bei einem natürlichen Fluss unbefestigt waren, werden mit Steinmauern eingefasst. Nun kann fast die gesamte Länge des Ufers zum Be- und Entladen genutzt werden und es passen vier Schiffe aneinander vorbei. Dennoch bleibt es eng auf den Berliner Wasserstraßen.

Standbild aus Babylon Berlin: Boris' Leiche schwimmt im Landwehrkanal. (Quelle: X Filme | ARD Degeto | sky | Beta)
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Monbijoubrücke und Bode-Museum

Auch auf der heutigen Museumsinsel in der Spree werden im 19. Jahrhundert noch Schiffsladungen ein- und ausgepackt. An der Spitze der Insel liegt das Mehlhaus, in dem mit Getreide gehandelt wird, Versammlungen der Bäckerinnung und Tanzveranstaltungen stattfinden. Eine hölzerne Brücke, die Mehl- oder Mehlhausbrücke, kreuzt den Kupfergraben. Mehlhaus und Brücke müssen dem 1904 eröffneten Kaiser-Friedrich-Museum, heute Bode-Museum, sowie der Monbijoubrücke weichen.

Die Spitze der Insel prägt nun die große Kuppel des neobarocken Museumsbaus, in dem Skulpturen, Münzen und Gemälde ausgestellt werden. Eine zweigeteilte Sandsteinbrücke erschließt die Inselspitze: Die kleinere Südbrücke überspannt den Kupfergraben. Die größere führt in zwei Bögen über die Spree, bis sie in den letzten Kriegstagen von deutschen Soldaten gesprengt wird. Die heutige Brücke ist ein Neubau aus dem Jahr 2006, zwar, wie das Original, mit Sandstein verkleidet, aber mit Rücksicht auf die Spreeschifffahrt ohne den mittleren Brückenpfosten. Der heutige Schiffsverkehr auf der Spree ist allerdings mit dem früheren nicht vergleichbar. Die Brücken sind einfacher zu passieren, dafür fahren heute fast nur noch Ausflugsboote an der Museumsinsel vorbei.

Am Anfang der dritten Episode steigt der arg geschundene Kardakow auf einen Mauervorsprung am Bode-Museum aus dem Kupfergraben. Nackt, wie er ist, muss er gleich darauf vor einem Schutzmann fliehen und springt von der Monbijoubrücke aus auf einen der damals noch zahlreich auf der Spree schippernden Kohlekähne. Was im Film äußerst schmerzhaft aussieht, ist allerdings ein Sprung in schwarze Schaumstoffbriketts.

Beitrag von Johanna Niedbalski

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