Drehort: Stadtbad Steglitz - Im Volksbad Wedding

Fr 31.08.18 | 00:30 Uhr | Von Johanna Niedbalski
Standbild aus Babylon Berlin: Handtuch mit der gestickten Aufschrift: Volksbad Wedding in einer der Dekorationen zur Serie BABYLON BERLIN. (Bild: X Filme | ARD Degeto | sky | Beta)
Bild: X Filme | ARD Degeto | sky | Beta

Männer und Frauen streng getrennt, Hunde dürfen nicht mit rein: Eine warme Wanne im Volksbad Wedding kostet ein paar Groschen. Charlotte und Greta teilen sich das Badevergnügen. Dass Gereon Rath die beiden stört, wäre in Wirklichkeit nicht passiert.

"Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad", so lautet das sozialpolitische Credo des Berliner Arztes Oskar Lassar. Auf der Berliner Hygieneausstellung am Lehrter Bahnhof stellt er 1883 sein Volksbrausebad vor: In einem kleinen Wellblechgebäude sind je fünf Brausen für Frauen und Männer untergebracht. Einschließlich Handtuch und Seife kostet ein Duschbad 10 Pfennige – daher auch der Name Groschenbad. Lassars Hoffnung ist, dass die Ausstellung dem Berliner Verein für Volksbäder zu Gute kommt, der sich für mehr preiswerte Volksbadeanstalten einsetzt. Denn vom Ziel eines wöchentlichen Bads unter hygienischen Bedingungen für jedermann ist man in deutschen Großstädten um 1900 noch weit entfernt.

Gewaschen wird in der Küche

Badezimmer sind in den Berliner Wohnungen eine Seltenheit, selbst ein Wasseranschluss in den eigenen vier Wänden ist nicht selbstverständlich. Die meisten Menschen waschen sich, wenn überhaupt, in der Küche. Im Sommer wird außerdem in den Berliner Flüssen und Seen gebadet; es gibt mehrere städtische und privat betriebene Fluss- und Seebadeanstalten. Um in den Wintermonaten die Körperhygiene nicht vollständig vernachlässigen zu müssen, baut die Stadt Berlin ab den 1890er Jahren Volksbäder, die solide, praktisch, hygienisch und vor allem preiswert sein sollen. Nach und nach entstehen Volksbadeanstalten in Moabit, im Stralauer Viertel und in den späteren Stadtbezirken Schöneberg, Kreuzberg, Prenzlauer Berg und 1908 auch im Wedding.

Hierhin gehen Charlotte Ritter und Greta Overbeck, um in Ruhe ein Wannenbad nehmen zu können. Ein Besuch im Stadtbad Wedding kostet zwischen 10 und 30 Pfennigen. Das Bad in der Gerichtstraße ist größer als die anderen städtischen Badeanstalten, denn alle früher gebauten Bäder haben nur ein Schwimmbecken, daher schwimmen Männer und Frauen zu unterschiedlichen Badezeiten.

Im Wedding werden zwei Schwimmbecken gebaut: ein größeres für Männer und ein kleineres für Frauen. Den Badegästen stehen außerdem, ganz wie von Oskar Lassar gefordert, 88 Duschen und 77 Wannenbäder zur Verfügung, deutlich mehr für Männer als für Frauen. Schwimmbecken, Wannenbäder und sogar die Eingänge sind nach Geschlechtern getrennt. Die damals formulierten Baderegeln geben Einblick in die hygienischen Verhältnisse: Die Bademeister verbieten, mit schmutzigen oder abfärbenden Badekostümen ins Wasser zu gehen. Außerdem ist es ausdrücklich untersagt, Hunde mit in die Badeanstalt zu bringen.

Das Weddinger Stadtbad existiert nicht mehr. Nach über 90 Jahren Badebetrieb und 15 Jahren als Kunst- und Kulturort wird es 2016 abgerissen. Die Szene, in der die beiden Freundinnen baden gehen und von Gereon Rath gestört werden – eigentlich ein Unding angesichts der strikten Trennung beider Geschlechter in der Weddinger Badeanstalt – wurde im Stadtbad Steglitz gefilmt.

Gedreht in der Wannenbadabteilung

Auch in vielen umliegenden Städten und Landgemeinden werden um 1900 kommunale Badeanstalten gebaut. Das Steglitzer Bad eröffnet 1908, wie das in Wedding. Allerdings ist die Bauausführung hier exquisiter, es gibt Marmortreppen, Mosaike und bunte Fensterverglasung. Eine halbrunde Apsis am Ende des großen Schwimmbeckens verstärkt den sakralen Eindruck, den viele Bäder ohnehin haben. Gedreht wird aber nicht in der Schwimmhalle, die auch als Drehort für das Moka Efti im Gespräch war, sondern in der ehemaligen Wannenbadabteilung. Der Gang vor den Wannenbädern ist noch nahezu im ursprünglichen Zustand erhalten, nur die Badewannen fehlen heute und wurden vom Filmteam eingebaut.

Auch im Steglitzer Bad wird 2002 der Schwimmbetrieb eingestellt und die leerstehenden Becken anschließend als Bühne für Kulturveranstaltungen genutzt. Heute ruht das ehemalige Stadtbad Steglitz im Dornröschenschlaf. Es steht unter Denkmalschutz, ein Abriss droht nicht, aber ein neues Nutzungskonzept ist derzeit auch nicht in Sicht.

Beitrag von Johanna Niedbalski

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