Nach Cyber-Attacke -
Der Krisenstab der Potsdamer Stadtverwaltung ist am Montagmittag wegen einer mutmaßlichen Cyber-Attacke Ende vergangener Woche zusammengekommen.
Derzeit führe die Landeshauptstadt Potsdam zahlreiche Überprüfungsmaßnahmen ihrer IT-Systeme durch, hieß es am frühen Montagabend per Pressemitteilung. Dies sei notwendig um die schrittweise Wiederinbetriebnahme der Bürgerdienstleistungen und IT-Systeme vorzubereiten.
OB Schubert: Zugriff auf Systeme "wahrscheinlich verhindert"
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte dazu: "Die Sicherheitsbehörden haben uns mitgeteilt, dass es eine ernstzunehmende Bedrohung für unsere IT-Systeme gibt. Die Warnung haben wir sehr ernst genommen und sofort präventiv reagiert, um die Daten der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden und die Vorbereitung der IT-Abteilungen der Stadt und der kommunalen Unternehmen konnte wahrscheinlich einen Zugriff auf unser Systeme sowie Schäden verhindert werden."
Zuvor hatten Experten geprüft, ob es überhaupt einen Eindringling in den Systemen gegeben habe, sagte der IT-Verantwortliche der Stadt Potsdam, Dieter Jetschmanegg, am Montag im rbb24 Inforadio. Man sei von den Sicherheitsbehörden gebeten worden, nicht darüber zu sprechen, wer genau hinter der drohenden Attacke stecke. Es handele sich aber um eine gut organisierte Hackerbande mit einer hohen Kriminalität.
IT-System sollen ab kommender Woche wieder online gehen
Sollten die IT-Systeme der Stadt die Überprüfungen in dieser Woche bestehen, könnten die Systeme ab kommender Woche schrittweise wieder in Betrieb genommen werden. In Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden sollen auch weitere Vorkehrungen getroffen werden, bevor die Systeme wieder online gehen.
Die Art des Angriffs sei eine sogenannte "Brute-Force-Attacke" gewesen, so die Pressemitteilung weiter. Dabei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um den Versuch, durch Zufall die entsprechenden Passwörter zu knacken. Mit entsprechendem digitalen Werkzeug wird ausprobiert, ob zum Beispiel besonders einfache oder schwache Passwörter vergeben wurden. Diese lassen sich schneller knacken als komplexe Passwörter.
Stadtwerke, Wohnungsgesellschaft und Klinikum ebenfalls offline
Nach Hinweisen von Sicherheitsbehörden auf einen bevorstehenden Cyber-Angriff hatte die Stadtverwaltung die Verbindungen zum Internet am Donnerstag getrennt. Seitdem können Dienstleistungen für Bürger nicht mehr getätigt werden, etwa das Ausstellen von Pässen, Anfertigen von Urkunden oder Online-Anträge für das Wohngeld. Vereinbarte Termine können aber gewährleistet werden. Telefone und Fax funktionierten aber weiter.
Die Verwaltung ist auch nicht per E-Mail erreichbar. Auch die Stadtwerke Potsdam, die städtische Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam und das städtische Klinikum Ernst von Bergmann schalteten vorsorglich Internet- und E-Mail-Verbindungen ab.
Da E-Mails zur Meldung von Kindeswohlgefährdungen derzeit nicht bearbeitet werden können, bittet die Verwaltung um telefonische Meldung an das Jugendamt unter (0331) 2893030. Auch Faxe können empfangen werden.
Bei Fragen stehen laut Pressestelle die Behördennummer 115 sowie die zentrale Nummer 0331 2890 zur Verfügung, dort werden die Anruferinnen und Anrufer an die zuständigen Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet.
Cyber-Attacke in Potsdam auch schon 2020
Die Stadt Potsdam hatte am Wochenende erklärt, die Systeme sollten vorerst so ausgerichtet werden, dass ab Anfang Januar möglichst mit Ausweichlösungen die Arbeitsfähigkeit insbesondere für die Sozialverfahren aufrechterhalten werden könne.
Bereits im Januar 2020 hatte es einen Cyber-Angriff auf die Brandenburger Landeshauptstadt gegeben, deren Internetverbindung rund eine Woche abgeschaltet blieb. Die aktuelle Bedrohung habe eine "andere Qualität" als der Cyber-Angriff vor drei Jahren, sagte Jetschmanegg. Nach bisherigen Erkenntnissen seien jedoch keine Daten gestohlen worden.
Sendung: Radioeins, 02.01.2023, 12 Uhr