Waldbrand auf ehemaligem Schießplatz - Feuerwehr rechnet mit tagelangen Löscharbeiten bei Jüterbog

So 04.06.23 | 22:10 Uhr
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Brennender Wald bei Jüterbog. Der Waldbrand in dem ehemaligen Truppenübungsgebiet dort ist immer noch nicht gelöscht. (Quelle: dpa/M. Bahlo)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 04.06.2023 | Theresa Majerowitsch | Bild: dpa/M. Bahlo

Der Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog hat sich bis am Wochenende ausgebreitet. Einsatzkräfte konzentrieren sich darauf, Brandschutzstreifen zu halten. Am Sonntag zog Rauch in Richtung Treuenbrietzen.

Hinweis: Dieser Beitrag wird nicht mehr aktualisiert. Den aktuellen Stand zum Waldbrand bei Jüterbog finden Sie hier.

Die Feuerwehr stellt sich darauf ein, dass der Einsatz gegen den Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog (Teltow-Fläming) noch Tage dauern wird. Die Feuerwehrleute kommen nicht nah genug an die Brandherde heran, weil das Gebiet mit alter Munition stark belastet ist.

Es sei nur möglich, sich wegen der Explosionsgefahr auf geräumten Wegen rund um das Gebiet zu bewegen. Die Feuerwehr kontrolliere den Brandschutzstreifen und halte ihn nass, um zu verhindern, dass das Feuer auf weitere Areale übergreift. "Es ist frustrierend für den Feuerwehrmann, der hier steht und nichts machen kann", sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Rico Walentin. Insgesamt betrachtet dehne sich der Brand weiter aus und die Rauchentwicklung nehme wieder und ziehe in Richtung Treuenbrietzen, warnt die Feuerwehr.

Ein Feuer entfachte sich am Mittwochabend dehnte sich erheblich aus. Rund 150 Hektar brennen - das ist in etwa die größe des halben Tempelhofer Feldes in Berlin.

Flugzeuge, Hubschrauber oder Löschpanzer seien nicht angefordert worden, sagte die Leiterin des Ordnungsamtes Jüterbog, Christiane Lindner-Klopsch. Die Zahl der am Sonntag bislang eingesetzten Feuerwehrleute gab sie mit "unter 50" an. "In der Fläche brennt es langsam vor sich hin", meinte sie dann am späten Sonntagnachmittag. In der Nacht würden auch die geringer werdenden Temperaturen helfen.

Feuerwehr will nur noch von Schutzstreifen aus löschen

Am Samstag sagte Lindner-Klopsch dem rbb, dass der Einsatz von Löschflugzeugen sei auch eine Kostenfrage: Der Einsatz der Flugzeuge koste etwa 3.800 Euro pro Stunde. Nach der starken Ausbreitung des Feuers seien Flugzeuge nicht mehr das Mittel der Wahl. "Es würde an einer Stelle gelöscht werden und an einer anderen Stelle würden sich die Feuer ausbreiten." Deshalb habe die Einsatzleitung beschlossen, die Brände auf Schutzstreifen zulaufen zu lassen und dort zu löschen.

Luftaufnahme vom Waldbrand in Jüterbog. (Quelle: rbb)

"Herzstück" der Wildnisfläche

Die brennende Fläche gehört zu einem großen Areal im Eigentum der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. Sie sichert ehemalige Truppenübungsplätze für den Naturschutz. Der Geschäftsführer der Stiftung Naturlandschaften, Andreas Meißner, sagte, betroffen sei das "Herzstück" der Wildnisfläche. Aus Naturschutzsicht sei es sehr betrüblich, dass die Flächen schon wieder brennen würden.

Feuerwehr meldet neuen Waldbrand nahe Teupitz

Unterdessen meldet die Feuerwehr einen neuen Waldbrand bei Teupitz (Dahme-Spreewald). Betroffen sind südlich von Tornow rund 4.000 Quadratmeter, wie der Lagedienstleiter der Feuerwehr-Leitstelle Lausitz dem rbb sagte. Das Gebiet liege westlich der A13.

Die Feuerwehr ist mit 24 Fahrzeugen und 50 Einsatzkräften dort. Das Gebiet sei zwar munitionsbelastet, so der Lagedienstleiter. Anders als beim Brand bei Jüterbog gehe es aber Zufahrtsstraßen, so dass man recht nahekomme, um das Feuer zu löschen.

Von den bisher insgesamt rund 70 Bränden in diesem Jahr ist der jetzige Brand bei Jüterbog der größte.

Grafik: Waldbrand (Quelle: rbb)

Bisher größter Waldbrand des Jahres

Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) forderte vom Land Brandenburg die Übernahme der Einsatzkosten. Es müsse sichergestellt sein, dass das Land als Gesetzgeber die finanzielle Verantwortung übernehme, sagte sie am Freitagnachmittag dem rbb. "Waldbrandbekämpfung darf keine Kostenfrage sein. Es geht um Gut, um Naturraum und vor allem um Menschen", sagte sie. Beim Waldbrand in Jüterbog sei eine schnelle und frühe Entscheidung durch den Landkreis über den Umfang des Einsatzes notwendig gewesen, jetzt dürfe man nicht auf den Kosten sitzen bleiben, betonte die Landrätin.

Die Gesamtkosten des Feuerwehreinsatzes im Wald bei Jüterbog könne man jetzt noch nicht beziffern. Man sei allerdings sparsam vorgegangen. So koste das bereits am Donnerstag eingesetzte Löschflugzeug 3.600 Euro pro Flugstunde. "Eine Maschine der Bundeswehr kostet stündlich 32.000 Euro, eines der Bundespolizei 16.000 Euro", führte Wehlan aus.

Ein Löschflugzeug aus dem Harz wird bei einem Waldbrand bei Jüterbog eingesetzt (Quelle: Quelle: rbb/Diana Azzam)Ein Löschflugzeug aus dem Harz hat den Einsatz in Jüterbog unterstützt

CDU-Landespolitiker fordert Geld für Kampfmittel-Räumung

Der CDU-Landespolitiker Danny Eichelbaum hat angesichts des Waldbrandes den Bund aufgefordert, mehr Geld für die Kampfmittel-Räumung in Brandenburg bereitzustellen. Der Bund müsse endlich ein Konzept vorlegen, wann und wie die Munition, die von der Sowjetarmee und aus dem Zweiten Weltkrieg stamme, aus den Wäldern geborgen und vernichtet werde, sagte Eichelbaum am Sonntag. Dafür müsse mehr Geld zur Verfügung stehen. Bund und Land sollten nun in Verhandlungen treten.

"Allein die Munitionsbergung rund um Jüterbog würde 250 Millionen Euro kosten", gab Eichelbaum an, der sich am Samstag auch selber vor Ort über den Waldbrand informierte. Er ist Vorsitzender der Stadtverordnungsversammlung Jüterbog und Vize-Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.

Jüterbogs Stadtbrandmeister Walentin blickt mit Sorge auf die bevorstehenden Monate: "Der Sommer geht erst richtig los. Erschreckend, wenn man überlegt, was da noch kommen könnte." Der Waldexperte und Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Pierre Ibisch, geht davon aus, dass mit dem Klimawandel das Brandrisiko steigt. Im vergangenen Jahr hatte es mehr als 500 Brände in Brandenburg gegeben - so viele wie seit Jahren nicht.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.06.2023, 19:30 Uhr

210 Kommentare

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  1. 210.

    Beim Nationalpark Harz kam erschwerend die Topologie und die Moore (schwelender Torf) hinzu.
    Ja wie auch immer Sachsen-Anhalt investiert lieber in aktiver Brandbekämpfung während Brandenburg lieber spart, hektarweise Biomasse verbrennen lässt und die „kontrollierte“ Brandrodung bevorzugt.
    Ja wie auch immer, wenn das Feuer überspringt war’s das und die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Aber selbst für ihren Vorschlag werden die kein Löschflugzeug beauftragen sondern werden aus Kostengründen alles am Boden auf die freiwillige Feuerwehr abwälzen.

  2. 209.

    "... haben den Brand von 150 ha mit ca 30000 l die Stunde gerade so in den Griff bekommen." Da würde ich gern auf die Kritik an dem Löschdrohnenprojekt zurückkommen und die dort genannten avisierten Zahlen für die Drohnen.

  3. 208.

    Deswege sagte ich: "... sollte doch schon noch eine Eindämmung möglich sein durch wässern des Perimeters." Also nicht löschen des Brands, sondern Unterstützung der Feuerwehr bei der Verhinderung der Ausbreitung parallel zu den Bodenkräften; einfach, da die Flugzeuge nicht unbedingt auf geräumte Schneisen am Boden angewiesen sind.

  4. 207.

    2022 waren im Harz genau zwei CL-415 und einige Hubschrauber im Einsatz und haben den Brand von 150 ha mit ca 30000 l die Stunde gerade so in den Griff bekommen.
    In Jöterbog brennen jetzt 300 ha.

  5. 206.

    Was sollen die kleinen Klapper Flieger auch reißen wir bräuchten canadair Flugzeug die schneller tanken und schneller fliegen als Helikopter und auch mehr Wasser tragen davon zwei drei Stück und ein Ende wäre in Sicht nicht mit den kleinen Dingern. Da brauchst 10-15 Stück von.

  6. 205.

    Es ist sowieso ein Déjà-vu , da das alles hier schon bis ins Letzte im vorherigen Jahr und noch länger diskutiert wurde und wohl nichts wesentlich passiert ist bis jetzt.

  7. 204.

    "Was wollen sie mit dem kleinen Agrar-Flugzeug bei einem 150 ha großen Waldbrand reißen??" Ja und nein. Zustimmung: mit einem kleine Agrarflugzeug reißen Sie da wohl nicht mehr viel. Aber mit eienr Staffel aus diesen Flugzeugen (wie sie ja früher bestand), sollte doch schon noch eine Eindämmung möglich sein durch wässern des Perimeters. Die kleinen "Stoppelhopser" sind auch sonst recht vielseitig einsetzbar außerhalb von Löscharbeiten, deswegen könnte ich sie mit zusätzlich zu einer großen Löschstaffel, wie sie in Welzow geplant war, vorstellen mit Heimatstandorten verteilt über BRB.

  8. 203.

    Was die Politiker in Welzow blockiert haben, werden jetzt private Unternehmer in 2024 ins Leben rufen:
    https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/loeschflugzeuge-dlbb-waldbrand-gruendung-102.html
    PS. Was wollen sie mit dem kleinen Agra-Flugzeug bei einem 150 ha großen Waldbrand reißen?? Ich denke das ist der Grund, so kann man noch mehr Geld sparen.

  9. 202.

    Kann es sein, daß das Löschflugzeug aus dem Harz deshalb abgezogen wurde, weil es dringend am Brocken gebraucht wird?

  10. 201.

    Ihre Kommentare zeigen, dass es seitens des Landes Brandenburg bis heute keinen realen Plan gibt, wie wir zukünftig mit den vermehrten Waldbränden wirklich umgehen wollen.
    Wir stolpern seit Jahren in diese Phase rein und dann geht die Diskussion ums Geld und die damit verbundenen Maßnahmen los.
    Im Ergebnis läufts auf eine indirekte Brandrodung hinaus, aber auch hier ohne wirklich einen Plan danach.
    Weder werden die Kampfmittel beräumt nicht existiert irgend ein Aufforstungsprogramm.
    Im Ergebnis verlieren wir jedes Jahr mehr Biomasse als sich in irgendeiner Form regeneriert.

  11. 200.

    "Nach der starken Ausbreitung des Feuers seien Flugzeuge nicht mehr das Mittel der Wahl. "Es würde an einer Stelle gelöscht werden und an einer anderen Stelle würden sich die Feuer ausbreiten." Zu wenige Flugzeuge?

  12. 199.

    Genau so ! Ihre Worte in Gottes Ohren bzw. besser in die der Verantwortlichen von Bund und Ländern. Nur leider ist bei denen das vorausschauende Denken und Handeln bei so vielen Problemen verlustig gegangen.
    Anstatt regelmäßig hohe Kosten für immer wiederkehrende Brände und damit auch Gefahrenpotetial auszugeben , einmal richtig investieren (kontrolliertes Abbrennen, Munitionsräumung, dem Klima angepasste Aufforstung). Mensch und Natur und damit auch das Klima würden es danken.

  13. 198.

    "Flugzeuge, Hubschrauber oder Löschpanzer seien nicht angefordert worden, sagte die Leiterin des Ordnungsamtes Jüterbog, Christiane Lindner-Klopsch." Das ist ein Widerspruch zu: "Ein Löschflugzeug aus dem Harz hat den Einsatz in Jüterbog unterstützt" und "So koste das bereits am Donnerstag eingesetzte Löschflugzeug 3.600 Euro pro Flugstunde. "Eine Maschine der Bundeswehr kostet stündlich 32.000 Euro, eines der Bundespolizei 16.000 Euro", führte Wehlan aus." Weiß da die rechte Hand nicht, was die linke tut?

  14. 197.

    Wo sind den unsere KlimaKleber die könnten jetzt Bäume retten…

  15. 196.

    Nein um Gottes Willen. Ehemalige Truppenübungsplätze, also Sperrgebiete, werden sich zurück zu wertvollen Urwäldern entwickeln. Was besseres kann der Natur überhaupt nicht passieren, (sich von uns zu erholen). Unsere Natur besitzt längst keine Redundanz mehr, als das man sowas sich selbst überlassen könnte.
    Das interessiert natürlich in Wirklichkeit keinen Politiker, aber eine Brandrodung gefährdet massiv die anliegenden Gebiete, sowas kontrolliert niemand mehr und das kapieren die Politiker schon.

  16. 195.

    Ist ja verständlich was sie da schreiben aber Brandrodung ist nicht die Lösung. Munitionsbergung hat man verschlampert und es wird zu Beginn eher Brandstiftung gewesen sein. Hier haben wir ähnlichen Wald. Ich klopfe auf Holz...

  17. 194.

    Das kapiere ich ja eben auch nicht, zumal die rescEU-Brandbekämpfungsflotte erst kürzlich verdoppelt wurde.
    Erstmals beteiligt sich auch Deutschland, wenn auch sparsam aber immerhin, aktiv mit zwei Leichtflugzeuge und Feuerwehrkräften. Welzow wollte ja einen wesentlichen Teil zu rescEU beitragen. Mit 75% Eu-Sponsoring eine Win-Win-Situation und jeden weiteren Sommer rächt sich diese kurzsichtige Fehlentscheidung.
    Nur 25 % der operativen Kosten müssten vom betroffenen EU-Land selbst getragen werden, wenn rescEU den Brand bekämpft.
    Ich bezweifle auch stark, dass die bisher ergriffen Maßnahmen über den Gesamtbekämpfungszeitraum günstiger sind.

  18. 193.

    liebe politik....

    lasst den wald kontrolliert komplett abbrennen.... endlich abbrennen... dann, wenn alles kahl ist, räumt die munition.
    dann kann endlich eine vernünftige renaturierung stattfinden, als wie jetzt, wo niemand das Gelände betreten kann .

    ich glaube unterm strich, macht das auch finanziell mehr sinn. auch die CO2 billanz, spricht dafür,... da dann keine Brände mehr unkrontrolliert lodern können. weniger flugzeuge und das ganze zeugs ....

    und endlich eine neue natur für alle lebewesen....

    Danke an die vielen feuerwehr leute... auch für eure geduld....

  19. 192.

    Andere haben erlebt wie das eigene Haus durch eine Riesenbombe in einen Schutthaufen verwandelt wurde. Jeden Tag Fliegeralarm. Nachts in Bunker fliehen bis zum Ende der "1000" Jahre. Die Feuerwehr benötigt erforderliche Technik - aber schnellstens und nicht schuften bis es nicht mehr geht.

  20. 191.

    Wie sich das hier liest, ist es scheinbar sinnvoll, den gesamten Forst kontrolliert abbrennen zu lassen und darauf zu hoffen, dass möglichst viel der Munition dabei detoniert.
    Anschließend wird mit dem Minenräumgerät das Gelände einmal komplett abgeklopft und mit Sonden feingereinigt.
    Dann(!) kann mit dem aufforsten begonnen werden. Da die Trockenheit zu bleiben droht, werden Tiefbrunnen zum Bewässern der gesamten Anlage angelegt.
    Zukünftig wird kein fliegendes Gerät zum Löschen benötigt da bei Planung und Anlage der Schonung die notwendigen Wege berücksichtigt wurden. Chapeau!

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