Gefahrenstufe 4 in ganz Brandenburg - Waldbrandgefahr auf hohem Niveau - Experte fordert schnellere Maßnahmen

Mi 31.05.23 | 14:54 Uhr
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Symbolbild:Ein Pfeilschild mit der Aufschrift "Löschwasser" ist ian einem Baum genagelt.(Quelle:imago images/A.Gora)
Audio: rbb|24 Inforadio | 30.05.2023 | Pierre Ibisch | Bild: imago images/A.Gora

In ganz Brandenburg gilt seit Mittwoch die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe. Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde warnt vor einer gefährlichen Kombination aus trockenen Böden und feueranfälligen Bäumen.

Das wärmere und trockenere Wetter in Brandenburg erhöht auch die Waldbrandgefahr in der Region. In allen Landkreisen gilt am Mittwoch die zweithöchste Waldbrandstufe. Das teilte der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, Raimund Engel, dem rbb am frühen Morgen mit. Demnach wurde nun auch die Prignitz hochgestuft [brandenburg.de] - schon am Dienstag war für alle anderen Kreise die Warnstufe vier ausgerufen worden.

Bisher rund 60 Waldbrände in diesem Jahr

Es habe zudem vier weitere kleinere Waldbrände gegeben, teilte Engel weiter mit: bei Bestensee (Dahme-Spreewald), zwischen Baruth und Zesch am See (Teltow-Fläming) sowie bei Storkow (Oder-Spree) und nahe Spremberg (Spree-Neiße). Die Feuer seien früh erkannt und gelöscht worden. Auch über Pfingsten wurden Brände gemeldet. In diesem Jahren waren es bislang schon rund 60 Waldbrände, wie Engel sagte.

Da es in den kommenden Tagen weiter sonnig und warm bleibt, kann mit keiner Entlastung gerechnet werden. So startet der Donnerstag den Vorhersagen zufolge mitunter wolkig, ab dem Mittag wird es größtenteils aber wieder sonnig. Temperaturen bis 25 Grad werden erwartet. Auch am Freitag soll die Sonne wieder vielerorts scheinen.

Dass Brandenburg so anfällig ist und mit 521 Waldbränden im vergangenen Jahr bundesweit die meisten Brände zu verzeichnen hatte, liege vor allem an der Zusammensetzung des Brandenburger Waldes, sagte Pierre Ibisch von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) am Mittwoch dem rbb.

Ibisch: Kiefern und trockene Böden erhöhen das Risiko

Der Wald in Brandenburg bestehe zu großen Teilen aus Kiefern, die sehr anfällig für Feuer seien, so Ibisch. "Kombiniert mit unseren Böden, die eine schlechte Wasserspeicherkapazität haben […], steigt das Feuerrisiko." Der Waldbiologe prognostizierte, dass die Waldbrandgefahr in Brandenburg weiter ansteigen wird. Zudem steige auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Feuers. Das hänge mit der Austrocknung und den hohen Temperaturen zu tun, wenn "die Luft durstig" sei.

"Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Extremtemperaturen mit dem Klimawandel immer höher werden und uns lange Dürrewochen bevorstehen - und dann ist die Situation wirklich gefährlich." Deswegen müsse man auch naturbasierte Lösungen angehen und etwa mehr Laubbäume pflanzen. Der Biologe wünscht sich dafür auch mehr Engagement und Ressourcen von der Politik.

Waldumbau sei probates Mittel

Konsequenter Waldumbau sei das probate Mittel, um Brandenburgs Wälder feuerresistenter zu machen. Das brauche zwar Zeit. "Aber ich bin ein bisschen unruhig, auch weil ich sehe, dass man das Problem nicht beherzt genug angeht", unterstrich Ibisch.

Man müsste hier viel intensiver im Gespräch sein. So habe es zu Jahresbeginn einen Waldbrandgipfel gegeben, der vom Ministerpräsidenten einberufen wurde. Da habe er sich schon gefragt, "ob das vielleicht ein bisschen Aktionismus ist", auch weil die Wissenschaft gar nicht zu diesem Termin eingeladen worden sei, erklärte Ibisch.

Experte verlangt konsequenteres Eingreifen

Da sei dann auch angekündigt worden, dass es ein Waldbrand-Kompetenzzentrum geben soll. "Aber wenn ich dann gleichzeitig höre, dass man eigentlich im Moment gar keine Ressourcen dafür hat, es einzurichten, dann fragt man sich, wie ernst das Problem wirklich genommen wird", so Ibisch. Man müsse sich klarmachen, dass das Risiko nicht nur wegen des Klimawandels steige.

"Die Kiefernforsten in Brandenburg leiden unter dem Klimawandel. Wir sehen das auf Satellitenbilddaten, dass die Vitalität abnimmt. Wir haben Bereiche in Brandenburg, wo es schon flächiges Absterben gibt. Und das wird noch einmal zusätzlich in den nächsten Jahren die Brandgefahr anheizen", so der HNEE-Professor Es sei wirklich nötig, sich "jetzt ein bisschen konzentrierter mit diesem Problem zu beschäftigen", verlangte er.

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.05.2023, 6:00 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Der Großteil der Brände wird durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst. Die Folgen verschlimmern sich aber durch den Klimawandel extrem.

    Geht's jetzt besser?

    ... und ja, der März und April waren zu nass und teilweise zu kalt, der Mai zu trocken, die Temperaturen der Ozeane steigen, das Meer- und das Inlandeis schmelzen schneller und Zuwächse gibt es dort eher nicht mehr, usw.
    Wer dreht da bloß am Rad?

  2. 6.

    Zu trocken, Klimawandel!
    Zu feucht, Klimawandel!
    Zu heiß, Klimawandel!
    Zu kalt, Klimawandel!

    Schon mal drüber nachgedacht das die meisten Brände durch alte Munition oder Brandstiftung entstehen? Aber schieben wir ruhig alles auf den Klimawandel, man kann es langsam nicht mehr hören!!!

  3. 5.

    Hallo Leute! Trockenheit und Klimawandel hin oder her... Waldbrände entstehen nie aus dem Nichts! Definitiv ist der Mensch dran Schuld. Partygillen im Wald... Kanufahrer, wilde Camper oder die einfach so cool aus dem Autofenstger geschnippste Zigarettenkippe... all dies sind Ursachen für Waldbrände! Keiner von diesen "Naturkunden" weiß heute, wie fragil unsere Natur ist. Das war auch schon vor 40 Jahren so.

  4. 4.

    Ja, welche Maßnahmen möchte der denn nun schnell umsetzen? Kahlschlag und alles zu pellets verarbeiten?
    In der Sahara brennt es selten.
    Ich wünsche mir weniger Alarmismus. Wenn es mal eine Woche nicht geregnet hat, ist das wirklich kein Grund zur Panik.

  5. 3.

    Wie viele Jahre hatte man um den Klimawandel zu stoppen? Ich erinnere mich an fast 50 in denen darüber gesprochen und nicht gehandelt wurde...

  6. 2.

    Wie viele Jahre hatte man jetzt Zeit, Bewässerungskonzepte umzusetzen?
    2?
    5?
    10?
    20?
    Natürlich kann man weiterhin die Klima-Sirenen als Maßnahme betätigen. An den Waldbränden ändert dies nichts.
    Gar nichts!
    Dann muss Brandenburg leider zur brennenden Windrad-Wüste verkommen.

  7. 1.

    Also, die Brandenburger Landesregierung war sich doch einig, daß ein von der EU gefördertes europäisches Katastrophenschutzzentrum in Welzow vollkommen überflüssig ist. Vielmehr hatten der Innenminister und Andere jeden Tag eine neue Aurede, warum Löschflugzeuge sinnlos sind. So wurde gern auf der angeblich fehlenden Möglichkeit zur Löschwasseraufnahme verwiesen. Die Talsperre Spremberg, die vielen gefluteten ehemaligen Tagebaue in Neuseenland, ..., alles viel zu winzig, wurde immer behauptet. Man fragt sich nur, wie es im letzten Sommer die zur Hilfe gekommenen italienischen Löschflugzeuge geschafft haben, auf erstaunlich kurzen Strecken in der Elbe aufzutanken. Glücklicherweise hat Brandenburg kein Elbufer ...

    Und das Zentrum bekommt ja nun zum Glück Frankreich, mit hunderten hochwertigen Jobs. So sieht Strukturwandel aus.

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