Tarifzone AB - VBB-Aufsichtsrat wird Berliner 29-Euro-Ticket wohl genehmigen

Do 28.09.23 | 08:23 Uhr
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Reisende stehen auf einem Bahnsteig im Hauptbahnhof Berlin. (Quelle: dpa)
Video: rbb24 | 28.09.2023 | Studiogast: Thorsten Gabriel | Bild: dpa

Von den einen angepriesen, von den anderen als zu teuer verschmäht: Der VBB-Aufsichtsrat wird nach rbb-Informationen das Berliner 29-Euro-Ticket am Donnerstag beschließen. Kritisiert wird das Vorhaben nicht nur von der Opposition, sondern auch von Brandenburg.

  • Mehrheit für Ticket nach rbb-Informationen wahrscheinlich
  • Gültig im Tarifbereich AB
  • Wiedereinführung des Tickets im aktuellen Koalitionsvertrag vereinbart
  • Kritik von Seiten Brandenburgs und der Opposition

Der Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg befasst sich am Donnerstag mit der Zukunft des Berliner 29-Euro-Tickets. Nach rbb-Informationen aus Aufsichtsratskreisen zeichnet sich ab, dass es für die Wiedereinführung des Fahrscheins eine Mehrheit gibt.

Der Vorsitzende des Landkreistages Brandenburg, der parteilose Landrat von Oberspreewald-Lausitz Siegurd Heinze, sagte im rbb24 Inforadio, die allgemeinen Fahrpreise müssten dafür aber erhöht werden. "Wir wollen als kommunale Auftraggeber eine allgemeine Tarifanpassung, das wäre vielleicht eine Möglichkeit, einen Ausgleich zu finden." Nur so könnte den Berlinern das 29-Euro-Ticket ermöglicht werden, ohne dass für Brandenburg Mehrkosten entstehen.

Erweiterung in den C-Bereich nicht absehbar

Das Ticket dürfte demnach, wie zuletzt bis Ende April, für den Tarifbereich AB gelten. Eine Erweiterung auf den Tarifbereich C, der das unmittelbare Berliner Umland umfasst, ist nicht absehbar. Dazu hatte es in den vergangenen Monaten vertrauliche Gespräche zwischen den Landesregierungen von Berlin und Brandenburg gegeben. Für eine Erweiterung müsste auch Brandenburg Haushaltsmittel bereitstellen. Bislang hatte es aus Brandenburg dazu öffentlich nur ablehnende Äußerungen gegeben.

Zentrales Wahlkampfversprechen der SPD und CDU

Die vorherige rot-grüne-rote Koalition hatte das 29-Euro-Ticket im vergangenen Herbst gegen Widerstände aus Brandenburg im VBB-Aufsichtsrat durchgesetzt. Es galt von Oktober 2022 bis Ende April dieses Jahres und war ein Rabatt auf bestehende VBB-Umweltkarten im Tarifbereich AB. Die SPD hatte die Beibehaltung beziehungsweise Wiedereinführung des Tickets zu ihrem zentralen Wahlkampf-Versprechen erhoben. Auch die CDU hatte in ihrem Wahlprogramm ein vergleichbar günstiges 365-Euro-Jahresticket gefordert. Beide Parteien haben die Wiedereinführung des Tickets in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Umstrittenes Projekt

Das 29-Euro-Ticket ist in mehrfacher Hinsicht umstritten. Brandenburger Kommunen kritisieren, Berlin setze im Verkehrsverbund immer wieder Sonderwünsche durch und verweisen dabei unter anderem auch auf das nur in Berlin geltende kostenlose Schülerticket. Einige Landräte kritisieren außerdem, dass bei einer "Insellösung", die nur für Berlin gelte, pendelnde Reisende zwischen beiden Ländern nicht von dem Rabatt profitieren würden.

Aber auch in der Berliner Landespolitik wird das Angebot kritisch gesehen. Grüne und Linke bemängelten wiederholt, dass das Ticket damit in teilweiser Konkurrenz zu dem seit Mai geltenden bundesweiten 49-Euro-Ticket stehen würde. Gleichzeitig müsse Berlin dafür Geld ausgeben, dass anders besser investiert werden könnte.

"29-Euro-Ticket für alle" teurer als ermäßigtes Deutschlandticket

Nach Angaben der Senatsverwaltung für Mobilität vom August würde das 29-Euro-Ticket pro Jahr zwischen 250 und 335 Millionen Euro kosten. Würde dagegen das bestehende Deutschlandticket für einzelne Gruppen wie Auszubildende oder Senioren auf 29 Euro rabattiert, lägen die Kosten für das Land lediglich bei 27 bis 50 Millionen Euro. Eine solche Lösung ist aber vor allem von SPD-Seite nicht gewünscht, weil sie im Wahlkampf ein "29-Euro-Ticket für alle" versprochen hatte.

Übertragbar und nicht an Personen gebunden

Wenn das Ticket in seiner bisherigen Form wiedereingeführt würde, wäre es zu den Bedingungen der VBB-Umweltkarte erhältlich. Das bedeutet: Anders als das Deutschlandticket wäre es übertragbar und nicht an eine einzelne Person gebunden. Außerdem könnten abends um am Wochenende weitere Reisende kostenlos mitgenommen werden.

Ein weiteres Berliner Rabattangebot wird voraussichtlich ebenfalls verlängert werden: Das derzeit bis zum Jahresende geltende Neun-Euro-Sozialticket wird nach rbb-Informationen auch darüber hinaus angeboten werden dürfen. Dieses Ticket richtet sich an alle Berlinerinnen und Berliner, die Sozialleistungen beziehen. Es wurde ebenfalls im vergangenen Oktober als rabattierter Fahrschein erstmals angeboten.

Allgemeine Tariferhöhungen in der Diskussion

Beschließen will der VBB-Aufsichtsrat außerdem Tariferhöhungen für das sonstige Fahrscheinsortiment zum 1. Januar. Es handelt sich dabei um Preisanhebungen, die turnusmäßig zum Jahreswechsel vollzogen werden.

Zuletzt waren die Tariferhöhungen Anfang des Jahres allerdings vom 1. Januar auf 1. April verschoben wurde. Begründet worden war das mit der unklaren Lage vor der Einführung des bundesweiten 49-Euro-Tickets. Im April waren die Fahrpreise im Schnitt dann um 5,6 Prozent angehoben worden.

In welchem Umfang es nun zu Erhöhungen kommen wird, wurde bislang nicht öffentlich. Vor allem die Kommunen drängen immer wieder auf eine Erhöhung der Fahrpreise, weil zahlreiche kleine Verkehrsunternehmen in den Landkreisen auf das Geld dringend angewiesen sind.

Sendung: rbb24 Abendschau, 28.09.2023, 19:30 Uhr

88 Kommentare

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  1. 88.

    "Endlich mal eine Entlastung für den fleißig arbeitenden Steuerzahler."
    Das ist keine Entlastung für den Steuerzahler. Der bezahlt das nämlich letztlich doch. Es ist kein Geschenk der Politiker persönlich. Das würden sie auch nicht tun - so etwas macht man nur, wenn es nicht das eigene Geld ist...

  2. 87.

    Hundert Euro im Monat für freies Fahren wären vollkommen okay......wenn dafür der ÖPNV für " Alle" attraktiv wird.

  3. 86.

    "Schade, dass sich Brandenburger Landesregierung sträubt." Das würde vielen Pendlern im Flächenland BRB doch gar nichts bringen, da ein ÖPNV flächendeckend sowieso nicht zur Verfügung steht.
    "Endlich mal eine Entlastung für den fleißig arbeitenden Steuerzahler." Was denken Sie, woher die Zuschüsse für die trotzdem weiter anfallenden Kosten kommen?

  4. 85.

    Das 49 Euro Ticket wird entweder teurer oder abgeschafft .Komisch dafür ist kein Geld da .Aber hier für ist das Geld da Auch komisch

  5. 84.

    Endlich mal eine Entlastung für den fleißig arbeitenden Steuerzahler. Ob nun Vielnutzer (Umweltkarte, D-Ticket) oder Gelegenheitsfahrer. Schade, dass sich Brandenburger Landesregierung sträubt.

  6. 83.

    Tja, was soll der VBB auch machen, wenn er berlinlastig ist? An der spitze steht die ehemalige Führung der BVG. Aber sei es drum, es ist eine Berliner Entscheidung. Die Frage ist nur, wie RS Berlin finanzieren will? Länderfinanzausgleich?

  7. 82.

    Hier war aber das neue Ticket Thema und nicht ihr Auto und auch nicht, wieviel Sie für irgendwelche Tankfüllungen zahlen. Sie wollen doch gar keinen ÖPNV mehr benutzen und Ihnen kann es dadurch ja auch völlig egal sein, wieviel das Ticket nun kostet oder nicht? Anscheinend fänden Sie ja sogar 100 Euro völlig ok. Oder habe ich da was missverstanden? ;)

  8. 81.

    Ich kann das dumme Gerede über Rentner nicht mehr hören.
    45 Jahre Arbeitszeit und was habe ich davon eine Rente
    Hätte ich selbst die Beträge eingezahlt in Fonds hätte ich heute mehr. Komischerweise meckert hier keiner über das sozial Ticket für die, die von dem Staat recht gut leben nein
    Es geht wieder um die alten von denen viele noch arbeiten müssen um über die Runden zu kommen.
    Ich hoffe das 29 Euro Ticket kommt in der Form es mal war und nicht anders.

  9. 80.

    Es wäre super, wenn für den AB-Bereich wieder das 29-€-Ticket eingeführt würde. Viele Geringverdiener u auch Rentner*innen müssen so knallhart kalkulieren, haben also außerhalb ihres Wohnorts nicht die pekuniären Mittel, z.B. für Eintritts-Tickets, ne Tasse Kaffee etc. u können auch nicht in voll besetzten Zügen die ganze Zeit stehen, also, was nutzt ihnen ein 49-€-Ticket?

  10. 79.

    Ich kann mich an Zeiten erinnern, zu denen eine Einzelfahrt 20 Pfennige gekostet hat. Natürlich war das schon damals ein Zuschussgeschäft. Der Unterschied zu heute ist aber, dass es damals keine Aufsichtsräte und Geschäftsführer gab, die Millionen „verdienten“.

    Wenn die Rede von den hohen Kosten für den ÖPNV ist, sollte man das nicht vergessen.

  11. 78.

    Soviel dazu, dass Berlin und Brandenburg sich bei solchen Entscheidungen
    ABSPRECHEN WOLLTEN.

    Warum muss Berlin immer wieder diese Alleingänge unternehmen!!

  12. 77.

    Wo ist denn das Problem? Ein ABC-Ticket ist doch jetzt auch schon teurer als eine AB-Karte. Dann gibt es halt für Berlin das 29,- € Ticket und für Brandenburg mit Berlin weiter das 49,- € Ticket. Wenn ich mit dem 29,- € Ticket nach Brandenburg will muss ich doch auch drauf zahlen. Ist doch gerecht. Die meisten im Speckgürtel haben doch ein Eigenheim. Dafür war doch offensichtlich auch genug Geld da.

  13. 76.

    Schön, dass es ein 29-Euro-Ticket FÜR ALLE geben wird. Nicht nur ein günstiges D-Ticket (für 34,30) FÜR WENIGE.

  14. 75.

    Gelegenheitsfahrer und Menschen im Homeoffice sind keine Einzelfälle. Im Gegenteil. Nur mit preislich attraktiven Tickets kann Verkehrswende gelingen.

  15. 74.

    Sind Sie der Teichert welche sonst auf die PKW massiv geschimpft hat und überzeugte Radfahrer gewesen ist? Was ist passiert? Mussten Sie umziehen und können Ihre Ziele jetzt nicht mehr mit dem Rad erreichen? Das Sie jetzt PKW fahren macht mich nachdenklich und zeigt das man nur die eigene Meinung radikal vertreten kann solange man sich in einer Blase befindet

  16. 73.

    Das ist lächerlich. Wegen 10 Euro für Einzelfälle den Berlin Haushalt mit 300 Mio belasten statt dieses Geld sinnvoll in Schulmodernisierung zu stecken

  17. 72.

    Offensichtlich sind Sie kein Rentner sonst wären Sie aufgeklärt, dass dem nicht so ist, wie Sie behaupten.

  18. 71.

    Wo bitte gibt es in Berlin bzw. Deutschland Ermäßigung für Rentner?

  19. 70.

    Ach ja? Seniorenteller? Wann haben Sie das letzte Mal im Restaurant gegessen? Das gibt es schon lange nicht mehr. Ermäßigungen in Museen und anderen kulturellen Einrichtungen? Ja, wenn man behindert ist und dafür muss man nicht Rentner sein bzw. nicht jeder Rentner ist das. Selbst das 65+-Ticket der BVG war nicht das günstigste Abo-Angebot, sondern das Umwelt-Abo, bei dem man erst ab 10 Uhr fahren kann. Was Sie schreiben, gab es teilweise mal, wurde aber größtenteils schleichend abgeschafft. Daher bitte kein ungerechtfertigter Neid auf Rentner.

  20. 69.

    Das 29-Euro-Ticket ist wichtig für alle, die kein bundesweites Ticket brauchen oder Gelegenheitsfahrer sind (Homeoffice). Dafür sind 49€ nämlich zu teuer.

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