DWD-Energiebilanz 2023 - "Der Einfluss der Erneuerbaren macht Wetterdaten unverzichtbar"

Do 28.03.24 | 06:29 Uhr | Von Stephanie Teistler
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Sonnenaufgang im Morgennebel über dem Windenergiepark «Odervorland» (Luftaufnahme mit einer Drohne). (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 26.03.2024 | Andreas B. Hewel | Bild: dpa/Patrick Pleul

Wetterdaten sind im Zeitalter erneuerbarer Energien wichtig für die Stromproduktion. Netzbetreiber nutzen sie, um den Stromfluss zu prognostizieren. In Berlin hat der Deutsche Wetterdienst dazu eine Bilanz veröffentlicht. Von Stephanie Teistler

Laut Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) ist 2023 ein gutes Jahr für die Erneuerbaren Energien in Deutschland gewesen. In der Wetterbilanz des DWD heißt es, 2023 war windreich und strahlungsstark (Details siehe Infokästen).

"Dass ein Energiesystem, das zunehmend auf Wind und Sonne aufsetzt, wetterabhängiger wird, ist keine Überraschung", so Frank Kaspar vom DWD. Der Wetterdienst arbeite deshalb seit einigen Jahren mit Partnern aus dem Energiesektor zusammen – deren Daten und Auswertungen sollen dabei helfen, die Versorgungssicherheit der erneuerbaren Energien zu stärken.

An 100 Tagen Strombedarf aus Erneuerbaren gedeckt

Mit diesen Daten arbeitet etwa der Netzbetreiber 50Hertz. Ein Tag wie dieser Dienstag – frischer Wind, viel Sonne, dünne Schleierwolken – sei hervorragend aus Sicht der Erneuerbaren Energien, sagt Mike Ruben, Fachgebietsleiter bei 50Hertz in Neuenhagen.

Im Schnitt liegt der Anteil erneuerbarer Energien im Netz von 50Hertz bei 70 Prozent. Im vergangenen Jahr habe man an etwas mehr als 100 Tagen den Strombedarf in der 50Hertz-Zone sogar zu hundert Prozent aus Erneuerbaren decken können. An einzelnen Tagen habe man zusätzlich bis zu 70 Prozent exportiert.

DWD-Energiebilanz 2023

  • Sonnen-Bilanz 2023

  • Wind-Bilanz 2023

"Je nachdem, wo der Strom durch Wind und durch Sonne eingespeist wird, kann das zu Stromflüssen bei uns im Netz führen, die herausfordernd sein können", sagt Ruben. Die Aufgabe von 50Hertz sei es deshalb, frühzeitig herauszufinden, wo es im Stromnetz zu Engpässen oder Überlastungen kommt. Wird besonders viel Strom aus erneuerbaren Quellen produziert, muss 50Hertz etwa gegensteuern, indem es konventionelle Kraftwerke runterregelt.

Wetterdaten werden Viertelstunden-genau prognostiziert

Die Wetterdaten und -modelle des DWD und anderer Anbieter helfen dabei, solche Herausforderungen zu erkennen. "Wir schauen bereits heute bis zu einer Woche im Voraus auf die Wetterentwicklung und versuchen, erste Indikationen für Groß-Wetterereignisse, also etwa starke Stürme im Herbst, abzuleiten", so Ruben. Im Laufe der Woche würden diese Voraussagen mit immer feineren, neueren Informationen ergänzt. Bis zu einer Viertelstunde vor Echtzeit könne 50Hertz so prognostizieren, wie der Einfluss des Wetters auf das Netz ist.

In seiner Energiewetter-Bilanz erhebt der DWD neben Wind und Sonnenstrahlung auch andere Faktoren. Sonnenscheindauer, Temperatur und Niederschlag spielen dabei eine Rolle. Von ihnen hängt zum Beispiel ab, wie hoch der Heizenergiebedarf in einem Jahr ausfällt. 2023 war mit der deutschlandweiten Mitteltemperatur von 10,6 Grad Celsius das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881.

Neue Prognosen rechnen auch Saharastaub mit ein

Der DWD arbeitet bereits daran, noch weitere Details in seine Auswertungen zum Energiewetter einfließen zu lassen. Neu dabei sei ab März die Prognose zum Saharastaub in der Atmosphäre, kündigen die Meteorologen an. Der feine Sand sorge bereits 30- bis 40-mal pro Jahr dafür, dass die Stromproduktion von Solarenergie in Deutschland merklich zurückgeht. Der DWD stellt deshalb Prognosen für solche "Staubausbrüche" zur Verfügung.

Eine hundertprozentige Voraussage werde aber auch angesichts des Klimawandels und spontaner Wettereignisse nicht möglich sein. Dennoch: Auf die Wetterdaten bei der Stromverteilung verzichten könne man nicht mehr, so Fachgebietsleiter Ruben. "Das würde nicht funktionieren."

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.03.2024, 16:00 Uhr

Beitrag von Stephanie Teistler

44 Kommentare

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  1. 44.

    Das stimmt so nicht. Die Preise für importierten und exportierten Strom halten sich unterm Strich auf Monatsbasis ziemlich die Waage. Der Mythos Deutschland „verschenkt“ Strom hält sich scheinbar wacker stimmt aber trotzdem nicht.
    https://www.stromdaten.info/ANALYSE/importexport/index.php

  2. 43.

    Der Redispatch ist das technisch bedingten Engpassmanagement. Der gesetzliche Einspeisevorrang bleibt weiter prinzipiell gewahrt.

    "Wenn Abregelung von konventioneller Erzeugung zur Entlastung eines Engpasses geeignet ist, dürfen die Netzbetreiber auf die Abregelung von EE- oder KWK-Strom nur dann zurückgreifen, wenn diese um ein Vielfaches wirksamer ist."

  3. 42.

    Sie reden ganz schön viel Unsinn. Die Mehrheit der Experten ist der Meinung, dass ein 100% regeneratives Stromnetz etwa genau so viel oder ein bisschen weniger kostet als ein fossiles, je nachdem wie sich die Preise für Speicher weiter entwickeln. Dass stromintensive Betriebe vom Netz getrennt werden können ist richtig, aber das ist keine Katastrophe für diese Betriebe, sondern business as usual. Entschädigt werden die natürlich auch vom Netzbetreiber. Man wird nicht zufällig vom Netz getrennt, sondern schließt entsprechende Verträge mit dem Versorger ab.

  4. 41.

    Geothermie ist komplex und aufwendig. Es kann aber von relativ kleinen Konglomeraten bewerkstelligt werden.
    Kohleverstromung ist Sache der Großen Industrie. Da sitzen die Big Guys und das gesamte Spektakel ist eine gewaltige Industrieförderungsmaßnahme. Es ist eine Jobmaschine.
    Geothermie wird Startschwierigkeiten haben. Wir müssen tief bohren und eine geeignete Technologie für den Wärmeaustausch und Wärmetransport finden.
    Ich bin mir aber sicher, dass Geothermie von Anfang an machbar gewesen wäre.

  5. 40.

    Wenn Sie wirklich glauben, dass Sie den Strom in irgendeiner Zukunft fast kostenlos bekommen, haben Sie das Prinzip Kapitalismus nicht begriffen.

  6. 39.

    -Geothermie wird unsere Grundlastprobleme lösen.

    Wenn das so wäre, warum wird es nicht seit Jahrzehnten gemacht? Wir sind nicht in Island.

  7. 38.

    Sie haben mit einem Recht; die komplett fehlenden Langzeitspeicher. Das ist das größte Problem was dazu führt, dass wir billigen grünen Strom billig in Speicherländer exportieren und ihn dann bei Flaute teuer importieren. Im Kapitalismus heißt sowas „veredeln“. Also Kohle für nichts einstreichen.

  8. 37.

    Sie haben mit einem Recht; die komplett fehlenden Langzeitspeicher. Das ist das größte Problem was dazu führt, dass wir billigen grünen Strom billig in Speicherländer exportieren und ihn dann bei Flaute teuer importieren. Im Kapitalismus heißt sowas „veredeln“. Also Kohle für nichts einstreichen.

  9. 36.

    Welche Experten?
    Sie werden immer den Experten finden, der Ihnen die gewünschte Meinung bestätigt, während die Mehrzahl es genau gegenteilig sieht.
    Bereits heute werden stromintensive Betriebe zweitweise vom Netz zwangsgetrennt, weil nicht genug Strom zur Verfügung steht. Das ist für solche Betriebe nicht nur ein Wettbewerbsnachteil sondern teilweise eine wirtschaftliche Katastrophe, wenn nämlich die aktuelle Produktion damit unbrauchbar wird.

  10. 35.

    Na,dann brauchen wir hier, nach Ihrer Meinung, überhaupt keinen Ausbau mehr betreiben. Spart Milliarden Euro, viel Gas und Feld und Flur können bleiben wie sie sind. Das dürfte den Strompreis massiv senken. Übrigens, Gestern hat Deutschland, laut Smart de,aus allen Erzeugerländern Strom in großen Mengen eingekauft. Nur Luxemburg bezog Strom von uns, weil es dort wohl keine Erzeugung gibt. Der Preis war fast überall niedriger als bei uns. Wie die das nur machen?

  11. 34.

    "Unsere fossilen Kraftwerke könnten mehr Strom erzeugen als wir benötigen." Schon lange nicht mehr. Spätestens mit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke ist das vorbei und für die Sicherstellung der Grundlast wird zeitweise Strom importiert. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen ist das meist billiger, als ein Gaskraftwerk hochzufahren. Der haken ist nur: Das Gaskraftwerk muss trotzdem bereitgehalten werden, falls wir mal nicht genug importieren können.

  12. 33.

    Ich empfehle Ihnen dringenst ein Vorsemester in Volkswirtschaft. Denn seit 30 Jahren sind Milliarden der Geberländer versenkt worden, in allen erfolglosen Großprojekten Brandenburgs die Sie hier immer wieder verteidigen, obwohl die harten Kennzahlen genau das Gegenteil beweisen und Brandenburg weiter zu den Letzten in allen wichtigen Rankings gehört. Sind Sie bereit? Für eine Veränderung hin zum Erfolg?

  13. 32.

    Ja - natürlich. In Ihrer Optik sehen Sie vermutlich nicht, daß in den Wintersportorten weitgehend mit Kunstschnee garbeitet wird. Wer das nicht wahraben will, sieht das natürlich als fake an.

  14. 31.

    Für jeden der sich zum Thema informieren möchte:
    https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/klima-gaskraftwerke-kraftwerksstrategie-emissionen-windkraft-100.html

  15. 30.

    Betriebswirtschaft für Vorsemester: Energieversorger kaufen den Strom dort, wo er preiswert ist. Unsere fossilen Kraftwerke könnten mehr Strom erzeugen als wir benötigen.

  16. 29.

    Es wundert mich aber schon etwas, dass wir festhalten müssen, wie wichtig die lückenlose Auswertung von Wettermodellen und realen Wetterdaten für die Gewinnung von Strom aus (letztlich) Wetter ist.
    Bei der Verbrennung fossiler Energieträger sind ebenfalls sehr viele Daten auszuwerten. Wir werfen ja nicht einfach Briketts in die Öfen damit wir es warm haben und der Strom fließt.
    Das Selbe gilt für die Verteilung von Wärme und Energie.
    Im Übrigen wird noch immer zu wenig über Geothermie geschrieben. Geothermie wird unsere Grundlastprobleme lösen.
    Wird natürlich ein AfD Sprallo kommen und erzählen, dass wir die Erde auskühlen… gähn

  17. 28.

    Das Verteilen von Strom über große Trassen innerhalb Europas, ist unbedingt notwendig und unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende.
    Die Machbarkeit ist längst geprüft und bewiesen.
    Lediglich beim Ausbau der notwendigen Infrastruktur wird geschummelt und gebummelt.
    Manch Landesfürst fühlt sich seiner Macht beraubt, wenn Strom nicht mehr in Länderhoheit generiert und verteilt werden kann.
    Ich befürchte allerdings, dass der Klimawandel eine störungsfreie Produktion und Verteilung von Strom auf gesamteuropäischer Ebene schwer machen wird.
    Ich hoffe, ich irre mich.

  18. 26.

    Nein, gerade der Doppelausbau wird sich noch deutlich erweitern. Die Gaskraftwerke sind als Backup-Technologie für die Erneuerbaren unverzichtbar. Die aktuell noch aktiven Kohlekraftwerke haben damit nichts zu tun, da die die Grundlast sichern und ihrerseits keine Backups brauchen. Das werden in naher Zukunft weitere Gaskraftwerke tun müssen, wenn wir aus der Kohle aussteigen und auf Atom verzichten. Die Grundlast kann nicht von Erneuerbaren gedeckt werden, da zu schwankend. Das ließe sich nur lösen, wenn überschüssiger EE-Strom massenweise gespeichert werden könnte. Dafür gibt es bis heute keine ansatzweise ausreichende Lösung und die Speicher müssten erst mal gebaut und später gewartet werden. EE-Strom kann damit gar nicht billiger werden.

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