Berlin - Mietshaus in Schöneberg wegen Rissen in Häuserwand teilweise gesperrt
Ein Ruck geht durchs Haus, sichtbare Risse in der Fassade: Die Bauaufsicht muss Teile eines Gebäudes in Schöneberg wegen Einsturzgefahr sperren. Die Mieterinnen und Mieter mussten ihre Wohnungen verlassen. Zurück können sie vorerst nicht. Der Verkehr wird umgeleitet.
Ein fünfstöckiges Mehrfamilienhaus in Berlin-Schöneberg ist am Mittwoch teilweise gesperrt worden, mehrere Mieter mussten laut Feuerwehr vorübergehend ausziehen. Laut der Bauaufsicht ist ein Teil des Gebäudes einsturzgefährdet.
Die Feuerwehr war am Mittwoch gerufen worden, nachdem in der Fassade des Gebäudes in der Grunewaldstraße/Ecke Goltzstraße starke Risse aufgetreten sind. Am Morgen soll es Anwohnern zufolge einen spürbaren Ruck gegeben haben. Es habe aber schon länger Risse im Haus gegeben. In einem Geschäft im Erdgeschoss finden gerade Bauarbeiten statt.
Dauer noch unklar
Das Haus gehört dem Heimstaden-Konzern. Das Unternehmen sagte auf Anfrage des rbb, dass die Hausverwaltung die Risse seit vergangenen Dezember durch einen Statiker regelmäßig beobachten lasse. Bei einer Prüfung des Hauses am Mittwoch habe man eine Ausdehnung der Rissentwicklung festgestellt. Danach habe man die Bauaufsicht in Kenntnis gesetzt, die eine Teil-Sperrung des Gebäudes (Erkerbereich/Eckhaus) und von Teilen der Grunewaldstraße angeordnet hat.
Neun Mieterinnen und Mieter seien aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu verlassen. Ihnen sei die Unterbringung in Hotels angeboten worden, alle seien aber bereits anderweitig bei Freunden oder Verwandten untergekommen. "Einen Zeitraum zu nennen, wie lange die Wohnungen nicht genutzt werden können, ist aktuell leider nicht möglich", teilte Heimstaden mit. Eigentümer und Bezirksamt beraten nun über das weitere Vorgehen, hieß es von der Polizei.
Die Bauaufsicht des Bezirks habe am 20. Februar von äußerlich sichtbaren Schäden am Gebäude an der Kreuzung Goltzstraße/Grunewaldstraße erfahren. Am 9. April dann habe der Eigentümer festgestellt, dass das Ausmaß der Schädigung der Bausubstanz größer als ursprünglich angenommen und darum eine Räumung der Wohnungen erforderlich sei.
Nachtbus wird umgeleitet, U7 fährt langsamer
Die Kreuzung bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Autofahrer müssen in dem abgesperrten Bereich mit Einschränkungen rechnen. Nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wird der Nachtbus N7 zunächst umgeleitet, andere Busse fahren dort nicht. Die U-Bahn-Linie 7 fahre vorsichtshalber zwischen Kleistpark und Eisenacher Straße mit deutlich verringerter Geschwindigkeit, teilte ein Sprecher mit.
Mieterin: Damaliger Eigentümer hat schon vor Jahren nicht reagiert
Die zuständige Bezirksstadträtin Eva Majewski (CDU) zeigte sich erstaunt darüber, dass dem Unternehmen offensichtlich schon länger Probleme bekannt sind. "Ich höre das jetzt das erste Mal, dass das offensichtlich seit Jahren bekannt ist", sagte Majewski dem rbb.
Für ein Ladenlokal in dem Eckhaus, eine Boutique, gibt es seit dem 3. April Sicherungsmaßnahmen, der Eingang wurde verlegt. Die Betreiberin der Boutique, Fabienne Grüneke, sagte dem rbb, ihr seien bereits vor rund zehn Jahren bei Renovierungsarbeiten Schäden an der Bausubstanz aufgefallen. Der damalige, andere Hauseigentümer habe auf ihre Hinweise aber nicht reagiert. Weil sie ihr Geschäft nun wegen der Baumängel auf unbestimmte Zeit schließen müsse, drohe ihr die Insolvenz. "Ich muss meine Mitarbeiter weiter bezahlen, habe Ware für 100.000 Euro eingekauft. Die kann ich jetzt nicht verkaufen", sagte Grüneke dem rbb.
Sendung: rbb24 Abendschau, 10.04.2024, 19:30 Uhr