Friedrichshain-Kreuzberg - Bisheriger Organisator macht Bezirk für "MyFest"-Absage verantwortlich

Di 16.04.24 | 13:16 Uhr
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Archivbild:Zahlreiche Menschen stehen auf dem Myfest im Berliner Bezirk Kreuzberg auf dem Mariannenplatz am 01.05.2019.(Quelle:picture alliance/dpa-Zentralbild/M.Skolimowska)
Video: rbb24 | 18.04.2024 | Nachrichten | Bild: picture alliance/dpa-Zentralbild/M.Skolimowska

Ein "MyFest" in Berlin-Kreuzberg wird es auch in diesem Jahr nicht geben. Organisator Halis Sönmez sagt, Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann habe "schlicht kein Interesse" daran. Und auch Innensenatorin Iris Spranger zeigt sich verärgert.

Der Organisator und Mitbegründer des "MyFests" Halis Sönmez hat nach dem Ausfall der einstigen Traditionsveranstaltung Vorwürfe gegen den Bezirk erhoben. Es liege an der Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne), dass das Fest auch in diesem Jahr nicht stattfinde, sagte Sönmez rbb|24.

Er gab allerdings auch zu, die Planungen nicht wie im Vorjahr vorangetrieben zu haben. Grund dafür seien Todesfälle im engsten Familienumfeld gewesen.

Der Bezirk hatte in der vergangenen Woche bereits bestätigt, dass das "MyFest" erneut nicht stattfinden wird und seinerseits darauf hingewiesen, es habe nie eine konkrete Planung gegeben. Außerdem würden sich Anwohner ein anderes Konzept für den 1. Mai wünschen, hieß es vom Bezirk.

Sönmez will sich schon mit Polizei und Innenverwaltung vorbesprochen haben

Sönmez sagt nun allerdings, er habe sehr wohl im Januar die ersten Schritte eingeleitet, um bereit zu sein für die Planungen des "MyFests". Er habe mit dem zuständigen Polizeiabschnitt gesprochen und sich versichern lassen, dass sein Sicherheitskonzept aus früheren Jahren weiterhin genehmigungsfähig sei. Auch beim Innenverwaltung habe er sich erkundigt und positive Rückmeldung erhalten.

"Nach unserer und meiner Bewertung liegt es an der Bürgermeisterin Clara Herrmann, dass das MyFest auch in diesem Jahr nicht stattfindet. Sie hat schlicht kein Interesse, dass dieses traditionsreiche MyFest wiederauflebt", schreibt Sönmez in einem Brief an rbb|24 und andere Medien. Im vergangenen Jahr habe er die Planungen noch engagiert vorangetrieben und sei gescheitert. In diesem Jahr habe er auch ein bisschen abgewartet, "ob vom Bezirk was kommt", das war nicht der Fall. Bevor er die Sondergenehmigungen - wie in der Vergangenheit üblich - tatsächlich beantrage, so Sönmez, brauche er zumindest eine Zusage vom Bezirk, dass die finanzielle Unterstützungen (wie in der Vergangenheit) erfolgen wird. Sonst gehe er als gemeinnütziger Verein ein zu großes Risiko.

Da kein Signal vom Bezirk kam und er familiäre Probleme hatte, seien ihm diese dann wichtiger gewesen, sagt Sönmez im Telefongespräch mit rbb|24 auf die Frage, wieso er die Planungen in diesem Jahr nichtmehr genau so energisch wie im Vorjahr betrieben habe.

Ich bin verärgert darüber, ehrlich gesagt

Innensenatorin Iris Spranger im Innenausschuss über die MyFest-Absage

Spranger "hochverärgert" über Absage

Die Polizei antwortete bislang noch nicht auf eine rbb24|Anfrage, wie sie zur Absage steht und ob es tatsächlich im Januar den Kontakt mit Sönmez gab. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) allerdings hatte sich unabhängig von den nun vorgebrachten neuen Darstellungen Sönmez' bereits am Montag im Innenausschuss zum 1. Mai und in diesem Zusammenhang auch zum Ausfall des MyFests geäußert.

Sie teile die bereits bekanntgewordene Kritik am Bezirk, sagte Spranger dort. Das MyFest sei "über viele Jahre hinweg ein Aushängeschild des friedlichen, vielfältigen und toleranten Miteinanders in Berlin gewesen". Es habe der Gewalt keinen Platz geboten, "weil wir dadurch den Platz besetzt haben."

Spranger sagte, sie sei "hochverärgert" darüber, dass das Fest auch in diesem Jahr nicht stattfinde und habe der Bezirksbürgermeisterin deshalb sogar einen Brief geschrieben, in dem sie sie bat, es sich nochmal zu überlegen. Sie wies auch darauf hin, dass, es kaum alternative friedliche Festangebote zum MyFest gebe. "Es sind insgesamt 13 Seiten von Veranstaltungen, die mir gemeldet wurden aus den Bezirken und den kleinsten Anteil hat Friedrichshain-Kreuzberg. Genau da findet es aber auf der Straße statt", sagte Spranger. Lediglich das Kinder- und Jugendfest im Böcklerpark sei mit Bezirksunterstützung organisiert worden. "Das ist zu wenig", sagte Spranger.

Der Bezirk stützt seine Ablehnung gegenüber dem "MyFest" vor allem auf eine Anwohnerumfrage aus dem Jahr 2018. Darin wurden neben grundsätzlicher Zustimmung zum Fest auch Dinge an der Organisation kritisiert: es sei zu voll und zu laut, zu viel Müll entstehe. Vom Bezirk hieß es deshalb explizit, man wolle stattdessen auf kleinere Kiezfeste setzen. Diese finden aber kaum statt. Eine Bezirkssprecherin sagte dazu auf rbb|24 Anfrage lediglich, man sei als Bezirk nicht für die Organisation solcher Kiezfeste zuständig.

Innensenatorin Spranger will den Bezirk aber nicht aus der Verantwortung nehmen: Friedrichshain-Kreuzberg stünden pro Jahr 265.000 Euro zur Verfügung nur für die Planung und Durchführung kultureller Veranstaltungen im Rahmen eines Deeskalationsprogramms zum 1. Mai. "Ich bin verärgert darüber, ehrlich gesagt", sagte Spranger.

Sönmez will 2025 einen neuen Anlauf starten

Sönmez ist noch aus ganz anderen Gründen sauer: Die Umfrage zum "MyFest" stammt aus dem Jahr 2018. Er habe die Kritik bereits 2019 in seinem angepassten Konzept berücksichtigt und ein deutlich kleineres Fest veranstaltet, mit weniger Musikbühnen beispielsweise und mehr Toiletten, so Sönmez. Die damalige Bezirksbürgermeisterin habe die Verbesserungen anschließend gelobt.

Dass die alte Umfrage jetzt, sechs Jahre später und unter einer anderen Bezirksregierung, als Begründung für eine Abkehr vom Fest genutzt wird, verstehe er nicht. Zumal, das zeigt sich beim Blick auf die Zahlen, die Ergebnisse damals auch weit weniger eindeutig ablehnend waren, als es der Bezirk heute gerne darstellt. Immerhin waren 60 Prozent der Befragten grundsätzlich für eine Fortsetzung des Festes. "Die Leute waren glücklich, wir hatten keine Krawalle, wir hatten Verkaufsstände, Toiletten, die Polizei hält sich zurück und wir waren die einzigen, die Demonstrationen durch lässt. Wir haben kein Problem mit Demos - also eigentlich haben wir alles getan, was gut ist für Berlin", sagt Sönmez.

Er hat das MyFest grundsätzlich noch nicht aufgegeben. Im Sommer werde er aus der Türkei zurück nach Berlin kommen und anschließend eine Unterschriftenaktion starten, kündigt Sönmez an. "Ich möchte auf jeden Fall 2025 ein MyFest veranstalten", sagt er.

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26 Kommentare

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  1. 25.

    Der Laden heißt "Rote Rose" und befindet sich in der Adalbertstraße.

  2. 24.

    Kann ir einer sagen, wo diese tolle Kneipe ,,zur Rose'' denn genau ist. ich kann sie nicht finden (Kreuzberg, ja, aber wo?).

  3. 23.

    Zitat: "Bemerkenswert finde ich die Anspruchshaltung gegenüber dem Staat. Wer dieses Mayfest durchführen will, kann und soll das genau so tun wie jeder andere Veranstalter solcher Feste auch."

    Beim MyFest - so heißt das nämlich, Steffen - handelte es sich um ein nicht kommerzielles Straßenfest mit zehntausenden Besuchern, also quasi um eine kulturelle Veranstaltung mit durchaus auch gewaltpräventivem Charakter. Daran sollte der Bezirk schon interessiert sein und dies auch unterstützen und sich keinen schlanken Fuß machen, indem man sich dort einfach kleinere lokale Kiezfeste wünscht, die man dann aber auch nicht unterstützt.

  4. 21.

    Nickname hin oder her, es gehört sich einfach nicht ! Auch in Anbetracht, dass gerade hier immer soviel Wert auf angebliche Korrektheit gelegt wird, und das Moralisieren die höchste Priorität genießt.

  5. 20.

    Das Problem sind doch mich die Grünen in toto, das Problem ist Herrmann. Sie regiert autoritär und bürgerfern. Sie ist im Bezirk und intern umstritten. Das Problem kennen auch die Grünen in FhKb, aber parteiintern ist sie zu fest vernetzt. Eine Duodezfürstin. Für die Wähler*innen bedeutet das: Wählt man grün, bekommt man Herrmann. Macht vielen Bauchschmerzen, sie wählen Grün trotz und nicht wegen Herrmann. Die Partei sollte sie absägen, sonst verlieren sie den Bezirk.

  6. 19.

    Das Problem sind doch mich die Grünen in toto, das Problem ist Herrmann. Sie regiert autoritär und bürgerfern. Sie ist im Bezirk und intern umstritten. Das Problem kennen auch die Grünen in FhKb, aber parteiintern ist sie zu fest vernetzt. Eine Duodezfürstin. Für die Wähler*innen bedeutet das: Wählt man grün, bekommt man Herrmann. Macht vielen Bauchschmerzen, sie wählen Grün trotz und nicht wegen Herrmann. Die Partei sollte sie absägen, sonst verlieren sie den Bezirk.

  7. 18.

    Das sind alles NICKNAMES hier. Es könnten sich auch alle Olaf S. nennen und so miteinander posten. Es geht doch um die Inhalte, nicht darum, sich gegenseitig anzugehen.

  8. 17.

    Djuka Eff:
    "Antwort auf [Immanuel] vom 16.04.2024 um 17:28
    Es ist mir recht egal, wer was bezahlt, ich will nur meine RUHE haben und freu mich, daß dieses Megaevent endlich vorbei ist."

    Wer seine Ruhe haben will, sollte nicht nach SO36 ziehen!

  9. 16.

    Nee Kalle in kein Gentrifizierer. Wohne schon seit 1990 hier. Und laß ir von Euch nichts sagen.

  10. 15.

    Wer ist denn so dreist, und benutzt und kommentiert unter meinem Namen ? Wenigstens ist der Inhalt nicht ganz falsch !

  11. 14.

    Können kann vieles. Müssen muss aber gar nichts und wenn der Veranstalter nicht der Bezirk selbst ist, dann ist es zwar eine öffentlich zugängliche, aber keine öffentliche Veranstaltung. Es ist nicht vermittelbar, wenn Gewinne privat eingestrichen werden und die Kosten davon der Allgemeinheit aufgebrummt werden, insbesondere in Zeiten, wo an allen Ecken und Enden gespart werden muss. Es gibt dringendere Einsatzfelder, wo solches Geld dringender investiert werden muss.

  12. 13.

    Jetzt haben die Gentrifizierer zumindest Ruhe.

  13. 12.

    Es ist mir recht egal, wer was bezahlt, ich will nur meine RUHE haben und freu mich, daß dieses Megaevent endlich vorbei ist.

  14. 11.

    Djuka Eff:
    "Antwort auf [Steffen] vom 16.04.2024 um 13:34
    Das was Sie zu Recht fordern gilt nicht für diese Klientel ! Das Motto ist nach wie vor : Nehmen ist seliger als geben !"

    Was soll dieses undifferenzierte klischeehafte Schwarz-Weiß-Denken?!? Offenbar haben Sie etwas gegen friedlich-vergnügte Feste und wollen lieber 1.-Mai-Randale. SIE wissen überhaupt nicht, wer da wieviel Steuern zahlt!

  15. 10.

    Feste für die Allgemeinheit können auch von der Allgemeinheit und insbesondere von der Verwaltung unterstützt werden! Und letztendlich haben alle etwas davon, wenn friedlich gefeiert statt gewalttätig demonstriert wird.

  16. 9.

    Na dann feiern wir privat im Park und in den Seitenstraßen! Stell like Teen Spirit! Kommt vorbei!

  17. 8.

    Mal ganz echt, können die mal ihre Streitigkeiten intern und nicht Öffentlich klären. Dieses Gehetzte gegen die Grünen nervt! Wenn der Veranstalter auch nix vorantreibt und auf den Bezirk wartet, mal echt. Machen muss schon er!
    Bei der Untervesetzung in den Bezirksämtern, jetzt sollen sie auch Feste veranstalten, hääää? Die Leute werden abgezogen um im Bezirksamt auszuhalten, damit es auch Termine gibt!

  18. 7.

    Warum hetzen sie wieder gegen ,,diese Klientel'' haben Sie Belege dafür? Dann mallos und etwas genauer bitte!

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