Dissen (Spree-Neiße) -
Ausgerechnet im selbsternannten Storchendorf Dissen (Landkreis Spree-Neiße) sorgt ein Storch derzeit für Aufruhr. Mehrfach ist es bereits vorgekommen, dass der Storch im Sturzflug auf Autos zugeflogen ist und die Fahrer damit gehörig erschreckt hat.
"Er ist eben ein unerfahrener Storch, er hat noch keine Kollisionen erlebt. Er ist noch nicht vorsichtig genug", sagt Albrecht Hanke. In Dissen ist Hanke der Storchenauskenner. Immerhin 19 Horste gibt es im Dorf - 12 sind derzeit besetzt. Doch kein Vogel macht so viel Ärger wie der Schmiedestorch, so der Name des Tieres, angelegt an seinen Nistplatz nahe der alten Dorfschmiede.
Fehlende Angst und eine gute Portion Bequemlichkeit
"Wir nehmen an, dass er keine Angst vor Autos hat", sagt Hanke weiter. "Er hat keine Angst vor Traktoren, er hat keine Angst vor Leuten, vor Dorffesten, vor Fußballspielen", zählt er auf.
Auch ein bisschen Bequemlichkeit sorgt für die abenteuerlichen Sturzflüge des Storchs, so der Experte. "Er steigt nicht im kräftezehrenden Flatterflug aus seinem Nest auf, sondern er stürzt nach unten und gleitet", sagt Hanke. Manchmal gleitet er dabei eben auch sehr knapp an fahrenden Autos vorbei.
Schon im vergangenen Jahr war der Storch auffällig, erinnert sich Dorfbewohnerin Elke Schmett. "Dieses Jahr ist er relativ ruhig geworden", sagt sie. Im letzten Jahr kam das Tier erstmals nach Dissen, hat hier erstmals seinen Horst gebaut. "Der hat alles beobachtet, was vom Ortseingang hereingekommen ist und hat schon hinterlistig gewartet", so Schmett. Gezielt sei er dann auf die Autos zugeflogen.
Storch hat eine Partnerin gefunden
In diesem Jahr hat der Schmiedestorch eine Partnerin gefunden. Intensiv klappert er in seinem Horst. Damit zeigt er seiner Partnerin seine Zuneigung, sagt Hanke. Und ergänzt, dass auch der Liebesrausch des Storchs ihn blind für seine Umgebung machen könnte.
Auch hier zeigt der Storch, dass er offenbar etwas bequem ist. Hanke will das anhand des Zustands des Nestes erkennen. "Die Stöcker sind da so lieblos zusammengeschoben", erklärt er. Andere Nester im Ort seien von ihren Bewohnern über Jahre gebaut und vebessert und damit stabilisiert worden. "Bei ihm sieht das so aus, als ob das gleich alles runterfällt."
Auch bei der Nahrungssuche ist er etwas faul. Meistens schafft er es nur etwa 50 Meter bis zum Friedhof. Dort scheint das Nahrungsangebot groß genug zu sein.
Laut Hanke soll der Storch Autofahrer in Zukunft zumindest nicht mehr überraschen können. Damit die sich auf das Tier einstellen können, sollen Schilder am Ortseingang aufgestellt werden. "Achtung Tiefflieger" oder "Achtung, tieffliegende Störche" soll darauf stehen. "Und dann einen schönen Storch dazu", so Hanke.
Passend wäre das für das Storchendorf Dissen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.05.2024, 16:40 Uhr