Queeres Wohnprojekt in Prenzlauer Berg - Berliner "Tuntenhaus" ist gerettet
Durch Vorverkauf wird das "Tuntenhaus" im Prenzlauer Berg geschützt. Bis zuletzt hatten die Bewohner um die Zukunft des ältesten queeren Wohnprojekts der Stadt gebangt.
- Bezirk Pankow will das Vorkaufsrecht für das sogenannte "Tuntenhaus" im Prenzlauer Berg ausüben
- Das Projekt soll künftig mit einem gemeinwohlorientierten Eigentümer fortbestehen
- Der Pankower Bezirksstadtrat unterstreicht die Bedeutung des Projekts für Berlin
Das sogenannte "Tuntenhaus" in der Berliner Kastanienallee kann vom Bezirk Pankow gekauft werden. Wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das Bezirksamt am Donnerstag mitteilten, will der Bezirk nunmehr das Vorkaufsrecht für das alternative Wohnprojekt ausüben.
Der potentielle Käufer des Hauses unterzeichnete nach Angaben der Stadtentwicklungsverwaltung keine so genannte Abwendungsvereinbarung. Mit dieser Vereinbarung hätte sich ein Käufer verpflichtet, auf Luxussanierungen zu verzichten. Nun ist der Weg für den Bezirk frei.
Das 1990 gegründete "Tuntenhaus" in der Kastanienallee gilt als das älteste queere Wohnprojekt Berlins. Die Bewohner befürchteten, bei einem Verkauf an den Investor verdrängt zu werden.
Künftig gemeinwohlorientierter Eigentümer
Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) betonte, dass seine Verwaltung Pankow dabei unterstützt, das Vorkaufsrecht auszuüben. Neben dem Erhalt des seit Jahrzehnten bestehenden queeren Wohnprojekts und dem Schutz der Mieterinnen und Mieter gehe es ihm auch um "ein Zeichen, dass dem Land Berlin der Milieuschutz sehr wichtig ist."
Der Pankower Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste, Cornelius Bechtler (Grüne) zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert. Das Wohnprojekt könne nur mit einem gemeinwohlorientierten Eigentümer fortbestehen, so Bechtler. "Eine marktorientierte Sanierung des denkmalgeschützten Wohnhauses würde zu einer erheblichen Aufwertung und damit zu Mietsteigerungen führen."
Dieser gemeinwohlorientierte Eigentümer ist die "Stiftung Edith Maryon". Sie wird das Vorkaufsrecht in Abstimmung mit Senat und Bezirk ausüben. Nach Angaben von Stadtentwicklungssenator Gaebler liegt der Kaufpreis bei 1,5 Millionen Euro.
"Ohne den Vorkauf wäre Pankow um eine Institution der Vielfalt ärmer."
Geplant ist auch, dass nach einer sozial verträglichen Sanierung einer Genossenschaft das Erbbaurecht für das Gebäude übertragen wird. Mit dem Vorkauf können laut Bezirksamt Pankow insgesamt 25 Wohneinheiten gesichert werden.
Bezirksstadtrat Bechtler unterstrich die Bedeutung des "Tuntenhauses" für Berlin und seinen Bezirk: "Berlin ist keine diskriminierungsfreie Stadt. Queere Menschen sind eine besonders vulnerable soziale Gruppe. Daher ist es wichtig, Wohnprojekte wie das Tuntenhaus als Orte der Vielfalt zu erhalten. Ohne den Vorkauf wäre Pankow um eine Institution der Vielfalt ärmer."
Sendung: Radioeins, 16.05.2024, 14:00