Interview | Schaden, Dreck und Chaos - "Wo der Waschbär Nahrung findet, bedient er sich - das sieht dann nicht mehr niedlich aus"
Waschbären treiben in Brandenburg zunehmend ihr Unwesen. Das Bejagen der Tiere hilft dagegen nur bedingt, sagt Alexander Wach von der Unteren Jagdbehörde Cottbus. Welche Maßnahmen stattdessen Wirkung zeigen, erzählt er rbb|24 im Interview.
rbb|24: Guten Tag Herr Wach. Sie haben in Ihrem Arbeitsalltag bei der Unteren Jagdbehörde Cottbus regelmäßig mit dem Thema Waschbär zu tun. Wie groß ist denn das Problem in Brandenburg?
Was man letztlich statistisch feststellen kann, ist die Zunahme in der Jagdstatistik. Und da ist ganz deutlich, dass brandenburgweit die Waschbärenstrecke [Menge, die an bejagten Tieren erlegt wurde, Anm. d. Red.] enorm zugenommen hat. Im letzten Jahr wurden circa 32.000 Stück erlegt, eine Zunahme von knapp acht Prozent zum Vorjahr.
Grundsätzlich ist der Waschbär die am stärksten bejagte und auch zur Strecke gebrachte Raubtierart in Brandenburg. Aber bei ihm greift der sogenannte Elterntierschutz nach dem Bundesjagdgesetz. Das heißt, dass Elterntiere in der Zeit der Jungaufzucht nicht gejagt werden dürfen. Vom 1. März bis Ende August ist für potenzielle Elterntiere die Jagd also erstmal sehr erschwert.
Warum vermehrt sich der Waschbär denn so sehr?
Es fehlt ihm generell an Fressfeinden. Und sicherlich ist es auch das Nahrungsangebot. Als Kulturfolger ist er da sehr anpassungsfähig. Er ist nicht sehr wählerisch, sowieso ein Allesfresser und kann sich schnell auch an städtische, besiedelte Gebiete anpassen. Durch seine Fingerfertigkeiten hat er eben die Möglichkeit an Nahrung zu kommen, die anderen Raubtieren verwehrt ist.
Ok, aber im Grunde genommen sind die ja schon niedlich, die Waschbären. Warum ist es ein Problem, dass die sich vermehren?
Naja gut, niedlich ist eine Geschmacksfrage. Es bleibt letztlich ein Raubtier. Der unmittelbare Kontakt mit den Menschen ist nicht zu unterschätzen. Da geht es auch um Würmer, die durch den Waschbären übertragen werden können.
Problematisch ist auch, dass der Waschbär Schaden anrichten kann. Wenn Sie den im Dachboden in der Zwischendecke haben, ist das nicht so toll. Dort, wo er Nahrung findet, bedient er sich - und hinterlässt das Ganze nicht unbedingt geharkt und gepflegt. Das sieht dann vielleicht auch nicht mehr so niedlich aus und führt in der Regel zu einer ziemlichen Ernüchterung.
Wie kann ich denn als Privatperson gegen Waschbären vorgehen?
Also erschießen dürfen Sie ihn selbst natürlich nicht. Das obliegt dem Jäger. Im befriedeten Bereich, wo die Jagd in Brandenburg ruht, gibt es Jäger, die ihm auch mit einer Falle nachstellen können. Das dürfen Sie als Nicht-Jäger ebenfalls nicht - auch nicht mit einer Lebendfalle.
Was man aber machen kann, ist, zu versuchen, Nahrungsgrundlagen, welche man dem Waschbären fast unterbewusst zur Verfügung stellt, zu vermeiden. Katzenfutter, Hundefutter, Küchenabfälle, auch ein Kompost, der nicht abdeckbar ist, oder Mülltonnen, an die man rasch rankommt. Die Deckel kann man zum Beispiel mit einem Spannseil sichern.
Man muss gucken, dass man die Lebensstätte so gestaltet, dass es für den Waschbären nicht erreichbar oder nicht mehr interessant ist. Denn da, wo sich ein Waschbär wohlgefühlt hat, führt die Entnahme in den wenigsten Fällen dazu, dass kein Neuer kommt. Solche Populationen liefern ja auch nach.
Im Grunde ist es so, dass schon der nächste in der Reihe steht, und die frei gewordene Lebenstätte übernimmt. Man kann eigentlich nur gucken, dass man dem Waschbären keine Nahrungsgrundlage bietet.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Martin Schneider für Antenne Brandenburg.
Sendung: Antenne Brandenburg, 11.07.2024, 15:10 Uhr