Altersgruppe 18-29 - Diese Ostbrandenburger Gemeinden haben einen besonders hohen Männeranteil

Mi 21.08.24 | 11:24 Uhr
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Auszubildende arbeiten an einer Werkbank. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.08.2024 | O-Ton: Jörn Muranko | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

In einigen Gemeinden in Märkisch-Oderland leben besonders viele junge Männer im Verhältnis zu jungen Frauen. Die Bürgermeister dieser Gemeinden versuchen, die Ursachen dafür zu erklären. Von Corinna Cerruti

Der Landkreis Märkisch-Oderland sticht besonders heraus beim Thema hoher Männeranteil in der Altersgruppe 18-29. Hier gibt es viele Gemeinden, in denen deutlich mehr junge Männer wohnen als junge Frauen. Wie Stichproben zeigen, haben Bürgermeister dieser Gemeinden jeweils unterschiedliche Erklärungen dafür.

Mehr junge Frauen als Männer verlassen Brandenburg nach der Schulzeit. Das hatte eine Datenauswertung des rbb mit Zahlen der Bevölkerungsfortschreibung vom Amt für Statistik-Berlin-Brandenburg, die Ende Dezember erhoben wurden, ergeben.

Bliesdorf (Märkisch-Oderland) in der Nähe von Wriezen ist beim Männeranteil auf Platz eins. In der Gemeinde mit 1.416 Einwohnern sind 78,9 Prozent der jungen Menschen männlich. Zwar gibt es in der Gemeinde zwei Gemeinschaftsunterkünfte für Asylsuchende. Wenn jedoch der Anteil der jungen Männer aus den Unterkünften aus der Gesamtzahl herausgerechnet wird, kommt Bliesdorf noch immer auf einen Männeranteil bei den 18-29-Jährigen von circa 75 Prozent. Dazu muss aber auch angemerkt werden, dass die Stichprobe nicht groß ist, wenn von 1.416 Einwohnern nur die 18-29-Jährigen angeschaut werden und Ausreißer so wahrscheinlich sind.

Bürgermeister Reiner Labitzke von der Unabhängigen Wählergemeinschaft erklärte gegenüber dem rbb, dass die Berufswahl eine Rolle spielen könnte. Viele junge Männer ziehe es in die Handwerksbetriebe vor Ort, während junge Frauen für andere Berufe in die Städte ziehen, glaubt Labitzke.

Uckermark: Wenig Arbeitsplätze, schlechte Verkehrsanbindung, Überalterung

Auch in Carmzow-Wallmow, nördöstlich von Prenzlau in der Uckermark, wohnen deutlich mehr junge Männer als Frauen. Ihr Anteil kommt auf 76 Prozent. Der parteilose Bürgermeister Jörn Muranko beschreibt seine 602-Einwohner-Gemeinde eher als strukturschwach: "Wenig Arbeitsplätze, schlechte Verkehrsanbindung, was den öffentlichen Personennahverkehr betrifft, Überalterung, wenig Attraktivität" nennt er als Gründe. Nur der Tourismus boome in der Gemeinde, die Bettenkapazität durch Ferienwohnungen sei angestiegen.

Es fehle an einer "richtigen Wirtschaft", die Arbeitsplätze schaffe. Stattdessen sei die Region von Landwirtschaft geprägt. Deswegen hat er eine klare Forderung an das Land Brandenburg: "Die kleinen Gemeinden, aus denen Brandenburg ja besteht, sollte man nicht vergessen und nicht nur auf Tourismus setzen, sondern eine richtige Wirtschaft anziehen und zum Niederlassen bewegen." Neue Jobs könnten dann auch mehr Frauen im jungen Alter dazu bewegen, in der Region Wurzeln zu schlagen.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: Im Ortsteil Wallmow ziehen seit einigen Jahren vermehrt Menschen aus dem Berliner Raum zu, auch junge Menschen. Bürgermeister Muranko erkärt: "Dort gibt es eine Kneipe, einen Konsum, Schule und Kindergarten. Das zieht natürlich." Damit sei der Zusammenhalt in Wallmow auch sehr groß, was für viele Menschen gerade auf den Dörfern sehr wichtig ist. Auch der Ortsteil Carmzow sei wieder am Kommen, gerade durch kulturelles Angebot, was es seit kurzem wieder gebe, erkärt Muranko.

In wenigen Gemeinden wohnen mehr Frauen als Männer

Eine Gemeinde mit Frauenüberschuss dagegen ist Reichenow-Möglin in Märkisch-Oderland. In der 570-Einwohner-Gemeinde am Rande der märkischen Schweiz liegt der Anteil junger Frauen bei 56 Prozent. Hier wächst zudem seit 2016 die Bevölkerung wieder leicht. Der parteilose Bürgermeister Wolf-Dieter Hickstein sieht die gute Infrastruktur Richtung Berlin als einen möglichen Grund für das einigermaßen ausgeglichene Geschlechterverhältnis in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen.

"Der ÖPNV ist noch ausbaufähig", so Hickstein, dafür fahre im nahegelegenen Strausberg die S-Bahn nach Berlin im 20-Minuten-Takt. Zudem liege in der Gemeinde Glasfaser, so dass junge Menschen auch gut im Home-Office arbeiten können, sagt Bürgermeister Hickstein. "Das sind alles Faktoren, die für viele junge Menschen mit entscheidend sind." Den Traum vom Eigenheim im Grünen sollen sich Interessierte in Reichenow-Möglin auch leichter erfüllen können als woanders. Hickstein zufolge seien die Immobilienpreise dort "noch nicht so verrückt durch die Decke geschossen wie in anderen Gegenden".

In Reichenow-Möglin fehlt jedoch eine Schule oder Kita, die gerade für junge Familien ein wichtiger Anknüpfungspunkt wäre. Lange Wege möchten viele Eltern in der Regel vermeiden. Das kulturellen Angebote und das Engagement der Gemeinde soll das Hickstein zufolge wieder wett machen und junge Menschen dazu bewegen, auch als Erwachsene in der Region zu bleiben oder zurückzukommen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.08.2024, 15:40 Uhr

63 Kommentare

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  1. 61.

    Ja, durch zum Beispiel Luftverschmutzung und Feinstaub! Also Pellet/Holzheizungen und Autoabgase.

  2. 60.

    Liebe Leonie.
    Die Bevölkerung kann trotz Zuzug aus Berlin und dem übrigen Bundesgebiet, sinken - wenn viel mehr Menschen sterben, als neu geboren werden.
    Zuzug heißt, Brandenburg ist attraktiv und trotzdem kann die Bevölkerung schrumpfen - das ist doch nicht ungewöhnlich, LG.

  3. 59.

    Natürlich sinken die Zahlen -es sind ja die jungen Frauen und jungen Männer, die zum Studium vorerst den Ort verlassen haben. Und die Eltern bleiben eben, weils so schön ist…. Also gibts sehr wenig leeren Wohnraum für viele Interessierte…. Dafür ne super Kneipe, eine florierende Kita, eine sehr gut besuchte Grundschule und (durch den Ort gehalten) einen Laden… auch ohne Industrie und mit Landwirtschaft.

  4. 58.

    Genauso! Diese Tiktok-Schnipsel gibts auch auf DVD zu kaufen, für Interessierte. Männlichkeitsbilder sind verschieden, wie die Männer selber. Wann ist ein Mann ein Mann?

  5. 57.

    Gab es da nicht so nen dämlichen Video-Clip: "Deitsche Frauen lieben richtige Männer und richtige Männer sind rechts!"?
    Weshalb sollte es zu den deitsch-braunen Töppen keine passenden Deckel geben? Ick glaube nich, dass die aus BB flüchtenden jungen Frauen alle zur Antifa gehören. Vielleicht haben die alle keine Lust, in Landwirtschaft/Viehzucht zu arbeiten oder die gleichaltrigen Männer lassen sie nicht Trecker fahren lernen? Sonst gibts ja für Frauen keine berufliche Perspektive - Dienstleistungssektor unterentwickelt - und medizinische Berufe z. B. lernt Frau auch nicht auf dem Dorf.

  6. 56.

    >"darf ein junger Mensch doch völlig frei entscheiden hinaus in die Welt zu ziehen. Warum auch immer."
    Natürlich darf das ein Mensch bei uns immer. Ich finde dieses Thema hier auch etwas aufgezogen mit diesem zweiten Beitrag nach https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/08/maenner-frauen-zahlen-verhaeltnis-brandenburg-statistik.html
    Wenn wir uns mal die Geburtenjahrgänge 1995 bis 2004 (heute 18 - 29 Jahre) anschauen, wurden eh mehr Jungen als Mädchen geboren. Dieser Hype hier ist irgendwie dann auch relativ. Wenn mehr junge Männer jetzt da sind, ist natürlich ein Frauenmangel. Von Natur aus. Auch wohl, weil in diesen Jahrgängen mehr junge Frauen z.B. Studium wählen und damit erstmal aus der Heimat weg sind. In der Uckermark ist eben keine Uni.

  7. 54.

    Er schrieb, er wäre KFZ-Mechaniker oder er hätte eine KFZ Werkstatt ? Da muss man ja nicht gleich Mechaniker sein.
    Seis drum, er meint aber sich sehr gut aus zu kennen.
    Also, meine Damen, wenn ihr Aufklärung über euch braucht, fragt diesen Mann (ohne Namen) aus Brandenburg !

  8. 52.

    „Mehr junge Frauen als Männer verlassen Brandenburg nach der Schulzeit.“

    Schon lustig in welche Richtung die Kommentare hier gehen. Unabhängig von ÖPNV, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, dem Glasfaseranschluss, Saufereien junger Männer mit möglicherweise rechten Gedankengut und einem insgesamt überholten Rollenverständnis manchmal, darf ein junger Mensch doch völlig frei entscheiden hinaus in die Welt zu ziehen. Warum auch immer. Ohne direkten Bezug auf oben genannte Aspekte. Dabei sind Frauen wohl wirklich flexibler.
    Übrigens kommen etliche zurück nach Brandenburg und setzen gewonnene Erfahrungen um.




  9. 51.

    natürlich Party, Alkohol, Sex und Drogen!
    Alles besser wie Mist zu stapeln.

  10. 50.

    Sie tun ja so als gäbe es keine Frau in der Landwirtschaft!? Betriebsblind? Gucken Sie nicht mal über Ihren Gartenzaun?

  11. 48.

    Hier bei mir zu Hause läuft auch immer nur dieselbe rum...
    Is aber auch schon älter...

  12. 46.

    Himmel auf Erden ? Wo gibt es das denn für Frauen ?
    Bei Ihnen sicherlich nicht, so wie Sie über Frauen denken.
    Dazu noch Kind aufziehen neben der Arbeit, das Essen machen, die Abrechnung machen, kein oder viel Geld oder Absicherung haben ? putzen, aufräumen und gut drauf sein für den Mann ! Und als Belohnung aufs Dorffest und trinken oder tanzen für die Männer und dann dafür sorgen, daß der Mann wieder nach Hause kommt ?
    Wenn es nicht so toll ist, warum machen Sie es dann ?
    Schauen Sie bei den Sekten nach, bei der Anastasia Leuten, bei den Rechten .... da werden sie solche Frauen finden, die nebenbei noch das machen, was solche Männer nicht können.

  13. 45.

    Und was sagen die Betroffenen ?

  14. 44.

    Schon niedlich was eine Jana da aus meinem Kommentar rausgelesen hat.
    Dabei habe ich doch lediglich einige der schönen, attraktiven, beschaulichen Seiten des symphatischen Landlebens angeführt, welche doch absolut begehrenswert für jede intelligente Frau sein sollten.
    Wenn nicht, entschuldige ich mich für diese Einschätzung, besonders bei, der wohl perfekten, Jana.
    Übrigens betreibe ich lediglich eine KFZ-Werkstatt und profitiere teils auch von defekten Landmaschinen.

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